Blinddarmentzündung: Schnell erkennen und handeln

Blinddarm-Entzündung
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Inhaltsverzeichnis

Bei einer Blinddarmentzündung müssen Sie schnell handeln. Treten bei Ihnen besorgniserregende Symptome auf, dann heißt es: Sofort zum Arzt! Denn unbehandelt kann eine Entzündung des Wurmfortsatzes sogar tödlich enden. Erfahren Sie hier alles wichtige über die Blinddarmentzündung, welche typischen Symptome und Ursachen es dafür gibt und wie eine Blinddarmentzündung im Krankenhaus behandelt wird. Sollten Sie den Verdacht auf eine Blinddarmentzündung haben, können Sie mit einigen Tests selbst prüfen, ob Ihr Blinddarm entzündet ist und wie Sie jetzt schnell handeln können. Auf jeden Fall sollten Sie keine Zeit verlieren und sich beim geringsten Verdacht medizinisch Untersuchen lassen.

Was ist eine Blinddarmentzündung?

„Eine Blinddarmentzündung – das ist doch nur was für Kinder und junge Erwachsene!”, werden Sie jetzt vielleicht denken. Doch weit gefehlt: Nur etwa 10 Prozent der akuten Blinddarm-Erkrankungen treten bei Kindern oder Jugendlichen auf, bei den übrigen 90 Prozent sind sämtliche anderen Altersgruppen vertreten. Deshalb sollte auch jeder normale Erwachsene die typischen Symptome einer Blinddarmentzündung kennen.

Da eine Blinddarmentzündung eine ernsthafte Erkrankung darstellt und unbehandelt zu ernsthaften Komplikationen führen kann, sollte jeder Verdacht daher umgehend ärztlich abgeklärt werden.

Als Blinddarmentzündung bzw. Appendizitis wird die Entzündung des sogenannten Wurmfortsatzes (Appendix) bezeichnet. Beim Wurmfortsatz handelt es sich um ein wurmförmiges Anhängsel des Blinddarms, der wiederum Teil des Dickdarms ist. Aus medizinischer Sicht ist der Begriff Blinddarmentzündung zwar nicht korrekt, dennoch hat sich dieser im allgemein gültigen Sprachgebrauch eingebürgert.

Während der Blinddarm bei einigen Vogelarten etwa bestimmte Verdauungsfunktionen übernimmt, erfüllt dieser beim Menschen keine zentrale Funktion. Dennoch kann die Entzündung des Blinddarms bzw. des Wurmfortsatzes nicht nur äußerst schmerzhaft sein, sondern zu spät behandelt auch gefährliche Folgen haben.

Bei der Blinddarmentzündung handelt es sich um die am häufigsten auftretende Erkrankung im Bauchraum und kann alle Altersgruppen betreffen. Bei Kleinkindern sowie älteren Menschen jedoch ist ein Auftreten eher selten. Eine akute Blinddarmentzündung entsteht zumeist dann, wenn der Wurmfortsatz entzündet (durch Darmbakterien), verstopft (durch Kotsteine und Fremdkörper) oder abgeknickt ist. Fremdkörper wie Obstkerne, Parasiten oder ähnliches sind dagegen eher selten Auslöser für die Erkrankung. Eine Blinddarmentzündung kann dabei unterschiedliche Ausprägungen haben. Während in vielen Fällen nur eine leichte bis mittlere Reizung vorliegt, kann es mitunter jedoch auch zu einer starken Entzündung und in der Folge zu einem Blinddarmdurchbruch kommen.

Häufigkeit von Blinddarmentzündung

Symptome bei Blinddarmentzündung: Worauf muss ich achten?

In den meisten Fällen beginnt eine Appendizitis mit Bauchschmerzen in der Magengegend bzw. in der Gegend um den Bauchnabel. Hinzu kommen häufig Symptome wie Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen sowie Fieber. Nachfolgend finden Sie 5 typische Anzeichen für eine akute Blinddarmentzündung im Überblick.

