Alkohol: Wie schädlich ist das beliebte Genussmittel wirklich?

Alkohol: Wie schädlich ist das beliebte Genussmittel wirklich?
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Inhaltsverzeichnis

Alkohol zählt zu den beliebtesten Genussmitteln der Deutschen und das trotz zahlreicher gesundheitlicher Risiken von Alkohol. Der eine liebt sein Feierabend-Bier, der andere genießt gern ein Glas guten Wein oder trinkt beim Feiern den einen oder anderen süßen Cocktail.

Lesen Sie im Folgenden alles über Alkohol. Ist er wirklich so schädlich für unsere Gesundheit? Gibt es nicht doch positive Effekte bei moderatem Alkoholgenuss?

Wie ungesund ist Alkohol?

Besonders Rotwein sagt eine gesundheitsfördernde Wirkung nach. Geringe Mengen Rotwein sollen einen schützenden Effekt gegen Herzinfarkte und Diabetes haben. Grund dafür ist das im Rotwein enthaltene Resveratrol und weitere sekundäre Pflanzenstoffe wie Polyphenole. Sie zählen zu den stärksten Antioxidantien, die wir kennen und sorgen dafür, dass unsere Körperzellen nicht entarten. Polyphenole sind ebenfalls in Traubensaft enthalten.

Von dieser positiven Wirkung des Rotweins kann aber nur profitieren, wer nicht mehr als ein Glas Wein pro Tag zu sich nimmt. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für Männer maximal 20 g Alkohol pro Tag (0,25 ml Wein), während für Frauen nur die Hälfte erlaubt ist. Alles, was darüber hinaus geht, schadet der Gesundheit.

Wie lange bleibt Alkohol im Blut?

Die Faustregel besagt: Etwa 0,1 – 0,2 Promille werden pro Stunde abgebaut. Ca. 90% des Alkohols werden über die Leber abgebaut, ein geringer Teil über den Atem und den Urin.

Stillleben bestehend aus verschidenen Alkoholsorten
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Hilft Alkohol beim Entspannen?

Eine repräsentative Umfrage ergab: Jeder fünfte Mann stimmt der Aussage zu, sich mit Alkohol von Stress oder Ärger zu entspannen. Wein, Bier und Schnaps stehen dabei hoch im Kurs.

Während 20 Prozent der Männer Alkohol als Entspannungs-Hilfe zu nutzen, gaben nur rund 8 Prozent der befragten Frauen an, Alkohol zur Entspannung zu trinken. Beim Großteil der Frauen waren Ausspannen auf dem Sofa, Joggen oder das Lesen eines guten Buchs ein gutes Mittel um „runterzukommen”. Dabei ist Joggen sicherlich die effektivste Art, Stresshormone abzubauen; obwohl auch das bloße Liegen auf der Couch gesünder ist als gezielt Alkohol gegen den Stress zu trinken.

Welche Auswirkungen hat Alkohol auf den Körper?

Alkohol ist ein Zellgift, das im ganzen Körper Spuren hinterlässt. Der größte Teil des aufgenommenen Alkohols geht nach dem Trinken sofort in den Blutkreislauf, der das Gift in allen Organen verteilt. Über die Blut-Hirn-Schranke gelangt der Alkohol ins Hirn und verändert dort die Nervenzellen.

Man schätzt Entfernungen schlechter ein, man kann sich nicht konzentrieren, wird insgesamt langsamer und grobmotorischer und neigt dazu, sich zu überschätzen. Langfristiger, übermäßiger Alkoholkonsum schädigt das Hirngewebe, sodass unter anderem Gedächtnisprobleme auftreten können.

Magen und Darm

Auch Speiseröhre, Magen und Darm werden von zu häufigem Alkoholkonsum beeinträchtigt. Auf Dauer kann das Zellgift zu Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes führen. Auch werden Nährstoffe aus der Nahrung nicht mehr ausreichend aufgenommen und verarbeitet.

