Diabetes: Falsche Ernährung und Bewegungsmangel

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Inhaltsverzeichnis

Für viele Diabetiker in fortgeschrittenen Stadien sind Insulin und andere Blutzuckersenker notwendig. Doch es gibt viele Möglichkeiten, Diabetes auch ohne (oder zumindest mit deutlich weniger) Medikamente in den Griff zu bekommen.

Bei der Krankheit Diabetes dreht sich alles um Insulin. Dabei handelt es sich um ein Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) produziert wird. Insulin arbeitet als „Türöffner”, um den Zucker (Glukose) aus dem Blut in das Innere der Zellen zu schleusen.

Dort wird der Brennstoff in Energie umgewandelt. Auch für die Bildung der Glukose-Speicherform (Glykogen) in Muskeln und Leber ist Insulin unerlässlich. Beim Typ-II-Diabetes (früher als Altersdiabetes bezeichnet) produziert die Bauchspeicheldrüse jedoch entweder zu wenig Insulin oder die Körperzellen sprechen kaum noch auf das Hormon an (Insulinresistenz). Das führt zu einem dauerhaft erhöhten Blutzucker.

Diabetes mellitus

Bei der Diabetes-Erkrankung muss man zwischen Typ-1 und Typ-2 unterscheidenFotoimpressionen – Fotolia

Diabetes natürlich behandeln

Wussten Sie, dass Kartoffelsalat Ihren Blutzucker um 28 Prozent senkt ? Und kennen Sie die Heilpflanzen, die sich in wissenschaftlichen Studien gegen Diabetes bewährten? Hier nur einige Beispiele:

  • Coccinia indica (eine alte indische Heilpflanze mit insulinähnlicher Wirkung)
  • Hintonia (eine Verwandte des Kaffeestrauchs aus Südamerika; verbessert die Wirkung des körpereigenen Insulins)
  • Bittermelone (ein Extrakt der tropischen Frucht regt die Insulinproduktion an)
  • Zimt (das Gewürz aus Ostasien senkt den Blutzuckerspiegel)

Wie entsteht die Krankheit überhaupt?

Diabetes Typ II ist ernährungsbedingt und wird verursacht durch ein permanentes Überangebot an Kohlenhydraten. Diabetes zeigt sich in einer fortschreitenden Insulinresistenz von Zellen. Das heißt: Manche Zellen sind nicht oder nicht mehr in der Lage, auf das vorhandene Insulin zu reagieren. Als Folge steht den Zellen dadurch zu wenig Energie für ihre Arbeit zur Verfügung, denn das Insulin sorgt für die Aufnahme des Blutzuckers in die Zellen.

Als Reaktion darauf steigt die Insulinproduktion, damit die Aufgaben des Körpers erledigt werden können. Das wiederum überfordert auf lange Frist die Bauchspeicheldrüse derart, dass sie immer weniger Insulin produzieren kann. Zu den Ursachen von Diabetes zählen drei Faktoren: Übergewicht, Bewegungsmangel und eine kohlenhydratreiche Ernährung. Im Umkehrschluss heißt das: Wenn Diabetiker durch ausreichende Bewegung und eine kohlenhydratarme Kost ihr Übergewicht bekämpfen lernen, bekommen sie auch ihren Diabetes besser unter Kontrolle.

Diabetes Typ I und II: Der Unterschied

Seitdem wir im Sprachgebrauch die Diabetes-Typ-II-Erkrankung nicht mehr als Altersdiabetes bezeichnen (weil auch immer mehr junge Menschen erkranken), sind die Abgrenzungen zwischen Typ-I- und Typ-II-Diabetes mehr und mehr verschwommen. Es wird nur noch von „Diabetes” geredet. Aber wie unterscheiden sich die Erkrankungen genau?

Typ-I-Diabetes ist eine körpereigene Erkrankung. Die Bauchspeicheldrüse kann kein Insulin mehr produzieren. Daher sind Betroffene gezwungen, sich für den Rest ihres Lebens Insulin zu spritzen. Die Erkrankung tritt in der Regel schon im (frühen) Kindesalter auf.

Typ-II-Diabetes ist dagegen eine erworbene Erkrankung durch falsche Ernährung und zu wenig Bewegung. Der Körper produziert Insulin, aber dessen Wirkung ist nicht mehr ausreichend. Dadurch produziert er immer mehr von diesem Stoff, was die Bauchspeicheldrüse auf Dauer nicht verkraften kann. Sie verringert nach und nach die Produktion oder stellt sie komplett ein. Allerdings ist diese Erkrankung abhängig vom Lebensstil. Daher lässt sie sich durch den Abbau von Übergewicht, der richtigen Ernährung und genügend Bewegung durchaus so verbessern, dass keine Medikamente mehr gebraucht werden.