5 typische Symptome für einen akut entzündeten Blinddarm:

  1. „Wandernder Schmerz“: Ist der Blinddarm entzündet, bereitet er meist starke Bauchschmerzen. Diese beginnen kolikartig im Oberbauch in der Gegend des Magens oder auch in der Region um den Bauchnabel. Sie wandern anschließend innerhalb weniger Stunden weiter in den rechten Unterbauch, denn dort befindet sich der Blinddarm. Die Bauchdecke ist zudem unnatürlich angespannt und zumeist sehr druckempfindlich.
  2. Fieber: Die Körpertemperatur steigt auf bis zu 39 Grad Celsius. Dabei ist ein Unterschied von über 1 Grad Celsius zwischen der in den Achseln und im After gemessenen Temperatur typisch. Zudem ist der Puls häufig beschleunigt. Achtung: Eine Blinddarmentzündung ohne Fieber ist bei jungen Menschen eher selten, kommt bei älteren Personen aber durchaus vor!
  3. Bewegungsschmerz: Die Schmerzen verstärken sich beim Husten, Laufen, Rennen oder Hüpfen, insbesondere beim Anheben des rechten Beines.
  4. Magenbeschwerden: Gleichzeitig leidet der Kranke unter Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen.
  5. Stuhlverhalten: Sehr oft kommt es auch zu Verstopfung, gelegentlich auch zu Durchfällen.

Wird eine Blinddarmentzündung erst nach 36 Stunden oder später entdeckt, steigt das Risiko, dass der Wurmfortsatz platzt und sich der entzündete Inhalt in frei in die Bauchhöhle ergießt, auf über 65 Prozent. Das kann dann zu einer lebensbedrohlichen Bauchfellentzündung führen. Umso wichtiger ist eine rasche Diagnose, damit ein möglicher Blinddarmdurchbruch frühzeitig verhindert werden kann!

Was ist der Unterschied zwischen einer einfachen Blinddarmentzündung und einer zerstörerischen?

Klinisch gesehen wird zwischen einer einfachen Blinddarmentzündung (Appendizitis simplex) und einer zerstörerischen Blinddarmentzündung (Appendizitis destructiva) unterschieden.

Solange sich am Wurmformsatz kein Eiter gebildet hat, spricht man von einer einfachen Blinddarmentzündung. Diese kann sich sogar zurückbilden und ausheilen. Auch kann sie konservativ (mittels Einnahme von Antibiotika) behandelt werden. Sobald eine fortgeschrittene oder starke Entzündung mit Eiterbildung vorliegt, ist eine Blinddarmoperation zwingend notwendig, um das Durchbrechen des Blindarms zu verhindern. Es droht die Entstehung einer zerstörerischen Blinddarmentzündung mit der Gefahr eines Blinddarmdurchbruchs.

Blinddarmentzündung

Wie gefährlich ist ein Blinddarmdurchbruch?

Bei einer zerstörerischen Blinddarmentzündung besteht ein erhöhtes Risiko, dass das entzündete Gewebe des Wurmfortsatzes aufplatzt. Ist das der Fall wird von einem Blinddarmdurchbruch bzw. einer Blindarmperforation gesprochen. Auf diese Weise können Bakterien, Eiter und Kot frei in die Bauchhöhle gelangen. Die Folge kann eine Bauchfellentzündung sein. Diese kann ohne rasche Operation lebensbedrohlich werden oder gar tödlich verlaufen. Darüber hinaus kann eine Blinddarmentzündung Eiterablagerungen in Darm und Bauchraum zur Folge haben, welche zu langwierigen Entzündungen und Störungen der Darmtätigkeit – bis hin zur Darmlähmung – führen können.

Was ist der Unterschied von einer akuten zu einer chronischen Blinddarmentzündung?

Die akute Appendizitis zeigt sich an den oben genannten Symptomen und ist zeitlich sehr eng begrenzt. Im Gegensatz dazu gibt es das Phänomen der chronischen Blinddarmentzündung. Diese tritt dann nicht wie die akute Variante nur einmal in einem kurzen Zeitraum auf. Die Symptome können sich bei der chronischen Blinddarmentzündung immer wieder über den Zeitraum von mehreren Jahren hinweg zeigen. Meistens bestehen die Symptome dann nur kurz und verschwinden nach wenigen Stunden wieder. In der Medizin wird dann von einer chronisch-rezidivierenden Appendizitis gesprochen.

Wie stellt man eine Blinddarmentzündung fest?

