Angstzustände – Formen, Ursachen, Behandlung & Therapie einer Angststörung

Angst
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Inhaltsverzeichnis

Informationen über Angstzustände

Definition Angstzustände: Krankhafte, irrationale Angst vor allen möglichen Dingen

Auswirkungen: Ausschüttung von Stresshormonen, Herzrasen, Erschöpfung

Hintergrund: Abwehrmechanismen des Körpers spielen verrückt

Heilungschancen: Früher aussichtslos, heute mithilfe von Trainings möglich

Behandlung: Konzentration auf sich selbst oder auf die Ursachen der Angst

Was versteht man unter einer Angststörung?

Angsterkrankungen nehmen immer mehr zu. Egal, ob es sich um eine Angst vor Spinnen handelt, um Flugangst oder Angst beim Aufenthalt in großen Menschenmengen: Immer mehr Menschen sind davon betroffen. Und häufig werden diese Angstzustände von der Umgebung belächelt oder als Spinnerei abgetan. Dabei sind wahre Angsterkrankungen durchaus ernst zu nehmen. Angstzustände gehen über das bloße Fürchten vor bestimmten Dingen hinaus und können zu Herzrasen, Schlafstörungen oder auch Schwindelgefühlen führen.

Was ist Angst eigentlich? – Angstzustände erklärt

Angst ist ein lebensnotwendiges Gefühl: Schon damals, als wir als Höhlenmenschen um unser nacktes Überleben kämpften, schützte uns die Angst. Nicht nur davor, dass wir uns in Gefahr begeben, sondern auch, dass wir in gefährlichen Situationen über ungeahnte Kräfte verfügten, um uns zu wehren oder fliehen zu können. Heute existieren die typischen Gefahren der Vorzeit nicht mehr, die Angstmechanismen jedoch sind noch immer vorhanden.

Doch immer häufiger verselbständigt sich die Angst und die Betroffenen empfinden Furcht, obwohl objektiv keine Bedrohung besteht. In diesem Fall wird die eigentlich schützende Angst zu einer lähmenden Angst: Die Voraussetzung einer Angststörung.

Angstzustände & die Formen der Angst

Schon 1961 formulierte der Wissenschaftler und Psychoanalytiker Fritz Riemann die Grundlagen für eine Einteilung des Konzepts Angst in verschiedene messbare Formen. Riemann ordnete die Angst in vier Formen ein, die sich klar voneinander trennen ließen.

Ängste, so Riemann, treten bei vier Arten von Persönlichkeiten auf: schizoiden, depressiven, zwanghaften und hysterischen Persönlichkeiten.

SchizoidSchizoide Personen fürchten sich insbesondere vor der Hingabe. Betroffene können sich nicht von anderen Personen abhängig machen und suchen maximale Autarkie und Unabhängigkeit. Soziale Bindungen werden gefühlskalt auf Abstand gehalten.
DepressivDepressive Personen hingegen fürchten sich vor eben dieser Selbstständigkeit. Sie wollen die Geborgenheit und Abhängigkeit erhalten und dabei sogar ihre Freiheit aufgeben.

 

Soziale Bindungen sind durch starke Verlustängste geprägt.

ZwanghaftZwanghafte Personen halten an bewährten Strukturen fest und fürchten jegliche Veränderungen. Dem liegt letztlich eine Angst vor dem Tod zugrunde.

 

Soziale Bindungen werden nur zögerlich eingegangen, sind aber dann fest, wenn auch bestimmend.

HysterischHysterische Personen suchen nach Neuem und schneller Befriedigung. Feste Strukturen und das Gefühl von Unausweichlichkeit lösen Ängste aus.

 

Soziale Bindungen sind geprägt durch Leidenschaft, aber auch Untreue und Rivalität. Das Gegenüber wird selten als eigenständig angesehen.

Furcht, Phobie, Panik & Angst

Darüber hinaus lassen sich Angstformen in Furcht, Phobie, Panikattacken und die Angst selbst unterteilen. Furcht bezeichnet eine realistische Reaktion auf eine tatsächliche Bedrohung, Phobie hingegen ist eine unrealistische Reaktion auf einen nicht-bedrohlichen Stimulus.

Während eine Panikattacke gleichzeitig besonders durch ihre realen und körperlichen Symptome definiert ist, ist die Angst selbst mehr eine Furcht vor einer unbekannten Bedrohung.

