Herzinfarkt: Risikofaktoren, Symptome, Vorbeugung und Behandlung

Herzinfarkt, Herz, Gesundheit
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Pro Tag erleiden in Deutschland nach Angaben der Deutschen Herzstiftung 764 Menschen einen Herzinfarkt, das sind rund 280.000 Fälle pro Jahr. 180.000 Menschen überleben jährlich ihren Herzinfarkt nicht. Leider warten die meisten Patienten im Schnitt drei Stunden, nachdem die ersten Anzeichen und Symptome aufgetreten sind, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Nach Angaben der Deutschen Herzstiftung sterben 30 Prozent der Patienten, bevor ein Arzt eintrifft.

Wenn Sie glauben, einen Herzinfarkt (Myokardinfarkt) zu haben, kann eine sofortige medizinische Versorgung Ihr Leben retten. Die Maßnahmen des Notarztteams vor Ort und des medizinischen Personals in der Notaufnahme des Krankenhauses zielen darauf ab, den Herzinfarkt zu lokalisieren, zu unterbrechen und zu behandeln. Je schneller das passiert, desto besser für Sie.

Was ist eigentlich ein Herzinfarkt?

Das Herz ist eine erstaunliche Pumpe. Es versorgt den Körper mit sauerstoffreichem Blut, transportiert das verbrauchte Blut zur Lunge, wo es wieder mit Sauerstoff betankt wird, um es erneut in den Körper zu pumpen. Um diese Aufgabe zu erledigen, versorgt sich der Herzmuskel über die Koronararterien selbst mit frischem Blut.

Ein Herzinfarkt (Myokardinfarkt) ist das Ergebnis einer Unterbrechung der Blutzufuhr zum Herzen, sodass der Herzmuskel auf Grund der Unterversorgung geschädigt wird. Meistens beruht dieser Effekt auf einer Gefäßverstopfung in einer oder mehreren Koronararterien. Wenn die Unterbrechung der Blutzufuhr nicht schnell behoben wird, kommt es zur schweren dauerhaften Schädigung des Herzmuskels. An den Folgen kann der Herzinfarktpatient sterben.

50 Prozent aller Herzinfarkte verlaufen stumm

Erschreckend, aber wahr: Fast jeder zweite Herzinfarkt  verläuft „stumm”. Er macht sich nicht wirklich bemerkbar. Die klassischen Symptome treten nur bei 50 Prozent aller Patienten auf, so zeigt es zumindest eine neue Studie des Wake Forest Baptist Medical Center. Die Forscher dort hatten Gesundheitsdaten von fast 9.500 Amerikanern ausgewertet und sie mehrere Jahre lang begleitet. Über 700 erlitten einen Infarkt. 317 dieser Infarkte hatten sich dabei nicht durch Begleitsymptome bemerkbar gemacht. Auch bei stummen Herzinfarkten verschließen sich Blutgefäße, der Herzmuskel wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt.

Die Folge: Gewebe stirbt ab, das Herz kann seiner Funktion nicht mehr ausreichend nachkommen.

Die Forscher stellten fest: Männer erleiden häufiger einen stummen Infarkt. Bei Frauen ist er seltener, dafür endet er deutlich öfter tödlich. Dabei ist auch ein stummer Infarkt gar nicht wirklich stumm. Auch er bringt Warnzeichen mit sich. Leider werden diese nur häufig nicht mit einem Herzinfarkt (Myokardinfarkt) in Verbindung gebracht.

Leiden Sie allerdings unter dauernder Müdigkeit, Verdauungsstörungen, Schmerzen, die an Muskelzerrungen erinnern oder Schmerzen in Brust, Oberbauch, Kiefer oder Rücken, sollten Sie aufmerksam werden. Das gilt vor allem dann, wenn Sie schon Risikofaktoren für Herzerkrankungen mitbringen, zum Beispiel Übergewicht, Bewegungsmangel, Diabetes, Bluthochdruck oder wenn Sie Raucher sind.

Dann sollten Sie in jedem Fall einen Arzt aufsuchen und auf einem EKG bestehen, um einen eventuellen stummen Infarkt früh zu erkennen und zu behandeln.

Was sind die Symptome eines Herzinfarkts?

Druck auf der Brust, als würde eine tonnenschwere Last darauf drücken: Bei diesem Symptom sollten Sie sich direkt ins Krankenhaus begeben. Denn Engegefühl im Brustkorb mit Atemnot ist recht häufig ein Anzeichen für einen drohenden Herzinfarkt (Myokardinfarkt). Ein weiteres wichtiges Symptom eines Herzinfarktes ist ein oft mehr als 20 Minuten anhaltender, stechender Schmerz in der Herzgegend. Dieser strahlt unter Umständen in die Arme, den Oberbauch, den Kiefer und zwischen die Schulterblätter aus. Häufig begleiten ihn Übelkeit, Erbrechen und Schweißausbrüche.

Die bei einem Herzinfarkt empfundenen Schmerzen bezeichnet man als „Vernichtungsschmerz“, da zusätzlich zu den körperlichen Beschwerden Todesangst kommt.

Auch Herzrhythmusstörungen können auf einen baldigen Herzinfarkt hinweisen. Treten diese plötzlich auf, sollten Sie sich ebenfalls an Ihren Arzt wenden. Besonders kritisch wird es, wenn weitere Anzeichen hinzukommen, wie kalter Schweiß, Blässe, Übelkeit und Erbrechen.

Scheuen Sie sich nicht, in diesen Fällen einen Notarzt zu rufen. Denn bei einem drohenden Infarkt zählt jede Sekunde. Ärzte reden auch häufig von der goldenen Stunde. Innerhalb dieser Zeit sind die Heilungschancen definitiv am größten, danach nehmen sie immer weiter ab. Wenn Sie eine Frau sind, sollten Sie beachten, dass sich ein drohender Herzinfarkt (Myokardinfarkt) bei Ihnen anders äußern kann.

Bei Ihnen ist die Gefahr größer, dass ein Infarkt nicht rechtzeitig erkannt wird. Grund dafür sind die untypischen Anzeichen, die sich deutlich von denen der Männer unterscheiden. Denn bei Frauen kündigt sich ein Infarkt häufig nur durch Übelkeit, Erbrechen, Atemnot und Schmerzen im oberen Bauchbereich an.