Fallen Ihnen einige dieser genannten Symptome auf können Sie selbst einige Tests machen, um den Verdacht auf eine Blinddarmentzündung zu bestätigen. So können Sie Schritt für Schritt vorgehen:

  1. Tasten Sie zunächst den Bereich des rechten Unterbauches ab. Treten dabei Schmerzen auf und/oder spannt sich die Bauchdecke stark an sollten Sie direkt einen Arzt aufsuchen
  2. Messen Sie Ihre Körpertemperatur sowohl unter den Achseln als auch im Rektum. Zeigt das Thermometer im Rektum eine mindestens 1° C höhere Temperatur an als unter den Achseln, kann das ebenfalls auf eine Blinddarmentzündung hinweisen.
  3. Versuchen Sie, vorsichtig einige Schritte zu gehen. Haben Sie Probleme, Ihr rechtes Bein normal zu bewegen, oder hinken Sie mit diesem, kann das auf eine Blinddarmentzündung hinweisen
  4. Versuchen Sie, Ihr rechtes Bein anzuheben, abzuwinkeln oder anderweitig zu bewegen. Treten dabei Schmerzen auf ist die Wahrscheinlichkeit einer Blinddarmentzündung hoch und Sie sollten einen Arzt aufsuchen

Generell sollten Sie nicht zu lange zögern. Wenn Sie auch nur den geringsten Verdacht auf eine Blinddarmentzündung haben, suchen Sie zeitnah einen Arzt auf. Versuchen Sie nicht zu lange, selbst eine Diagnose zu stellen, dabei verlieren Sie wertvolle Zeit.

Wie erkennt man eine Blinddarmentzündung?

Eine akute Blinddarmentzündung erkennt man in erster Linie an langanhaltenden Bauchschmerzen. Am Anfang treten diese häufig im in der Bauchmitte um den Bauchnabel herum oder in der Magengegend auf. In den darauffolgenden Stunden wandert der Schmerz zusehends in den rechten Unterbauch. Mit Fortwirken der Erkrankung wird das Schmerzgefühl in der Regel stärker und die Schmerzen strahlen in den gesamten Bauchraum aus.

Hinzu kommen Anzeichen und Symptome wie Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit, Durchfall oder Verstopfung sowie Fieber (gewöhnlich nicht sehr hoch, manchmal auch ganz ohne Fieber). Manche Betroffenen klagen zudem über starkes Schwitzen, erhöhten Puls oder eine angespannte Bauchdecke an der betroffenen Region. Ferner kommen im Zuge einer Blinddarmentzündung häufig auch Bewegungsschmerzen hinzu. So kann das rechte Bein oftmals nur noch unter (starken) Schmerzen angehoben oder belastet werden. Laufen, Springen oder Rennen verstärken das Schmerzgefühl zusätzlich.

Verdacht auf Blinddarmentzündung: Was sollte ich tun?

Wenn Sie Symptome einer Appendizitis zeigen, sollten Sie möglichst rasch einen Arzt oder ein Krankenhaus aufsuchen. Schon bevor Sie losfahren, können Sie jedoch einige Dinge tun, um die Diagnosestellung (und die Behandlung) einfacher und genauer zu machen.

Sich merken, wie bzw. wo die Schmerzen angefangen habenDas ist das Erste, wonach Ihr Arzt fragt: wann und wo die Schmerzen angefangen haben und wo sich diese jetzt befinden.
Höhe des Fiebers notierenFalls Sie Ihre Körpertemperatur gemessen haben, sollten Sie sich die Ergebnisse merken oder diese notieren.
Nichts mehr essen oder trinkenDa die Möglichkeit besteht, dass Sie operiert werden müssen.
Medikamente mitnehmen (mit Verpackung)Falls Sie Schmerz- bzw. Fiebermittel eingenommen haben, bringen Sie diese zum Arzt mit. Medikamente können mögliche Symptome lindern, was die Untersuchungsmethoden beeinflusst.

Diagnose und Untersuchung durch den Arzt: Wie wird eine Blinddarmentzündung diagnostiziert?