Prädiabetes: Die Vorstufe der eigentlichen Erkrankung

Viele Menschen leiden unter einem Prädiabetes. Dabei handelt es sich um einen Anstieg der Blutzuckerwerte: Sie liegen im nüchternen Zustand zwischen 100 und 125 mg/dl Blut. Hinzu kommt: Sie sinken nicht so schnell wie bei gesunden Menschen. Handeln Sie dann rasch, ist diese Diabetes-Vorstufe gut in den Griff zu bekommen. Mit mehr Bewegung, besserer Ernährung und auch, indem Sie eventuell vorhandenes Übergewicht abbauen. Tun Sie dies allerdings nicht, werden Sie in den kommenden fünf bis zehn Jahren mit sehr großer Wahrscheinlichkeit an Diabetes Typ II erkranken.

Zu dieser Lebensumstellung gehört auch, den Kohlenhydratkonsum einzuschränken, gerade am späten Nachmittag und am Abend. Denn zu diesen Zeiten sorgen Mahlzeiten mit vielen Kohlenhydraten dafür, dass der Blutzuckerspiegel besonders hoch ansteigt. Aber warum ist das so?

Bestimmte Ernährungsform erhöht die Blutzuckerwerte deutlich

Mit dieser Frage haben sich Wissenschaftler vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke befasst. Sie untersuchten 29 Männer, deren Gewicht sich zwischen normalgewichtig und fettleibig befand. Elf wiesen einen Prädiabetes auf. In den nächsten acht Wochen ernährten sich die Männer nach zwei Vorschriften. In den ersten vier Wochen mussten sie eine kohlenhydratbetonte Ernährung zu sich nehmen, zwischen 16:30 Uhr und 22 Uhr aber eher fettbetont. In den nächsten vier Wochen sah die Ernährung genau umgekehrt aus. Die Menge an Kalorien, Fett, Eiweiß und Kohlenhydraten, die täglich verzehrt wurde, blieb über die gesamten acht Wochen hinweg die gleiche.

Als die Forscher die Daten auswerteten, zeigte sich: Die Ernährungsform, bei der abends Kohlenhydrate erlaubt sind, ist deutlich ungünstiger für die Teilnehmer mit gestörtem Zuckerstoffwechsel. Die Blutzuckerwerte waren um fast 8 Prozent höher als bei der Ernährungsform, bei der sie abends auf die Kohlenhydrate verzichteten. Dieser Effekt lässt sich bei gesunden Männern nicht nachweisen.

Hormone im Darm sind schuld

Aber warum wirken sich Kohlenhydrate am Abend so negativ auf den Blutzucker aus? Grund können zwei Darmhormone sein, das Glucagon-like peptide-1 (GLP-1) und Peptid YY (PYY). Beide Hormone wirken sich auf den Zuckerhaushalt und den Appetit ab. Ab mittags verringert sich der Spiegel dieser beiden Hormone deutlich. Dieser Hormonabfall ist aber bei Männern, bei denen der Zuckerstoffwechsel gestört ist, deutlich stärker als bei gesunden Menschen. Daher wirkt sich bei ihnen auch das Essen von Kohlenhydraten am Abend deutlich negativer aus.

Kohlenhydratverzicht ab Nachmittags angebracht

Die Wissenschaftler empfehlen daher, gerade bei gestörtem Zuckerstoffwechsel am Nachmittag und Abend auf Kohlenhydrate zu verzichten. Das gilt sowohl, wenn Sie eine Diabetes-Vorstufe haben, als auch, wenn Sie bereits unter Diabetes leiden. Und natürlich sollten sich auch Frauen diese Ernährungsregel zu Eigen machen. Denn die Forscher gehen davon aus, dass ihre Erkenntnisse auch für Frauen mit Prädiabetes bzw. Diabetes gelten.

Warum aber wurden dann nur Männer untersucht? Diese Frage ist einfach zu beantworten. Bei Frauen ist der Nachweis, wie sich Ernährung auf die Blutzuckerwerte auswirkt, nicht ganz so einfach darzulegen. Denn zum Beispiel die Ausschüttung unterschiedlicher Hormone hängen bei Frauen nicht nur von der Tageszeit ab, sondern auch vom Zyklus. Daher ist auch die Untersuchung erst einmal nur mit Männern durchgeführt worden.

Die richtige Ernährung als Grundlage

Die Empfehlungen zur Ernährung bei Diabetes veränderten sich im Laufe der Zeit stark. Zu einer richtigen Diabetes Typ II-Ernährung gehört heute auf jeden Fall das Vermeiden aller Arten von Zucker und Fruchtzucker, wie sie in industriell hergestellten Lebensmitteln und Getränken enthalten sind.

