Brot bei Reizdarm: Wie wären Knäckebrot, Dinkel oder Sauerteig?

Frau hält sich den Bauch
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Menschen mit Reizdarm vertragen häufig kein Brot. Sie bekommen Blähungen, Bauchkrämpfe oder Durchfall nach dem Verzehr. Das Reizdarmsyndrom betrifft den Schätzungen von Krankenkassen zufolge etwa 17 Prozent der Deutschen. Ihre Lebensqualität ist häufig eingeschränkt.

Was ist das Reizdarmsyndrom?

Das Reizdarmsyndrom ist eine der häufigsten Magen-Darm-Erkrankungen. Allerdings kann sie nicht direkt erkannt werden. Vielmehr stellt „Reizdarm“ eine Ausschlussdiagnose dar: Wird nichts anderes gefunden, was zu den typischen Beschwerden wie Verstopfung, Durchfall oder Bauchkrämpfen führt, so lautet die Diagnose „Reizdarm“.

Wenn Sie unter Verdauungsbeschwerden leiden und diese länger als drei Monate anhalten, dann sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Führen Sie dazu ein Tagebuch und halten Sie fest, nach welchen Lebensmittel die Beschwerden auftreten. Je präziser Sie diese Angaben machen können, desto eher kann der Arzt eine Diagnose stellen. So muss er beispielsweise herausfinden, ob möglicherweise eine Entzündung Ursache des Problems ist.

Denn chronische Darmerkrankungen (z. B. Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa), aber auch Milchzuckerunverträglichkeiten, Magen-Darm-Infektionen oder Darmkrebs können ähnliche Symptome hervorrufen.

Verschreibt Ihnen der Arzt Medikamente wie Loperamid, bekämpft das zwar den Durchfall – der eigentlichen Ursache des Reizdarms wird aber nicht auf den Grund gegangen.

Was sind die typischen Symptome bei Reizdarm?

Zu den typischen Symptomen bei Reizdarm zählen:

  • Bauchschmerzen
  • Blähungen, Völlegefühl
  • Verstopfung
  • Durchfall
  • Blähbauch
  • Schleimbeimengungen im Stuhl
  • begleitende Beschwerden (Depressionen oder Schlafstörungen)

Häufig tritt die Erkrankung zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr auf, dabei sind Frauen doppelt so häufig betroffen wie Männer.

Stress und Trauer sind Faktoren, die die Beschwerden verstärken können. Entscheidend ist die Ernährung bei Reizdarm – eine Umstellung kann dazu beitragen, dass sich Reizdarm-Symptome langfristig verbessern und Sie sogar wieder Brot essen können.

Was haben Brot und Reizdarm miteinander zu tun?

Bei vielen Menschen sind Brot, Nudeln oder andere Weizenprodukte der Auslöser ihrer Symptome. Nach dem Verzehr dieser bekommen sie Bauchkrämpfe, Blähungen und müssen auf die Toilette. Tritt dieser Fall häufiger auf, vergehen der Appetit und die Lust auf Essen. Das schränkt die Lebensqualität stark ein.

Dass es häufig das Brot ist, das die Reizdarm-Symptome auslöst, liegt an den sogenannten FODMAPs. Dieser Begriff steht für fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide und (englisch: and) Polyole.

Gemeint sind Mehrfach-, Zweifach- und Einfachzucker sowie mehrwertige Alkohole, die in zahlreichen Lebensmitteln stecken.

Welche sind die häufigsten FODMAPs?

  • Fruktose (in Obst und Gemüse)
  • Galaktose (in einigen Gemüsesorten)
  • Fruktane (in einigen Gemüsesorten, Roggen – oder Weizengebäck)
  • Saccharose (z. B. in Roggen- oder Weizenprodukten)
  • Laktose (in Kuhmilchprodukten)
  • Polyole (Zuckeralkohole in Früchten oder Süßstoff)

Ernährungswissenschaftler gehen davon aus, dass manche Menschen die FODMAPs im Dünndarm nur schlecht verdauen können. Sie wandern also in den Dickdarm und werden dort von Darmbakterien vergärt. Dabei entstehen Gase, die dann die für einen Reizdarm typischen Blähungen verursachen. Andere FODMAPs wiederum, wie beispielsweise Fruktose, ziehen Wasser in den Darm. Dadurch verflüssigt der Stuhl und es kommt zu Durchfall.

Welches Brot ist bei Reizdarm am besten verträglich?

Im Zuge einer Studie der Universität Hohenheim fanden Forscher heraus, dass Brot aus Urgetreide von Reizdarmpatienten besser vertragen wird. Dazu zählen:

  • Emmer
  • Dinkel
  • Einkorn
  • Durum

Zwar enthalten diese Getreidesorten zum Teil sogar mehr FODMAPs als Gerste, Roggen oder Weizen, allerdings ist die Teigführung bei der Herstellung von Broten aus diesen Mehlen häufig eine andere. Dadurch erkannten die Forscher, dass es nicht der Gehalt an FODMAPs ist, der über die Verträglichkeit von Brot bestimmt, sondern die Art der Zubereitung des Teigs.

Die Studien zeigten, dass die Gehzeit einen entscheidenden Einfluss auf den FODMAP-Gehalt hat. Je kürzer ein Brot geht, desto mehr FODMAPs sind noch enthalten. Geht ein Teig für mindestens viereinhalb Stunden, so sind selbst in einem Weizenteig nur noch zehn Prozent der FODMAPs enthalten. Die Brotqualität ist dann besonders gut und unterstützt die Magen-Darm-Gesundheit.

