Kamille als Alleskönner – die Heilpflanze wirkt nicht nur bei Erkältungen

Kamillenstängel vor weißem Hintergrund
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Bereits vor fast 3000 Jahren wurde die Kamille als Mittel gegen Fieber empfohlen. Auch die Ägypter schätzten ihre Blüten als Fiebermittel und Wirkstoff gegen Malaria. Sie widmeten die Kamille dem Sonnengott Ra. Im Mittelalter verbrannte man sie, um Infektionen fern zu halten.

Man hängte sie zum Schutz über Baby-Krippen und mischte sie in Liebestränke. Heute werden in der Medizin zwei Kamillenarten verwendet: die Echte Kamille (Matricaria chamomilla oder Chamomilla recutita) und die Römische Hundskamille (Anthemis nobilis). Ihre Wirkung ist fast identisch. Häufiger verwendet wird die Echte Kamille Matricaria chamomilla, da sie etwas besser schmeckt. Die Hundskamille riecht dafür angenehmer und wird gerne in den Garten gepflanzt. Man sagt übrigens, dass sie hier auch andere Pflanzen heilt und vor Krankheiten schützt.

Die Kamille als Heilpflanze: ein Multitalent

Die Kamille ist bereits seit der Antike aufgrund ihrer krampflösenden, antientzündlichen und antibakteriellen Wirkung als Heilpflanze bekannt. Seit dieser Zeit setzen Heilkundige die Arzneipflanze bereits unter anderem gegen Blähungen, Leberleiden und Entzündungen aller Art ein. Im Mittelalter entdeckten Kräuterkundige, dass Kamille auch gegen Atemwegskrankheiten hilft.

Echte Kamille (Matricaria chamomilla) wächst nahezu in ganz Europa in freier Natur. Sie erkennen die Heilpflanze an einem leuchtend gelben Blütenkopf und länglichen weißen Blütenblättern. Als Arzneimittel kommen genau diese Blüten zum Einsatz. Kamille enthält ätherische Öle und Flavonoide (Pflanzenfarbstoffe), denen eine antioxidative Wirkung zugeschrieben werden. Sie blüht etwa ab Mitte Mai bis in den September hinein, wobei die Haupterntezeit in den Monaten Juni und Juli liegt.

Die Inhaltsstoffe aus den Blüten können verschiedene Effekte entfalten:

  • Sie unterbinden die Wirkung von entzündungsfördernden Stoffen im Körper.
  • Sie hemmen das Wachstum von Bakterien.
  • Sie wirken krampflösend im Magen-Darm-Trakt.

Kamille – die Wirkung als Heilpflanze

Die krampflösende, antientzündliche und antibakterielle Wirkung der Kamille ist unumstritten. Das altbekannte Hausmittel kann gegen verschiedene Krankheiten und Beschwerden eingesetzt werden. Dazu gehören:

  • Magen-Darm- bzw. Verdauungsbeschwerden,
  • Übelkeit und Erbrechen,
  • Erkältungen und Atemwegsbeschwerden,
  • Nieren- und Blasenbeschwerden,
  • Menstruationsbeschwerden,
  • Haut- und Munderkrankungen wie Zahnfleischentzündungen,
  • entzündliche Erkrankungen im Anal- und Genitalbereich (z.B. Hämorrhoiden).

Die Kamille kann sowohl äußerlich als auch innerlich angewendet werden.

Tee und mehr: Anwendungsformen der Kamille

Die bekannteste Anwendungsform von Kamille ist die Zubereitung als Tee. Diesen können Sie auch in Form von Wickeln, Spülungen oder Gurgellösungen sowie Sitzbädern anwenden. Bei Erkältungen können Sie den Tee auch inhalieren. Salben und Cremes enthalten ebenfalls die Inhaltsstoffe des Krauts. Diese helfen bei bakteriell bedingten Hautproblemen, wie zum Beispiel Akne.

Kamille ist auch in Form von Öl erhältlich. Kamillenöl trägt den Namen “Kamille blau” und wird ausschließlich äußerlich zur Behandlung verschiedener Beschwerden sowie Erkrankungen angewendet – wie beim Tee auch in Form von Auflagen, Bädern oder Inhalationen. So kann Kamillenöl bei verschiedensten Beschwerden wie Hauterkrankungen, Verdauungsstörungen oder Unruhe Anwendung finden. Außerdem existieren verschiedene Fertigpräparate auf der Basis von Kamille, z.B. Tropfen oder Trockenextrakte in Form von Dragees.