Auf keinen Fall sollten Diabetiker die früher so gepriesenen Diätprodukte verzehren, die mit Fruktose gesüßt sind. Das Süßen mit Zucker oder synthetischen Süßstoffen ist ebenso ungesund wie der Verzehr von Fertiggerichten. In Maßen verzehrtes Obst hingegen ist unbedenklich. Zur normalen Ernährung sollten vitalstoffreiche, frische Lebensmittel und Vollkornprodukte gehören. Am besten ist, man bereitet sich seine Mahlzeiten selbst zu, so kann man auf alle Inhaltsstoffe und Mengen achten.

Bei Hülsenfrüchten und Nüssen sollten Sie regelmäßig zugreifen

Hinsichtlich der Inhaltsstoffe perfekt für Diabetiker geeignet sind Hülsenfrüchte. Sie sollten mindestens zweimal in der Woche auf Ihrem Speiseplan stehen. Neben einem hochwertigen Eiweißanteil, der auch dem Erhalt Ihrer Muskelmasse zugutekommt, bieten Erbsen, Bohnen, Linsen & Co. komplexe Kohlenhydrate sowie reichlich sattmachende Ballaststoffe und verhindern dadurch Blutzuckerspitzen.

Auch der tägliche Verzehr einer Hand voll gemischter Nüsse (z. B. Walnüsse, Mandeln oder Cashewkerne) hilft als gesunde Nascherei, den Blutzucker zu senken. Studien belegen, dass Nüsse weniger Fett enthalten als bislang vermutet, lange sättigen und ihre Mikronährstoffe zusätzlich Ihr Herz schützen. Sie kurbeln sogar den Grundumsatz an, wovon übergewichtige Diabetiker profitieren. Diabetiker sollten bei der Wahl der Eiweißquellen insgesamt statt auf Fleisch mehr auf pflanzliche Eiweißlieferanten setzen, da diese die Nieren weniger belasten. Auch Fisch stellt eine gesunde Alternative dar.

Al dente-Garen schont Ihren Blutzucker

Hohe Temperaturen und lange Garprozesse zerlegen komplexe Kohlenhydrate wie Stärke vor dem Verzehr in kleinere Bausteine. So lassen matschige Nudeln, weich gekochte Kartoffeln und Pommes frites den Blutzucker schneller ansteigen als al dente zubereitete Nudeln und feste Pellkartoffeln.

Komplexe, vollwertige Kohlenhydrate, beispielsweise aus Vollkornnudeln, -brot und -haferflocken, Naturreis, Bulgur und Couscous, werden aufgrund ihrer Molekülstruktur wesentlich langsamer in verwertbare Glukosemoleküle zerlegt. Diese ballaststoffhaltigen Kohlenhydratlieferanten halten länger satt und versorgen den Körper lang anhaltend mit Energie ohne Blutzucker- und Insulinspitzen. Sie bringen obendrein Ihren Darm in Schwung und liefern mehr Mikronährstoffe als ihre kurzkettigen Varianten.

Natürlich gut? Trockenfrüchte und Honig sind nicht optimal

Honig und Trockenfrüchte sind von Natur aus sehr süß. Sie enthalten Unmengen an Kohlenhydraten. Wenn Sie Honig oder Trockenfrüchte verzehren, wird sich das auf jeden Fall auf Ihren Blutzuckerspiegel auswirken. Doch im Gegensatz zu Haushaltszucker stecken in beiden Produkten auch positive Stoffe. Diese sind gut für Ihre Gesundheit und gleichen die negativen Auswirkungen etwas aus. In den Trockenfrüchten schlummern noch die Ballaststoffe, die ehemals in den ganzen Früchten zu finden waren. Das verzögert die Geschwindigkeit, mit der Ihr Körper den Zucker aufnehmen kann. Außerdem sorgen die Ballaststoffe für eine gute Verdauung ohne Verstopfung.

Es gibt noch ein weiteres Plus: Im Honig stecken zahlreiche Vitalstoffe. Es scheint tatsächlich so zu sein, dass der Zucker im Honig von Ihrem Körper anders aufgenommen wird. Die wissenschaftliche Studienlage zum Thema Honig ist leider sehr spärlich. Es gibt zwar eine Studie, die ein sehr gutes Licht auf Honig wirft. Allerdings wurde sie zufällig von den deutschen Honigherstellern finanziert. Dennoch sind diese natürlichen Produkte nicht optimal, denn Ihrem Blutzucker und dem Belohnungssystem im Gehirn ist es egal, ob Sie Haushaltszucker, Trockenfrüchte, Honig, Ahornsirup oder Dicksaft benutzen. Sie sehen alle süßenden Zutaten als zuckerhaltig an.