Anzeichen Herzinfarkt
Ein Herzinfarkt, also die Unterbrechung des Blutflusses zum Herzen, verläuft nicht bei jedem gleich, sodass die verschiedenen Symptome nicht immer korrekt gedeutet werden können.Dron - Fotolia

Alle potenziellen Symptome auf einen Blick

  • starke, länger als fünf Minuten anhaltende Schmerzen hinter dem Brustbein, die auch in den linken Arm, Oberbauch, Hals, Kiefer und den Rücken ausstrahlen
  • starkes Engegefühl, heftiger Druck oder Brennen im Brustkorb mit großer Angst und Unruhe
  • zusätzlich zum Brustschmerz Luftnot, Übelkeit, Erbrechen
  • Schwindel
  • blasse, fahle Gesichtsfarbe, kalter Schweiß
  • Schwächeanfall (auch ohne Schmerzen), eventuell Ohnmacht
  • Ruhe und Gabe von Nitroglycerinmitteln (z. B. Nitrolingual-Spray) ohne Wirkung
  • bei Frauen häufig nur Luftnot, Übelkeit und Erbrechen ohne Brustschmerz
  • Schmerzen auch nur im Hals, im Oberbauch oder im Rücken; Frauen sind häufiger betroffen
  • bei vielen Diabetikern verläuft ein Herzinfarkt „stumm“, also ohne Schmerzen

Schmerzen in den Beinen: Achtung Herz!

Auch wenn es erstaunt: Beinschmerzen zeigen ein erhöhtes Herzinfarktrisiko an. Wachsamkeit ist insbesondere bei Wadenschmerzen geboten, die beim Gehen auftreten und beim Stehenbleiben nachlassen. Gleiches gilt für Schmerzen, die sich beim Hinlegen in der Zehenregion bemerkbar machen, vor allem wenn Aufstehen für Linderung sorgt.

Beide Schmerzformen stellen ein typisches Symptom einer Arteriosklerose dar. Dabei kommt es aufgrund von Ablagerungen in den Adern an unterschiedlichen Stellen des Körpers zu Durchblutungsstörungen. Dies betont Professor Eike Sebastian Debus vom Herzzentrum Hamburg in einer Ausgabe des Internet-Newsletters der Deutschen Herzstiftung.

Typische Anzeichen eines akuten Herzinfarkts bei Frauen

Wie die Deutsche Herzstiftung angibt, haben die meisten Frauen Angst vor Krebs – in Bezug auf einen Herzinfarkt (Myokardinfarkt) sind sie dagegen eher unbesorgt. Dabei ist schon seit 2002 nicht mehr der Krebs die Haupttodesursache bei Frauen, sondern vielmehr ein Herzinfarkt oder Schlaganfall. Umso besser sollten Sie daher die Anzeichen kennen, um im Notfall richtig handeln zu können.

Denn neben dem „Klassiker“ ausstrahlende Schmerzen in der Brust verursacht ein Infarkt bei Frauen eher unspezifische Symptome. Anders als Männer haben Frauen auch eher ein Druck- oder Engegefühl im Brustbereich als starke Schmerzen. Wenn diese Beschwerden in einer ungewohnten Heftigkeit auftreten, sollten Sie unbedingt an einen Herzinfarkt denken.

Diese Symptome eines Herzinfarktes treten insbesondere bei Frauen auf:

  • Bei Frauen sind es meist schwere langdauernde Schmerzen im Brustkorb, die in den linken oder beide Arme, den Bauch, zwischen die Schulterblätter und in den Unterkiefer ausstrahlen; oft heftiger Druck oder Brennen im Brustkorb, Schmerzen im Hals oder Oberbauch
  • fahle Gesichtsfarbe, kalter Schweiß im Gesicht, kalt-feuchte Hände
  • heftige Atemnot
  • Kreislaufzusammenbruch, manchmal Bewusstlosigkeit
  • Todesangst

Angina pectoris als Vorbote

Sehr oft geht einem Herzinfarkt (Myokardinfarkt) eine Phase voran, die durch Episoden von Angina pectoris (Brustenge) gekennzeichnet ist. Die Beschreibung der typischen Zeichen orientiert sich allgemein an den Erscheinungsformen bei Männern: Plötzliche Schmerzen hinter dem Brustbein nach oder bei körperlicher Anstrengung. Das gilt für Frauen natürlich auch, aber häufiger leiden sie unter einer chronischen Angina pectoris mit Anzeichen wie:

  • Schmerzen im Rücken oder Oberbauch
  • Kurzatmigkeit, Atemnot und Druckgefühl im Brustkorb
  • Übelkeit und Erbrechen

Die Beschwerden können schon in Ruhe auftreten. Frauen halten dann diese Vorstufe eines Herzinfarkts für eine Magenverstimmung. Begünstigt wird eine Angina pectoris durch Arteriosklerose, Koronare Herzkankheit (KHK), Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen. Deshalb sollten die aufgeführten Symptome, wenn sie länger als zehn Minuten anhalten, direkt zum Arzt führen. Er allein kann die Ursache abklären. Für die Behandlung stehen wirksame Substanzen zur Verfügung. Nutzen Sie ab 50 Jahren den regelmäßigen ärztlichen Check mit Kontrolle des Blutdrucks, Blutanalyse sowie EKG (wenn nötig, auch unter Belastung).

Betroffene Frauen immer jünger

Immer mehr junge Frauen erleiden einen Herzinfarkt (Myokardinfarkt). Das ist die alarmierende Botschaft der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. Bereits seit 1999 ist zu beobachten, dass sich die Altersgrenze für einen Infarkt immer weiter nach unten verschiebt. Grund dafür sind unterschiedliche Faktoren. So spielt das Rauchen eine große Rolle und immer mehr jüngere Frauen sind an Adipositas erkrankt. Hinzu kommen Bewegungsmangel und in vielen Fällen bestimmte Stoffwechselstörungen.

All dies wirkt sich gravierend aus: Um die Jahrtausendwende waren nur rund 10 Prozent der Frauen, die einen schweren Herzinfarkt erlitten, jünger als 55 Jahre. Etwa 15 Jahre später sind es bereits 17 Prozent. Wie groß die Rolle ist, die das Rauchen spielt, sieht man daran, dass 80 Prozent von ihnen Raucherinnen sind. Ein Rauchstopp ist daher der perfekte Herzschutz.

Was sind die Gründe und Risikofaktoren vom Herzinfarkt?

Die häufigste Ursache für einen Herzinfarkt ist die Koronare Herzkrankheit. In seltenen Fällen führt eine Embolie oder eine Entzündung der Herzkranzgefäße zum Infarkt.