Kamillentee: Bewährt und trotzdem unterschätzt

Der bei Magenverstimmung bewährte Kamilletee scheint unterschätzt worden zu sein: Er lindert ebenfalls Erkältungen und Menstruationsbeschwerden sehr erfolgreich. 5 Tassen täglich Tee für 2 Wochen reichen aus, um Muskelkrämpfe zu lindern und Entzündungen zu bekämpfen.

Zu dieser Erkenntnis gelangten britische Forscher. Bei Urintests mit Testpersonen, die dem Kamillentee unter kontrollierten Bedingungen zusprachen, fanden sie erhöhte Werte für ein Abbauprodukt der in dem Heilkraut enthaltenen Phenole. Diese sekundären Pflanzenstoffe entfalten eine antibakterielle und antimikrobielle Wirkung. Erhöhte Mengen von muskelentspannenden Glycin sind offenbar dafür verantwortlich, dass auch Frauen mit Menstruationskrämpfen von Kamillentee profitieren.

Zudem wirkt Glycin heilsam auf die Nerven und verhilft damit der inneren Gelassenheit zum Sieg. Die wohltuende Wirkung hielt sogar zwei Wochen nach der Beendigung des Tests noch an. Kamille wirkt auch heilsam auf die Nerven, fördert die innere Ruhe und Gelassenheit. Zudem kurbelt der Tee Ihr Immunsystem an.

Kamillentee verringert Sterberisiko bei Frauen

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen jetzt, dass die Kamille nicht nur gegen spezifische Gesundheitsprobleme wirkt, sondern offenbar allgemein das Leben verlängern kann, indem sie kurzerhand das Sterberisiko verringert.

Forscher der University of Texas (USA) stellten fest, dass Frauen (über 65 Jahre) länger leben, wenn sie regelmäßig Kamillentee trinken. Die Studienergebnisse wurden im Fachmagazin „The Gerontologist“ veröffentlicht.

Über einen Zeitraum von sieben Jahren untersuchten die Wissenschaftler die Auswirkungen der Kamille auf das Sterberisiko von weit über 1.600 Frauen. Es zeigte sich, dass die Kamillentee-Trinkerinnen ein um 29 Prozent geringeres Risiko hatten zu sterben als die Nicht-Kamillentee-Trinkerinnen.

Bei Männern konnte der Tee jedoch nichts ausrichten. Offenbar sind diese gegen die lebensverlängernde Wirkung der Heilpflanze immun. Selbstverständlich verglichen die Forscher nur Personen miteinander, die einen ähnlichen Lebens- und Ernährungsstil pflegten und einen ähnlichen Gesundheitszustand hatten.

Was Sie beim Kauf von Kamillentee beachten müssen

Nicht alle Kamillentee-Sorten eignen sich als Heiltee. Oftmals enthalten Kamillentees, die Sie im Supermarkt kaufen können, neben den Blüten auch die Stängel und Blätter der Kamille, welches die Heilwirkung der Kamille vermindert. Denn nur in den Kamillenblüten lassen sich die heilkräftigen Wirkstoffe (u.a. ätherische Öl, Flavonoide) finden. Deshalb sollten Sie darauf achten, dass im Kamillentee ausschließlich die Blüten verwendet werden. Zu empfehlen sind vor allem Tees mit losen Kamillenblüten.

Ältere Frau mit Tasse sieht in die Ferne
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Kamillentee ist ein Heiltee, der jedoch nicht regelmäßig als Getränk oder vorbeugend getrunken werden sollte. Natürlich können Sie gelegentlich auch ohne Beschwerden einen Kamillentee trinken, aber bitte nicht jeden Tag. Dies kann zu Überempfindlichkeit der Haut sowie Übelkeit und Erbrechen führen. Kamillenblüten sind bei kühler, trockener und lichtgeschützter Lagerung (etwa in einer dicht schließenden Teedose) maximal 18 Monate haltbar.