Formen der Angst

Etwa jeder zehnte Deutsche kennt übersteigerten Ängste. Das sind immerhin rund 8 Millionen Menschen. Sie fürchten sich etwa vor Spinnen, Schlangen, großen Menschenmengen, Fahrstühlen oder dem Fliegen. Die Ängste schränken das gewohnte Leben erheblich ein, blockieren es nicht selten und führen so zu Isolation und Einsamkeit.

Was kann eine Angststörung auslösen?

Auf der Suche nach den Ursachen von Angst führt der Weg schnell zum Thema Stress. Angst ist sehr eng mit Stress verbunden und beides hat ähnliche Auswirkungen auf den Menschen.

Welche Hormone werden bei Angst freigesetzt?

Angst hat tatsächliche körperliche Auswirkungen. Diese äußern sich durch die Freisetzung von Hormonen, die mit Stress in Verbindung stehen. Sie werden in der Nebenniere produziert. Das sind zum einen Katecholamine (bei kurzfristiger Angst) und zum anderen Glukokortikoide (bei anhaltender Angst). Adrenalin und Noradrenalin sind Katecholamine, die den Blutdruck steigern und einen Fluchtreflex auslösen. Cortisol, ein Glukokortikoid, wirkt ebenfalls blutdrucksteigernd, allerdings deutlich träger und anders als die Katecholamine.

Welche Symptome treten bei Angstzuständen auf?

Chronische Ängste verbergen sich häufig hinter unspezifischen körperlichen Beschwerden, die nicht sofort auf eine Angsterkrankung schließen lassen. Nach einer Studie des Münchner Max-Planck-Instituts für Psychiatrie dauert es im Durchschnitt 7 Jahre, bis die wirkliche Ursache einer Angst identifiziert ist. Bis dahin rennen die Patienten oft verzweifelt von Arzt zu Arzt, bekommen aber keine Diagnose.

Zumindest haben sich in der bisherigen Forschung einige Faktoren herauskristallisiert, die auf eine Angsterkrankung hindeuten.

Die Symptome der Angstzustände

  • Herzklopfen & Herzrasen
  • Schweißausbrüche
  • Schwindelgefühle
  • Zittern
  • Schluckbeschwerden
  • Ohnmachtsgefühle
  • Unruhe & Reizbarkeit
  • Unsicherheit
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Muskelverspannungen
  • Schlafstörungen

Dazu kommen häufig noch Derealisationserlebnisse: Den Menschen erscheint die Umgebung für Sekunden bis einige Minuten unwirklich, in weiter Ferne oder wie hinter einer Glasscheibe.

Angstzustände Symptome

Angstzustände vs. Panikattacken: Was ist eine Panikstörung?

Angstzustände gipfeln im schlimmsten Fall in Panikattacken, einem Zustand der völligen Angstüberwältigung. Es handelt sich dabei um plötzlich auftretende starke Angstanfälle, bei denen vor allem Herzrasen, Schwindel, Schweißausbrüche, das Gefühl zu ersticken und Ohnmachtsgefühle für wenige Minuten mit aller Macht über den Betroffenen hereinbrechen.

Dies passiert leider bevorzugt in der Öffentlichkeit, beispielsweise in einer Warteschlange, in der U-Bahn, im Fahrstuhl, im Restaurant oder im Kino. Aufgrund des Ausgeliefertseins gegenüber der Situation, anderen Menschen und Schamgefühlen trauen sich viele Betroffene nach einer oder mehrerer solcher Attacken kaum mehr aus dem Haus, greifen manchmal sogar zu Alkohol oder Beruhigungsmitteln und treten so in eine sich immer enger drehende Spirale ein.

Wie lange dauert eine Panikattacke an?

Panikattacken kommen und gehen ohne Vorwarnung und werfen sich über den Betroffenen wie eine übermächtige Kraft. Nach einem steilen Anstieg der Angst erreicht eine Panikattacke bereits nach einigen Sekunden oder wenigen Minuten ihren Höhepunkt und terrorisiert den Betroffenen über mehrere Minuten. Meist ist sie nach maximal 30 Minuten wieder vorüber. Was bleibt ist nur eine vage Erinnerung und möglicherweise die Scham, nicht Herr über die eigenen Emotionen geblieben zu sein.