Als Risikofaktoren gelten Übergewicht, falsche Ernährung, Bewegungsmangel, männliches Geschlecht, eine genetische Disposition, ein erhöhter Cholesterinspiegel sowie fortgeschrittenes Alter.

Ziel einer Therapie ist immer, das verschlossene Gefäß so schnell wie möglich wieder durchgängig zu machen, um das Absterben des Herzmuskels auf ein Minimum zu beschränken. Eine neue Studie namens “Interheart” wird als eine der aussagekräftigsten bezeichnet, was Risikofaktoren von Herzinfarkten angeht. Über 15.000 Herzinfarkt-Patienten wurden untersucht, zusammen mit der gleichen Anzahl Menschen, die keinerlei Herzprobleme hatten. Die Teilnehmer wurden weltweit rekrutiert und von über 260 Wissenschaftlern untersucht, die Daten der Patienten wurden über 10 Jahre lang gesammelt. Hier ist eine Warnung: Diejenigen, die der Meinung sind, dass das Nummer-1-Risiko für einen Herzinfarkt entweder zu hohes Cholesterin oder ein erhöhter LDL-Wert (“schlechtes Cholesterin”) ist, werden von dieser Studie enttäuscht sein, denn keines von beiden ist unter den Top-Ursachen für einen Herzinfarkt. Laut Interheart ist der Faktor, der hauptsächlich für einen Herzinfarkt (Myokardinfarkt) verantwortlich ist, das unausgeglichene Verhältnis von ApolipoproteinB (apoB) zu ApolipoproteinA1 (apoA1). Und wenn das für Sie im Moment verwirrend klingt, ist es doch ganz einfach.

Apolipoprotein ist eine Eiweißkomponente des Cholesterins. ApoB ist ein Teil des LDL und apoA1 ist ein Teil des HDL. Das ideale Verhältnis ist ein apoB zu zwei apoA1. Mit anderen Worten, erhöhtes LDL alleine (der Zustand, der mit Statinen behandelt wird), ist nicht der hauptsächliche Herzinfarkt-Faktor. Es geht alleine um das Verhältnis des apo.

Die Risikofaktoren, die zusätzlich zum apo-Verhältnis Gründe für einen Herzinfarkt sind, sind:

  • Rauchen
  • Diabetes
  • hoher Blutdruck
  • viel zu hohes Gewicht
  • Stress
  • zu wenig Obst und Gemüse auf dem Speiseplan
  • zu wenig Sport

Und auch in genau dieser Reihenfolge, vom risikoreichsten Verhalten bis zum weniger risikoreichen Verhalten.

Als Schlussfolgerung aus dieser Studie kommen die Forscher zu der Meinung, dass Sie das relative Risiko für einen Herzinfarkt (Myokardinfarkt) um 80 % verringern können, wenn Sie nur drei Sachen verändern: Essen Sie genug Obst und Gemüse, machen Sie regelmäßig Sport und hören Sie auf zu rauchen. Fällt Ihnen auf, dass bei diesen Verhaltens-Ratschlägen die Einnahme von Statinen fehlt?

Spezielle Risikofaktoren für Frauen

Es zeigte sich, dass einzelne der folgenden allgemein geltenden Risikofaktoren für Frauen einen anderen Stellenwert als für Männer einnehmen.

Rauchen und Diabetes

Rauchen gilt insbesondere für jüngere Frauen als entscheidende Risikofaktor, noch schädlicher als für Männer. Rauchende Frauen katapultieren sich aus ihrer in jüngeren Jahren geschützten Position in die Risikosituation der Männer gleichen Alters. Rauchen vermindert den Östrogenspiegel und damit das herzschützende HDL. Dadurch kommt es schneller zu Gefäßschäden und Cholesterinablagerungen in den Arterien. Rauchen zusammen mit hormoneller Kontrazeption (die Pille) bedeutet einmal mehr Gefahr, selbst wenn es nicht zu Cholesterinablagerungen kommt. Es bilden sich Thromben, die sich unter Umständen lösen und eine Herzkranzarterie verstopfen.

Diabetes ist für Frauen mit einem stärkeren Infarktrisiko verbunden als für Männer. Achten Sie selbst auf eine gute Blutzucker-Einstellung. Dies gilt selbst, wenn dazu die Umstellung von Blutzucker-senkenden Tabletten auf Insulin, auf drei- bis viermal tägliche Blutzucker-Messungen und bis zu viermal tägliche Insulinspritzen erforderlich sein sollten.

Die Wechseljahre

Die Menopause spielt für den Herzinfarkt eine besondere Rolle: Je früher sie eintritt (z. B. mit 40 Jahren), desto größer ist das Risiko für einen späteren Herzinfarkt. Je später sie kommt (z. B. mit 55 Jahren), desto geringer fällt es aus. Eine Hormonersatztherapie in der Postmenopause (Zeit nach der letzten Menopause) galt jahrzehntelang in ärztlichen Fachkreisen als eine Möglichkeit, das Risiko älterer Frauen für einen Herzinfarkt zu senken.

Umso überraschender erscheinen die Ergebnisse einer neuen Studie. Sie stellen diesen speziellen Herzschutz bei Frauen mit einer Koronaren Herzkrankheit in Frage. Diese Studie (HERS 1998) mit über 2.700 Frauen mit einer Koronaren Herzkrankheit stellte einen schützenden Effekt einer kombinierten Östrogen/Gestagen-Behandlung gegenüber einem Scheinpräparat nicht fest. Vielmehr erhöht eine Hormonbehandlung zum Schutz vor Herzinfarkten in und nach den Wechseljahren nachweislich das Brustkrebsrisiko. Das Auftreten von Infarkten kann sie jedoch nicht verhindern, wie statistische Auswertungen gezeigt haben.

Herzinfarkte bei Frauen
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Selten ist die Pille schuld!

Immer wieder gerät die hormonelle Empfängnisverhütung in Verdacht, einen bei jungen Frauen sehr seltenen Herzinfarkt zu begünstigen. Nun untersuchten britische Ärzte bei 459 Frauen im Alter von 16 bis 44 Jahren, die einen Herzinfarkt erlitten, ob bei ihnen ein Zusammenhang mit der Einnahme der Pille bestand. (Die Pille ist nicht zu verwechseln mit der Hormonersatzbehandlung in den Wechseljahren.) Diesen Frauen stellte man 1. 700 Kontrollpersonen ohne Herzinfarkt gegenüber. Es stellte sich heraus, dass alle Anwenderinnen von empfängnisverhütenden Hormonen gegenüber den Kontrollpersonen ein 1,5-fach erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt (Myokardinfarkt) hatten. Dies galt unabhängig davon, wie lang sie die Pille einnahmen oder wie hoch der Gehalt des Präparats an Gestagen ausfiel.