Wichtig für den Arzt oder die Ärztin ist die Kenntnis der genauen Vorgeschichte (Anamnese). Er wird u. a. folgende Fragen stellen:

  • Wann und wo haben die Schmerzen angefangen?
  • Wo sitzen die Schmerzen aktuell?
  • Haben Sie erbrochen, ist Ihnen übel?
  • Haben Sie Fieber?
  • Leiden Sie an Verstopfung oder Durchfall?
  • Bei einem weiblichen Patienten: Kann eine Schwangerschaft vorliegen?
  • Gab es in der Vergangenheit bereits Operation im Darm oder am Bauch?
  • Haben Sie andere Vorerkrankungen?
  • Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein?

Körperliche Untersuchung bei einer Blinddarmentzündung

Diese Fragen ergänzt der Arzt oder die Ärztin anschließend durch eine Reihe körperlicher Untersuchungen. Dabei wird der Bauchraum auf Verhärtungen abgetastet. Diese Druck- und Schmerzpunkte wird der Arzt vermutlich bei der Blinddarmuntersuchung auslösen oder genauer untersuchen: 

  • McBurny-Punkt
  • Lanz-Punkt
  • Rovsing-Symtpom
  • Blumberg-Zeichen
  • Sitkowski-Zeichen
  • Psoas-Zeichen

Was das konkret bedeutet, können Sie der Übersicht entnehmen:

Schmerzpunkte bei einer Blinddarmentzündung

gesunder Mensch ohne Entzündungen im Bauchraum würde dadurch keine, ohne nur sehr leichte Schmerzen spüren. Liegt unter den Bereichen ein entzündeter Blinddarm, so führen die Untersuchungen des Arztes zu sehr starken Schmerzen. Außerdem spannt sich die Bauchdecke dadurch reflexartig an und wird sehr fest. Beide Reaktionen liefern dem Mediziner sehr deutliche Hinweise auf einen entzündeten Blinddarm.

Wichtig: Haben Sie zu Hause bereits ein Schmerz- oder Fiebermittel eingenommen, müssen Sie dies Ihrem Arzt berichten. Dadurch können die akuten Beschwerden und Symptomen nämlich „maskiert” und verschleiert werden: Das Fieber ist weg und der Schmerz bei der Untersuchung wesentlich geringer. Nehmen Sie nach Möglichkeit die Verpackung der eingenommenen Medikamente mit zu Ihrem Arzt. Essen und trinken Sie wegen der eventuell erforderlichen Operation nichts mehr. Möglichweise werden Sie aber ohnehin keinen Hunger mehr verspüren.

Blutuntersuchung bei Blinddarmentzündung

Meist wird neben der genannten körperlichen Untersuchung als erste Maßnahme im Krankenhaus eine Blutabnahme vorgenommen. Die Zahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) steigt bei einer Appendizitis auf Werte über 10.000/µl. Dies kann ein erster und deutlicher Hinweis auf eine Blinddarmentzündung sein. Außerdem wird die Blutkörpersenkgeschwindigkeit (BSG) und der CRP-Wert (C-reaktives Protein) bestimmt. Wenn beide Werte erhöht sind, sind das weitere Hinweise auf Entzündungen im Körper. Wo diese genau liegt kann aber durch die Blutuntersuchung nicht exakt festgestellt werden. Deshalb kommen im Krankenhaus im nächsten Schritt bildgebende Verfahren zur Anwendung um den genauen Ort zu finden.

Bildgebende Verfahren bei Blinddarmentzündung

Hat der Arzt ein Ultraschallgerät, kann er auch durch diese einfache Untersuchung eine Blinddarmentzündung feststellen. Der entzündete Blinddarm zeichnet sich im Ultraschall als dunkler Schatten ab. Sollte der Ultraschall keine eindeutigen Hinweise liefern kann zusätzlich eine Computertomografie durchgeführt werden. Diese liefert dem Arzt weitere Hinweise um die Ursache der Beschwerden zu erkennen.

Letztes Mittel das dem Arzt zur Verfügung steht, ist die sogenannte Bauchspiegelung oder auch Laparoskopie genannt. Dabei führt der Arzt eine kleine Kamera mit Lampe in den Bauchraum ein und kann sich das betroffene Gewebe genau ansehen. So kann der Arzt genau feststellen, ob der Blinddarm entzündet ist oder nicht und wie weit die Entzündung fortgeschritten ist. Ist die Entzündung noch sehr leicht und gibt es noch keine weiteren Komplikationen kann der Arzt über diese Methode sogar direkt den Blinddarm entfernen (Laparoskopische Appendektomie).

