E-Zigaretten: Vor- und Nachteile der Tabak-Alternative

E-Zigarette, Zigarette, Alternative, Rauchen, Gesundheit
Tanja Esser - Adobe Stock
Inhaltsverzeichnis

Dass in regelmäßigen Abständen über das Qualmen von Zigaretten berichtet wird – nicht zuletzt seitdem es eine Zeit lang in fast jedem Bundesland unterschiedliche Gesetze zum Rauchen in Gaststätten gab –, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Dass die E-Zigarette dasselbe Schicksal ereilt, war dabei vorabzusehen.

24,5 Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung sind entsprechend den Zahlen des Statistischen Bundesamts zufolge zumindest gelegentliche Raucher. Und von den Nichtrauchern haben viele eine „Rauchervergangenheit“: In der Studie „Rauchgewohnheiten nach Altersgruppen und Geschlecht“ gaben immerhin fast 20 Prozent der Befragten an, früher geraucht zu haben. Die Zigarette ist also trotz aller Bemühungen der Politik nach wie vor fest in der Bevölkerung verwurzelt. Dabei dürfte auch den aktiven Rauchern bekannt sein, wie gefährlich der „blaue Dunst“ für die eigene Gesundheit ist.

E-Zigarette mit Dampf

Adobe Stock – Pia

Die Alternative zum Tabakrauchen?

Das Tabakrauchen gilt als einer der Hauptauslöser für Tumore der Lunge. Und auch andere Erkrankungen werden hiervon begünstigt, so beispielsweise Magen-Darm-Erkrankungen. Vor einigen Jahren kam etwas auf den Markt, das man als die Alternative zur Zigarette gefeiert hat. Die Rede ist von der E-Zigarette. Zuletzt ist aber auch diese unter Druck geraten. Besonders deutlich wird das Ganze durch einen Gesetzesentwurf der Bundesregierung, auf dessen Grundlage inzwischen E-Zigaretten und E-Shishas nicht mehr an Kinder und Jugendliche abgegeben werden dürfen.

Ist die E-Zigarette wirklich die ersehnte Alternative zur normalen Zigarette? Es gibt Hinweise, dass Tabakrauchen tatsächlich schädlicher ist als das „Dampfen” – letztlich wird es wohl vor allem die Zeit zeigen.

So funktioniert die E-Zigarette

Im Jahr 2004 kamen in China die ersten E-Zigaretten auf den Markt. Heute werden sie weltweit hergestellt und in Deutschland ist schon jeder hundertste Raucher auf die elektronische Variante umgestiegen.

Bei der klassischen Zigarette wird Tabak verbrannt und der Rauch inhaliert. Das Problem sind die im Rauch enthaltenen Stoffe, von denen einige als krebserregend eingestuft sind. Wie funktioniert im Vergleich dazu die E-Zigarette? Prinzipiell besteht die E-Zigarette aus drei Hauptkomponenten:

  • Verdampfer
  • Akku
  • Liquid

Letzteres ist der eigentliche Verbrauchsstoff, welcher dem Verdampfer zugeführt wird. Dieser ist ein Heizelement, welches das flüssige Liquid verdampft. Der Raucher inhaliert diesen Dampf und hat damit das vom Rauchen bekannte Gefühl. Im Gegensatz zum Tabak, der hier verbrannt wird, handelt es sich beim Liquid um eine Mischung verschiedener Stoffe, beispielsweise:

  • Propylenglycol
  • Glycerin
  • Wasser
  • Aromen
  • Nikotin

Neben fertigen Mischungen gehen Konsumenten auch dazu über, sich die Liquids selbst herzustellen. Die Akkus stellen letztlich die Energie bereit, welche zum Betrieb der E-Zigarette erforderlich ist. Inzwischen sind hier neben Einwegmodellen auch Wechselakkus verbreitet.