Umgekehrt ausgedrückt: 87 Prozent der jungen Herzinfarktpatientinnen nahmen keine empfängnisverhütenden Hormone ein. 88 Prozent von ihnen wiesen typische Risikofaktoren für einen Herzinfarkt auf: Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, hoher Gehalt an Homocystein, starkes Übergewicht etc. Wenn sie zu einem oder zweien dieser Riskofaktoren zusätzlich rauchten, steigerte dies ihr Risiko für einen Herzinfarkt um das Zwölffache. Dass Rauchen die Einnahme der Pille herz- und thrombosegefährlich macht, wissen hoffentlich alle Frauen.

Hoher Ruhepuls

Der Ruhepuls bei Frauen im mittleren Alter kann ein Hinweis darauf sein, ob in späteren Jahren ein erhöhtes Herzinfarktrisiko besteht. Das ist das Ergebnis einer Studie, die in der medizinischen Fachzeitschrift „British Medical Journal” (BMJ) veröffentlicht wurde. Über einen Zeitraum von acht Jahren wurden mehr als 129.000 Frauen untersucht, die die Wechseljahre schon hinter sich hatten und bis dato keinerlei Herzprobleme aufwiesen. Während der Studie traten nur bei einigen Frauen Herzinfarkte auf.

Die Forscher fanden jedoch Folgendes heraus: Frauen mit einem Ruhepuls von mehr als 76 Schlägen pro Minute hatten ein um 26 Prozent höheres Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden oder an einer Herzerkrankung zu sterben, als Frauen mit einem Ruhepuls von 62 Schlägen pro Minute oder weniger. Dieses erhöhte Risiko bestand auch dann, wenn diese Frauen Sport trieben. Ein erhöhter Ruhepuls hat keinen so großen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarktes wie die Risikofaktoren Rauchen und Diabetes. Dennoch hat die Studie gezeigt, dass der Ruhepuls im Hinblick auf die Herzgesundheit bei Frauen durchaus beachtet werden sollte. Auch die Experten der Mayo Clinic stimmen dem zu und empfehlen, dass der Ruhepuls bei einem Gesundheitscheck mit berücksichtigt werden sollte. Liegt er bei über 76 Schlägen pro Minute, so empfehlen die Ärzte der Mayo Clinic zusätzliche Untersuchungen, um weitere Risikofaktoren und Anzeichen für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung abzuklären.

Ehefrauen von Infarktpatienten sind gefährdet

Ehefrauen von Infarktpatienten tragen in vielen Fällen ein erhöhtes Risiko für eine Herzerkrankung. Dies teilt die Deutsche Herzstiftung mit. Sie bezieht sich auf eine Studie, die amerikanische Wissenschaftler vom Regional West Medical Center in Scottsbluff (Nebraska, USA) durchführten. Die Forscher verfolgten das Schicksal von 170 Männern, die kurz zuvor einen Herzinfarkt erlitten oder eine Bypassoperation wegen verengter Blutgefäße hinter sich hatten. Das Besondere an dieser Studie ist, dass die Forscher die Ehefrauen der Patienten untersuchten und deren Lebensgewohnheiten unter die Lupe nahmen.

Dabei stellte sich heraus, dass beide Eheleute vor der Erkrankung des Ehemanns ähnliche Lebensweisen zeigten, was Ernährung, Gewohnheiten, Zigarettenkonsum und sportliche Aktivitäten betrifft. Bei einem Drittel der Paare waren beide übergewichtig. Nach dem Herzinfarkt oder der Operation gaben die Männer das Rauchen auf. Die meisten Frauen hingegen rauchten weiter wie bisher. Des Weiteren beteiligten sich wenige Ehefrauen an dem körperlichen Training, das die Ärzte ihren Männern verordneten. Lebensgefährtinnen von Infarktpatienten sollten die Warnung durch die Erkrankung ihres Mannes für sich selbst nutzen und konsequent mit ihm zusammen ihren Lebensstil umstellen.

Wie senken Sie das Risiko eines Herzinfarkts?

Sie können Ihr Herz schützen, indem Sie ein paar einfache Spielregeln einhalten. Ihr Herzinfarktrisiko können Sie senken, wenn Sie:

  • eventuelles Übergewicht abbauen
  • nicht rauchen
  • Stress reduzieren
  • zu hohe Blutdruckwerte senken
  • sich viel bewegen oder regelmäßig Sport treiben

Wenn Sie dann noch mit ausgewogener Ernährung dafür sorgen, dass Ihr Cholesterinspiegel im grünen Bereich bleibt, haben Sie die besten Voraussetzungen für Ihre Herzgesundheit geschaffen. Grundsätzlich gilt: Warten Sie nicht zu lange. Da jeder Herzinfarkt (Myokardinfarkt) zum tödlichen Herzstillstand führen kann, sollten Sie beim geringsten Verdacht die Notarztnummer 112 anrufen.

Ernährung als Vorbeugung: Diese Lebensmittel senken Ihr Herzinfarkt-Risiko

Herzschutz baut auf drei Säulen auf: Bewegung, Ernährung und mentale Stärke. Wissen Sie, wer in puncto Herzernährung Ihr Vorbild sein sollte? Die Menschen, die viel leisten müssen und deren Herz immer wieder trainiert wird. Das trifft natürlich in erster Linie auf Sportler zu, genauer gesagt auf Leistungssportler. Aus der Ernährung dieser Topsportler leitet sich die folgende Liste der Herzschutzlebensmittel ab.