Blinddarmentzündung bei Kindern, Schwangeren und älteren Menschen: Die Symptome

Ältere Personen zeigen im Zuge einer Blinddarmentzündung oftmals keine oder deutlich weniger ausgeprägte Symptome, was es mitunter schwer macht, eine Erkrankung zu erkennen. Umso wichtiger ist es wiederum, dass im Zweifels- bzw. Verdachtsfall umgehend ein Arzt konsultiert wird. Nur auf diese Weise können Komplikationen vermieden werden. Bei älteren Menschen wird oftmals zusätzlich der Urin untersucht. Da bei älteren Menschen Beschwerden oft von den Nieren oder der Blase ausgelöst werden, kann man durch eine Urinuntersuchung bereits einige Erkrankungen im Vorfeld ausschließen.

Auch bei Kindern fällt eine exakte Diagnose nicht immer leicht, da Schmerzen zunächst schubweise auftreten können. Die Schmerzen können aber auch von Beginn an auf den gesamten Bauchraum ausstrahlen. Auch krankheitsuntypische Schmerzen sind möglich. Zudem sind Kinder häufig nicht in der Lage, Schmerzen genau zu lokalisieren, was eine Diagnose ebenfalls erschwert.

Wichtig: Bringen Sie Ihr Kind zum Arzt oder in die nächste Klinik, wenn es unter plötzlich und stark einsetzenden Bauchschmerzen leidet, gleichzeitig Fieber hat und zusätzlich Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung oder heftigen Durchfall. Bei Säuglingen können Unruhe oder Apathie, Trinkschwäche, Fieber, Blässe, vermehrtes Schwitzen und wiederholtes kurzes oder anhaltendes Weinen auf starke Bauchschmerzen hindeuten.

Das sollten Sie zusätzlich beachten: Geben Sie kein Schmerzmittel, um nichts zu verschleiern. Legen Sie Ihrem Kind keine Wärmflasche auf den Bauch. Geben Sie ihm wegen der eventuell erforderlichen Operation nichts mehr zu essen oder zu trinken (es möchte meist ohnehin nichts!).

Blinddarmentzündung: Schwangere zeigen andere Symptome

Bei Frauen, die schwanger sind, ist der Appendix häufig nach oben verrutscht, weswegen krankheitstypische Druckschmerzen fehlen können und daher irrtümlich auf herkömmliche Schwangerschaftsleiden geschlossen wird. Aber auch bei Menschen, die über eine ungewöhnliche Lage des Wurmfortsatzes verfügen, sind atypische Symptome denkbar und dementsprechend ärztlich abzuklären.

Blinddarmentzündung bei Frauen: Gynäkologische Untersuchung

Eine Entzündung der Eierstöcke oder der Eileiter kann sehr ähnliche Symptome wie eine Blinddarmentzündung hervorrufen. Es ist daher unter Umständen nicht möglich, bei Frauen ohne weiteres eine Blinddarmentzündung zu erkennen oder auszuschließen. In diesen Fällen ist es ratsam, bei einem Verdacht auf eine Appendizitis bei einem weiblichen Patienten eine gynäkologische Untersuchung durchzuführen.

Blinddarmentzündung: Die Behandlung durch den Arzt

In den meisten Fällen wird der Wurmfortsatz operativ entfernt. Während sich Ärzte und Wissenschaftler lange Zeit sicher waren, dass bei einer Blinddarmentzündung eine Operation und somit die Entfernung des Wurmfortsatzes (Appendektomie) unumgänglich ist, zeigen aktuelle Studien auch alternative Ansätze. So kann vor allem bei Erwachsenen eine Blinddarmentzündung, welche frühzeitig erkannt wird und unkompliziert verläuft (geringer Entzündungsgrad, keine Kotsteine) mit Antibiotika behandelt werden. Dieser Ansatz wird auch verstärkt bei Kindern angewendet. Kinder mit einer unkomplizierten Blinddarmentzündung ohne Kotsteine können ebenfalls von einer Therapie mit Antibiotika profitieren.

Bei einer fortgeschrittenen Blinddarmentzündung und wenn Kotsteine vorliegen ist eine Operation zwingend erforderlich.

