Tuina-Massage – mehr als einfach nur Wellness

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Massagen verbinden viele mit Wellness. Tuina ist aber mehr als das. Als zentrales Element der Traditionellen Chinesischen Medizin ist die Tuina-Massage bereits 1600 vor Christus entstanden. Sie hat seither keineswegs an Aktualität eingebüßt. Im Gegenteil: Tuina wird heute weltweit zur Gesunderhaltung eingesetzt. Sowohl in der Vorbeugung als auch in der Behandlung bestehender Beschwerden kann die Massageform punkten. Doch was genau macht die Tuina-Massage aus und wo kann sie Abhilfe verschaffen?

Was ist eine Tuina-Massage?

Bei der Tuina-Massage handelt es sich um eine der ältesten überlieferten Massageformen. Tuina ist eine von fünf Säulen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und basiert auf verschiedenen greifenden und schiebenden Techniken.

TCM ist eine Alternative Medizin aus China und fußt auf fünf Säulen:

  1. Koordinationsübungen (Tai Chi und Qigong)
  2. Akupunktur und Moxibustion
  3. TCM-Kräuterheilkunde
  4. TCM-Ernährung und
  5. Tuina-Massage

Die Tuina-Massage wurde im alten China als Methode zur ganzheitlichen Therapie von Körper und Seele entwickelt. Heute wird sie weltweit eingesetzt. Allerdings bevorzugt zur Gesunderhaltung und Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens – und weniger zur Therapie bestehender Krankheiten.

Interessant: Für Tuina gibt es auch die Schreibweisen Tui-Na oder Tui Na. Dabei steht „Tui“ für Schieben und „Na“ für Greifen. Heute wird außerdem geklopft, gezwickt und geknetet. Alle Tuina-Griffe können gesundheitsförderliche Effekte haben. Doch auf welche Art und Weise wirkt die Tuina-Massage?

Welches Wirkprinzip steckt hinter der Tuina-Massage?

Genau wie die anderen Säulen der Traditionellen Chinesischen Medizin basiert auch die Wirkung von Tuina auf der vitalen Energie Qi. Sie bewegt sich – so die Vorstellung – nicht nur in der Umwelt, sondern auch innerhalb des menschlichen Organismus.

Mit einer Vielzahl an Griffen und Techniken soll die Tuina-Massage den ungehinderten Fluss der Lebensenergie Qi im Körper sicherstellen. Dafür müssen der TCM-Lehre nach Blockaden entlang üblicher Energieleitbahnen (Meridiane) identifiziert und gezielt behoben werden.

Übrigens: Der Fokus auf die Energie im Körper einerseits und das Qi in der Umwelt andererseits, stellt den zentralen Unterschied zwischen TCM (Körper) und Feng Shui (Umwelt) dar.

Die Traditionelle Chinesische Medizin beschäftigt sich mit dem Qi im Körperinneren. Sie fließt über Leitbahnen durch den Organismus. Wird der Energiefluss an einer Stelle gehindert, kann das Schmerzen und andere Beschwerden erzeugen.

Für die Gesunderhaltung ist es entsprechend der TCM wichtig, Blockaden rechtzeitig zu finden und zu beheben. Dies lässt sich via Akupunktur mit Nadeln erreichen. Bei der Tuina-Massage kommen hingegen spezielle Massagegriffe zum Einsatz. Bei der Akupressur handelt es sich um einen Zwischenweg aus beiden. Die meisten TCM-Behandler kombinieren die verschiedenen Zugangswege.

Wie kann die Tuina-Massage die Gesundheit fördern?

In der Traditionellen Chinesischen Medizin kommt Tuina in der Therapie von Schmerzen oder Verletzungen zum Einsatz. Untersuchungen legen nahe, dass Tuina tatsächlich über verschiedene Mechanismen bei zahlreichen körperlichen und psychischen Beschwerden Abhilfe verschaffen kann.

Ein wichtiger Mechanismus ist die Entspannung von Muskeln, Sehnen und Gelenken. Außerdem soll Tuina die Leistungsfähigkeit des Immunsystems sowie die Beweglichkeit und Durchblutung fördern.

