Heilpflanzen für ein starkes Immunsystem

Unser Immunsystem ist überlebenswichtig und sorgt dafür, dass wir fit und gesund bleiben. Doch es ist auch konstantem Stress durch unsere Umwelt ausgesetzt und deswegen oft unter Dauerbeschuss. Zum Glück kann man sein Immunsystem auf natürliche Art und Weise stärken zum Beispiel durch die Kraft der Heilpflanzen.
7 min | Veröffentlicht am: 24.08.2022 | Aktualisiert am: 13.10.2022
© Wolfilser | Adobe Stock
Inhaltsverzeichnis

Ständig muss sich unser Organismus mit krank machenden Keimen auseinandersetzen. Ganz besonders in den Wintermonaten sind Ihre Abwehrkräfte gefordert, um mit Krankheitserregern wie den Viren und Bakterien fertig zu werden. Neben verschiedenen Mineralien, Vitaminen und Eiweiß benötigt unser Körper auch Wasser, Fettsäuren und verschiedene Heilkräuter, die das Immunsystem stärken. Eine gesunde Ernährung ist sehr wichtig für unsere Abwehrkräfte und die Arbeit des Immunsystems. 

Bereits die Griechen und Römer wussten, dass bestimmte Kräuter eine Wirkung auf unseren Körper haben und ein Tee aus diesen Kräutern Flavonoide und Polyphenole enthält. Erste Aufzeichnungen von Heilkräutern für das Immunsystem gab es bereits um 3000 v. Chr. Die Wissenschaft konnte inzwischen ebenfalls bestätigen, dass es Heilkräuter gibt, die das Immunsystem fördern können. Ein starkes Immunsystem kann Krankheitserreger bekämpfen und eliminieren und dadurch unseren Organismus durchdringen.  

Da das Immunsystem aus einer Vielzahl unterschiedlicher Komponenten besteht, bietet es viele Ansatzpunkte für eine Störung – etwa durch Stress, körperliche Überanstrengung und Alterungsprozesse. 

Andererseits eröffnen sich so aber auch viele Möglichkeiten, stimulierend einzugreifen. 

Und genau hier liegt die Stärke der Heilpflanzen und Heilkräutern gegenüber isolierten oder künstlich hergestellten Einzelsubstanzen: Die gesamten Inhaltsstoffe der Pflanze oder des Krautes steigern sich gegenseitig und wirken umfassender, als es jeder Wirkstoff einzeln vermag. 

Daher sind Heilpflanzen und Heilkräuter optimal geeignet, um Ihre Abwehrkräfte zu stärken.  

Gut kombiniert, lässt sich die Wirkung noch steigern 

Neben dem Wirkstoffgemisch haben pflanzliche Auszüge, Presssäfte oder Extrakte noch einen weiteren Vorteil gegenüber isolierten Einzelwirkstoffen: 

Nahezu jede Heilpflanze enthält eine Reihe wirksamer Substanzen, die man bisher noch nicht identifiziert hat (und deshalb nicht künstlich herstellen kann). 

Das sind die wirksamen Inhaltsstoffe der Heilpflanzen: 

  • ätherische Öle 
  • Bitterstoffe 
  • Flavonoide (Pflanzenfarbstoffe) 
  • Alkaloide (meist starke Gifte) 
  • Poly- und Oligosaccharide (Zuckerstoffe) 
  • Glykoproteine (Eiweiße) 
  • Gerbstoffe (adstringierend, also wundheilend) 
  • Vitamine, Mineralsalze, Spurenelemente 

Einige Pflanzen bzw. Kräuter passen so gut zusammen, dass sich ihre jeweiligen Inhaltsstoffe in der Wirksamkeit ergänzen. 

Eine mögliche und vielfältig erprobte Kombination mehrerer immunstimulierender Pflanzen besteht z. B. aus Echinacea (Sonnenhut), Thuja (Lebensbaum) und Baptisia (Wilder Indigo, Färberhülse). Etwas unbekannter, aber nicht minder wirksam ist die Taigawurzel. Selbstverständlich können Sie Ihre Immunabwehr auch noch zusätzlich durch andere Mittel wie leichten Ausdauersport oder ausreichend Schlaf stärken. 

Sonnenhut – das Geheimnis der Indianerpflanze 

Sonnenhut gab es bereits bei den Indianern © chamillew | Adobe Stock

Der bekannteste aller pflanzlichen Immunstärker ist der rote Sonnenhut, Echinacea purpurea. Daneben gibt es noch viele andere Arten, z. B. Echinacea angustifolia (der schmalblättrige Sonnenhut) und Echinacea pallida (der blassblättrige Sonnenhut). 