Ein Herz aus Gemüse
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  • Weißdorn: Durch seine Flavonoide und Procynaide veranlasst Weißdorn das Herz, gleichmäßig zu schlagen. Außerdem verbessert er Ihr Allgemeinbefinden. Meist wird Ihnen vom Arzt eine Dosis von 900 mg pro Tag empfohlen. Welches Präparat in welcher Dosierung für Sie geeignet ist, sollten Sie aber auf jeden Fall mit Ihrem Arzt absprechen.
  • Artischocke: Ihr Trockenextrakt enthält Cynarosid und Luteolin; zwei Stoffe, die den Cholesteringehalt im Blutserum senken und das Verkalkungsrisiko mindern. Eine Tagesdosis von 6 g Trockenextrakt wird empfohlen. Auch hier kann Ihnen Ihr Arzt ein geeignetes Präparat empfehlen.
  • Knoblauch: Auch wenn die Verkalkungsminderung in den Arterien durch Knoblauch immer wieder angezweifelt wird: Wissenschaftler der Berliner Charité haben entdeckt, dass Knoblauch das Wachstum der gefährlichen Plaques verhindert und teilweise auch die Ablagerungen zurückbilden kann. Probieren Sie nach Absprache mit Ihrem Arzt doch einmal eine Knoblauch-Zitronen-Kur. Dazu geben Sie 30 geschälte Knoblauchzehen und fünf unbehandelte Zitronen aus dem Bioladen, die Sie klein geschnitten haben, in den Mixer und zerkleinern alles.Geben Sie einen Liter Wasser hinzu und lassen Sie diese Mischung aufkochen. Dann gießen Sie alles durch ein Sieb und füllen die Flüssigkeit in eine Flasche, die Sie in den Kühlschrank stellen. Trinken Sie drei Wochen lang täglich ein Glas vor Ihrer Hauptmahlzeit. Machen Sie dann acht Tage Pause und beginnen Sie anschließend wieder von vorne. Die Mischung fördert die Herzfunktion durch den hohen Kaliumgehalt der Zitronen und der enthaltene Knoblauch senkt Blutdruck und Cholesterinspiegel.
  • Grünes Blattgemüse: Gerade Salat, Spinat, Grünkohl, grüne Paprika und all die anderen grünen Gemüsesorten enthalten viel Luthein und Zeaxanthin. Beides sind Carotinoide, also sekundäre Pflanzenstoffe, die antioxidantisch wirken. Zudem ist in allen grünen Sorten Folsäure reichlich enthalten. Folsäure hat sich als aktives Herzschutzvitamin erwiesen, denn zusammen mit anderen B-Vitaminen ebenfalls aus Gemüse und Obst ist es in der Lage, Ihren Homocysteinspiegel zu senken. Ein hoher Homocysteinspiegel dagegen begünstigt das Zerstören der Gefäßwände, ein Zusammenklumpen der Blutplättchen und ist damit ein hohes Risiko für Ihr Herz.
  • Nüsse: 15 Gramm Nüsse (ca. zwei Hände voll) pro Tag sollten Sie essen, vielleicht abends als Chipsersatz oder morgens im Müsli. Zwar haben Nüsse einen hohen Fettgehalt, aber es handelt sich dabei um mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Diese stabilisieren Ihre Zellmembranen und können darüber hinaus das LDL-Cholesterin um bis zu 10 Prozent senken. Auch Triglyceride sinken um rund 7 Prozent, wenn Sie Nüsse knabbern. Darüber hinaus versorgen Nüsse Sie mit dem Herzschutzmineral Magnesium und mit der Aminosäure Arginin. Diese hält Ihre Blutgefäße elastisch und sorgt dafür, dass Ihre Blutplättchen nicht verklumpen.
  • Seefisch: Egal ob Wildlachs, Hering oder Sardine, all diese Sorten enthalten reichlich Omega-3-Fettsäuren. Sie regulieren die Blutgerinnung und verhindern so ein Zusammenkleben Ihres Blutes. Zudem senken Sie sowohl den Blutdruck als auch die Blutfettwerte und regulieren das Lipoprotein (a). Zwar gibt es Omega-3-Fettsäuren heute auch als Kapsel. Studien haben jedoch gezeigt, dass diese Wirkstoffe isoliert niemals so gute Erfolge haben wie in ihrer natürlichen Zusammensetzung.
  • Avocados: Sie wirken sich positiv auf den Insulinhaushalt aus und beugen so Diabetes und damit auch Herzerkrankungen vor. Avocados sind sehr fetthaltig. Aber einmal in der Woche darf die Butterfrucht auf Ihrem Speiseplan stehen, denn dieses Gemüse enthält viele essentielle Fettsäuren. Sie können Ihr LDL-Cholesterin senken, Ihre Triglyceride verringern und Ihre Zellmembranen schützen. Zudem versorgt Sie die Avocado mit den Herzvitalstoffen Kalium und Vitamin E.
  • Blaubeeren: Beeren gelten nicht umsonst als „natürliche Herzpillen”. Wenn Sie täglich davon naschen, können sie Ihnen sogar den Gang zum Arzt ersparen. Warum? Weil gerade Blaubeeren voller wichtiger Inhaltsstoffe stecken. Antioxidantien, Flavonoide, Anthozyane – all diese Stoffe fangen freie Radikale im Blut ab. Sie sind in der Lage, das schlechte LDL-Cholesterin am Oxidieren zu hindern. So vermeiden Sie allein durch Blaubeeren eine Verkalkung Ihrer Arterien, hohen Blutdruck, aber auch Blutgerinnsel und Herzinfarkte. Der Vorteil: Sie können die Blaubeeren auch weiterverarbeiten, zum Beispiel zu Marmelade oder Grütze. Kochen verringert zwar den Vitamingehalt. Aber die Antioxidantien, auf die es bei diesen Früchten ankommt, werden durch die Hitze nicht vernichtet.

Grundsätzlich gilt ebenfalls eine ballaststoffreiche Ernährung als empfehlenswert, um Ihr persönliches Herzinfarkt-Risiko zu senken. Die Faserstoffe aus Obst, Gemüse und Vollkornprodukten senken ebenfalls den Cholesteringehalt im Blut. Sie sollten 30 g Ballaststoffe pro Tag zu sich nehmen. Diese Menge ist beispielsweise schon in drei mittelgroßen Äpfeln enthalten.

ASS als Sofortmaßnahme

ASS senkt die Wahrscheinlichkeit, dass sich in den Herzkranzgefäßen gefährliche Blutgerinnsel bilden. Während eines Herzinfarkts verhütet es die Vergrößerung des Gerinnsels in den Herzkranzgefäßen. Am besten kauen Sie ASS. Das beschleunigt die Aufnahme des Wirkstoffs in das Blut.

Es ist ebenso von Nutzen bei der Vorbeugung eines Herzinfarkts. Aus diesem Grund empfiehlt die AHA eine tägliche Aspirineinnahme, wenn Sie bereits einen Herzinfarkt erlitten haben oder an einer Erkrankung leiden, die ein hohes Risiko für einen Herzinfarkt (Myokardinfarkt) oder einen Schlaganfall mit sich bringt. Die meisten Ärzte empfehlen eine Dosis von 80 bis 100 mg (Kinderdosis) oder von 325 mg (Erwachsenendosis) täglich. Eine größere Dosis kann sich vorteilhaft bei Personen auswirken, die einen Schlaganfall oder eine transitorische ischämische Attacke (TIA) erlitten haben.