Können Panikattacken gefährlich werden?

Von Angst allein geht keine Gefahr aus. Sie ist sogar gesundheitsförderlich, insofern, dass Gefahren gemieden werden. Panikattacken können sich, wenn krankhaft, allerdings auch negativ auf den Körper auswirken. So wird der Blutdruck erhöht, es entstehen Herzrasen und Unwohlsein. Auf lange Sicht gefährdet dies die körperliche, besonders aber auch die geistige Gesundheit.

Körperliche Angst & Angstzustände

Angst hat in der Tat eine bedeutende körperliche Komponente. Die bereits angesprochenen Stresshormone, die einen Angstzustand freisetzen, bereiten auf eine mögliche Gefahr vor: die „Kampf- oder Flucht”- Reaktion aus der Steinzeit, von der wir anfangs sprachen. Wenn Angst außer Kontrolle gerät, kann diese Reaktion dauerhaft ablaufen, so zum Beispiel auch in Momenten, in denen eigentlich Ruhe herrscht.

Warum das so ist, ist noch unklar. Klar ist nur: Vermehrter Stress kann Angstzustände auslösen und die Betroffenen körperlich und seelisch zermürben. Teilweise werden die Ängste auch durch eine Kombination von körperlichen und Umweltfaktoren hervorgerufen werden.

Was ist eine generalisierte Angststörung? Die große Angst vor allem

Wer unter einer generalisierten Angststörung leidet, muss ständig in Angst leben und hat gewissermaßen vor allem Angst – kaum übertrieben gesagt: vor der Fliege an der Wand. Betroffene fürchten beispielsweise Unfälle, die ihren Angehörigen widerfahren könnten, oder sie haben Angst, die Ansprüche ihrer Vorgesetzten nicht erfüllen zu können.

Sehr häufig ängstigen sie sich auch vor schweren Krankheiten und bewerten jede kleine Unpässlichkeit als ein ernstes Anzeichen einer tödlichen und unausweichlichen Erkrankung. Selbst ärztlicher Rat kann sie oft nicht von der irrationalen Angst befreien. Diese Menschen leiden unter einer generalisierten Angststörung (GAS), die ihnen den ganzen Tag zur Qual macht und sie auch nachts kaum ein Auge zutun lässt.

Spezifische Phobien: Die Angst vor bestimmten Dingen

Bei einer spezifischen Phobie richtet sich die Angst hingegen auf ein bestimmtes Objekt oder eine Situation. Zu den häufigsten spezifischen Phobien zählen:

AerophobieDie Angst vor dem Fliegen.
ArachnophobieDie Angst vor Spinnen.
AkrophobieDie Angst vor der Höhe.
KlaustrophobieDie Angst vor engen Räumen.
AgoraphobieDie Angst vor Menschenmassen auf großen Plätzen.

Heute kennen Experten über tausend verschiedene spezifische Phobien. Einige mögen seltsam, ja sogar lustig klingen, wie die Angst, von einer Ente beobachtet zu werden (Anatidaephobie). Dennoch stecken hinter ihnen Schicksalsgeschichten, mit Ängsten, die sich nicht einmal die Betroffenen selbst rational erklären können.

Zwangsleiden: Der Drang, Handlungen zu wiederholen

Während Panikpatienten oft wenigstens noch Mitgefühl von ihren Mitmenschen erleben, sind Menschen mit einer Zwangsstörung oft bitterem Spott ausgesetzt. Die Betroffenen fühlen den nicht kontrollierbaren Zwang in sich, bestimmte Rituale immer wieder und wieder vollziehen zu müssen.

Aus Angst vor Keimen „müssen” sie sich beispielsweise ständig die Hände waschen, die Wohnung von oben bis unten putzen oder immer wieder kontrollieren, ob sie Herd oder Bügeleisen ausgeschaltet haben. Das nimmt unfassbar viel Zeit und Nerven in Anspruch und ist doch notwendig, damit die Betroffenen nicht in ständiger Anspannung leben müssen.