Sie alle stammen aus dem östlichen Nordamerika und wurden schon von den dortigen Indianerstämmen als Heilpflanzen geschätzt. 

Das sind die Anwendungsgebiete von Echinacea: 

  • Wundheilung 
  • Schmerzlinderung 
  • Entzündungshemmung 
  • Krampflösung 
  • Vergiftungen 
  • Stärkung des Immunsystems 

Relativ unbekannt ist übrigens, dass sich Echinacea auch zur Bekämpfung von Hautpilz-Infektionen eignet. 

Wenn Sie selbst die Probe aufs Exempel machen möchten, können Sie Echinacea-Presssaft (z. B. Echinacin®, 50 ml ca. 8 €) auf pilzbefallene Zehen streichen. Sie müssen allerdings mit leichten Hautverfärbungen rechnen. 

Thuja – Der Lebensbaum belebt die Immunzellen 

Als Busch oder Hecke ist der Lebensbaum (Thuja occidentalis) aus unseren Parks oder Gärten nicht mehr wegzudenken. 

Zu Heilzwecken verwendet werden die ein- bis zweijährigen Zweige und Zweigspitzen mit ihren Harzdrüsen auf der Unterseite der frischen oder getrockneten Blätter. 

Sammelzeit ist Juni/Juli, dann ist der Wirkstoffgehalt optimal. Thuja wird auch in der Homöopathie genutzt bei Grippe, Warzen, Neuralgien und rheumatischen Erkrankungen. Als immunologisch aktive Inhaltsstoffe der Pflanze sieht die Forschung die Zuckerstoffe (Polysaccharide) an. 

Wilder Indigo – der Dritte im Bunde 

Das Kraut von Baptisia tinctoria (Wilder Indigo, Färberhülse) nutzen die Indianer Nordamerikas zur Färbung ihrer Kleidung

Den wässrigen Auszug aus der Wurzel des Wilden Indigo verabreichten sie ihren Kindern bei den ersten Krankheitsanzeichen, um deren Ausbruch zu verhindern. 

So wirkt Wilder Indigo auf das Immunsystem: 

  • Er fördert die Produktion von Fresszellen und weißen Blutkörperchen. 
  • Er steigert die Bildung von Antikörpern. 
  • Er erhöht die Produktion von Immun-Botenstoffen (z. B. Interleukin 1). 

Der als Immunstimulans bei uns bisher weniger bekannte Wilde Indigo ist als Einzelpflanze nur schwer erhältlich. Aber er ist zusammen mit Echinacea und Thuja zu einem Trio kombiniert (z. B. Esberitox®, Monatsbedarf ca. 15 €), in dem sich die Wirkweisen und Angriffspunkte der Einzelpflanzen ergänzen. 

Falls durch die Heilpflanzen eine Erkältung nicht ganz verhütet werden kann, verläuft diese doch meist wesentlich milder und kürzer. 

Taigawurzel – So kommt Ihr Körper mit Stress besser klar 

Vor rund 50 Jahren beobachteten sowjetische Wissenschaftler, wie Rentiere im Südosten der Taiga die Wurzel von Eleutherococcus senticosus, der “Taigawurzel”, ausgruben und annagten. 

Daraufhin setzte eine intensive Erforschung dieser fremdartigen Wurzel ein. Bisher gelang es, mehr als 50 Inhaltsstoffe aus der Taigawurzel zu identifizieren. 

Das sind die Wirkungen der Taigawurzel: 

  • Kräftigung bei Müdigkeit und Schwäche 
  • Steigerung der Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit 
  • Stärkung des Organismus gegen Stress 

Die Pflanze (z. B. Taigutan®, Taiga-Wurzel-Extrakt®, Eleu-Kokk®, Monatsbedarf ca. 25 €) gilt heute als “sibirischer Ginseng”, weil sie trotz anderer Inhaltsstoffe ähnliche Wirkungen wie der Echte Ginseng entfaltet. 

Das Immunsystem hängt, wie die Forschung inzwischen erkannt hat, eng mit Ihrer psychischen Verfassung zusammen. 

Jeglicher Stress – ob psychisch oder körperlich durch übermäßige Anstrengung bzw. Krankheit oder durch schädliche Umwelteinwirkungen – schwächt Ihre Abwehrkräfte. Wenn Sie also Ihren Organismus stressresistenter machen, stärkt das auch Ihr Immunsystem. 

Alle erwähnten Pflanzen-Präparate erhalten Sie rezeptfrei in der Apotheke. Doch Sie sollten sie nicht einfach unkritisch nach dem Motto “Viel hilft viel!” einsetzen. 

