Pestwurz: Bei welchen Beschwerden kommt die heimische Pflanze zum Einsatz?

Pestwurz: Bei welchen Beschwerden kommt die heimische Pflanze zum Einsatz?
Sabine Schönfeld | Adobe Stock
Inhaltsverzeichnis

Einst sollte die Pestwurz die Pest heilen, was zwar nicht gelang, der Pflanze aber zu ihrem Namen verhalf. Schon die Griechen, Römer sowie die Kelten benutzten die Pestwurz als Heilpflanze und setzten sie für die Wundheilung ein. Bis heute hat die in Europa und Nord- bzw. Westasien beheimatete Pflanze ihren Platz in der Naturmedizin verteidigt und wird heute häufig zur Linderung von Migräne- sowie Heuschnupfenbeschwerden genutzt.

Was ist Pestwurz und wie sieht es aus?

Die Gewöhnliche Pestwurz (lat. Petasites hybridus) ist eine Pflanze, die bis zu 120 cm hoch wird und meist im Uferbereich von Gewässern wie Bach- und Flussläufen wächst. Sie ist eng mit Huflattich verwandt und zählt zur Familie der Korbblütler (Asteraceae). Bach-Pestwurz oder Rote Pestwurz sind weitere Namen für die Pflanze, deren rötlich-rosa-weißen Blütenköpfe in Trauben wachsen.

Die Blütenstände werden vor den Blättern sichtbar. Die Blätter wachsen im Laufe des Sommers und werden bis zu 90 cm breit. Damit gehören sie zu den größten Blättern der europäischen Flora. Pestwurz wächst im Frühjahr, die Blütezeit beginnt ab März, womit sie eine der frühsten Blüher ist. Im Winter zieht sich die Pflanze in ihren Wurzelstock zurück.

Wo kommt Petasites hybridus vor?

Zu den Verbreitungsgebieten von Pestwurz zählen diese Länder:

  • Europa mit Baltikum, Schweden, Dänemark, Schottland, Österreich und natürlich Deutschland
  • Türkei
  • Kaukasusgebiet
  • US-Bundesstaat Michigan

Es gibt rund 18 verschiedene Pestwurz-Arten, die regional unterschiedlich vorkommen. Pestwurz wächst sowohl an der Ostseeküste als auch in den Allgäuer Alpen auf bis zu 1.700 Metern über dem Meeresspiegel. Sie benötigt eine gewisse Feuchtigkeit in der Luft, um optimal zu gedeihen.

Achtung, giftige Inhaltsstoffe: Pestwurz nicht einfach pflücken und essen

Achtung! Pestwurz gilt zwar als Heilpflanze – pur angewendet kann die Pflanze aber giftig sein. Sie enthält:

  • Petasin
  • Polyphenole
  • Flavonoide
  • Ätherische Öle
  • Beta-Sitosterol
  • Pyrrolizidinalkaloide

Einige dieser Inhaltsstoffe wie die Pyrrolizidinalkaloide sind giftig und können Leberschäden verursachen. Außerdem können sie Krebs verursachen, indem sie das Erbgut schädigen.

Wichtig: Sie sollten Pestwurz daher nicht einfach pflücken und eigenhändig zu Tee verarbeiten oder für eine andere Zubereitungsart nutzen. Greifen Sie auf Fertigarzneimittel zurück, in denen die schädlichen Inhaltsstoffe entfernt wurden und die sicher eingenommen werden können.

So wirkt Pestwurz auf den Körper

Die Wirkung von Pestwurz ist vielfältig. Die Pflanze:

  • … lindert Schmerzen
  • … löst Krämpfe
  • … wirkt antiallergisch
  • … wirkt beruhigend
  • … hemmt Entzündungen
  • … wirkt harntreibend
  • … wirkt schweißtreibend
  • … löst Schleim
  • … fördert die Menstruation

Bei diesen Beschwerden können Sie zu Pestwurz greifen

Zum Einsatz kann Pestwurz bei verschiedenen Beschwerden kommen. Dazu zählen:

  • Migräne
  • Kopf- und Nackenschmerzen
  • Heuschnupfen
  • Menstruationsbeschwerden
  • Schmerzen im Unterbauch
  • Funktionsstörungen im Magenbereich
  • Reizblase und Harnwegsbeschwerden
  • Atemwegserkrankungen

Gegen welche Beschwerden und Krankheiten wirkt Pestwurz besonders gut?

Während Pestwurz für Frauen mit Harnwegsbeschwerden vielleicht nicht immer das erste Mittel der Wahl ist, da auch viele andere Naturmittel wie Brennnessel oder Cranberry wirksam sind, hat es sich bei zwei Krankheitsbildern jedoch bewährt: Migräne und Heuschnupfen. In wissenschaftlichen Studien konnte der Effekt von Pestwurz mit denen von chemischen Arzneien mithalten und die Einnahme bedeutete zudem weniger Nebenwirkungen.

