Gesundheit am Arbeitsplatz: Mitarbeiter wünschen sich weniger Stress und mehr Wertschätzung

Gesundheit am Arbeitsplatz: Mitarbeiter wünschen sich weniger Stress und mehr Wertschätzung
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Mehr als 50 Prozent der Arbeitnehmer möchten ihren Job wechseln. Als häufig genannte Ursache gilt zu viel Stress am Arbeitsplatz und fehlende Wertschätzung. Viele Unternehmen müssen reagieren und die Gesundheitsförderung in den Fokus rücken, wenn sie Fachkräfte halten und für sich gewinnen möchten. Hier erfahren Sie, wie sich die Arbeitsbedingungen verbessern lassen und welche Unterstützung Sie dabei erfahren können.

Was gehört zur Gesundheit am Arbeitsplatz?

Die Kategorie „Gesundheit am Arbeitsplatz“ fasst alle Maßnahmen für eine gesundheitsfördernde Arbeitsumgebung zusammen. Es geht beispielsweise darum, dass Sie eine ideale Sitzposition am Schreibtisch haben oder einen gut ausgeleuchteten Arbeitsplatz genießen.

Auch auf eine gute Luftqualität und Arbeitssicherheit spielen dabei eine wichtige Rolle. Ihr Arbeitsort (beispielsweise Büro, Produktionshalle oder anderen Unternehmensbereichen) entscheidet darüber, welche gesetzlich vorgeschriebenen und individuell empfehlenswerten Vorkehrungen für die Gesundheit am Arbeitsplatz umgesetzt werden.

Was ist für Gesundheit bei der Arbeit essenziell?

Wie ist Ihr Wohlbefinden, wenn Sie an den Arbeitsplatz denken? Stellt sich ein unbehagliches Gefühl ein oder sind Sie voller Vorfreude? Ihre Antwort auf diese Frage kann bereits ein Indiz dafür sein, wie erfolgreich Gesundheit an Ihrem Arbeitsplatz umgesetzt wird.

Es geht nicht nur darum, dass Sie sich körperlich wohlfühlen, sondern auch um das psychische Behagen (Ihre mentale Gesundheit). Sind Sie dauerndem Höchstbelastungen ohne Chance auf Verschnaufpause oder Ruhe ausgesetzt, kann dies zu stressbedingte Erkrankungen (beispielsweise Verspannungen, Kopfschmerzen usw.) führen.

Essenziell bei der Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz ist eine gute Organisation. Sie wirkt präventiv und minimiert die Risiken für Arbeit- und Produktionsausfälle. Wie wichtig diese Vorkehrungen und angenehme Arbeitsbedingungen sind, zeigen Erhebungen der letzten Jahre. Die Zahl psychischer Erkrankungen und damit verbundener Fehltage nahm in den letzten Jahren deutlich zu. Viele Arbeitnehmer klagen über frohe Belastungen auf Dauer und fühlen sich ausgebrannt.

Das spiegelt sich in den Burnout-Zahlen wider. 2020 waren die Fehltage im Vergleich zu den Vorjahren auf einem Höchststand. Experten schlagen Alarm, denn jeder Zweite fühlt sich mittlerweile von Burnout bedroht und ca. 50 Prozent aller Arbeitnehmer wollen den Job für weniger Stress wechseln.

Arbeitnehmersicht: Warum sind Maßnahmen für die Gesundheitsförderung so wichtig?

Ein dauerhaft hohes Stressniveau am Arbeitsplatz kann die Gesundheit so sehr beeinträchtigen, dass sogar eine Berufsunfähigkeit droht. Zahlen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft aus dem Jahr 2019 zeigen, dass ca. 29 Prozent der Berufsunfähigkeit-Fälle durch psychische Erkrankungen entstanden sind. Für Betroffene eine Ausnahmesituation, denn sie haben zusätzlich zum gesundheitlichen Stress noch Angst vor ihrer sozialen Existenz.

Was passiert, wenn die Tätigkeit durch Burnout nicht mehr ausgeübt werden kann und das berufliche dauerhafte Aus droht? Experten empfehlen eine Berufsunfähigkeitsversicherung, um zumindest eine Last von den Schultern nehmen zu können. Allerdings sollte hier Feinheiten des Vertragsgegenstandes und der versicherten Leistungen geachtet werden, denn nicht überall sind psychische Erkrankungen vollumfänglich inkludiert.

Arbeitgebersicht: Welche Vorteile hat die Gesundheitsförderung für ein Unternehmen?

Auch Arbeitgeber profitieren von Maßnahmen zur Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz. Sie können die Fehlzeiten der Mitarbeiter und damit verbunden die Ausfallkosten deutlich minimieren. Außerdem steigen Motivation und Produktivität, wenn sich Mitarbeiter in ihrem Arbeitsumfeld wohlfühlen. Ein gutes Betriebsklima und gesundheitsfördernde Maßnahmen sorgen für ein besseres Teamgefühl und wirken attraktiv auf neue Fachkräfte.