Der behandelnde Arzt wird schließlich die geeignete Therapieform – konservativ durch Medikation oder operativ – festlegen. Für den Fall eines chirurgischen Eingriffes stehen dabei zwei unterschiedliche Operationstechniken zur Verfügung. Anhängig vom Krankheitsbild bzw. dem Stadium der Erkrankung wird sich der Arzt zwischen einer offenen Appendektomie (offene Operation) oder einer laparoskopischen Appendektomie (minimalinvasiver Eingriff) entscheiden. Beide Eingriffe gelten als Routineoperationen. In Deutschland werden jährlich zwischen 100.000 und 150.000 derartige Operationen vorgenommen. Chirurgen haben daher sehr viel Erfahrung bei diesem Eingriff. Dadurch ist die Rate an Komplikationen niedrig und es kommt nur selten zu Komplikationen nach der Operation.

Welche Antibiotika werden bei einer Blinddarmentzündung angewendet?

Sollte der Arzt feststellen, dass es sich um ein frühes Stadium der Blinddarmentzündung handelt kann unter Umständen auf eine Operation verzichtet werden. Der Arzt verordnet dann Antibiotika um die Bakterien zu bekämpfen. Dies kann aber nur bei einer einfachen Blinddarmentzündung (Appendizitis simplex) ohne vorliegen von Kotsteinen durchgeführt werden. Der Arzt wird Ihnen dann zum Beispiel eines der folgenden Antibiotika verschreiben:

  • Ampicillin
  • Amoxicillin plus Clavulansäure
  • Ceftazidim
  • Ciprofloxacin
  • Meropenem
  • Levofloxacin
  • Ertapenem
  • Metronidazol

Klassische oder offene Appendektomie

Bei der offenen Appendektomie  handelt es sich um eine klassische Operation. Der Chirurg öffnet mit einem etwa fünf Zentimeter langen Schnitt den Bauch im unteren, rechten Bereich. Er legt im Anschluss den Blinddarm frei und entfernt den entzündeten Wurmfortsatz. Danach werden alle Wunden wieder vernäht. Durch den Schnitt bleibt oftmals eine Narbe am Bauch zurück.

Laparoskopischen Appendektomie (Minimalinvasiv)

Dieses Verfahren wird auch als Schlüssellochmethode oder operative Bauchspiegelung bezeichnet. Zunächst wird nur ein kleiner Schnitt im Bauch vorgenommen. Im Anschluss führt der Chirurg das Laparoskop in die Bauchhöhle ein. Das Laparoskop besitzt eine Kamera und eine Lampe. So kann der Chirurg einen genauen Blick auf den Blinddarm werfen. Ist der Wurmfortsatz nur leicht entzündet kann der Chirurg durch zwei weitere Schnitte Instrumente einführen um den entzündeten Blinddarm zu entfernen und die Wunde zu vernähen. Bei diesem Eingriff müssen anstatt einem großen, nur drei kleine Schnitte gemacht werden. Ansprechend entstehen keine oder nur kaum sichtbare Narben. Allerdings ist der Zeitaufwand größer und im Falle von Blutungen lassen sich diese nicht so leicht stoppen. Es kann also sein, dass der Chirurg trotzdem noch eine klassische Appendektomie durchführen muss.

Nach der Operation: Wie lange bleibt man bei einer Blinddarmentzündung im Krankenhaus?

Die Dauer eines Krankenhausaufenthalts nach einer Blinddarmoperation liegt für gewöhnlich bei 4 Tagen, sofern der Blinddarm nicht durchgebrochen ist oder andere Komplikationen aufgetreten sind. Die Entfernung der Nähe erfolgt in der Folge ambulant. Oftmals werden Fäden verwendet, die sich selbst auflösen. Bei einem Blinddarmdurchbruch dauert der Krankenhausaufenthalt zumeist 7 Tage oder länger. Wichtig ist, dass man sich in den ersten Tagen nach der Operation schont und ruckartige Bewegungen vermeidet. Auch das Gehen kann anfangs noch Probleme bereiten, ausreichend lange Ruhepausen bzw. Schonphasen sind deshalb wichtig für eine rasche Genesung. Die durchschnittliche Arbeitsunfähigkeit nach einer Blinddarm-Entfernung beträgt 2 bis 3 Wochen.