E-Zigarette vs. herkömmliche Zigaretten

Das Verbot einer Abgabe der E-Zigaretten an Kinder und Jugendliche zeigt, dass die Geräte bzw. der Konsum umstritten sind. Ist es gerechtfertigt, Tabakwaren und E-Zigaretten hinsichtlich des Gefährdungspotenzials gleichzusetzen? Um hierauf eine Antwort zu finden, muss man sich intensiver mit beiden beschäftigen. In einer herkömmlichen Zigarette sind auf den ersten Blick nur Tabak (Feinschnitt) und Papier vorhanden. Erst wenn man sich eingehender mit der Zigarette beschäftigt, wird das volle Ausmaß klar. Unter anderem findet man in einer Zigarette:

  • Zucker
  • Ammoniak
  • Feuchthaltemittel
  • Kleber
E-Zigarette vs. Zigarette

Adobe Stock – Knut Wiarda

Diese Stoffe gelangen beim Abbrand in den Rauch bzw. werden zu anderen Substanzen umgesetzt. Im Rauch selbst lassen sich folgende Substanzen nachweisen:

  • Blausäure
  • Benzol
  • Aceton
  • Naphtalin

Letzteres kann beispielsweise auf der Haut zu einer Dermatitis führen und war lange Bestandteil von Produkten zur Mottenabwehr.

Was steckt im Liquid?

Mit Blick auf die Zusammensetzung des Liquids in E-Zigaretten wird der entscheidende Unterschied deutlich: Das Liquid einer E-Zigarette muss nicht zwingend einen Nikotin-Anteil aufweisen. Da beim Dampfen zwar das Rauchgefühl, auf das der Raucher konditioniert ist, erhalten bleibt, allerdings der Nikotin-Konsum ausbleibt, können die psychischen Entzugserscheinungen beim Rauchstopp geringer ausfallen. Studien ergaben darüber hinaus, dass Propylenglycol und Glycerin die Hauptbestandteile von E-Zigaretten sind. Daneben kommt beim einen oder anderen Liquid noch der Nikotin-Gehalt.

Wer bewusst auf ein möglichst unschädliches Liquid achten möchte, wählt eines ohne Nikotin und ohne Nitrosamine. Tabak-spezifische Nitrosamine sind im Übrigen häufig ein Bestandteil von Nikotinpflastern, was den Gedanken einmal mehr unterstreicht, dass das Dampfen einer E-Zigarette mit Blick auf das langfristige Abgewöhnen des Rauchens durchaus eine Option darstellt. Hier sind die Möglichkeiten vielfältig.

Liquids können folgende Zusatzstoffe enthalten:

  • Glycerin
  • Lebensmittelaromen
  • Aethanol
  • Nikotin

Sie werden in den vielfältigsten Geschmacksrichtungen angeboten. Forscher der Universität San Diego haben an die 7.700 verschiedene Sorten von Tiramisu über Vanille bis hin zu Waldfrucht gezählt.

Gesundheitliche Aspekte im Vergleich

Bereits im Juni 2014 gab es die wohl aussagekräftigste Stellungnahme zur E-Zigarette mit Blick auf die Vorteile des Dampfens. Das Deutsche Krebsforschungszentrum bestätigt, dass E-Zigaretten weniger schädlich sind als herkömmliche Zigaretten. Diese Aussage wird in der Stellungnahme so begründet: „E-Zigaretten sind im Vergleich mit Tabakzigaretten weniger schädlich; ein vollständiger Umstieg vom Rauchen auf E-Zigaretten kann wahrscheinlich das Gesundheitsrisiko senken.“

Ein weiterer Punkt in den Ausführungen erklärt genau, wie die E-Zigarette als Hilfsmittel dienen kann, um sich der Tabaksucht zu entledigen: „E-Zigaretten sollten nicht zusätzlich zu Tabakzigaretten, sondern ausschließlich mit dem Ziel eines vollständigen Rauchstopps verwendet werden.“ Soll heißen: Zu qualmen und zu dampfen, ist eine schlechte Kombination. Zu dampfen, um mit dem Qualmen aufhören zu können, ist indes durchaus ein gangbarer Weg.