So reduzieren Sie unnötigen Zucker

Wie süß ein Getränk sein muss, ist reine Gewohnheitssache. Reduzieren Sie die Zuckermenge im Kaffee oder Tee von Tag zu Tag. Limonaden und Cola-Getränke tauschen Sie gegen Fruchtsaftschorlen aus: Zu Beginn entweder 1:1 mit Wasser verdünnt oder ein Teil Fruchtsaft und zwei Teile, später drei bis vier Teile Wasser. Am besten ist es, überwiegend Mineral- oder Leitungswasser zu trinken.

Zugesetzter Zucker ist grundsätzlich Gift für Diabetiker. So sollten Sie frische, reife Früchte nicht zuckern. Das bringt zudem den Eigengeschmack jeder Frucht erst richtig zur Geltung. Die in der ganzen Frucht enthaltenen Ballaststoffe verhindern, dass der Zucker zu schnell ins Blut strömt. Als Lieferant wichtiger Antioxidantien sorgt saisonales Obst dafür, entzündliche Prozesse in Schach zu halten. Richtig gelagert sind vor allem hiesige Äpfel ein Hochgenuss sowie natürlich aus den wärmeren Regionen importiert: Zitrusfrüchte, Ananas, Granatäpfel und Mangos.

Schwangerschaftsdiabetes

Ein Sonderfall ist der Schwangerschaftsdiabetes, der keine Erkrankung im engeren Sinne darstellt. Immer mehr werdende Mütter sind von dieser Art von Diabetes betroffen, die nach der Geburt zum Glück meistens wieder verschwindet. Dabei spielt es beispielsweise eine Rolle, dass die Frauen in einem höheren Alter gebären und mehr Gewicht auf die Waage bringen als früher.

Warum entwickelt sich die Krankheit gerade in der Schwangerschaft?

Als Folge der Schwangerschaftshormone steigt Ihr Insulinbedarf als werdende Muttern an. Kann Ihr Körper jetzt nicht ausreichende Mengen an Insulin bereitstellen oder zeigt sich eine Insulinresistenz (Ihre Zellen stumpfen gegen die Wirkung von Insulin ab), entwickelt sich der Schwangerschaftsdiabetes. Das führt für Sie dann zu einem erhöhten Risiko von Bluthochdruck, Ödemen, Nieren- und Harnwegsentzündungen.

Studien zeigen, dass etwa neun Prozent dieser Frauen später auch an Diabetes Typ II erkranken. Wird ein Schwangerschaftsdiabetes nicht erkannt und behandelt, sind die Folgen oft ein abnormes Größenwachstum des Kindes mit gleichzeitiger Entwicklungsverzögerung, insbesondere der Lungenreifung. Im schlimmsten Fall kommt es zu Früh- oder Fehlgeburten. Für das Kind können die hohen Zuckerwerte der Mutter auch langfristige Folgen haben: Es besteht die Gefahr, dass es selbst übergewichtig wird und an Diabetes erkrankt.

Typische Merkmale

Geben Sie in der Schwangerschaft besonders Acht:

  • bei Übergewicht
  • wenn bereits ein Diabetes in der engeren Familie besteht
  • wenn das eigene Geburtsgewicht höher als 4.000 Gramm war
  • bei wiederholten Fehlgeburten
  • wenn bei einer vorausgegangenen Geburt ein Kind mit mehr als 4.000 Gramm zur Welt kam

So beugen Sie gezielt vor

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass körperliche Aktivität während der Schwangerschaft das Risiko für einen Schwangerschaftsdiabetes deutlich senkt. Dazu reicht es, wenn Sie sich dreimal pro Woche für mindestens 30 Minuten bewegen, vorzugsweise Walking, Aerobic oder Schwimmen.

  • Versuchen Sie unbedingt schon vor der Schwangerschaft, Übergewicht abzubauen.
  • Achten Sie auf eine fettarme Ernährung, mit wenig tierischen Fetten. Sparen Sie bei Streichfetten, Sahne, fettem Käse und fettreichen Fleischwaren.
  • Setzen Sie auf ballaststoffreiche Lebensmittel: Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Kartoffeln und Vollkornprodukte.
  • Verteilen Sie mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag, anstatt drei üppige zu sich zu nehmen. Das hält Ihre Blutzuckerwerte flach.
  • Lassen Sie von Ihrem Arzt zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche einen Diabetes-Suchtest durchführen.