Dabei wissen sie selbst, dass ihr ständiges Händewaschen oder die ewigen Kontrollgänge eigentlich überflüssig sind. Aber sie können einfach nicht anders. Nur wenn sie diesem inneren Zwang nachgeben, können sie sich sicher fühlen. Das macht die Gesamtsituation noch schlimmer, denn nicht nur stehen sie unter Dauerstress aufgrund ihrer Zwangsstörung – nein: Dazu schämen sie sich oft noch zusätzlich, nicht aus dem Kreislauf ausbrechen zu können.

Was ist eine soziale Phobie?

Auch die sogenannte soziale Phobie oder soziale Angststörung ist ein weltweit stark verbreitetes Angst-Symptom. Schätzungsweise zehn Millionen Menschen in Europa leiden unter dieser Störung. Dabei haben die Betroffenen Angst, dass ihre Mitmenschen sie negativ bewerten könnten. Gerade in Zeiten von Social Media ist eine solche Phobie der buchstäbliche Horror und soziale Netzwerke sind pures Gift. Schon alltägliche Aktivitäten können mit einer solchen Störung zu großen Herausforderungen werden.

Die Angst, sich beispielsweise zu blamieren, führt dazu, dass die Betroffenen sich isolieren. Sie ziehen sich privat zurück und auch beruflich kann die Störung schwere Folgen haben. Grund für die soziale Phobie ist ein Wechselspiel zwischen Umweltfaktoren, zum Beispiel erlebter Scham oder vermuteten Beleidigungen und neurobiologischen Faktoren.

Wie gut sind Angstzustände therapierbar?

Um eine soziale Phobie anzugehen, gibt es zwei primäre Methoden: Medikamente oder eine Psychotherapie. Die Pillen scheinen der schnelle Weg zu sein, die Probleme los zu werden. Denn bis die Therapie anfängt zu wirken, kann es dauern. Und auch die Zeit der Therapie selbst kann müßig sein, denn sie verlangt viel Zeit, Aufopferung und das Akzeptieren schmerzender Erkenntnisse.

Welche Therapie wirkt bei einer Angststörung?

Forscher der Universität Gießen haben versucht, wissenschaftlich zu ermitteln, welche Therapie erfolgsversprechender ist und haben dabei herausgefunden, dass es sich durchaus lohnt, die Mühen einer Psychotherapie auf sich zu nehmen. Nicht nur wirkt diese Therapie deutlich nachhaltiger als die Einnahme von Medikamenten (in diesem Fall Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, das Antidepressivum der Wahl bei Angststörungen). Auch können leidliche Nebenwirkungen wirkstarker Medikamente vermieden werden.

Um eine soziale Phobie zu bekämpfen, gibt es zwei Methoden: die kognitive Verhaltenstherapie und die psychodynamische Therapie.

Die kognitive Verhaltenstherapie:

Erstere lehrt, dass Sie sich nicht immer auf sich selbst konzentrieren sollen, sondern beispielsweise bei einem Vortrag Ihre Zuhörer fokussieren. Dazu gibt es eine Videoaufnahme, diese soll Ihnen dann helfen, die verzerrte Vorstellung, die Sie von sich haben, zu korrigieren.

Die psychodynamische Therapie:

Bei letzterer Vorgehensweise hingegen, geht es explizit um die Analyse der Angstursachen. Dabei beschäftigen Sie sich zusammen mit Ihrem Therapeuten mit den Situationen, in denen die Angst auftritt. Dazu wird auch die Beziehung zu Personen aus Ihrer Gegenwart und Vergangenheit thematisiert.

Wahl der geeigneten Therapie:

Welche Therapieform für wen infrage kommt, ist bis heute nicht geklärt. Vielmehr müssen Sie dies selbst ausprobieren. Manche Menschen kommen mit der kognitiven Therapie klar, für andere ist sie ein Graus. Ihnen liegt dann eher die psychodynamische Therapie. In der Regel merken Sie bereits nach einigen Behandlungsstunden, ob Sie so weiter machen können oder doch lieber zur jeweils anderen Therapieform wechseln sollten.

Ein krankhafter Angstzustand kann verlernt werden

Da es sich bei der übersteigerten Angst um ein erlerntes Verhalten handelt, das mit dem lebensnotwendigen Angstreflex nichts mehr zu tun hat, können Sie sich dieses glücklicherweise auch wieder abtrainieren.