Leber

Die Leber übernimmt den Abbau des Alkohols im Körper. Dabei schafft sie es, pro Stunde nur etwa 0,1 Promille Alkohol abzubauen. Es dauert also lange, bis man nach einer durchzechten Nacht wieder Auto fahren kann. Wer langfristig zu viel Alkohol trinkt, schädigt seine Leber nachhaltig und riskiert massive Schäden wie Leberentzündung, Fettleber, Leberschwellung oder die lebensbedrohliche Leberzirrhose.

Gehirn

Selbst kleine Alkoholmengen, wie sie in einem Glas Wein enthalten sind, können bei täglichem Konsum das Gehirn schädigen. Diese Aufsehen erregende Entdeckung veröffentlichte im Jahr 2003 ein Forscherteam der Psychiatrischen Universitätsklinik in Erlangen.

Während große Alkoholmengen die Gehirnzellen direkt vergiften, schädigen kleine Alkoholmengen unsere Schaltzentrale im Kopf auf indirektem Weg: Der Alkohol treibt die giftigen Homozysteinwerte in die Höhe, die die Hirnzellen angreifen und zu einem Hirnschwund führen. Schon ein tägliches Glas Wein oder Bier erhöhe den Giftspiegel im Blut, erklärte dazu der Teamleiter, Privatdozent Dr. Stefan Bleich.

Macht Alkohol dumm?

Nehmen Sie regelmäßig 50 Gramm Alkohol zu sich, so kann es laut Stockholmer Forschern am Nervensystem zu bleibenden Schäden kommen: Gehirnzellen sterben dauerhaft ab, die Weiterleitung von Reizen funktioniert nicht mehr. Mehr noch: Wichtige Botenstoffe im Gehirn werden verstärkt oder außer Kraft gesetzt. Dazu gehören:

  • Dieses hat für das Gefühlsleben eine starke Bedeutung. Unter Alkoholgenuss verliert es aber seine Wirksamkeit. Kommt kein Alkohol mehr nach, nimmt es seine Tätig keit wieder auf – mit verstärkter Wirkung. Es kommt im schlimmsten Fall zu heftigen Halluzinationen.
  • Acetylcholin ist ein Überträgerstoff. Die Rezeptoren, also die Andockstellen im Gehirn für diesen Stoff, nehmen unter Alkoholeinfluss ab – es kommt zu Gedächtnislücken.
  • Der Sympathikussitzt im Nervensystem. Er ist für alle Stressreaktionen verantwortlich und nicht willentlich beeinflussbar. Unter Alkohol reagiert er überempfindlich, weil seine Rezeptoren ausgebremst werden.
  • Glutamathat aktivierende Aufgaben im Nervensystem. Weil unter Alkoholeinfluss seine Wirksamkeit abnimmt, bildet der Körper neue Rezeptoren. Lässt die Wirkung des Alkohols nach, kommt es auf Grund der übermäßig vorhandenen Rezeptoren zu Krämpfen.

Alkohol in der Schwangerschaft

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Schon im Bauch der Mutter bekommen ungeborene Kinder viel von der Welt mit und hier wird schon über spätere Vorlieben entschieden. Das zumindest haben Forscher aus New York an Ratten entdeckt und sind sich sicher, dass die Ergebnisse auf den Menschen übertragen werden können.

Die Wissenschaftler gaben schwangeren Ratten Wasser mit Zucker, Alkohol oder Chinin in kleinen Portionen. Als die Nachwuchsratten geboren waren, wurden sie im Alter von 30 Tagen auf ihre Vorlieben hin getestet. Das Ergebnis: Alle Tiere liebten das süße Zuckerwasser. Alkohol oder Chinin tranken dagegen eher diejenigen, deren Mütter es schon in der Schwangerschaft getrunken hatten. Der bittere Geschmack konnte sie nicht abschrecken.

„Bier auf Wein, das lass sein“: Doch nur ein Mythos?

Wahrscheinlich stammt der gut gemeinte Ratschlag aus dem 19. Jahrhundert. Zu dieser Zeit trank das gemeine Volk meist Bier; denn teurere Weine konnten sich nur wenige leisten. Wer sich aber doch mal einen edlen Tropfen gönnte, wollte sich das erlesene Geschmackserlebnis nicht im Nachhinein verderben und schon gar nicht durch das Getränk der ärmeren Bevölkerung. Leider ist das Sprichwort nur ein Mythos. Es bringt Ihnen also keine Vorteile und vertreibt auch den Kater am Morgen nicht.