Diabetiker und Alkohol

Zwar kann der Genuss von Alkohol kurzfristig den Blutzucker von Diabetikern senken, doch als vorbeugende Maßnahme vor Diabetes Mellitus ist er keineswegs geeignet. Im Gegenteil: Sollten Sie regelmäßig Alkohol zu sich nehmen, erhöhen Sie damit Ihr Risiko, an Diabetes Typ II zu erkranken. Das Deutsche Grüne Kreuz berichtet von einer texanischen Studie, die zu dem Ergebnis kam: Pro Woche sollten es nicht mehr als fünf bis zehn Gläser Bier oder Wein sein.

Diese Alkoholmenge bedeutet offenbar das Maximum für ein durchschnittliches Risiko. Alles, was darüber liegt, gefährdet Sie. Wenn Sie zum Beispiel täglich drei oder gar vier Gläser eines alkoholischen Getränks zu sich nehmen, steigt Ihr Diabetesrisiko bereits auf das Doppelte und mehr. Maß halten ist also angesagt. Der herzschützende Effekt, der dem Alkoholgenuss (insbesondere von Rotwein) nachgesagt wird, ist erstens ohnehin auf kleine Mengen begrenzt und zweitens überwiegend den pflanzlichen Wirkstoffen der Trauben zuzuschreiben. Er lässt sich auch mit rotem Traubensaft statt Rotwein erreichen.

Altersdiabetes: Warum immer mehr Kinder betroffen sind

Diabetes Typ II galt früher als Altersdiabetes, weil er sich meistens bei älteren Menschen entwickelte. Das hat sich inzwischen grundlegen geändert: Immer mehr Kinder und Jugendliche erkranken inzwischen an daran. Die meisten von ihnen sind stark übergewichtig und erblich vorbelastet, sie haben also Eltern oder Großeltern mit Diabetes Typ II. Diese Krankheit entsteht, wenn Ihre Körperzellen zunehmend schlechter auf das Hormon Insulin ansprechen (Insulinresistenz). Folglich steigt Ihr Blutzuckerspiegel an.

Wer als Jugendlicher unter Übergewicht leidet, hat als Erwachsener ein deutlich erhöhtes Diabetesrisiko. Kritisch ist hier nicht ein wenig Babyspeck, sondern wenn sich auf den Hüften deutliche Schwimmreifen übereinander schieben. Kinder mit einem von Diabetes betroffenen Elternteil haben ein um 25 bis 50 Prozent erhöhtes Risiko, auch zu erkranken. Bei solchen Vorbelastungen spielt der persönliche Lebensstil eine wichtige Rolle dabei, ob die Krankheit wirklich ausbricht. Eine ausgewogene Ernährung und reichlich körperliche Bewegung sind der beste Schutz.

Schutz durch ein regelmäßiges Frühstück?

Kennen Sie das auch? In der Hektik unseres Alltags bleibt für ein gemütliches Frühstück selten Zeit. Doch Studien an Erwachsenen zeigen: Wer die morgendliche Mahlzeit ausfallen lässt, wird eher übergewichtig und entwickelt häufiger einen Diabetes Typ II. Eine Untersuchung von Forschern der St. George’s University in London zeigt, dass ein gesundes Frühstück schon bei Kindern wichtig für den Zuckerstoffwechsel ist. Das richtige Frühstück verringert das Risiko für einen Typ-II-Diabetes. Das legt eine Studie an englischen Schulkindern nahe. Die Forscher befragten über 4.000 Kinder im Alter von neun und zehn Jahren zu ihrem Essverhalten am Morgen. Darüber hinaus untersuchten sie bei den Schülern Diabetes-Risikofaktoren wie die Insulinresistenz und den Langzeit-Blutzuckerwert HbA1c.

Frühstückten die Kinder täglich, machte sich das bei ihren Werten günstig bemerkbar: Sie hatten bessere Langzeit-Blutzuckerspiegel als ihre Altersgenossen, die morgens zumindest hin und wieder hungrig aus dem Haus gingen. Außerdem lagen die Werte auf einem niedrigen Niveau, die auf eine Insulinresistenz hinweisen. Ein gesundes Frühstück ist nicht das Croissant oder ein Wurstbrötchen, das Sie sich unterwegs kaufen. Diese Snacks sind in der Regel sehr fett- und kalorienreich. Nehmen Sie sich und Ihrem Nachwuchs morgens ein wenig Zeit: Ein Frühstück mit Obst, Vollkornbrötchen oder selbstgemachtem Müsli fördert nicht nur bessere Zuckerwerte. Es schützt Sie auch vor Übergewicht.

Mit Sport und Bewegung gegen Diabetes

Wenn Sie körperlich aktiv werden können, müssen sich Ihre Muskeln bewegen. Dazu benötigen Sie Energie in Form von Glukose. Diesen „Betriebsstoff” holen sich die Muskeln zunächst aus den Zuckerdepots ihrer Zellen. Sind diese Vorratsspeicher geleert, holen sich die Muskeln aus dem Blut Nachschub, wodurch der Blutzuckerspiegel sinkt. Dieser blutzuckersenkende Effekt hält auch noch bis zu zwei Tagen nach dem Training an, denn solange kann sich die Muskulatur noch im Blut bedienen, um die leeren Speicher ihrer Zellen wieder aufzufüllen.