Kamillentee lindert nicht nur Verdauungsbeschwerden

Kamillentee lindert Verdauungsbeschwerden. Er hilft Ihnen bei vielen Beschwerden im Magen-Darm-Bereich. Akute Schmerzen können Sie mit einer Tasse Kamillentee häufig lindern.

Auch bei Nieren- oder Blasenproblemen kann der Kamillentee Gutes bewirken. Er hemmt nicht nur die Entzündungen, sondern fördert auch die Harnproduktion. Das spült die Bakterien aus Niere und Blase.

Kamillentee bei Erbrechen

Bei Erbrechen wirkt Kamillentee besonders erfolgreich. Warmer Kamillentee beruhigt Ihre überreizten Magennerven und neutralisiert die Magensäure. Auch nach akutem Erbrechen beruhigt Kamillentee Ihren Magen.

Zubereitung von Kamillentee:

  1. Übergießen Sie 2 Teelöffel getrocknete Kamillenblüten mit 1 Tasse kochendem Wasser.
  2. 5 bis 10 Minuten ziehen lassen.
  3. Abseihen.

Warmer Kamillen-Bauchwickel mit Kamillentee

Sollten Sie unter Bauchschmerzen, Blähungen sowie Verstopfungen, Schlafstörungen (z.B. Einschlafstörungen) oder Nervosität leiden, kann ein warmer Kamillen-Bauchwickel Wunder bewirken. Hierfür brauchen Sie lediglich Kamillentee, ein Leinen- oder Baumwolltuch sowie einen Wollschal.

So machen Sie einen Bauchwickel:

  1. Innentuch mit Kamillentee tränken, auswringen und Temperatur überprüfen.
  2. Kamillenkompresse so heiß wie verträglich auf den Bauch legen.
  3. Den Wollschal straff darüber wickeln.

Nach 15 bis 20 Minuten, in denen der Kamillenwickel nicht kalt werden darf, können Sie diesen abnehmen. Es empfiehlt sich, danach noch mindestens 15 oder besser 30 Minuten liegen zu bleiben. Sie können den Wickel zwei- bis viermal täglich anlegen.

Doch wie immer gilt: Sollten die Schmerzen nicht nachlassen oder sogar schlimmer werden, verständigen Sie sofort einen Arzt.

Kamille ist auch gut für Kinder

Auch bei Kindern eignet sich die Verwendung von Kamillentee: zwei bis vier kleine Tassen Kamillentee täglich sind vollkommen in Ordnung, Babys können Sie dagegen bis zu fünf Teelöffel Kamillentee ins Fläschchen geben. bzw. 2 Teelöffel vor jeder Stillmahlzeit.

Die Heilpflanze Kamille hilft bei Erkältungen

Bei Erkältungskrankheiten aktiviert Kamillentee Ihr Immunsystem. Das lindert die Entzündungen der Atemwege. Der Tee wirkt antibakteriell, entzündungshemmend und beruhigt. Nehmen Sie den Tee bei Erkältungskrankheiten mit Honig zu sich, das wirkt zusätzlich schleimlösend.

  • Inhalieren Sie Kamille, wenn Sie bei einem Infekt unter Schnupfen und Husten leiden. Das ist besonders bei Erkrankungen der Bronchien und bei Husten sehr wirksam, da es den Schleim löst.
  • Gurgeln Sie bei Halsschmerzen mit Kamillentee. Gegen die schmerzhafte Halsentzündung wirkt das oft Wunder.
  • Zur Behandlung von Atemwegsbeschwerden können Sie zur Inhalation auch Kamillenöl nutzen.

So hilft Ihnen Kamille als äußerliche Anwendung

Durch Cremes oder Salben, Kamillenöl, Sitzbädern, Inhalationen oder Flüssigzubereitungen gelingt mithilfe der Heilpflanze Kamille die Behandlung folgender Erkrankungen:

  • Bakterielle Erkrankungen der Haut und Hautunreinheiten wie Pickel oder Akne (Gesichtsdampfbäder, Cremes, Salben, Kamillenöl),
  • Erkrankungen der Mundhöhle und des Zahnfleisches (z.B. Zahnfleischentzündungen) oder Mundgeruch (Mundspülung),
  • oberflächliche Verletzungen der Haut, offene Stellen am Unterschenkel (Ulcus cruris), schlecht heilende Wunden, Verbrennungen, Operationswunden (Umschläge, Cremes, Salben, Kamillenöl),
  • Bestrahlungsschäden, Sonnenbrand, Frostbeulen (Umschläge, Cremes, Salben),
  • entzündliche Erkrankungen im Anal- und Genitalbereich, z.B. Hämorrhoiden (Sitzbäder).