Jedoch bergen die höheren Dosen auch ein höheres Risiko für schwere Nebenwirkungen, einschließlich der Blutungsgefahr. Besprechen Sie die Vorteile und Risiken einer ASS-Einnahme mit Ihrem Arzt.

Sofortmaßnahmen Herzinfarkt
Bei akuten Herzinfarkten kann der Wirkstoff ASS als Sofortmaßnahme eingesetzt werden sowie auch als vorbeugende Maßnahme.psdesign1 - Fotolia

Im Winter: Mehr Infarkte als zu anderen Jahreszeiten

Im Winter treten Herzinfarkte, wie auch andere tödliche Herzerkrankungen, deutlich häufiger auf als zu anderen Jahreszeiten. Vermutet wurde bisher, dass nicht nur die Witterungsbedingungen schuld sind, sondern dass unser Körper auch anders belastet wird, sobald die Temperaturen sinken. Forscher der Columbia-Universität konnten das nun belegen. Sie fanden heraus, dass der Körper durch Grippe und Erkältungen stark belastet wird. Diese Erkrankungen lösen Entzündungsprozesse im Körper aus.

In Folge dessen können sich Ablagerungen an den Wänden der Blutgefäße lösen und zur Verstopfung der Herzkranzgefäße führen. Außerdem sorgen die Reaktionen des Immunsystems dafür, dass das Blut schneller gerinnt, was zu Blutgerinnseln führen kann. Aber wer ist von diesen Vorgängen im Körper besonders betroffen? Um diese Frage zu beantworten, haben die Wissenschaftler der Columbia University Daten ausgewertet. Sie konnten erkennen, dass die Zahl der Herztoten in den Wintermonaten deutlich erhöht war.

So gab es zwischen 2006 und 2012 im Winterhalbjahr fast ein Drittel mehr Herztote als in der warmen Jahreszeit. Beobachten konnten die Forscher auch: Nach einer Grippewelle stieg die Anzahl der Herztoten um 13 Prozent an, nach einer Erkältungswelle um fast 9,5 Prozent. Besonders betroffen waren ältere Menschen: Bei den Über-64-Jährigen stieg die Gefahr des Herztodes nach einer Grippewelle um 82 Prozent, nach Erkältungswellen im Winter um 75 Prozent.

Wie können Sie Ihr Herz schützen?

Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass die Empfehlung der Grippeimpfung, so umstritten sie von manchen Menschen gesehen wird, für ältere Menschen tatsächlich einen Sinn hat. Allerdings, und auch das wird durchaus schon einmal übersehen, muss die Impfung jährlich wiederholt werden, da sich die Virenstämme verändern. Und Sie müssen wirklich gesund sein, wenn Sie sich für eine Impfung entscheiden sollten.

In einen Infekt hinein darf keinesfalls geimpft werden, da sich dieser sonst extrem verschlimmern kann. Gegen Erkältungen dagegen gibt es keine Impfung; hier müssen Sie selbst aktiv werden. Das fängt mit dem richtigen Lebensstil an. Waschen Sie sich häufig die Hände, gerade wenn Sie Türklinken oder ähnliches ständig berühren müssen. Bewegen Sie sich ausreichend. Sport regt das Immunsystem Ihres Körpers an, sodass sie Bewegung keinesfalls vernachlässigen dürfen.

Und auch die richtige Ernährung kann wahrer Herzschutz sein: reichlich frisches Obst und Gemüse, am besten saisonal vom Erzeuger, dass Sie mit wichtigen Vitalstoffen versorgt.

Wie lange dauert der Krankenhausaufenthalt?

Wenn Sie einen Herzinfarkt (Myokardinfarkt) erlitten haben, sollten Sie mit einem mindestens 3- bis 4-tägigen Krankenhausaufenthalt rechnen.

Während dieser Zeit können Untersuchungen wie zum Beispiel ein Röntgenbild Ihres Brustraums und Echokardiogramme gemacht werden, um Ihre Herzfunktion zu prüfen und nach einer möglichen Wasseransammlung in der Lunge zu suchen.

Letztere kann auf eine verminderte Pumpleistung Ihres Herzens auf Grund eines Infarktes hinweisen.

Vor der endgültigen Entlassung aus dem Krankenhaus können Belastungstests, so zum Beispiel der mit einem Fahrradergometer, sinnvoll sein, mit denen geprüft wird, ob weitere Herzregionen durch verstopfte Gefäße bedroht sind und wie gut Ihre Herzfunktionen an Belastung angepasst sind.

Behandlung vom Herzinfarkt: Diese Medikamente werden verabreicht

Für bestimmte Wirkstoffgruppen konnte ein deutlicher Nutzen für Herzinfarkt-Patienten gezeigt werden. Dazu gehören Medikamente wie ASS und Clopidogrel (z. B. Plavix®), die die Gefahr der Gefäßverstopfung herabsetzen.

Statinartige Cholesterinsenker eignen sich außerdem, um schnell für bessere Cholesterinwerte zu sorgen und die Gefäßwände zu stabilisieren, sodass auch eine zukünftige Bildung von Blutgerinnseln vermieden werden kann. Wer will schließlich schon zum “Wiederholungstäter” werden…!?

Außerdem wird den meisten Patienten die Einnahme von Medikamenten empfohlen, die das Angiotensin-Konvertierende-Enzym (ACE) hemmen, sowie Medikamente aus der Gruppe der Betablocker. Diese verschreibungspflichtigen Substanzen bieten nachgewiesenermaßen langfristige Vorteile für Herzinfarkt-Patienten.

Spezieller Eiweiß-Blocker als neue Therapie

Ein körpereigenes Eiweiß schädigt bei chronischer Herzschwäche, beispielsweise nach einem Herzinfarkt, das angegriffene Herz zusätzlich. Es verringert die Fähigkeit der Herzmuskelzellen, sich zusammenzuziehen. Das Herz verliert so an Pumpkraft.

Die molekularen Zusammenhänge haben Wissenschaftler des Universitätsklinikums Heidelberg um Dr. Philip Raake erforscht. Die Ergebnisse veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift „Circulation“. Das schwächende Protein GRK2 (G-Protein gekoppelten Rezeptorkinase 2) kommt im Herzen von Patienten mit Herzinsuffizienz in mehr als doppelt so hoher Konzentration wie bei Gesunden vor. Es gilt als ein vielversprechender Angriffspunkt für neue Therapien.