Die Situation am Arbeitsmarkt ist für viele Unternehmen äußerst herausfordernd geworden. Fachkräfte sind gefragter denn je und können sich häufig vor Arbeitsplatzangeboten kaum retten. Würden Sie lieber einen Job ausüben, bei dem Sie täglichen nervlichen Belastungen ohne Unterlass ausgesetzt sind? Wohl kaum, oder? Damit sind Sie nicht allein, dann mehr als 50 Prozent aller Arbeitnehmer wünschen sich flexiblere Arbeitszeitmodelle und weniger Leistungsdruck.

Arbeitnehmer müssen darauf reagieren, wenn sie wettbewerbsfähig und für Fachkräfte attraktiv bleiben möchten. Dazu zählt nicht nur die Einhaltung des gesetzlich verankerten Arbeitsschutzes, sondern auch zahlreiche freiwillige Extras. Frisches Obst am Arbeitsplatz kann beispielsweise nicht nur einen Vitaminkick geben, sondern auch das Wohlbefinden steigern.

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Machen Sie regelmäßige Pausen und achten Sie auf die richtige Sitzposition, um Rückenbeschwerden zu vermeiden

Wer ist für die Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz verantwortlich?

Es gibt einige betriebliche Maßnahmen zur Gesundheitsförderung, die gesetzlich verpflichtend und in den Arbeitsschutz integriert sind. Hierzu gehören u. a. die Einrichtung einer sicheren Arbeitsstätte und Arbeitsplatzgestaltung, die Schaffung eines sicheren Arbeitsmitteleinsatzes, Lärmschutz, arbeitsmedizinische Vorsorge und andere Vorkehrungen.

Außerdem müssen Arbeitgeber Vorsorge für Erste Hilfe, Evakuierung im Notfall sowie Brandbekämpfung treffen. Mitarbeiter müssen regelmäßig über diese Maßnahmen in Schulungen informiert werden.

Verpflichtend ist auch ein betriebliches Eingliederungsmanagement, unabhängig von der Unternehmensgröße. Hatte ein Arbeitnehmer Fehlzeiten von über 42 Tagen innerhalb von zwölf Monaten, muss er schrittweise wieder eingegliedert werden. Hierfür gibt es strenge Vorgaben zur maximalen Arbeitszeit und den übertragenen Aufgaben. Ziel ist es, die einzugliedernden Mitarbeiter keinen neuen, sofortigen Belastungen auszusetzen, sondern sie behutsam in das Arbeitsumfeld einzuführen.

Gesundheit am Arbeitsplatz: Typische Fehler, die Sie vermeiden können

Ihr Arbeitgeber muss ein Arbeitsumfeld zur Verfügung stellen, in dem Sie ohne Gesundheitsgefährdung agieren können. Liegt Ihr Tätigkeitsbereich im Büro, gehören dazu beispielsweise Schreibtisch, Stuhl, Aufbewahrungsmöglichkeiten oder Kabel.

Der Schreibtisch sollte sich optimalerweise in der Höhe verstellen und an Ihren Arbeitsbedarf anpassen lassen. Bestenfalls verfügen Sie sogar über ein eigenes Stehpult und können zwischen einer sitzenden und stehenden Tätigkeit wechseln. Auch der richtige Stuhl spielt bei der Gesundheitsförderung eine wichtige Rolle. Je individueller er sich an Ihre Wirbelsäule anpassen lässt, desto besser. Eine verstellbare Rückenlehne sollte das Mindeste sein.

Zu gesundheitsfördernden Arbeitsbedingungen gehören auch Aufbewahrungsmöglichkeiten. Schubladen, Schränke und Boxen sollten so platziert werden, dass sie ohne Bücken oder Überstrecken einen Zugriff darauf haben.

Eine Maßnahme, die den Arbeitsschutz betrifft, wird gern am Arbeitsplatz übersehen: Stolperfallen durch Kabel. Vielleicht haben Sie unter Ihrem Schreibtisch oder in der Nähe des Bürostuhls Kabel für Drucker, den PC oder andere Geräte. Liegen diese offen, können Sie sich darin mit den Füßen oder den Rollen des Bürostuhls verfangen. Beim Aufstehen werden sie ungewollt zur Gesundheitsgefahr, denn Sie können dadurch hinfallen und sich schwer verletzen.