Welche Komplikationen nach der Blinddarmentzündung können auftreten?

Natürlich können auch nach einer Operation am Blinddarm – wie bei anderen Operationen auch – Komplikationen auftreten. Diese sind zum Glück selten und lassen sich in den meisten Fällen gut behandeln.

So können Beispielsweise Blutungen an den Stellen auftreten, an denen der Chirurg geschnitten hat. Diese Bereiche können sich auch infizieren.

Im Falle stärkerer Infektionen besteht die Möglichkeit, dass es zu einer Ansammlung größerer Mengen Eiter kommt. Der Eiter sammelt sich dann entweder unter der Bauchdecke oder an einer tiefen Stelle in der Bauchhöhle. Dies führt dann nach einigen Tagen zu Fieber und Schmerzen. Es bildet sich dann entweder ein Bauchdecken- oder Bauchhöhlen-Abszess. Behandelt werden diese Abszesse durch einen weiteren Eingriff bei dem der Eiter entfernt wird.

Eine weitere seltene aber möglicherweise gefährliche Komplikation sind Vernarbungen oder Verwachsungen des Bauchraumgewebes. Innerhalb der ersten zwei bis drei Wochen nach einer Blinddarm OP verwächst und verklebt dabei das Gewebe des Bauchraumes mit umliegenden Organen wie dem Darm. Dies kann die Funktion der Organe beeinträchtigen und dadurch gefährlich werden. So kann zum Beispiel der Transport der Nahrung und des Stuhls unterbrochen werden. Behoben werden muss diese Komplikation durch einen weiteren Eingriff.

Was sind mögliche Ursachen einer Blinddarmentzündung?

Eine Blinddarmentzündung ist in der Regel eine bakteriell indizierte Entzündung des Wurmfortsatzes (Appendix). Bakterien wie E.coli oder Enterokokken sind dabei klassische Krankheitserreger. Aber auch Kotsteine (verhärtete, eingedickte Stuhlbrocken) oder in seltenen Fällen auch Fremdkörper wie Obstkerne können zu einer akuten Appendizitis führen, indem diese eine Verstopfung des Wurmfortsatzes verursachen. Durch die Verstopfung stauen sich die Darmsekrete und bilden einen guten Nährboden für Bakterien. In sehr seltenen Fällen kann eine Blinddarmentzündung auch durch eine Tumorerkrankung oder durch Parasiten wie Darmwürmer ausgelöst werden. Auch kann eine Blinddarmentzündung als Folge anderer, entzündlicher Darmerkrankung auftreten. So lösen Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa großflächige Entzündungen im Darmbereich aus. Diese Entzündungen können sich auf dem Blinddarm übertragen und die typischen Symptome auslösen.

Wo sitzt der Blinddarm im Körper?

Der Blinddarm liegt beim Menschen im rechten Mittel- bzw. Unterbauch und ist mit einer Länge von 6 bis 8 Zentimetern nicht besonders groß. Der Wurmfortsatz ist ein Anhangsgebilde am unteren Ende des Blinddarms. Zumeist erreicht er eine Länge von 2 bis 20 Zentimeter. Die genaue Lage des Wurmfortsatzes ist zwar variabel und hängt von der Anatomie des jeweiligen Menschen ab, für gewöhnlich findet er sich jedoch im rechten Unterbauch. Beim Blinddarm handelt es sich um einen Teil des Dickdarmtraktes.

Auf welcher Seite befindet sich der Blinddarm?

Blinddarm bzw. Wurmfortsatz befinden sich auf der rechten Seite des menschlichen Körpers und zwar im rechten Unterbauch. Allerdings können bei einer akuten Blinddarmentzündung oder einem Blinddarmdurchbruch die Schmerzen auch auf den gesamten Bauchraum ausstrahlen und entsprechend diffus sein.

Die variable Lage macht eine exakte Diagnose somit nicht immer ganz einfach. Auch wenn Schmerzen nicht genau lokalisierbar sind oder im ersten Augenblick nicht auf eine Blinddarmentzündung schließen lassen, sollte im Verdachtsfall eine medizinische Abklärung erfolgen – beim Arzt oder im Krankenhaus.