Wenn Sie Ihren Blutzucker langfristig senken möchten, empfehlen Experten drei- bis viermal wöchentlich 30 bis 60 Minuten aktive körperliche Betätigung. Vielleicht erscheint Ihnen das recht viel, wenn Sie bisher eher ein Bewegungsmuffel waren. Beginnen Sie dann einfach damit, jeden Tag einen Spaziergang von einer Viertelstunde zu machen. Steigern Sie allmählich das Tempo und die Dauer, bis Sie genügend Ausdauer für eine der folgenden Sportarten haben. Die besten Sportarten bei Typ-II-Diabetes sind:

Entscheidend für die Wirksamkeit des Ausdauertrainings ist die richtige Belastung. Ob Sie hier das richtige Maß gefunden haben, zeigt Ihnen Ihr Puls. Die obere Belastungsgrenze finden Sie, wenn Sie von 220 Ihr Lebensalter abziehen.

Nahaufnahme eines joggenden Mannes

Schon moderater Sport kann helfen, Ihren Blutzuckerspiegel zu regulieren© Maridav | Fotolia

Sportliche Diabetiker leben länger

Mit regelmäßiger sportlicher Betätigung benötigen Sie nicht nur weniger Medikamente zur Blutzuckersenkung, sie werden nachweislich auch länger leben.

Ein Team der Universität Wageningen in den Niederlanden analysierte die Daten von 5859 Typ-II-Dabetikern und wertete zwölf Studien daraufhin aus, warum einige von ihnen jünger sterben und andere dafür älter werden. Das erstaunliche Ergebnis wurde in der Fachzeitschrift Archives of Internal Medicine veröffentlicht: Körperlich aktive Diabetiker haben ein um 38 Prozent verringertes Sterberisiko im Vergleich zu ihren unsportlichen Leidensgenossen.

Die Studienleiterin meint nun, dass nach ihren Auswertungen niemand zum Leistungssportler werden müsse, um diesen schützenden Effekt zu erzielen. Moderate Bewegung reiche bereits völlig aus, um den Blutzucker positiv zu beeinflussen und dadurch lebensverlängernd zu wirken.

Keine Chance dem Jo-Jo-Effekt!

Eine Normalisierung Ihres Gewichts kann häufig eine medikamentöse Behandlung, insbesondere das Spritzen von Insulin, über Jahre hinauszögern oder sogar komplett verhindern. Bauen Sie mit einer Crash-Diät in kurzer Zeit stark an Gewicht ab, schwindet in vielen Fällen auch ein erheblicher Teil an Muskelmasse. Und gerade die nimmt mit zunehmendem Alter ohnehin ab, bestimmt aber maßgeblich Ihren kalorischen Grundumsatz.

Der Jo-Jo-Effekt nach einer extrem kalorienreduzierten Diät ist damit vorprogrammiert. Der einzige Weg aus dem Teufelskreis ist neben dem gezielten Aufbau von Muskulatur eine langfristige Ernährungsumstellung.

Moderne Therapie: Nicht nur Blutzuckerwerte zählen!

Bei der Diabetesbehandlung wird heute leider immer noch das Gießkannenprinzip angewandt: Ärzte verschreiben massig Medikamente, sobald Diabetes Typ II festgestellt wird. Dabei zeigen neue Studien, dass dies gar keinen Erfolg hat, im Gegenteil.

Diabetes ist eine der am weitesten verbreiteten Zivilisationskrankheiten. Fast 10 Prozent der Frauen und 8 Prozent aller Männer sind betroffen, 90 Prozent von ihnen leiden unter Diabetes Typ II, also dem durch falschen Lebensstil erworbenen Alterszucker. Bei dieser Erkrankung ist das Insulin nur noch vermindert oder nicht mehr wirksam. Der Blutzuckerspiegel steigt an und führt zu schwerwiegenden Schäden im gesamten Körper. Viele Menschen (das ist das Gefährliche) bemerken zunächst einmal und teilweise sogar jahrelang nicht, dass sie erkrankt sind. Durch Zufall, weil sich eher allgemeine Symptome häufen, kommt die Erkrankung dann ans Tageslicht.