Die Tuina-Massage kann daher bei folgenden Beschwerden hilfreich sein:

  • Kopfschmerzen: Die Tuina-Massage führt Studien zufolge in Kombination mit Akupunktur eine Verbesserung bei Migräne-Patienten herbei.
  • Nacken- und Rückenschmerzen: Nackenschmerzen und chronische Schmerzen im unteren Rücken lassen sich durch die Tuina-Massage reduzieren. Insbesondere Verspannungen der Muskeln lösen sich gemäß aktuellem Erkenntnisstand.
  • Nervöse Beschwerden und Erschöpfungszustände: Studien zeigen, dass sich das Chronische Erschöpfungssyndrom (CFS) mittels abdominaler Tuina-Massage (also Massage im Bauchraum) lindern lässt.
  • Herzrasen oder Bluthochdruck: Tuina-Griffe im Bereich der Niere sollen Studien zufolge die Wirksamkeit von Blutdruckmedikamenten steigern und damit bei Betroffenen den Bluthochdruck lindern.
  • Schlafstörungen bzw. Schlaflosigkeit: Belege weisen bei der Linderung von Schlafstörungen auf eine leichte Überlegenheit von Tuina gegenüber klassischen Beruhigungsmitteln hin.
  • Verletzungen und Erkrankungen des Bewegungsapparates: Bei Störungen des Bewegungsapparats konnte Tuina-Massage ebenfalls für Abhilfe sorgen. Studien zeigen, dass das körperliche Funktionsniveau Betroffener steigt, während zeitgleich die Schmerzen abnehmen. Gesonderte Wirksamkeitsnachweise liegen bei Kniearthrose und Bandscheibenvorfällen vor.

Die Tuina-Massage scheint eine vielversprechende Ergänzung in der Therapie zahlreicher Krankheiten und Beschwerden unter anderem der Muskeln und Gelenke zu sein. Damit hat die Massagetechnik das Potenzial dazu, sich auch hierzulande langfristig in der medizinischen Standardversorgung zu etablieren. Für Tuina spricht dabei nicht nur, dass Sie einfach und sicher anwendbar ist. Es sind zudem keinerlei gravierende Nebenwirkungen bekannt – zumindest bei sachgemäßer Durchführung.

Welche Techniken und Griffe gibt es bei der Tuina-Massage?

Grundlage von Tuina bildet das AnMo – also das Drücken (An) und Streichen (Mo) von Akupunkturpunkten. Abhängig davon, welche Beschwerden und Energie-Blockaden vorliegen, kommen verschiedene zusätzliche Grifftechniken zum Einsatz. Dafür ist eine ausreichende Kenntnis der Meridiane und gängiger Akupunkturpunkte wichtig. Denn die Massage fruchtet nur, wenn sie an den richtigen Punkten ansetzt.

Es bieten sich unter anderem folgende Tuina-Techniken an:

  • Schieben (Tui)
  • Greifen (Na)
  • Drücken (An)
  • Reiben (Mo)
  • Klopfen (Pai)

Je nachdem, welche dieser Grifftechniken gewählt wird, kann die Tuina-Massage auch einmal etwas schmerzhaft werden. Leichter Muskelkater zeigt, dass die Muskeln auf die Massage reagieren. Bevor es allerdings zur Anwendung der verschiedenen Grifftechniken kommt, ist eine gewisse Vorbereitung erforderlich.

Bei der Tuina-Massage werden verschiedene Techniken angewendetOceanProd – Adobe Stock

Wie läuft die Tuina-Massage ab?

Als traditionelle Massageform hat die Tuina-Massage einen standardisierten Aufbau. Dazu gehört zunächst einmal eine umfassende Diagnostik. Erst danach kommt es zur eigentlichen Massage entlang der Meridiane.

Diagnostik anhand des Energiestatus

Vor Beginn der Behandlung stellt der Tuina-Therapeut eine Diagnose. Zusätzlich zu den, auch im Westen verwendeten, Diagnosekriterien, wie zum Beispiel dem Aufspüren von Muskelverhärtungen, versucht der chinesische Therapeut, Störungen im Meridianfluss wahrzunehmen.