Denn in manchen Situationen können die Mittel auch mehr schaden als nutzen. Wenn Sie sich jedoch an die Einnahmeempfehlungen halten, können Sie der nächsten Schnupfensaison entspannt entgegensehen. 

Thymian fördert die Verdauung  

Thymian regt unter anderem die Verdauung an © Ruslan Mitin | Adobe Stock

Die in Thymian enthaltenen Inhaltsstoffe, wie zum Beispiel ätherische Öle, wirken an den Schleimhäuten und in der Lunge antiseptisch, was das Immunsystem fördert. Die ätherischen Öle können in Kombination mit diversen Derb- und Gitterstoffen die Verdauung desinfizieren und fördern. Dazu den Thymian als Tee oder Gewürz zu sich nehmen. 

Ingwer als Superfood fürs Immunsystem 

Ingwer gilt schon lange als Superfood und Immunbooster. Durch die enthaltenen ätherischen Öle und Scharfstoffe wird das Immunsystem gestärkt und Erkältungen oder Infekten kann vorgebeugt werden. Die Scharfstoffe bringen außerdem den Kreislauf in Schwung, regen die Durchblutung an und der Stoffwechsel kommt auf Hochtouren. Durch die Inhaltsstoffe Gingerole und Shogaole wird die Fettverbrennung aktiviert und die Gallensaftproduktion wird angeregt. Den Ingwer können Sie beispielsweise in Form von Tee oder Ingwer-Shots zu sich nehmen. 

Mit Meerrettich das Immunsystem auf Vordermann bringen 

Meerrettich ist ein richtiger Booste für das Immunsystem © photocrew | Adobe Stock

Die Scharfe Wurzel enthält jede Menge Nährstoffe und Vitamine, die der Körper unter anderem zur Abwehr von Viren oder anderen Krankheitserregern braucht. So auch Vitamin B1, B2, B6 und C, Magnesium, Eisen, Kalzium, Kalium und noch einige mehr. Da Meerrettich schleimlösend und antibakteriell wirkt und das Immunsystem stärkt, kann die Wurzel auch bereits eingefangene Grippeviren schwächen. 

Am einfachsten und wirksamsten kann Meerrettich gerieben eingenommen werden. Dazu die Wurzel reiben und zum Essen dazugeben. Besonders gerne wird Meerrettich zu Fleischgerichten wie Tafelspitz gegessen. 

 So wenden Sie die Heilpflanzen richtig an 

Da bei vielen Pflanzenextrakten Alkohol als Auszugsmittel verwendet wird, sind sie nicht geeignet für Kinder, Schwangere, Stillende, Leberkranke und (trockene) Alkoholiker. 

Fragen Sie in diesen Fällen gezielt nach alkoholfreien Zubereitungen. 

  • Beginnen Sie mit der regelmäßigen Einnahme der Präparate am besten schon vor dem Beginn der Schnupfensaison oder wenn Sie die ersten Symptome bemerken. Vorsicht: Eine erstmalige Einnahme im fortgeschrittenen Stadium einer Erkältung kann Ihr Immunsystem überfordern. 
  • Begrenzen Sie die Einnahme pflanzlicher Immunstimulanzien auf maximal 8 Wochen, damit Sie Ihr Immunsystem nicht überreizen. Es könnte danach “verrückt” spielen (zu stark, zu schwach reagieren oder auf körpereigenes Gewebe abzielen). 
  • Einige chronische Krankheiten werden durch ein überaktives Immunsystem ausgelöst (Autoimmunerkrankungen, z. B.  rheumatoide Arthritis,  Schuppenflechte,  Multiple Sklerose). In solchen Fällen sollten Sie Ihren Arzt befragen, ob die Einnahme von Immunstimulanzien sinnvoll ist. Das Gleiche gilt bei Leukämieoder HIV-Infektionen. 
  • Besteht bei Ihnen eine Allergie, sollten Sie sich mit der Dosierung vorsichtig einschleichen und beobachten, ob Ihre Allergie unter der Einnahme des Immunstimulans aufflammt. In diesem Fall reagieren Sie entweder auf eine der enthaltenen Substanzen ebenfalls allergisch (“Kreuzallergie“), oder die Immunstimulation hat die Antikörperproduktion gegen andere Ihnen unverträgliche Substanzen hochgefahren. 
  • Benötigen Sie wegen einer Organtransplantation Medikamente, die eine Transplantatabstoßung verhindern sollen (Immunsuppressiva), versteht sich der Verzicht auf Immunstimulanzien von selbst. Eine Abstoßungsreaktion könnte begünstigt werden.