Was genau ist ein Kater (Alkoholintoxikation)?

Als „Kater“ bezeichnet man das Unwohlsein nach übermäßigem Alkoholkonsum. Die Alkoholmenge, die zu einem Kater führt, ist bei jedem Mensch unterschiedlich. Je nach Körpergröße, Gewicht und gesundheitlicher Verfassung vertragen Menschen unterschiedlich viel Alkohol. Das Katergefühl trifft Sie am heftigsten, wenn der Alkoholgehalt in Ihrem Blut wieder gegen Null geht.

Bevor man katert hat der Körper in den meisten eine Alkoholvergiftung (Alkoholintoxikation) erlitten. Typische Anzeichen sind Übelkeit, Erbrechen, Schwindelgefühl und Bewusstseinsstörungen – auch Filmrisse sind nicht ausgeschlossen.

Alkoholmissbrauch
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Was Ihren Kater beeinflusst bzw. verstärkt

Wie beuge ich einem Kater vor?

Das beste Mittel gegen einen Kater und brummenden Schädel am nächsten Tag ist komplett auf Alkohol zu verzichten. Sollten Sie dennoch trinken wollen, können Sie folgende Tipps beachten:

  • Fetthaltige Kost essen: Das verlangsamt die Aufnahme des Alkohols ins Blut
  • Zuckerhaltige Drinks vermeiden: Der Zucker dient dem Alkohol als Katalysator und wird dadurch schneller ins Blut aufgenommen
  • Zwischendurch Wasser trinken: Alkohol wirkt entwässernd, daher sollten Sie auf ausreichend gesunden Flüssigkeitsnachschub sorgen.

Sollten Sie am nächsten Tag trotzdem unter einem Kater leiden, können Sie folgende Tricks anwenden:

  • Trinken Sie reichlich Mineralwasser: Das löscht den Nachdurst und fördert die Ausscheidung des Alkohols. Dieser führt dazu, dass Sie entwässern. Sie sollten daher schon bevor Sie schlafen gehen am besten noch eine große Portion kohlensäurearmes Wasser trinken. Morgens greifen Sie am besten auch gleich zum Wasserglas. Wasser ist übrigens besser als Kaffee, der noch mehr entwässert und Ihrem Körper darüber hinaus auch noch Vitalstoffe raubt.
  • Diese Lebensmittel versorgen Ihren Körper mit Mineralstoffen, die er durch den Alkoholkonsum verloren hat: Saure Gurken, Matjes, Rollmops, Gemüsebrühe, Gemüsesaft, Früchtemüsli.
  • Wenn Sie sich an der Luft bewegen, vergehen Kopfschmerzen schneller. Ein Spaziergang regt Ihren Kreislauf an und hilft Ihrem Körper dabei, den Alkohol schneller abzubauen.
  • Am besten kochen Sie sich zusätzlich noch eine ordentliche Brühe, die Sie mit einer Extraportion Salz zu sich nehmen.
  • Stirn und Schläfen mit Pfefferminzöl oder Minzöl einmassieren oder ein eisgekühltes Kirschkernkissen auf die gemarterte Stirn legen.
  • Bei geschwollenen Augen hilft eine kleine Lymphdrainage: Von der Nasenwurzel am Oberlid sanft zum Gesichtsrand hin ausstreichen, so lange es Ihnen gut tut.
  • Wenn Ihr Kreislauf es zulässt, gehen Sie so heiß wie möglich duschen. Damit entgiften Sie Ihre Haut.
  • Wenn die Kopfschmerzen gar nicht weichen wollen, versuchen Sie es mit einer Tasse sehr starkem Kaffee.

In Italien ist ein bewährtes Mittel gegen Kopfschmerzen Espresso mit Zitrone. Diese Kombination soll das Schmerzempfinden mildern.