Die Gehzeit hat bei Urgetreide einen entscheidenden Faktor aus den FODMAP-GehaltHLPhoto | Adobe Stock

Wie kann Knäckebrot bei Reizdarm helfen?

Wer unter akutem Durchfall leidet, kann die Symptome des lästigen Reizdarms mit Knäckebrot lindern. Knäckebrot hat einen hohen Anteil an Ballaststoffen, die die Verdauung regulieren und stabilisieren. Insbesondere Vollkorn- und Dinkel-Knäckebrot gilt als gesund, da es neben dem vollen Korn und den Ballaststoffen viele wertvolle Nährstoffe wie Eiweiß, Magnesium, Zink und Kalzium liefert.

Knäckebrot können Sie auch zuhause selbst backen und haben so bei Reizdarm-Beschwerden ein Brot zur Hand, das die Symptome verbessern kann, in der Regel gut vertragen wird und Sie mit Nährstoffen versorgt. Das ist bei Reizdarm-Patienten essenziell, da sie viele wertvolle Nährstoffe häufig wieder ausscheiden und diese nicht ausreichend vom Körper aufgenommen werden.

Durch seinen hohen Anteil an Ballaststoffen eignet sich Knäckebrot gut bei Durchfall und dem ReizdarmsyndromJiri Hera | Adobe Stock

Wie können Reizdarm-Patienten das für sie passende Brot finden?

Die industrielle Brotproduktion hat dafür gesorgt, dass die Gehzeiten von Teigen immer kürzer wurden. Das führt dazu, dass Brot oder Brötchen aus industrieller Produktion häufig nicht mehr als eine Stunde Gehzeit hatten und somit voller blähender Stoffe stecken. Wer auch mit Reizdarm auf Brot nicht verzichten möchte, sollte seine Backwaren in Bäckereien kaufen, in denen noch traditionell und mit langen Gehzeiten gebacken wird. Brot aus Dinkel wird in vielen Bäckereien standardmäßig angeboten, die Urgetreidesorten Emmer oder Einkorn sind seltener.

Die Brotqualität hat einen entscheidenden Einfluss darauf, wie es der Darm verträgt. Sauerteigbrote sind solche Brote, die oft lange ruhen, bevor sie in den Backofen wandern.

Wieso sollten Sie Ihr Brot selberbacken?

Selberbacken ist ebenfalls eine Alternative – dabei können die Gehzeiten und die verwendeten Getreidesorten am besten kontrolliert werden. Ein Sauerteigbrot zuhause zu backen, erfordert etwas Übung, aber macht Spaß und ist gut für die Gesundheit. Am Ende haben Sie nämlich nicht nur ein gesundes Produkt in der Hand, sondern Brotbacken ist außerdem gut gegen Stress und entschleunigt – ebenfalls ein wichtiger Aspekt bei Reizdarmsyndrom.

Sind Sie von regelmäßigen und anhaltenden Verdauungsbeschwerden betroffen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation.

Wie ernähren Sie sich FODMAP-arm und nehmen trotzdem noch ausreichend Nährstoffe zu sich?

Leiden Sie unter Reizdarmbeschwerden, dann testen Sie die FODMAP-arme Ernährungsweise. Damit Sie als Reizdarmbetroffener möglichst wenig Nahrungsmittel, insbesondere gesundes Obst und Gemüse, von Ihrem Speiseplan dauerhaft verbannen müssen, empfiehlt sich folgendes Vorgehen:

  • Essen Sie für sechs bis acht Wochen zunächst keine FODMAP-reichen Nahrungsmittel.
  • Anschließend beginnen Sie Stück für Stück, FODMAP-reiche Lebensmittel wieder in Ihren Speiseplan einzubauen: Notieren Sie in einem Tagebuch, bei welchen Lebensmitteln Ihr Körper mit Beschwerden reagiert. Nur diese Speisen sollten Sie dauerhaft meiden.
  • Nehmen Sie sich Zeit für den Test: Hören Sie genau auf Ihren Körper. Manchmal kann es Stunden oder gar einen Tag dauern bis Sie eine Wirkung beobachten.

Letztendlich geht es darum, dass Sie Ihren Ernährungsplan so zusammenstellen, dass Sie mit möglichst wenigen Einschränkungen beschwerdefrei und gesund leben können. Der Aufwand lohnt sich. Gastroenterologen berichten von Erfolgen: Demnach helfe die FODMAP-bewusste Ernährungsweise etwa 70 Prozent aller Reizdarm-Patienten und das ohne Medikamente und vollkommen nebenwirkungsfrei.

Fazit: Brot bei Reizdarm kann problematisch sein – muss aber nicht

Viele Reizdarm-Patienten reagieren mit Verdauungsbeschwerden auf Brot. Das liegt häufig daran, dass sie das falsche Brot essen und nicht, dass sie überhaupt Brot essen. So fanden Forscher heraus, dass die industrielle Teigproduktion und zu kurze Gehzeiten schuld sind, dass Brot schlecht vertragen wird. Es steckt dann voller FODMAPs, die nicht im Dünndarm verarbeitet werden können, sondern im Dickdarm vergären, was Blähungen oder Durchfall auslöst. Sauerteigbrot oder andere Brote mit langen Gehzeiten werden in der Regel deutlich besser vertragen.

Bei akuten Reizdarm-Beschwerden hilft Knäckebrot, um den Durchfall zu lindern und das Verdauungssystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Bei langanhaltenden Verdauungsbeschwerden sollte immer ein Arzt aufgesucht werden, um Darmerkrankungen abzuklären und gegebenenfalls auch einen Ernährungsplan zusammenzustellen, der bei den festgestellten Gesundheitsproblemen hilft. Schließlich spielt die Ernährung bei Krankheiten eine große Rolle.