Rauchstopp

Adobe Stock – Knut Wiarda

Gründe für das Dampfen von E-Zigaretten

  • Bereits das Wording lässt Folgendes vermuten: Zigarettenqualm stinkt. E-Zigaretten-Dampf ist hingegen weit weniger unangenehm. Das liegt in der Tatsache begründet, dass beim Rauchen einer Tabakzigarette Stoffe verbrannt werden. Eine Verbrennung als solche gibt es allerdings beim Dampfen einer E-Zigarette gar nicht. Zudem fehlen Benzol, Kadmium, Kohlenmonoxyd und Teer, was mit Blick auf die Gesundheit den Raucherhusten mindern kann.
  • Mit Blick auf die Kostenstruktur ist das Dampfen einer E-Zigarette bis dato noch die günstigere Alternative. Nach der Erstbeschaffung der E-Zigarette fallen nur geringe Kosten für Verschleißteile an. Die nachfüllbaren Liquid-Fläschchen gibt es in der Großpackung für wenige Euro.
  • Insbesondere für die Nase, aber auch für die ganze Umgebung ist die E-Zigarette im Vergleich zur Tabakvariante eine wahre Wohltat, denn E-Zigaretten pusten keinen stinkenden Qualm aus, der sich fest in der Kleidung und in den Haaren festsetzt. So verschwindet der üble Geruch von kaltem Rauch. Die Zähne vergilben nicht und auch vergilbte Tapeten können nach einem Umstieg auf E-Zigaretten getrost verabschiedet werden. Auch das Ausleeren voller Aschenbecher entfällt.
  • Mit einer E-Zigarette erhält der Ex-Tabakraucher das Gefühl zurück, gemütlich nach dem Essen „eine rauchen“ zu dürfen, denn der Genuss von E-Zigaretten ist nicht dem Qualmen gleichgesetzt. Das bedeutet, dass Dampfen vielerorts noch erlaubt ist, wo Qualmen verboten ist. Der Effekt: Zunehmend häufiger bilden sich Dampfer-Stammtische, die die neu gewonnene Gemütlichkeit gemeinsam zelebrieren.
  • Das Dampfen einer E-Zigarette hat Geschmack – und zwar buchstäblich. Nachdem der Tabak-Konsum ein Angriff auf die Geschmacksnerven ist, ist das Dampfen in dieser Hinsicht ein wahres Geschmackserlebnis, denn die Liquids gibt es in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen.

Sind E-Zigaretten wirklich weniger schädlich?

Stellt man dem die Inhaltsstoffe der E-Zigarette gegenüber, ist das Ergebnis eindeutig. Gerade bei den gesundheitsschädlichen Substanzen scheint das Potenzial der E-Zigarette nach den bisherigen Erkenntnissen geringer. Diese Ansicht wird inzwischen von einigen Studien unterstützt. Dazu gehört beispielsweise eine Untersuchung von Public Health England, die zu dem Ergebnis kommt, dass die E-Zigarette ein um 95 Prozent geringeres Gefährdungspotenzial beinhaltet als die gewöhnliche Zigarette; zumal die elektronische Zigarette kein Risiko wie das Passivrauchen beinhaltet. Trotzdem dürfte sich kurzfristig wahrscheinlich wenig an der öffentlichen Haltung gegenüber den Verdampfern ändern.

WHO steht elektronischen Glimmstängeln kritisch gegenüber

Sowohl die WHO als auch die „American Heart Association“ fordern, die E-Zigarette wie ebenso wie Tabakprodukte zu behandeln. Der aromatisierte Nikotindampf sei für Ungeborene im Mutterleib und für Heranwachsende eine ernsthafte Gefahr. Zwar räumt die WHO ein, dass die E-Zigarette „wahrscheinlich weniger schädlich“ sei als Tabakzigaretten.

Dennoch fordert die Organisation ein Verbot für die E-Zigarette in geschlossenen öffentlichen Räumen. Dieses Verbot soll solange gelten, bis nachgewiesen werden konnte, dass es keine Schäden durch Passivrauchen gibt. Gleichzeitig fordert die WHO ein Verbot für den Verkauf an Minderjährige, das E-Zigaretten mit verlockenden Aromen ein neuer Einstieg in die Nikotinsucht sein könnten.

E-Zigarette als Arznei?

Obgleich diese Eingruppierung wohl für den Laien recht verlockend erscheint, muss es doch eine positive Würdigung der E-Zigarette sein, sie als Arzneimittel zu deklarieren, wäre es im Detail betrachtet das Aus für die E-Zigarette gewesen, denn Arzneimittel müssen diverse Tests durchlaufen, bevor sie auf dem Markt erhältlich sind. Dort findet man sie dann nur in Apotheken.