Magnesium-Entzug durch Alkohol

Magnesium, das Salz der inneren Ruhe, kommt bei vielen Menschen generell zu wenig im Blut vor. Alkohol besitzt die unangenehme Eigenschaft, zusätzlich Magnesium aus den Zellen zu spülen. Stellen Sie sich vor, Sie trinken jeden Tag ein Glas Wein. Tag für Tag bauen Sie etwas von dem kostbaren Magnesium in Ihrem Blut ab. Diesen Verlust können Sie nicht durch die Nahrung ausgleichen. Die Folgen:

  • Unruhe und Nervosität
  • Migräne
  • Herzprobleme wie Herzjagen, Krämpfe in der Herzmuskulatur, Herzrhythmusstörungen oder Herzschmerzen
  • Magen-Darm-Probleme

Aus diesem Grund sollten Sie auf jeden Fall am Tag nach dem Alkoholkonsum Ihren Magnesiumspeicher auffüllen. Dies funktioniert zum Beispiel mit einem Hülsenfrucht-Gericht.

Welche Lebensmittel enthalten versteckten Alkohol?

Es gibt Lebensmittel mit einem natürlichen Alkoholgehalt, darunter Kefir und naturtrübe Fruchtsäfte. Bei Lebensmitteln mit einem natürlichen Alkoholgehalt liegt der Wert jedoch meistens unter 0,3 Volumenprozent Alkohol. Anderen Lebensmitteln wird während der Verarbeitung Alkohol hinzugegeben. Alkohol verleiht Lebensmitteln eine längere Haltbarkeit und ihr spezielles Aroma. Wird Alkohol in der Verarbeitung eingesetzt, ist dies kennzeichnungspflichtig. Sie finden ihn auf den Etikettierungen unter verschiedenen Bezeichnungen:

  • Äthylalkohol oder Ethylalkohol
  • Äthanol oder Ethanol
  • Weingeist
  • C2H5OH (das ist die chemische Formel)

Alkohol muss erst ab einer Menge von 1,2 Volumenprozent angegeben werden. Unter 0,5 Volumenprozent dürfen Nahrungsmittel sogar als „alkoholfrei“ bezeichnet werden.

Hier bestehen Kennzeichnungslücken

  • bei Gerichten in Restaurants und Kantinen wie Soßen, flambierte Gerichte oder Obstsalate
  • bei lose verkauften Lebensmitteln wie Schwarzwälder Kirschtorte oder Eisbecher in Eiscafés, Wurst und Käse
  • bei Süßwaren wie Marzipanprodukten oder Pralinen
  • bei Kleinverpackungen wie Ostereiern mit Füllung oder kleinen Portionspackungen mit Konfitüre
  • bei Fruchtauszügen oder Aromen mit Alkohol als Lösemittel

Ist alkoholfreies Bier wirklich alkoholfrei?

Nur einige der als alkoholfrei bezeichneten Biere enthalten exakt 0,0 Volumenprozent (% vol.) Alkohol. Im Durchschnitt enthalten alkoholfreie Biere etwa 0,35 % vol. Generell gilt: In Deutschland werden Getränke bis zu einem Gehalt von 0,5 % vol. als „alkoholfrei” bezeichnet. Die Bezeichnung bei Bier ist bisher weder in der Bierverordnung noch in den Leitsätzen der Deutschen Lebensmittelbuchkommission geregelt. Grundsätzlich muss der Alkoholgehalt in Getränken angegeben werden, wenn er mehr als 1,2 % vol. beträgt.

Brauereien, die zum Deutschen Brauer-Bund (DBB) gehören, kennzeichnen den Restalkoholgehalt in ihrem alkoholfreien Bier inzwischen. Den Hinweis auf den Gehalt finden Sie leider meist nur auf der Rückseite der Flaschen. Auch Fruchtsäfte können Alkohol enthalten, wenn das verwendete Obst beispielsweise angefault war. Daher ist ein niedriger Alkoholgehalt in Fruchtsäften ein Qualitätskriterium und wird durch Leitsätze des Deutschen Lebensmittelbuchs geregelt. Bis zu 3 Gramm pro Liter (0,38 % vol.) dürfen in handelsüblichen Säften vorkommen.