Gesundheitsförderung vor dem Bildschirm: So arbeiten Sie entspannter

Viele Arbeiten werden heute immer häufiger vor dem Bildschirm erledigt. Um die Augen zu schonen und den Nackenbereich zu entspannen, sollten Sie auf eine optimale Position des Monitors achten. Er sollte leicht mit der Unterkante des Displays nach vorne geneigt sein. So erhalten Sie mehr Lesekomfort und vermeiden Reflexionen. Je entspannter und aufrechter Sie vor dem Bildschirm sitzen können, desto weniger Belastungen haben sie im Nacken- und Schulterbereich.

Achten Sie während des Sitzens darauf, dass Ihre Schultern leicht nach unten fallen und nicht ständig angestrengt nach oben gezogen werden. Behilflich für diese Ausgleichsposition ist die richtige Maus. Liegt Ihr Handgelenk ergonomisch darauf und kann sich wohltuend entspannen, macht sich dies auf Ihrem ganzen Arm bis zur Schulterpartie bemerkbar. Unterarmstützen oder Handballenauflage können helfen, eine angenehmere Sitzposition zu erreichen. Sie werden vom Arbeitgeber auf Wunsch zur Verfügung gestellt.

Schaffen Sie sich selbst angenehme Arbeitsbedingungen mit den richtigen Snacks

Ein wesentlicher Bestandteil der mentalen Gesundheit ist nicht nur ausreichend Schlaf, sondern auch die Ernährung. Häufig wird das Frühstück ausgelassen, da bereits am Morgen viel zu viel Arbeit auf dem Schreibtisch liegt. Doch eine erste Mahlzeit ist wichtig, denn sie bringt Ihrem Körper Energie und steigert die Konzentration. Vielleicht haben Sie es schon einmal selbst bemerkt, dass ein knurrender Magen und ein anhaltendes Hungergefühl zur Konzentrationsminderung führen.

Bei der Arbeit sollten Sie ebenfalls ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen. Kräutertees und Wasser hoben den Stoffwechsel an und helfen Ihrem Körper beim Entgiften. Versuchen Sie, mindestens 1,5 l täglich zu trinken.

Nach dem Frühstück sollten Sie auch andere Mahlzeiten im Tagesverlauf nicht auslassen. Gönnen Sie sich eine ruhige Mittagspause und genießen Sie das Essen, ohne dabei auf das Handy zu schauen. Im besten Fall verzehren Sie vitaminreiche, leichte Kost, um nicht in das umgangssprachliche „Suppenkoma“ zu verfallen. Experten empfehlen, nach Einnahme der Mahlzeit ein paar Minuten an der frischen Luft, um den Stoffwechsel anzuregen und den Körper mit neuer Energie für die restliche Arbeitsbewilligung zu versorgen.

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Viele Arbeitgeber spendieren kostenloses Obst am Arbeitsplatz, um die Motivation und die Vitalität ihrer Mitarbeiter zu erhöhen

So steigern Sie die Produktivität während der Arbeit

Vielleicht haben Sie schon Erfolge mit Astromedizin erzielt oder wenden andere Techniken für mehr Wohlbefinden am Arbeitsplatz an. Machen Sie kleine Übungen, um beispielsweise Wirbelsäule und Gesäß zu entlasten? Diese unscheinbar wirkenden Bewegungen werden häufig unterschätzt. Probieren Sie es aus. Stellen Sie sich auf Zehenspitzen und lassen Sie die Schultern kreisen. Diese Übung entspannt Ihren Rücken und stärkt die Muskulatur.

Machen Sie regelmäßige Pausen und versuchen Sie dabei, den Bildschirm zu meiden. Stehen Sie auf, bewegen Sie sich gern zum Fenster oder machen Sie 10 Kniebeugen an Ihrem Stuhl. Die sogenannte Pomodoro-Technik hilft Ihnen bei der Konzentration und erhöht die Produktivität. Arbeiten Sie beispielsweise ca. 25 Minuten und können Sie sich 5 Minuten Pause. Durch den Wechsel von Konzentration und Entspannung arbeiten Sie deutlich fokussierter.

Musik kann Ihr Wohlbefinden am Arbeitsplatz steigern

Wussten Sie, dass musikalische Klänge schmerz- und stresslindernd wirken können? Untersuchungen zeigen, dass vor allem ruhige Musikstücke (beispielsweise natürliche Klänge oder instrumentale Inszenierungen) beruhigend auf unser Gemüt wirken. Müssen Sie sich bei den Aufgaben konzentrieren, können Sie sich Kopfhörer aufsetzen und damit die Umwelt im wahrsten Sinne des Wortes ausblenden.

Studien fanden heraus, dass vor allem Mozart-Stücke ideal für alle sind, die kreativ sein müssen. Die Töne des Komponisten fördern das abstrakte Denkvermögen und können die Produktivität erhöhen. Viele Arbeitgeber stellen ihren Mitarbeitern auf Wunsch adäquate Kopfhörer zur Verfügung, sodass gar kein privates Investment möglich ist.