Sitzbäder mit Kamille

Bei Beschwerden im Anal- und Genitalbereich (z.B. bei Hämorrhoiden) kann ein Kamillen-Sitzbad eine ungemeine Erleichterung sein. Und es ist sehr leicht selbst zu machen. Hierfür müssen Sie einfach nur einen starken Kamillentee ins Badewasser geben. Es eignet sich aber auch eine herkömmliche Kamillenlösung aus der Apotheke oder dem Drogeriemarkt. Ein bis zweimal täglich für zehn Minuten im Sitzbad können schon lindernd wirken.

Kamillentee und Mundspülung

Für einen Tee zum Trinken bei Magen-Darm-Beschwerden und Bauchschmerzen oder für eine Mundspülung übergießen Sie einen gehäuften Teelöffel Kamillenblüten mit 250 Milliliter Wasser.

Umschlag und Wickel mit Kamillenblüten

  1. 2 Esslöffel Kamillenblüten auf 500 Milliliter Wasser,
  2. entsprechende Menge Kamillenblüten mit der angegebenen Menge kochenden Wassers übergießen,
  3. zugedeckt 5 bis 10 Minuten ziehen lassen,
  4. abseihen.

Haben Kamillenblüten Nebenwirkungen?

In sehr seltenen Fällen kann es bei der Anwendung von Kamillenblüten zu allergischen Hautirritationen kommen. Diese beruhen meist auf Verunreinigungen der Echten Kamille (Matricaria chamomilla) mit anderen Kamille-Arten oder Korbblütengewächsen. Wer allergisch auf Korbblütler reagiert, sollte Kamille nicht benutzen. Wechselwirkungen mit anderen Mitteln sind derzeit nicht bekannt.

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Wie für alle ätherischen Öle gilt, dass Sie nur Kamillenöl verwenden sollten, welches zu 100 Prozent naturrein ist und aus biologischem Anbau stammt. Außerdem sollten Sie das Kamillenöl vor der Anwendung auf Verträglichkeit testen. Dies geschieht am besten mit dem Armbeugetest. Reiben Sie dafür das Öl in Ihre Armbeuge. Sollte die Stelle innerhalb der nächsten Stunden rot werden oder jucken, vertragen Sie das Öl leider nicht.

Kamillentee nicht in die Augen

Kamillentee eignet sich nicht zur Behandlung von Augenerkrankungen, da die feinen Härchen der Kamillenblüten reizend und allergieauslösend wirken können.

FAQ

Die Blüten der Kamille wirken krampflösend, antientzündlich sowie antibakteriell und können gegen Verdauungsbeschwerden, Erkältungen, aber auch bei Erkrankungen der Haut und des Munds (z.B. Zahnfleischentzündungen) helfen.
Kamille kann sowohl innerlich als auch äußerlich angewandt werden. Die bekannteste Form ist Kamillentee, eine Anwendung als Wickel, Inhalation oder Sitzbädern ist aber ebenfalls möglich. Des Weiteren kann aus der Kamille Öl sowie Salben und Cremes gewonnen werden.
Die heilkräftigen Inhaltsstoffe wie ätherische Öle und Flavonoide stecken nur in den Kamillenblüten. In manchen „normalen“ Kamillentees aus dem Supermarkt sind aber auch Stängel und Blätter enthalten, sodass sie als Heiltees nicht zu empfehlen sind. Deshalb werden Tees mit losen Kamillenblüten empfohlen.
Ja, Kamillentee hilft bei Kindern vor allem gegen Bauchschmerzen.
Personen, die auf Korbblütler und Pollen allergisch reagieren, sollten auf Kamille verzichten. Außerdem sollte nicht übermäßig viel Kamillentee verzehrt werden, da dies zu Überempfindlichkeit sowie Übelkeit und Erbrechen führen kann. Kamillentee sollte überdies nicht bei Augenerkrankungen genutzt werden.