Was Ihnen bisher fehlte

Wenn bei Ihnen die Krankheit festgestellt wird, werden Sie wahrscheinlich mit bestimmten Zahlen und Grenzwerten von Ihrem Arzt „überschwemmt” werden. Leider fehlt gerade in der Therapie die individuelle Komponente. Denn welche Werte empfohlen sind, bezieht sich auf Studien, bei denen zum Beispiel fast nie ältere Menschen betrachtet wurden.

Bestes Beispiel ist die ACCORD-Studie. Hierbei wurden 10.000 Diabetiker an großen Kliniken in Kanada und den USA untersucht. Die Hälfte erhielt eine medikamentöse Behandlung, die zu einer besonders starken Senkung der Blutzuckerwerte führte. Nach vier Jahren dann wurde die im Jahr 2004 begonnene Studie abgebrochen. Der Grund: In der Gruppe, in der die Werte des Blutzuckers massiv gedrückt worden waren, war die Sterberate um 25 Prozent höher als bei denen, denen höhere Werte erlaubt worden waren.

Krankenschwester misst Blutzucker einer alten Frau

Fast 10 Prozent der Frauen und 8 Prozent aller Männer leiden an Diabetes© Gina Sanders | Adobe Stock

Zukünftige Neuerungen in der Therapie

  • Blutzuckerwert: Dieser Wert sagt aus, wie hoch der Glukosespiegel in Ihrem Blut ist. Er muss stets in nüchternem Zustand bestimmt werden. Bisher hieß es in Deutschland bei einem Blutzuckerwert von über 110 mg/dl, dass Sie unter Diabetes leiden. Inzwischen gilt: Die Bestimmung dieses Wertes ist sehr störanfällig. Zudem ist es schwierig, ihn klar abzugrenzen, da er stark schwanken kann. Er sollte daher nicht mehr zur Diabetes-Diagnose verwendet werden. Stattdessen sollte der Langzeit-Blutzucker-Wert (HbA1) für die Erkennung der Krankheit genutzt werden.
  • HbA1: Seine Aufgabe ist es, anzuzeigen, wie viel Prozent Ihres roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) mit dem Blutzucker verbunden sind. Dieser Wert steigt, je höher Ihr Blutzuckerspiegel in den letzten drei Monaten war. Grundsätzlich sollte er zwischen 4 und 6 Prozent liegen. Haben Sie einen Wert unter 6 Prozent, sind Sie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht an Diabetes erkrankt. Inzwischen gilt: Veraltet ist die Ansicht, dass der Wert auch bei Diabetikern unter 7 Prozent liegen sollte. Als akzeptabel werden höhere Werte angesehen, und zwar in zwei Fällen: Bei älteren Menschen dürfen sie durchaus über 7 Prozent liegen. Zudem sind Werte über 7 Prozent erlaubt, wenn es eines gewaltigen Medikamenteneinsatzes bedürfte, sie zu senken.
  • Blutdruck: Erhöhte Blutdruckwerte wirken sich negativ auf die Gefäße aus. Sie können zur Arteriosklerose führen sowie damit das durch den Diabetes ohnehin schon erhöhte Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall noch weiter steigern. Demzufolge wurde bei Diabetikern versucht, den Blutdruck um jeden Preis zu senken. Inzwischen gilt: Diabetiker müssen keine geringeren Blutdruckwerte aufweisen als gesunde Menschen. Manche Ärzte halten Werte von 140:80 mmHg für in Ordnung.

Wie sehen die neuen Leitlinien in der Therapie aus?

Ähnlich sieht es auch bei anderen Werten aus. Eine drastische Senkung des Blutdrucks zum Beispiel senkt die Sterberate von Diabetikern nicht. Genauso wirkt sich auch die Gabe von Cholesterinsenkern aus. Diese Medikamente bringen ebenfalls keinen Vorteil. Aufgrund dieser Erkenntnisse haben die Amerikanische und die Europäische Diabetesgesellschaft ihre Leitlinien überarbeitet. Leider aber halten sich viele Hausärzte noch an die alten, längst überholten Richtlinien.

Wenn Sie Diabetiker sind, sollten Sie Ihren Arzt auf diese neuen Richtlinien ansprechen. Sie sehen unter anderem vor, nicht sofort Medikamente zu geben, sondern Sie als Patienten zu schulen und Ihnen einen anderen Lebensstil mit Bewegung und veränderter Ernährung nahezubringen.

Machen Sie den Diabetes-Gesundheitscheck

Mit acht einfachen Fragen des „FINDRISK-Fragebogens” der Deutschen Diabetes Stiftung (DDS) können Sie einschätzen, wie hoch Ihr Risiko ist, in den nächsten zehn Jahren an Diabetes Typ II zu erkranken. Die DDS ist unabhängig, neutral und operativ wie fördernd tätig. Nutzen Sie den Selbsttest, damit Sie möglichst lange gesund bleiben.

