Herz-Gefahr: Nach Infekt zu früh zum Sport

Herz-Gefahr: Nach Infekt zu früh zum Sport
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Inhaltsverzeichnis

Körperliche Bewegung und Sport gelten als sinnvoll und gesund. Sie gefährden Ihr Herz jedoch und können im schlimmsten Fall sogar zu einer Herzmuskelentzündung führen, wenn Sie sich krank oder geschwächt von einer Krankheit sportlich betätigen.

Haben Sie Geduld

Bei banalen Erkrankungen wie beispielsweise einer Grippe oder Magen-Darm-Infektionen ist der Herzmuskel unter Umständen in Mitleidenschaft gezogen.

Bei einer solchen Myokarditis (Herzmuskelentzündung), die in vielen Fällen unbemerkt bleibt, stellt körperliche Belastung Gift dar. Im schlimmsten Fall droht der plötzliche Tod.

Des Weiteren besteht die Möglichkeit einer massiven Herzschwäche.

„Wer eine Grippe oder eine andere Infektion mit Gliederschmerzen und Abgeschlagenheit hat, gehört ins Bett. Es könnte der Herzmuskel beteiligt sein.“ So warnt Professor Dr. med. Michael Böhm, Herzspezialist am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg/Saar.

„Dies gilt des Weiteren für Infekte, bei denen kein oder geringes Fieber auftritt. Das ist häufig bei älteren Patienten der Fall. Wer sich in dieser Phase körperlich belastet, riskiert sein Leben!“ Das betont das Beiratsmitglied der Deutschen Herzstiftung.

Böhm rät aus diesem Grund, mit Sport und anderen körperlichen Belastungen abzuwarten, bis alle Symptome abgeklungen sind und man sich wohlfühlt.

Alarmsignale einer Herzmuskelentzündung

Bei einer Myokarditis liegt ein schädigender Einfluss auf das Herz vor. Auf diesen reagiert der Muskel mit einer Entzündung. Als häufigste Ursachen einer solchen Entzündung gelten Infektionen durch Viren, beispielsweise bei einer Grippe oder Magen-Darm-Infektion.

Des Weiteren kommen andere Erreger und Erkrankungen als Auslöser in Frage.

Symptome einer Myokarditis stellen Abgeschlagenheit und allgemeine Schwäche sowie Rhythmusstörungen (z. B. Herzstolpern) dar. Luftnot oder Schmerzen in der Brust, wie sie bei einem Herzinfarkt auftreten, gelten darüber hinaus als Hinweise.

„Eine spezielle Gefahr geht von den Rhythmusstörungen aus, weil sie in Kammerflimmern übergehen können. Es kommt zum Herzstillstand. Dieser führt zum Tod, wenn nicht sofort eine Reanimation unter Einsatz eines Defibrillators erfolgt“, erklärt Böhm.

Erschwerend kommt hinzu, dass kein spezifisches Symptom für Myokarditis existiert.

Drei Monate konsequente Schonung

Eine ursächliche Behandlung der Herzmuskelentzündung gibt es Böhm zufolge nicht. Die Therapie erfolgt symptomatisch. Sie lindert die Beschwerden durch körperliche Schonung.

Man setzt entzündungshemmende Medikamente gegen einen eventuell begleitenden Herzbeutelerguss und zur Linderung von Brustschmerzen ein. ACE-Hemmer und Betablocker benutzen die Ärzte gegen eine eventuell bestehende Herzschwäche.

Für Patienten mit einer Myokarditis empfiehlt es sich, sich drei Monate konsequent zu schonen.

Das bedeutet viel Ruhe, keine körperliche Belastung, keinerlei Sport oder Ausdauertraining und wenn möglich Fahrstuhl statt Treppe. Dies gilt des Weiteren für schwere körperliche Arbeit im Beruf.

Sport ist nach einer Karenzzeit von drei Monaten möglich, wenn sich die Herzfunktion komplett erholte.

Wann ist man zu krank, um Sport zu machen?

Selbst bei Asthma, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebstherapien und Arthroseerkrankungen setzen die behandelnden Mediziner Sport mittlerweile als festen Bestandteil der Behandlung ein.

Aber es gibt Zeiten, in denen Sie auf Ihre neu gewonnene Bewegungsfreude zum Schutz Ihrer Gesundheit verzichten sollten.

Die einfach Faustformel: Wenn Ihre Symptome oberhalb des Nackens sitzen (verstopfte Nase, Schnupfen, Halsweh), ist Sport so lange in Ordnung, wie Sie kein Fieber haben.

Wenn Ihre Symptome unterhalb des Nackens beginnen, zum Beispiel Schmerzen im Brustkorb, Engegefühl beim Atmen, schwerer Husten, der von den Bronchien kommt, rasselnde Atmung oder Magen- und Darmprobleme, verzichten Sie auf Sport.

Und zwar mindestens so lange, bis die Probleme abgeklungen sind plus einer Toleranz von plus drei Tagen. Fieber, unerklärliche Muskelschmerzen und starke Ermüdung stellen ebenfalls einen Grund zum Aussetzen dar.

Davon abgesehen: Ein kleines Zipperlein hier oder da verbessert sich durch Bewegung.

