Atemtherapie: Atmen Sie sich frei

Atemtherapie: Atmen Sie sich frei
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Unbewusste oder reflexgesteuerte Vorgänge haben einen enormen Einfluss auf Ihre Körperreaktionen. Mit der richtigen Atemtechnik zum Beispiel werden Sie geistig und körperlich leistungsfähiger, und können Krankheiten, aber auch belastenden Stress im wahrsten Sinne des Wortes “wegatmen”.

Die Atmung ist ein unbewusster Vorgang, um den Sie sich normalerweise keine Gedanken machen. So lange Sie entspannt sind, fließt Ihr Atem ruhig ein und aus. Unter Stress allerdings kann Ihr Atem außer Kontrolle geraten: Sie atmen flach ein und schnell aus, es kommt zur Hechelatmung und dem damit verbundenen “nach-Luft-schnappen”.

Die Folgen einer falschen Atmung machen sich sofort bemerkbar. Atmen Sie zu flach ein nutzen Sie Ihre Lungenkapazität nicht voll aus. Diese schlechte Sauerstoffversorgung wirkt sich auf Ihr Körpergewebe aus. Muskeln und Gehirn bekommen nicht mehr genügend Frischluft. Sie werden müde und sind nicht mehr voll leistungsfähig. Wenn Sie zu schnell ausatmen lassen Sie Ihren Lungenbläschen nicht genügend Zeit, um den alten Sauerstoff abzugeben und neuen aufzunehmen.

Statt dessen verbleibt in Ihnen immer ein Rest des verbrauchten Sauerstoffs und Kohlendioxid. Ein Ziel der Therapie ist es, Ihnen tiefes uns ruhiges Atmen in Stress-, Angst- und Unruhe-Situationen beizubringen. Dadurch können Sie auch in belastenden Situationen Denkblockaden abbauen.

Überzeugende Erfolge hat die Atemtherapie auch bei folgenden Krankheiten gezeigt:

  • Atembeschwerden,
  • Atemwegserkrankungen wie Asthma oder Bronchitis,
  • Kreislaufstörungen,
  • Rückenschmerzen,
  • Gelenkproblemen,
  • Kopfschmerzen,
  • Schlafstörungen.

Von Meditation bis Psychotherapie – finden Sie “Ihre” Therapieform

Atemschulung wird heute in verschiedenen Therapieformen angeboten. Die wichtigsten Atemtherapie-Richtungen sind folgende:

  • Atemtherapie nach Prof. Ilse Middendorf®. Ilse Middendorf entwickelte den Begriff des “erfahrbaren Atems”. Das Leitthema dieser Therapie lautet: “Wir lassen den Atem kommen und gehen bis er wieder von selber kommt”. Beim erfahrbaren Atmen sollen Sie also das natürliche Ein- und Ausströmen Ihres Atems bewusst wahrnehmen. Da wir dieses natürliche Atmen aber oft schon verlernt haben, werden Sie in dieser Art der Atemtherapie durch bestimmte Übungen die Regeln des Atmens neu kennen lernen und dadurch einen völlig neuen Zugang zu Körper, Geist und Seele bekommen. Diese Therapie hilft vor allem bei psychosomatischen Beschwerden, Erkrankungen der Atemwege, Erkrankungen des Bewegungsapparats, Zwängen, Phobien, Depressionen, Migräne und Spannungszuständen.
  • Integrale Atemtherapie nach Klara Wolf: Ein wichtiges Element ist hierbei das Erlernen von einfachen Bewegungsübungen. Diese setzen Trainingsreize, die Atem, Zellstoffwechsel, Kreislauf und Nerven anregen. Die Körperschulung soll Sie dazu bringen, stärker in sich hineinzuhören, sich so zu sagen selber zu entdecken. Neben der Verbesserung der Atmung wollen die Körperübungen auch bessere Vernetzungen im Gehirn schaffen und dadurch Denken und Fühlen anregen. Eingesetzt wird die Methode nach Klara Wolf bei Stress, Migräne, Herzkreislaufstörungen, Erkrankungen der Atemwege und Atmungsorgane, Magen- Darmbeschwerden, Wechseljahrbeschwerden, depressiven Verstimmungen, Geburtsvorbereitung und Harninkontinenz.
  • Holotropes Atmen nach Stanislav Grof: Die holotrope Atemtherapie geht davon aus, dass die Persönlichkeitsstruktur des Menschen durch Ereignisse beeinflusst wird, die tief im Unterbewusstsein vergraben sind und die nicht durch eine reine Gesprächstherapie an die Oberfläche geholt werden können. Stattdessen sollen Sie meditativ durch tiefes und regelmäßiges Atmen sowie eine sanfte Untermalung mit Musik Ihr Unterbewusstsein und die dort verschütteten Ereignisse erkennen. Holotropes Atmen hilft Menschen in Lebenskrisen, bei der Selbstfindung, als Begleitung von psychotherapeutischen Behandlungen.
  • Intuitives Atmen oder Rebirthing: Bei dieser Therapierichtung verstärken Sie bewusst Ihre Atmung. Sie atmen, ohne eine Pause zwischen den Atemzügen zu machen. Es kommt zur gewünschten Hyperventilation. Ist diese stark genug kommen Sie in einen Rausch, in dem auch Ängste auftreten können. Rebirthing-Experten bezeichnen diesen Zustand als “Geburtstrauma”. Angeblich erleben Sie während so einer Sitzung Ihre Geburt noch einmal. Dieses Trauma soll reinigend sein und Ihr Unterbewusstsein befreien. Zudem soll mit dieser Therapierichtung die Verbindung zwischen Atemmustern und Denkmustern aufgedeckt werden. Da Hyperventilieren gefährlich ist und zum Koma führen kann, dürfen Sie diese Therapie nur unter fachlicher Anleitung durchführen, keinesfalls alleine zu Hause ausprobieren. Diese Art der Atemtherapie empfiehlt sich, wenn Sie bestimmte Verhaltensweisen auflösen oder seelische Traumata überwinden wollen.

Wählen Sie zwischen Einzel- und Gruppentherapie

Wollen Sie mit der Atemtherapie Probleme verarbeiten, die auf Ihrer Seele lasten und Sie tief berühren? Dann sollten Sie Einzelsitzungen machen. Sie können so viel intensiver mit Ihrem Therapeuten arbeiten. Sie könnten sich eventuell auch gehemmt fühlen, sensible Themen in großen Therapiegruppen zu besprechen.

Die persönliche Situation mit einem Einzeltherapeuten gibt Ihnen die Sicherheit, sich wirklich zu öffnen. Wollen Sie in erster Linie Atemübungen zur Entspannung lernen? Geht es Ihnen um das körperliche Training? Dann können Sie sich einer Atemtherapiegruppe anschließen. Solche Gruppensitzungen sind in der Regel preisgünstiger als eine Einzeltherapiestunde.

Sie können sich auch direkt mit den anderen Gruppenmitgliedern über Ihre Erfahrungen austauschen und so voneinander lernen.

Nebenwirkungsfreie Therapien

Die Atemtherapie verursacht in der Regel keine Nebenwirkungen. Wenn Sie aber unter einer akuten Krankheit leiden, sollten Sie mit der Therapie warten, bis diese wieder abgeklungen ist.

Die Kosten für eine Atemtherapie werden in der Regel von der Krankenkasse übernommen, wenn sie zur Behandlung bestimmter Krankheiten dient. Geht es darum, dass Sie die Therapie zur Entspannung nutzen möchten, zahlen die gesetzlichen Kassen nicht. Sie müssen dann die 15 bis 30 Euro pro Sitzung selber tragen.