Der Anteil an dem durch den Herzinfarkt (Myokardinfarkt) zerstörten Gewebe erklärt nicht den zunehmenden Funktionsverlust des Herzens. „Das Herz kompensiert den Schaden durch Mehrarbeit. Dabei werden molekulare Kettenreaktionen angestoßen. Diese schädigen auf Dauer die verbliebenen gesunden Herzzellen.“ Das erklärte Raake in einer Mitteilung der Universität Heidelberg. „Wenn wir diese Mechanismen besser verstehen, können wir sie gezielt unterbrechen. So besteht die Möglichkeit, die Leistungsfähigkeit des Herzens zu erhalten.“

Ein Eiweiß, das schützt und schadet

Eine Schlüsselrolle bei einer solchen Kettenreaktion spielt das Protein GRK2. „Wahrscheinlich erfüllt GRK2 im gesunden Herzen eine Schutzfunktion. Es macht Herzzellen unempfindlich gegenüber Stresshormonen. Des Weiteren verhindert es, dass Blutdruck und Herzfrequenz in Stresssituationen dauerhaft erhöht bleiben“, so Raake. Ein geschädigtes Herz bedeutet für den Körper Stress, allerdings ohne zeitliche Begrenzung. Der GRK2-Spiegel im Herzen bleibt dauerhaft erhöht.

Im Dauereinsatz bringt das Protein keinen Nutzen. 2008 zeigte Raake mit seinem Team, dass es Mäusen, die kein GRK2 bilden können, nach einem Herzinfarkt besser geht als solchen mit diesem Eiweiß. Ihr Herz blieb leistungsfähiger und ihre Überlebenschance war signifikant verbessert. Die Ergebnisse belegten, dass GRK2 zum chronischen Verlauf der Herzinsuffizienz beiträgt.

Eine Erklärung für die schädliche Wirkung fanden die Heidelberger Wissenschaftler nun in der aktuellen Forschungsarbeit. GRK2 verringert die Fähigkeit der Herzmuskelzellen, sich zusammenzuziehen. Muskelzellen benötigen für die Kontraktion Kalzium, das sie in einem speziellen Speichersystem in ihrem Innern bereit halten. Kommt das Signal zur Kontraktion, wird Kalzium in die Zelle ausgeschüttet und sie verkürzt sich. Anschließend wird das Kalzium wieder in den Speicher zurück transportiert, woraufhin sich die Zelle entspannt. GRK2 hemmt beide Vorgänge.

Das Herz verliert zunehmend seine Pumpkraft. „In Herzen von Mäusen ohne GRK2 ist der Kalzium-Austausch nach einem Herzinfarkt (Myokardinfarkt) nicht beeinträchtigt”, erklärt Raake. Beta-Blocker senken den GRK2-Spiegel nur leicht. Hauptsächlich wirken sie auf andere Faktoren ein. „Mit einem gezielten Behandlungsansatz gegen GRK2 ließe sich die Therapie der Herzinsuffizienz ergänzen und verbessern.“ Dessen ist sich der Kardiologe sicher.

Ein starkes Herz mit Armen
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Hoffnung: Ein spezieller Eiweiß-Blocker

Mit seinem Team testete er erfolgreich eine Gentherapie bei Schweinen nach Herzinfarkt. Mit Hilfe künstlich erzeugter Viren brachten die Wissenschaftler die genetische Information für ein Eiweiß in die Herzzellen ein, das GRK2 blockiert. Durch diese eingeschleuste Erbinformation konnten die Herzzellen den GRK2-Blocker selbst herstellen.

Die Herzleistung der Tiere verbesserte sich im Versuchszeitraum von sechs Wochen um rund 25 Prozent. Das ist vergleichbar mit dem Erfolg einer Beta-Blocker-Behandlung. „Wir versuchen, einen GRK2-Blocker zu entwickeln, der spezifisch den Einfluss von GRK2 auf den Kalziumtransport hemmt. Wenn das gelingt, könnten sich die Behandlungsergebnisse verbessern“, blickt Raake in die Zukunft. Als nächstes will er prüfen, ob die Kombination von Beta-Blockern und Gentherapie die Wirkung beider Ansätze verstärkt. Vorangegangene Studien mit Kleintieren sprechen für einen solchen synergistischen Effekt.

Herz-Rehabilitationsprogramm kann Ihr Leben verlängern

Ein Herz-Rehabilitationsprogramm kann die Sterberate von Patienten über einen Zeitraum von sechs Jahren nach dem Eingriff nahezu halbieren.

Dieses Rehabilitationsprogramm sollte folgende Elemente beinhalten, welche die Herzgesundheit fördern: Körperliche Bewegung, Veränderung der Ernährungsweise sowie eine optimale Einnahme der Medikamente.

Die Reha hat den Effekt, dass der Infarktpatient seine Leistungsfähigkeit steigert, Sicherheit und Zuversicht im Umgang mit seinem Körper und der neuen Krankheit wiedererlangt, die Medikamente eingestellt werden, notwendige Kontrollen (Ultraschall, Belastungs-EKG, 24-Stunden-EKG) nach dem Infarkt erfolgen und ähnliches.

Die Patienten bekommen in einer Reha viele lebensnotwendige Informationen. Denn erst nach Entlassung aus dem Akutkrankenhaus stellen sich die vielen Fragen zum Leben mit dem Herzinfarkt (Myokardinfarkt) im Alltag.

Und da helfen weder Bücher, noch der Hausarzt, der hierfür nicht die Zeit hat, und nicht die Familie, die diesbezüglich nicht das Wissen hat.

Eine solche Reha kann prinzipiell ambulant oder stationär durchgeführt werden, einige Reha-Kliniken bieten auch eine einwöchige stationäre Phase gefolgt von einer zweiwöchigen ambulanten Phase an.

Ob dies für Sie in Frage kommt, hängt zum einen davon ab, ob Sie nach dem Infarkt schon außer Gefahr und genügend leistungsfähig sind (dies kann der Stationsarzt beurteilen) und ob ein ambulantes Rehazentrum in der Nähe zum Wohnort liegt (dies wissen die Sozialarbeiter des Krankenhauses).

Achterbahnen: Nicht bei angeborenen Herzproblemen!