Und so hörte man aus den Reihen der E-Zigaretten-Hersteller Ende 2014 ein lautes Aufatmen, als das Bundesverwaltungsgericht dieses Urteil aussprach: „Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat in drei Revisionsverfahren entschieden, dass nikotinhaltige Flüssigkeiten (Liquids), die mittels elektronischer Zigaretten (E-Zigaretten) verdampft und inhaliert werden, keine Arzneimittel sind und dementsprechend die E-Zigarette selbst kein Medizinprodukt ist.“ Die Begründung dazu lag darin, dass die E-Zigarette nicht grundsätzlich zur Linderung, Verhütung oder Heilung angedacht sind und auch nicht dementsprechend vermarktet werden. Auch die Verbraucherpraxis lässt das Produkt nicht in die Kategorie Arzneimittel fallen. Die Liquids seien nicht in die Gruppe der Funktionsarzneimittel einzuordnen.

Was sollten Umsteiger beachten?

Viele aktive Raucher kennen das Risiko der Zigarette, allerdings fällt es ihnen schwer, vom Glimmstängel loszukommen. Obwohl Nikotin für sich genommen kein überdurchschnittliches Suchtpotenzial besitzt, führen Tabakwaren in die Abhängigkeit. Eine Ursache ist die Kombination der verschiedenen Inhaltsstoffe. Einfach auf die E-Zigarette umsteigen und endlich ohne Qualm leben, ist aber nur bedingt die Lösung. Der Grund ist weniger in der Gesundheitsgefährdung zu suchen. „Dampfen“ und Rauchen sind nicht ohne Weiteres miteinander zu vergleichen: Bei der Zigarette baut sich ein Zugwiderstand auf, welche bei der E-Zigarette fehlt. Zieht ein Umsteiger zu stark, gelangt nicht ausreichend Liquid ans Heizelement, was zum Dry Hit führen kann.

Zur Herausforderung wird auch die Auswahl des passenden Liquids. Diese werden heute in unterschiedlichen Stärken (mit variierender Nikotindosierung) im Handel angeboten. Gerade beim Umstieg kann es also passieren, dass die Nikotindosierung zu niedrig ist. Und da die rauch- und tabaklosen Stängel den Tabakzigaretten sehr ähnlich sind und auch genauso verwendet werden, bleiben sowohl das Rauchritual als auch das Suchtverhalten bestehen. Mittlerweile bieten die Hersteller der E-Zigaretten verschiedene Modelle an, die mit unterschiedlichen Akkukapazitäten und regelbarer Temperatur geliefert werden. Als Umsteiger ist es angebracht, für die Auswahl der Hardware ausreichend Zeit einzuplanen, um die richtige Entscheidung zu treffen.

E-Zigarette

Adobe Stock – Pixelot

Fazit: Die Studienlage ist nicht aussagefähig

Bis heute gibt es keine verlässlichen Daten und Analysen zu den tatsächlichen kurz- und langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen der E-Zigaretten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) geht jedoch davon aus, dass „von der E-Zigarette und ihren Liquids gesundheitliche Risiken ausgehen. Ursache dafür können neben Nikotin auch das Verneblungsmittel Propylenglycol, Chemikalienzusätze wie pharmakologische Wirkstoffe sowie verschiedene Duft- und Aromastoffe (z. B. Menthol, Linalool) und Verunreinigungen sein.“

Nach den aktuellen Wissenstand ist die E-Zigarette im Vergleich zur Tabakzigarette weniger schädlich, da die Bronchien und Lungen durch das Inhalieren nicht belastet werden. Die schädlichen Auswirkungen des Nikotins und das Suchtverhalten sind nicht anders als bei der Tabakzigarette.

Entscheidung vertagt

Rauchen ist auch für die Umgebung gesundheitsschädlich. Daran wird heute kaum noch jemand wirklich rütteln. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Raucher immer wieder die Entwöhnung versuchen. Neben einigen Rauchern, die den Absprung schaffen, scheitern viele Betroffene. Der Tabakkonsum hat letztlich Suchtpotenzial.

Die E-Zigarette sorgt in den Augen der Befürworter für Abhilfe. Sie scheint zumindest einigen Studien zufolge tatsächlich weniger gefährlich für die Gesundheit. Aber sie bleibt dennoch ein Risiko für den Nutzer. Ob die Forderung, E-Zigaretten nur noch über Apotheken abzugeben, allerdings wirklich gerechtfertigt ist, steht auf einem anderen Blatt. Wer diese Forderung erhebt, muss letztlich auch dafür sein, Tabakwaren komplett aus den Regalen der Supermärkte zu entfernen. Denn das Rauchen von Zigaretten führt letztlich zu vielen Krankheiten, die ohne Tabak weniger stark verbreitet wären.