Da Petasites hybridus insgesamt krampflösend wirkt, kann es dennoch auch bei Harnwegsbeschwerden, Menstruationsschmerzen und sogar Asthma helfen. Für die Asthmabehandlung mit Pestwurz steht die Forschung noch am Anfang, erste Studien konnten aber erfreuliche Ergebnisse aufweisen, die Hoffnung machen. Auch hier punktet die entkrampfende Wirkung der Pflanze in Bezug auf die Bronchien.

Hauptanwendungsgebiet von Pestwurz: Migräne vorbeugen und Attacken reduzieren

Am häufigsten zur Anwendung kommt Pestwurz bei Migräne. Als pflanzliches Mittel zur Migräneprophylaxe ist die Pflanze sehr beliebt, da sie naturnah und ohne Chemie die Anzahl von Migräneattacken laut Studien um bis zu 50 Prozent reduzieren kann. Es wirkt entkrampfend auf die Blutgefäße im Gehirn, wodurch der Schmerz im Kopf gemindert wird.

Die Einnahme zusätzlicher Arzneimittel bei Migräneattacken kann dank der langfristigen Prophylaxe mit Pestwurz ebenfalls reduziert werden. Die Ergebnisse von Studien haben gezeigt, dass natürliche Mittel mit Pestwurz mit synthetischen Mitteln durchaus mithalten können.

Pestwurz bei Heuschnupfen: Ähnliche Wirkung wie synthetische Mittel dank Extrakt „Ze 339“

In Studien konnten ähnlich wie bei Migräne auch bei Heuschnupfen gute Ergebnisse mit Pestwurz bei der Behandlung festgestellt werden. Die allergische Rhinitis, wie Heuschnupfen auch heißt, kann mit dem Spezialextrakt Ze339, das aus den Blättern der Pestwurz gewonnen wird, behandelt werden. Die Extraktion erfolgt aus speziell angebauter Pestwurz.

Die Behandlung erfolgt symptomatisch und hilft gegen eine juckende Nase und Augen, eine laufende oder verstopfte Nase sowie gegen gerötete Augen. Studien zeigten, dass die Wirkung des Pestwurz-Extraktes nach etwa 30 bis 90 Minuten einsetzt. Im Vergleich mit synthetischen Antihistaminika konnte eine gleiche Wirkung erkannt werden und das mit weniger Nebenwirkungen wie Müdigkeit. Dafür traten bei den Studienteilnehmern zum Teil Übelkeit, Durchfall oder Bauchschmerzen auf.

Die Wirksamkeit der Pestwurz bei Heuschnupfen liegt in den Petasinen begründet. Dazu zählen Petasin, Neopetasin sowie Isopetasin. Sie wirken entzündungshemmend. Für die Heuschnupfenmittel mit Pestwurz werden nicht die Rhizome, also die Wurzeln, wie bei vielen anderen pflanzlichen Arzneimitteln verwendet, sondern die Blätter einer gezüchteten Art mit hoher Dichte an Inhaltsstoffen.

Wie wird Pestwurz angewendet?

Da Pestwurz in der eigenen Zubereitung eine giftige Wirkung haben kann, sollten Sie nur auf Fertigarzneimittel zurückgreifen. Diese sind sicher und die toxischen Inhaltsstoffe wurden bei der Herstellung entfernt.

Die häufigste Darreichungsform der Pestwurz sind Kapseln mit Pestwurz-Extrakt. Sie können bequem mit einem Glas Wasser eingenommen werden. Es gibt sie von verschiedenen Firmen wie Isolife oder Diamant Natuur. 100 Kapseln kosten je nach Hersteller zwischen 20 Euro und 30 Euro.

Dosierung bei Heuschnupfen: Bei Heuschnupfen helfen zwei Kapseln Pestwurz pro Tag, die Symptome zu lindern. Wenn Sie unter besonders starker Pollenallergie leiden, können Sie die Dosis auch auf drei Kapseln pro Tag erhöhen. Tesalin® ist eines der Mittel mit Pestwurz-Extrakt Ze 339, das für die Behandlung von Heuschnupfen zugelassen ist und als äußerst wirksam gilt.

Dosierung bei Migräne: Petadolex ist eines der gängigen Präparate mit Pestwurz-Extrakt für die Behandlung von Migräne. Es ist in Ampullen erhältlich und wird injiziert. In Kapselform kann Petadolex ebenfalls eingenommen werden. Besprechen Sie die Dosierung mit Ihrem Arzt. So wurden in Studien gute Ergebnisse mit einer Dosierung von 3 x 50 mg pro Tag erzielt, für andere Patienten können aber auch geringere Dosen ausreichen und Migräneanfälle reduzieren. Um langfristig die Anzahl von Migräneattacken zu reduzieren, sollten Sie Pestwurz über mindestens zwei Monate einnehmen.

Dosierung bei Krämpfen: Um Krämpfe zu lindern, zum Beispiel bei Menstruationsbeschwerden, können Sie zwei Tabletten pro Tag einnehmen.