Wie alt sind Sie?

  • unter 35 Jahre (0 Punkte)
  • 35 bis 44 Jahre (1 Punkt)
  • 45 bis 54 Jahre (2 Punkte)
  • 55 bis 64 Jahre (3 Punkte)
  • älter als 64 Jahre (4 Punkte)

Wurde bei mindestens einem Mitglied Ihrer Verwandtschaft Diabetes diagnostiziert?

  • nein (0 Punkte)
  • in der entfernteren leiblichen Verwandtschaft (Großeltern, Tanten, Onkeln, Cousinen, Cousins) (3 Punkte)
  • in der nahen Verwandtschaft (leibliche Eltern, Kinder, Geschwister) (5 Punkte)

Welchen Taillenumfang messen Sie auf Höhe des Bauchnabels?

Frau

  • unter 80 cm (0 Punkte)
  • 80 bis 88 cm (3 Punkte)
  • über 88 cm (4 Punkte)

Mann

  • unter 94 cm (0 Punkte)
  • 94 bis 102 cm (3 Punkte)
  • über 102 cm (4 Punkte)

Bewegen Sie sich täglich mindestens 30 Minuten körperlich?

  • ja (0 Punkte)
  • nein (2 Punkte)

Wie oft essen Sie Obst, Gemüse oder dunkles Brot (Roggen- bzw. Vollkornbrot)?

  • jeden Tag (0 Punkte)
  • nicht jeden Tag (1 Punkt)

Wurden Ihnen schon einmal Medikamente gegen Bluthochdruck verordnet?

  • nein (0 Punkte)
  • ja (2 Punkte)

Wurden bei ärztlichen Untersuchungen schon einmal zu hohe Blutzuckerwerte bei Ihnen festgestellt?

  • nein (0 Punkt)
  • ja (5 Punkte)

Wie ist bei Ihnen das Verhältnis von Körpergröße zu Körpergewicht (Body-Mass-Index, BMI)?

BMI = Gewicht in kg / (Größe in m im Quadrat)

  • unter 25 (0 Punkte)
  • 25 bis 30 (1 Punkt)
  • über 30 (3 Punkte)

(Quelle: FINDRISK-Evaluation 2007, Prof. Dr. Peter E. H. Schwarz, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden)

Auswertung: Ihr Diabetes-Risiko in den nächsten zehn Jahren

Das Risiko in Prozent (beispielsweise 4 Prozent) bedeutet, dass durchschnittlich vier von hundert Menschen mit dieser Punktzahl in den nächsten zehn Jahren Diabetes mellitus Typ II bekommen.

  • Unter 7 Punkte = 1 Prozent: Sie sind kaum gefährdet. Eine spezielle Vorsorge oder Vorbeugung ist in Ihrem Fall nicht nötig. Trotzdem sollten Sie auf eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung achten.
  • 7 bis 11 Punkte = 4 Prozent: Ihr Diabetes-Risiko ist nur leicht erhöht, aber ein wenig Vorsicht ist für Sie durchaus angeraten. Behalten Sie Ihr Gewicht im Auge, ernähren Sie sich gesund und bewegen Sie sich drei- bis fünfmal pro Woche mindestens 30 Minuten lang.
  • 12 bis 14 Punkte = 17 Prozent: Schieben Sie Vorsorgemaßnahmen auf keinen Fall auf die lange Bank. Wenn Sie übergewichtig sind, können Sie zum Beispiel mit dem Abbau von etwa 7 Prozent Ihres Körpergewichts Ihr Erkrankungsrisiko deutlich senken.
  • 15 bis 20 Punkte = 33 Prozent: Ihre Gefährdung ist erheblich: Ein Drittel der Menschen mit diesem Risikograd erkrankt in den nächsten zehn Jahren an Diabetes. Unterschätzen Sie die Situation also nicht. Machen Sie bei Ihrem Hausarzt einen Check-up inklusive Blutzuckertest.
  • Über 20 Punkte = 50 Prozent: Es besteht akuter Handlungsbedarf. Es ist möglich, dass Sie bereits an Diabetes oder Prädiabetes erkrankt sind. Das trifft auf rund 35 Prozent der Personen zu, deren Punktewert über 20 liegt. Ein einfacher Blutzuckertest kann als zusätzliche Information zwar hilfreich sein, er ersetzt jedoch nicht eine ausführliche Labordiagnostik. Daher sollten Sie umgehend einen Arzttermin vereinbaren.

Für Diabetiker gelten als Basis die gleichen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) wie für gesunde Menschen: Abwechslungsreich, wenig Fleisch, statt dessen mehr Fisch, mehr hochwertige Pflanzenöle statt tierischer Fette sowie frisches, saisonales Obst und Gemüse.