Bei Angsterkrankungen ist eine Verhaltenstherapie die aussichtsreichste Behandlungsmethode. Dabei setzen sich die Patienten zunächst in Begleitung eines Psychologen gezielt sowie wieder und wieder den angstbesetzten Situationen aus: Sie fahren also beispielsweise U-Bahn, gehen ins Kaufhaus, schreiten über große Plätze oder nähern sich den gefürchteten Spinnen – um bei den anfangs genannten Beispielen zu bleiben.

Mit der Zeit lernen die Betroffenen dabei, dass trotz ihrer Angst nichts passiert und die Furcht unrealistisch ist. Schritt für Schritt gewinnen sie ihr Selbstbewusstsein zurück und können schließlich die phobischen Ängste im Gehirn überschreiben.

Ausgesprochen erfolgreich ist dieses schrittweise Konfrontationstraining auch bei speziellen Phobien: Zuerst betrachtet der Patient zum Beispiel Fotos von Spinnen. Dann schaut er sich echte Spinnen aus der Ferne an. Am Ende können die meisten Patienten die langbeinigen Tierchen ohne Panikgefühle sogar vorsichtig berühren. Das ist durchaus erstaunlich, wenn man sich überlegt, dass nicht einmal Personen, die keine krankhafte Angst vor Spinnen haben, die Tiere nicht unbedingt berühren mögen.

Angststörung Selbsthilfe:

Leichte Ängste können Sie auch selbst mit einem Verhaltenstraining in Eigenregie in den Griff bekommen. Ein professionelles Angstentwöhnungstraining dauert zwischen fünf und zwanzig Sitzungen. Für Panikpatienten werden auch mehrtägige Intensivtrainings angeboten. Die Erfolgsquote beträgt nach Angaben der Christoph-Dornier-Stiftung in Dresden, die dieses Intensivtraining vor etwa 15 Jahren in Deutschland einführte, bis zu 80 %.

Die Ruhepyramide: So kann die Angst strukturiert werden

Oft wirkt es wahre Wunder, die eigenen Ängste mithilfe einer hierarchisch organisierten Struktur anzugehen. Dies bietet Sicherheit und Halt und bekämpft zudem die Angst strukturiert. Mithilfe der sogenannten Ruhepyramide (siehe Grafik) gelingt dies sehr gut.

An ihrer Basis stehen essenzielle Aktivitäten wie eine Auseinandersetzung mit dem Thema, um die Angst zu verstehen und die Vermeidung von Giftstoffen wie Nikotin und Alkohol, die die Wahrnehmung beeinflussen und trüben können.

Mithilfe von einfachen Atemübungen und Meditationstrainings lassen sich die nächsten beiden Ebenen der Ruhepyramide meistern. Dadurch wird Entspannung erreicht und eine Distanz zur Angst aufgebaut.

Schließlich können an der Spitze der Pyramide Gespräche mit vertrauten Personen und sportliche Aktivitäten den nötigen Ausgleich liefern und bei der endgültigen Bewältigung der Angst helfen.

Auf diese Weise wird das Problem ähnlich einem Rezept organisiert und kann Schritt für Schritt abgearbeitet werden.

Angst verhindern

Entspannungsübungen unterstützen die Therapie von Angstzuständen

Gezielte Entspannung nimmt Angstattacken ebenfalls die Spitzen und unterstützt Ihre Psychotherapie. Zudem können autogenes Training, eine Atemtherapie und Biofeedback helfen, sich selbst und den eigenen Gefühlen wieder zu vertrauen.

Unter Umständen ist eine (zusätzliche) Gesprächstherapie bei einem Arzt für Psychotherapie, einem Diplom-Psychologen oder Ihrem Verhaltenstherapeuten (wenn dieser ein Diplom-Psychologe ist) sinnvoll. Hier können Sie nach tieferliegenden Ursachen für Ihre Ängste forschen und diese somit von allen Seiten bekämpfen. Die Kosten für diese Gesprächstherapie trägt in der Regel die Krankenkasse.

Welches Medikament hilft bei Angststörung?

Besonders gut eignen sich tri- und tetrazyklische Antidepressiva (mit den Wirkstoffen Imipramin und Clomipramin) sowie Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Pflanzliche Mittel können in weniger schweren Fällen oder zur Begleitung der Therapie eine gute Alternative oder Ergänzung sein.