Pestwurz zur äußerlichen Anwendung: Als Salbe ist Pestwurz ebenfalls erhältlich und findet äußerlich auf der Haut seine Verwendung. Bei Hautausschlägen, die jucken, entzündet sind oder eine allergische Reaktion darstellen, kann Pestwurz-Salbe helfen. Zur Unterstützung bei Neurodermitis ist die Salbe auch effektiv. Trockene, schuppende Haut kann mit Pestwurz-Extrakt gelindert werden.

Homöopathie und Pestwurz: Auch als homöopathisches Mittel können Sie Pestwurz kaufen – dann heißt es Petasites. Die gängigste Darreichungsform dieses Mittels sind die Globuli in der Potenz D6.

Das müssen Sie bei der Einnahme von Pestwurz berücksichtigen

Auch wenn Pestwurz ein pflanzliches Arzneimittel ist, können Sie es nicht nach Belieben einnehmen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wenn Sie Pestwurz zum Beispiel als Migräneprophylaxe nehmen wollen oder Ihrem Heuschnupfen im Frühjahr damit zu Leibe rücken wollen.

  • Zu den typischen Nebenwirkungen von Pestwurz, unabhängig vom Anwendungsgebiet, zählen Magenbeschwerden sowie Verdauungsprobleme.
  • Die Kapseln können auch über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, allerdings sollten Sie ab einer Einnahmezeit von vier Wochen Ihre Leberwerte regelmäßig kontrollieren lassen.
  • Wenn Sie Leberschäden haben, sollten Sie auf die Einnahme von Pestwurz verzichten.
  • Während der Schwangerschaft und Stillzeit sollten Sie keine Mittel mit Pestwurz einnehmen.
  • Für Kinder unter 12 Jahre sind Pestwurz-Mittel ebenfalls nicht empfohlen, da die Nebenwirkungen noch nicht genug erforscht sind.

Hier können Sie Pestwurz kaufen

Achten Sie beim Kauf eines Pestwurz-Präparates auf die Aufschrift „PA-frei“. Dies spricht dafür, dass die Pyrrolizindinalkaloide – die giftigen Stoffe in der Pflanze – entfernt wurden. Sie erhalten Mittel mit Pestwurz sowohl in der Apotheke als auch im Internet. Homöopathische Mittel mit Pestwurz können Sie online bestellen, während Petadolex zum Beispiel apothekenpflichtig ist. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker, bevor Sie Pestwurz einnehmen. Insbesondere im Hinblick auf Ihre Leberwerte ist eine ärztliche Rücksprache angeraten.

Fazit: Pestwurz als pflanzliches Migräne- und Heuschnupfenmittel einnehmen

Pestwurz ist eine heimische Pflanze, die vorwiegend in Europa sowie Teilen Asiens vorkommt. Die Blätter der Pflanze werden sehr groß und zählen zu den größten Blättern der hiesigen Flora. Die Pflanze blüht ab März und ist an ihren weißlich-rot-rosafarbenen Blüten zu erkennen, die in Trauben wachsen. Pestwurz sollten Sie niemals selbst ernten und zu Arznei verarbeiten. Die Pflanze enthält giftige Stoffe, die Ihre Leber schädigen können. Greifen Sie daher immer auf Fertigarzneimittel zurück, die die Aufschrift PA-frei tragen und dementsprechend sicher einzunehmen sind.

Pestwurz gilt als krampflösend und hilft zum Beispiel bei Menstruationsbeschwerden oder Harnwegsbeschwerden. Als Hauptanwendungsgebiete der Pflanze gelten aber Migräne sowie Heuschnupfen. Mit Pestwurz können bei den typischen Beschwerden dieser beiden Erkrankungen Resultate wie mit synthetischen Mitteln erzielt werden und das mit zum Teil sogar weniger Nebenwirkungen. So macht Pestwurz im Gegensatz zu Antihistaminika, die bei Heuschnupfen häufig eingenommen werden, nicht müde.

Gängige Nebenwirkungen von Pestwurz sind Magen- und Verdauungsbeschwerden. Bei längeren Einnahmen ab vier Wochen sollten Sie außerdem Ihre Leberwerte regelmäßig kontrollieren lassen. Leiden Sie unter Leberschäden, sind Sie schwanger oder stillen, ist die Einnahme von Pestwurz nicht empfehlenswert.

Pestwurz kommt auch als Salbe bei der äußerlichen Anwendung zum Einsatz, zum Beispiel bei Neurodermitis oder Ausschlägen. Als Globuli können Sie Pestwurz ebenfalls kaufen und das Mittel in homöopathischen Dosen einnehmen. Einige Pestwurz-Präparate können Sie im Internet kaufen wie zum Beispiel homöopathische Kapseln. Wollen Sie ein Migräne- oder Heuschnupfen-Mittel mit Pestwurz, müssen Sie den Weg über eine Apotheke gehen.

Besprechen Sie die Einnahme von Pestwurz insbesondere bei längerer Anwendung immer mit Ihrem Arzt. Er kann Sie bei der Dosierung beraten und über die Zeit der Einnahme begleiten.