Eine Fahrt mit der Achterbahn ist nämlich gar nicht so ungefährlich. Das Schreckgespenst „Halsverletzung” ist heute durch die fortgeschrittene Technik und die ergonomisch angepassten Sitze der neuen Fahrgeschäfte gebannt. Aber wenn Sie an einer (angeborenen) Herzerkrankung leiden, sollten Sie sich das rasante Rummelplatzvergnügen besser vom Erdboden aus anschauen.

Forscher aus Mannheim fanden heraus, dass die Herzfrequenz während einer Fahrt mit der Achterbahn bedeutend ansteigt. Der emotionale Stress, der in dieser Situation entsteht, führte bei einigen der 55 Studienteilnehmer sogar zu unregelmäßigen Herzschlägen, bei einem zu Herzrhythmusstörungen. Beide Erscheinungen verschwanden nach dem Ende der Fahrt wieder. Wenn Sie völlig gesund sind, sind diese „Begleiterscheinungen” einer Achterbahnfahrt nichts, was Ihnen Sorgen bereiten müsste. Ein gesunder Körper kann diese wegstecken. Wenn Sie aber bereits eine Herzerkrankung haben (z. B. Herzrhythmusstörungen) oder früher schon einmal ein Herzinfarkt hatten, dann sollten Sie auf solche rasanten Fahrgeschäfte verzichten. Der Anstieg der Herzfrequenz kann bei Ihnen sonst eventuell zu einem Infarkt oder im schlimmsten Falle zum Tode führen.

Testen Sie Ihr Risiko für Herzkrankheiten

 
Sind Sie Raucher?
nein……………………………(0)
Ex-Raucher, ohne zu inhalieren…………(1)
unter 10 Zigaretten am Tag……………(2)
bis 20 Zigaretten am Tag . . . . . . . . . . . . . . . . .(8)
bis 30 Zigaretten am Tag . . . . . . . . . . . . . . . . .(9)
über 30 Zigaretten am Tag……………(10)
Wie hoch ist Ihr Cholesterinwert (in mg)?
LDL
unter 180………………………..(0)
181 bis 200………………………(1)
201 bis 220………………………(2)
221 bis 249………………………(7)
250 bis 280………………………(9)
281 bis 300…………………….(10)
HDL
unter 100………………………..(0)
unter 100………………………..(1)
101 — 130……………………….(2)
101 — 130……………………….(7)
131 — 160……………………….(9)
über 160……………………….(l0)
Wie hoch ist Ihr systolischer Blutdruckwert
(in mm HG)?
110 — 119……………………….(0)
120 — 130……………………….(1)
131 — 140……………………….(2)
141 — 160……………………….(6)
161 — 180……………………….(9)
181 oder höher………………….(10)
Wie hoch ist Ihr diastolischer Blutdruckwert
(in mm HG)
unter 80…………………………(0)
81 — 85…………………………(1)
86 — 90…………………………(2)
91 — 100………………………..(6)
101 — 110……………………….(9)
111 oder höher…………………..(10)
Wie hoch ist Ihr Blutzucker (in mg %) nüchtern?
unter 80…………………………(0)
Zuckerkranke in der Familie…………..(1)
nüchtern 100; 1 Std. nach der Mahlzeit 130. .(2)
nüchtern 120; 1 Std. nach der Mahlzeit 160 .(5)
in Behandlung wegen Diabetes…………(6)
schlecht eingestellte Diabetes………….(10)
Gibt es Herzkrankheiten in Ihrer Familie?
keine…………………………..(0)
ein Elternteil über 60 mit Herzkrankheit ….(1)
beide Eltern über 60 mit Herzkrankheit…..(2)
ein Elternteil unter 60 mit Herzkrankheit….(3)
beide Eltern unter 60 mit Herzkrankheit ….(7)
Eltern und Geschwister der Eltern unter
60 mit Herzkrankheit……………….(8)
Wie hoch ist Ihr Körpergewicht?
mehr als 5 Kilo unter dem Normalgewicht . . .(0)
ungefähr Normalgewicht (+/- 5 Kilo)…….(1)
6 bis 10 Kilo Übergewicht…………….(2)
11 bis 19 Kilo Übergewicht……………(3)
20 bis 25 Kilo Übergewicht……………(7)
mehr als 25 Kilo Übergewicht………….(8)
Wie gut sind Sie trainiert?
intensive sportliche und berufliche Bewegung.(0)
mäßige sportliche und berufliche Bewegung . .(1)
sitzende Tätigkeit und intensiv Sport……..(2)
sitzende Tätigkeit und mäßiger Sport…….(3)
sitzende Tätigkeit und wenig Sport………(4)
kaum Bewegung……………………(6)
Geschlecht, Alter und bestimmte weitere
Risikofaktoren
weiblich bis 40 Jahre………………..(0)
weiblich 40 bis 50 Jahre………………(1)
weiblich nach den Wechseljahren………..(2)
jüngere Frau mit entfernten Eierstöcken…..(3)
Geschwister mit Herzinfarkt…………..(5)
weiblich mit Zuckerkrankheit………….(6)
 
männlich 20 bis 30 Jahre……………..(0)
männlich 31 bis 40 Jahre……………..(1)
männlich 41 bis 50 Jahre……………..(2)
männlich 51 bis 60 Jahre……………..(3)
männlich 61 bis 70 Jahre……………..(4)
männlich über 70 Jahre………………(6)
Summe-…………………………………. 

Auswertung

Zählen Sie bei jedem Risikofaktor die für Sie zutreffenden Punkte zusammen.

  • 0 bis 8 Punkte: Sie sind gut vor Herzerkrankungen geschützt.
  • 9 bis 17 Punkte: Sie haben ein minimales Risiko, herzkrank zu werden.
  • 18 bis 40 Punkte: Sie haben ein mäßiges Risiko, herzkrank zu werden.
  • 41 bis 59 Punkte: Sie sollten Ihre Risikofaktoren reduzieren.
  • 60 bis 67 Punkte: Sie haben ein deutlich erhöhtes Risiko. Reduzieren Sie unbedingt Ihre Risikofaktoren.
  • ab 68 Punkte: Sie sind stark gefährdet. Tun Sie etwas gegen Ihre Risikofaktoren und zwar sofort! Lassen Sie sich ärztlich untersuchen.

Hinweis

Unsere Informationen ersetzen keinen ärztlichen Rat. Sollten eine der genannten Beschwerden auftreten, wenden Sie sich bei Verdacht auf Herzinfarkt bitte an einen Spezialisten für Herz-Kreislauf-Probleme, wie zum Beispiel an einen Kardiologen.