Dazu ertastet und beobachtet er sensibel und aufmerksam verschiedene Punkte auf der Hautoberfläche, um Hinweise auf den energetischen Zustand des Individuums zu bekommen.

Je nach gestellter Diagnose werden dann verschiedenste Massagetechniken eingesetzt, wie zum Beispiel die Mo-Massage bei Verdauungsstörungen.

Eigentliche Massage

Die Handgriffe der Tuina sind sehr zielgerichtet und teilweise auch schmerzhaft. Der Druck ist immer so dosiert, dass die oberen Hautschichten und das Unterhautgewebe gegeneinander verschoben werden, womit der Therapeut auch einen Einfluss auf das Nervensystem ausüben kann.

Die Behandlung beginnt in der Regel auf der Yang Seite (Körperrückseite) und schreitet dann auf der Yin-Seite (Körpervorderseite) fort. Während die Rückseite von oben nach unten behandelt wird, erfolgt die Behandlung auf der vorderen Körperhälfte von unten nach oben. Auch eine dedizierte Gesichtsmassage ist möglich. Der Bauch wird ausgelassen, um innere Organe zu schützen.

Bei der Tuina-Massage trägt der Patient leichte Kleidung, während er behandelt wird, denn der Reiz soll nicht auf die oberflächliche Haut auftreffen, sondern in die Tiefe gehen. Es wird auch immer ohne Öl behandelt.

Je nachdem, wie lange eine Massage dauert, belaufen sich die Kosten auf etwa 30 bis 50 Euro. Die – in Deutschland angebotenen – Wellness-Tuina-Massagen lassen sich beliebig oft wiederholen.

Vorsicht: Stellen Sie vor dem ersten Massagetermin unbedingt die Qualifikation des Therapeuten sicher. Nur wenn der Masseur eine zertifizierte Tuina-Ausbildung vorweisen kann, ist ein Mehrwert für Wohlbefinden und Gesundheit gewährleistet.

Neben der Qualifikation sind auch noch Gegenanzeigen zu prüfen, um eine gesundheitliche Schädigung durch Tuina auszuschließen.

An wen richtet sich die Tuina-Massage?

Tuina-Massage wird in China häufig genutzt, um die Konstitution von Kindern zu stärken. Doch auch Erwachsene profitieren von einer Behandlung. Bei manchen Personengruppen liegen jedoch Gegenanzeigen vor.

So sollten neben schwangeren Frauen Personengruppen mit diesen Gegenanzeigen auf eine Tuina-Massage verzichten:

  • infektiöse Erkrankungen
  • Fieber
  • offene Wunden
  • entzündliche Hauterkrankungen
  • blaue Flecken und Blutergüsse
  • Krampfadern
  • Venenentzündungen
  • Herzerkrankungen
  • Tumore
  • Knochenbrüche

Achtung: Die Tuina-Massage kommt in Deutschland zwar ohnehin nur zur Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens zum Einsatz. Dennoch ist zu beachten, dass Tuina niemals die schulmedizinische Therapie – beispielsweise durch einen Orthopäden – ersetzen sollte.

Fazit: Tuina-Massage – Abhilfe bei diversen Beschwerden

Bei Tuina handelt es sich um eine Jahrtausende alte ganzheitliche Massagetechnik aus China. Zusammen mit Akupunktur, Akupressur oder Koordinationsübungen bildet sie einen Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin. Die Tuina-Massage soll Blockaden der Lebensenergie Qi beheben und damit Gesundheit und Wohlbefinden fördern. Auch Verspannungen und Muskelbeschwerden lässt sich mit der Massagetechnik begegnen.

Schwangeren und Personen mit akuten Erkrankungen oder Verletzungen ist von Tuina abzuraten. Ansonsten gilt die Massagetechnik als nebenwirkungsarm. Insbesondere bei Schmerzen, Schlaflosigkeit oder Beschwerden des Bewegungsapparats und der Muskeln kann Tuina für Abhilfe sorgen. Im Vergleich zu herkömmlichen Massagen nimmt sie dabei den gesamten Körper in den Fokus und nicht nur die Stelle, an der Symptome auftreten.