Während lange Zeit angenommen wurde, dass der Wurmfortsatz im menschlichen Organismus keinerlei Funktionen übernimmt, ist inzwischen jedoch erwiesen, dass dieser spezielle Zusatzfunktionen für die Körperabwehr erfüllt. Darüber hinaus spielt der Wurmfortsatz auch bei der Entwicklung des Immunsystems im Kindesalter eine Rolle. Allerdings ist der Appendix bzw. Wurmfortsatz nicht überlebensnotwendig, sodass keine Probleme zu erwarten sind, wenn dieser im Zuge einer Blinddarm-OP entfernt werden muss.

Treten Symptome, die einer Appendizitis gleichen, auf der linken Seite auf, können diese auf eine sogenannte Divertikulitis (entzündliche Ausstülpungen der Darmschleimhaut) hindeuten und sollten daher ebenfalls umgehend ärztlich abgeklärt werden.

Wie kann man einer Blinddarmentzündung vorbeugen?

Grundsätzlich gibt es keine speziellen Maßnahmen, um einer Blinddarmentzündung präventiv vorzubeugen. Allerdings hilft eine gesunde Ernährung (z.B. Ernährung mit einem hohen Faser- und Ballaststoffanteil) und eine gesunde Lebensweise dabei, das Immunsystem nachhaltig zu stärken. Dank einem starken und gesunden Immunsystem wird es für eindringende Bakterien schwieriger sich entsprechend auszubreiten und Entzündungen im Körper auszulösen. Deshalb gilt: Zeigen Sie akute Symptome einer Blinddarmentzündung, zögern Sie nicht und suchen Sie umgehend einen Arzt oder ein Krankenhaus auf. Nur dort kann mit Sicherheit abgeklärt werden, ob eine Erkrankung vorliegt.

Können Masern zu einer Blinddarmentzündung führen?

Masern gelten immer noch als Kinderkrankheit und damit als „harmlos“, obwohl längst bekannt ist, dass diese alles andere als harmlos sind. So kann die Erkrankung beispielsweise schwerwiegende Hirnhautentzündungen auslösen. Aber stimmt es denn, dass Masern auch zu einer Blinddarmentzündung führen können?

Masern können tatsächlich den Blinddarm so beeinflussen, dass es zu einer akuten Entzündung kommen kann. Grund dafür ist eine Lymphknotenschwellung, die dann letztendlich zur Entzündung führt. Die Symptome gleichen denen einer Blinddarmentzündung ohne Maserninfektion: Es kommt zu sehr starken Bauchschmerzen. Wird der Bauch abgetastet, äußern sich die Schmerzen durch Druck und Klopfen, häufig auf der rechten unteren Bauchseite. Zudem spannt sich die Bauchdecke an.

Meist wird mit der Operation nicht gewartet, bis die Masern abgeklungen sind. Denn bei einer akuten Blinddarmentzündung kann es zu einem Durchbruch des Blinddarms kommen. Die nachfolgende Vereiterung der Bauchhöhle kann lebensgefährlich sein.

Verlauf und Prognose der Blinddarmentzündung

Im Allgemeinen ist die Prognose bei einer Blinddarmentzündung gut und der Verlauf in vielen Fällen unproblematisch. Dies gilt immer dann, wenn die Entzündung früh erkannt und rechtzeitig adäquat behandelt wird. Wird die Blinddarmentzündung dann mit Medikamenten oder operativ behandelt, heilt diese ohne Folgeschäden ab.

Verstreicht zu viel Zeit oder wird die Blinddarmentzündung nicht richtig erkannt, kann es zu einem negativen Verlauf kommen. Die Prognose verschlechtert sich dann zunehmend. Ein Blinddarmdurchbruch oder Entzündungen des umliegenden Gewebes können lebensbedrohliche Ausmaße annehmen. Kommt es im weiteren Verlauf zu Durchbrüchen des Darms, kann sich der Bauchraum mit Kot und Bakterien füllen. Es bildet sich eine Bauchfellentzündung. Außerdem drohen Darmlähmung (Darmparalyse) und Darmverschlüsse (Ileus). Dadurch wird eine sofortige und größere Operation notwendig. Diese Komplikationen sind aber zum Glück sehr selten.