Vermindern Sie das Risiko

Die Wahrscheinlichkeit, während körperlicher Aktivitäten einen Herzanfall zu bekommen, fällt gering aus.

Wenn Sie jedoch älter oder in schlechter körperlicher Verfassung sind oder an einer Herzkrankheit leiden, holen Sie auf jeden Fall die Erlaubnis Ihres Arztes ein.

Danach beachten Sie die folgenden Verhaltensmaßregeln:

  • Bewegen Sie sich regelmäßig – Das Herz-Kreislauf-Risiko steigt, wenn Sie im Wechsel intensiven Sport betreiben und dann Wochen oder Monate ohne sportliche Betätigung verstreichen lassen.
  • Unterlassen Sie abruptes Starten und Anhalten – Kontrollieren Sie körperliche Anstrengung durch kontinuierliche Bewegungsabläufe wie Gehen, Schwimmen oder Radfahren.
  • Bewegung statt Wettkampf – Vermeiden Sie körperlichen und emotionalen Stress bei Wettkampfsportarten.
  • Warten Sie mindestens zwei bis drei Stunden nach einer Mahlzeit, bevor Sie Sport treiben – Durch die Verdauungsvorgänge leitet der Körper Blut zu Ihrem Verdauungstrakt hin und vom Herzen weg.
  • Machen Sie einen Sprechtest – Wenn Ihnen das Reden während einer sportlichen Betätigung leicht fällt, ist dies ein Zeichen dafür, dass Sie es nicht übertreiben.
  • Richten Sie sportliche Aktivitäten nach dem Wetter aus – Laufen Sie bei Hitze und Feuchtigkeit langsamer und legen Sie weniger große Entfernungen zurück.
  • Aufwärmen und Abkühlen sind wichtig – Dadurch vermindert sich die Belastung des Herzens und das Risiko muskulöser Überbeanspruchung.
  • Gehen oder laufen Sie nicht in unmittelbarer Nähe von dichtem Verkehr – Kohlenmonoxidabgase reduzieren die Sauerstoffversorgung Ihres Herzens.
  • Hören Sie auf Ihren Körper – Wenn Sie an Schwindelanfällen, Übelkeit, allgemeiner Schwäche, Brustschmerzen oder Kurzatmigkeit leiden, sollten Sie Ihr Übungsprogramm einstellen, sich hinlegen und den Arzt aufsuchen.

Gesundheits-Pass für ein gesundes Herz

Nicht nur für Herzpatienten, sondern auch für Gesunde ist es nützlich, über die persönlichen Risikofaktoren für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung bestens informiert zu sein.

Zu diesem Zweck bietet die Deutsche Herzstiftung kostenlos einen Gesundheits-Pass an.

Durch die ständige Information über seinen Gesundheitsstand kann jeder Mensch einer Herzerkrankung durch einen gesunden Lebensstil vorbeugen oder den Verlauf einer Krankheit günstig beeinflussen.

Die Deutsche Herzstiftung hat den Gesundheits-Pass neu gestaltet und den aktuellen Leitlinien der Europäischen Fachgesellschaft für Kardiologie (ESC) angepasst.

„Der Pass ist ein nützlicher Helfer für Herz-Kreislauf-Patienten wie für gesunde Menschen, die ihre Risikofaktoren gemeinsam mit ihrem Arzt kontrollieren wollen“. Dies sagt der Kardiologe und Präventionsmediziner Professor Helmut Gohlke, Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung.

Der Gesundheits-Pass deckt wichtigste Risikofaktoren für eine Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems ab.

Jedoch kontrolliert er nicht den Bluthochdruck, der den häufigsten Risikofaktor in Deutschland für Herz- und Gefäßerkrankungen darstellt. Außerdem lässt der Gesundheits-Pass das Rauchen, einen erhöhter LDL-Cholesterinwert, Diabetes und Übergewicht sowie Bewegungsmangel außer Acht.

Mit Hilfe des Gesundheits-Passes werden regelmäßig neue Ergebnisse überprüft, etwa Cholesterin, Blutdruck und Nüchtern-Blutzucker.

Angaben zum Gewicht, zur körperlichen Aktivität, zum Rauchen und zur Arzneimittel-Einnahme können ebenfalls in dem Pass auftauchen.

„Herz-Kreislauf-Erkrankungen können in der Regel mit einem gesunden Lebensstil verhindert werden. Dies bedeutet Rauchverzicht, körperliche Betätigung und eine herzgesunde Ernährung. Der Pass unterstützt dieses Bemühen“, bemerkt Gohlke.

So spielt für die Ursachen eines Infarkts in vielen Fällen ein über Jahre hinweg gepflegter ungesunder Lebensstil eine wichtige Rolle. Nach Schätzungen sind Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung und Rauchen weltweit für rund 80 Prozent der Todesfälle in den Industriestaaten verantwortlich.

Sie treten in Folge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall auf.

Den „Gesundheits-Pass“ können Sie kostenlos anfordern bei: Deutsche Herzstiftung e.V., Vogtstr. 50, 60322 Frankfurt am Main oder www.herzstiftung.de/Gesundheits-Pass.