Bis vor Kurzem galt die Kava-Kava-Wurzel als ein beliebter pflanzlicher Angstlöser. Dies hat sich inzwischen allerdings gewandelt. Kava-Kava steht mittlerweile in der Kritik, da es den Ruf hat, schwere Leberschädigungen auszulösen. Daher ist von einer Einnahme dringend abzuraten.

Melisse, Baldrian und Hopfen wirken entspannend. Ist die Angst mit leichten bis mittelschweren Depressionen verbunden, kann auch Johanniskrautextrakt aus der Apotheke helfen. Die empfohlene Tagesgesamtdosis liegt je nach Präparat bei 750 bis 900 mg, verteilt auf mehrere Einzeldosen. Orientieren Sie sich am besten an den Einnahmehinweisen in der Packungsbeilage.

Auch Präparate mit dem Wirkstoff L-Tryptophan sind mit ihrer stimmungsaufhellenden Wirkung bei Ängsten gut einsetzbar. Am besten fragen Sie Ihren behandelnden Arzt danach.

Bitte runden Sie Ihr Anti-Angst-Programm unbedingt ab, indem Sie sich regelmäßig bewegen, gesund essen, ausreichend schlafen und versuchen, Ihre Sozialkontakte wiederaufzubauen. Auch wenn Sie schon seit Jahren von Ihren Ängsten gequält werden: Es ist nie zu spät, sich von ihnen zu befreien.

Medikamente gegen Angststörung: Warum helfen sie so schnell?

Menschen mit starken Ängsten brauchen häufig am Anfang medikamentöse Hilfe, um eine Psychotherapie beginnen zu können. Diese lösen die Angst und hellen die Stimmung auf. Medikamente gegen Angststörungen bergen im Gegensatz zu den ebenfalls anfänglich eingesetzten Beruhigungsmitteln (Benzodiazepinen) keine Suchtgefahr. Die Benzodiazepine sind zudem bei akuten Zuständen hilfreich, da sie sofort wirken. Antidepressiva hingegen wirken erst nach rund zehn Tagen. Bei älteren Menschen reicht oft eine geringere Dosis, weil ihr Stoffwechsel langsamer arbeitet.

Selbstbehandlung: So verlernen Sie Ihre Ängste & Angstzustände

Verhaltenstherapeutische Ansätze können Sie auch in Eigenregie anwenden:

  • Stellen Sie sich bewusst angstbesetzten Situationen.
  • Versuchen Sie, diese so lange wie möglich auszuhalten.
  • Bleiben Sie im Hier und Jetzt. Denken Sie nicht daran, was alles passieren könnte.
  • Freuen Sie sich über jeden kleinen Fortschritt & belohnen Sie sich.

Musik von Bach wirkt angstlösend

Musik beeinflusst den Kreislauf, das Herz und die Stimmung. Das ist schon seit Langem bekannt. Doch nun wollen Forscher der Ruhr-Universität Bochum herausgefunden haben, welche Musik besonders gut für medizinische Anwendungen geeignet ist und dass man Musik vor operativen Eingriffen als eine Art Prämedikation einsetzen kann. Für ihre Studie wählten die Wissenschaftler 372 Patienten aus, die kurz vor einem operativen Eingriff standen.

Ein Teil von ihnen erhielt ein angstlösendes Beruhigungsmittel (Midazolam), der andere Teil hörte als Operationsvorbereitung Musik. Die Wirkung der beiden Maßnahmen wurde anhand eines Angst-Indexes ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass die mit Musik vorbehandelten Patienten sowohl vor als auch nach der Operation deutlich weniger Angst hatten als die Patienten aus der Medikamentengruppe.

Weitere Untersuchungen ergaben, dass unterschiedliche Musikrichtungen auch unterschiedliche Wirkungen haben. So reicht zum Beispiel schon das zehn Sekunden lange Hören einer Bachkantate aus, um den Blutdruck und die Gefäßspannung längerfristig zu senken. Das Hören einer Beethoven-Symphonie hatte diesen Effekt nicht. Auch Strauss und Mozart konnten den Blutdruck nicht derart senken wie ihr Leipziger Kollege.

Die Studienergebnisse eröffnen so auch neue Perspektiven zur Behandlung mit Musik. Es könne durchaus sinnvoll sein, Patienten auf Intensivstationen Bach vorzuspielen, um ihnen Ängste zu nehmen und ihr Herz-Kreislauf-System zu beruhigen.