Selen: Wirkung, Lebensmittel und Bedarf

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Selen ist ein chemisches Element. Es trägt das Elementesymbol „Se“ und die Ordnungszahl 34. Chemiker zählen es zur Gruppe der Chalkogene. Diese bezeichnet man auch als Sauerstoffgruppe, da an ihrer ersten Stelle Sauerstoff steht. Neben Selen gehören Schwefel und das radioaktive Polonium zu den Chalkogenen. Reines Selen ist giftig und führt bei Kontakt zu Irritationen der Haut und der Schleimhäute und zur Schädigung der Lungen.

Wofür brauche wir Selen im Körper?

In unserem Körper erfüllt der Stoff Aufgaben als Bestandteil mehrerer Enzyme. Enzyme sind Biokatalysatoren. Sie beschleunigen Stoffwechselreaktionen in unserem Körper. Sehr viele dieser Biokatalysatoren benötigen für ihre Arbeit neben einem Eiweißanteil auch einen Mineralstoffanteil, zum Beispiel Selen. Dazu gehört ein sehr wichtiges Enzym, die Glutathionperoxidase. Sie ermöglicht Entgiftungsvorgänge im Körper. Sie fängt zellschädigende Sauerstoffverbindungen (freie Radikale) ein und macht sie unschädlich. Auch für den Jodstoffwechsel spielt Selen eine wichtige Rolle. Hier ist es ein Baustein des Enzyms Typ-I-Jodthyronin-5-Dejodase, das Thyroxin in das aktivere Trijodthyronin umwandelt. Ist zu wenig davon vorhanden, kann es zu den Symptomen einer Schilddrüsenunterfunktion kommen.

Wie wichtig dem Körper die Funktion der Schilddrüsenhormone ist, zeigt sich daran, dass bei Mangel an dem hier im Fokus stehenden Stoff der Jodstoffwechsel auf Kosten der Entgiftungsfunktionen aufrechterhalten wird. Ein so gravierender Selenmangel ist bei Gesunden jedoch selten. Allerdings begünstigen chronische Verdauungsstörungen als Folge von Darmentzündungen eine Unterversorgung mit Nährstoffen, darunter auch Selen. Neben den Aufgaben, die es als Bestandteil von Enzymen hat, dient es der Immunabwehr. Nur mit Hilfe von Selen kann unser Körper die an der Immunabwehr beteiligten Zellen bilden.

Selen kann therapeutisch genutzt werden

Die orthomolekulare Medizin (eine Medizinrichtung, die therapeutisch hochdosierte Nährstoffe anwendet) nutzt die zellschützenden Eigenschaften des Stoffes für die Behandlung von Arthritis und Arteriosklerose. Einigen Experten zu Folge sollen Selengaben auch das Krebsrisiko reduzieren und im Frühstadium der Erkrankung hilfreich sein. Diese Wirkungen sind wissenschaftlich jedoch noch nicht eindeutig belegt.

Selen vertreibt trübe Gedanken

In den trüben Herbsttagen werden auch häufig die Gedanken trüb, denn das fehlende Licht führt zu depressiven Verstimmungen, die Mediziner SAD (saisonal abhängige Depression) nennen. Hier helfen nur Licht und Vitalstoffe, die über eine Beeinflussung der Nervenbotenstoffe im Gehirn die Stimmung wieder heben. Einer der wichtigsten Vitalstoffe ist hier Selen.

Selen ist ein unverzichtbarer Baustoff für Gehirnbotenstoffe wie Serotonin. Wenn Sie Ihrem Organismus genügend Selen zur Verfügung stellen, wird dieses Glückshormon verstärkt gebildet und Sie fühlen sich zufriedener und schwungsvoller. Bringen Sie daher besonders in den dunklen Monaten reichlich selenhaltige Lebensmittel auf den Tisch.

Welche Lebensmittel sind reich an Selen?

Trotz der Selenarmut unserer Böden enthalten einige heimische Nahrungsmittel nennenswerte Mengen an Selen, wenn diese auch Schwankungen unterworfen sind. Sie sollten sie bewusst in Ihren Ernährungsplan aufnehmen, um Ihren Selenbedarf zu decken. Untersuchungen haben übrigens gezeigt, dass Vegetarier nicht schlechter mit Selen versorgt sind als Normalköstler, sofern sie genügend Nüsse, Eier und Milch verzehren.

In Lebensmitteln ist Selen an Eiweiß gebunden. Daher sind eiweissreiche Lebensmittel auch gute Selenquellen. Das gilt besonders für Fleisch von Schweinen und Geflügel und auch für Hühnereier. Auch Nüsse liefern reichlich Selen, ebenso bestimmte Fische (Karpfen, Thunfisch, Sardine, Hering). Rindfleisch und Milch können gute Selenquellen sein, wenn die Tiere selenreiches Futter erhalten und nicht ausschließlich auf der Weide gehalten werden. Einheimische Getreide tragen kaum zur Selenversorgung bei. Besonders weiße Mehle sind selenarm, denn die mineralstoffreichen Außenschichten wurden entfernt.

Überdosierung vs. Selenmangel

Neueste Studien belegen, dass Selen vorbeugend gegen eine Vielzahl von Krankheiten wirkt, darunter einige Krebsarten sowie Rheuma, chronische Infektionen und Immunschwäche. Darüber hinaus kommt Selen in der Therapie von HIV zum Einsatz, allerdings bleibt die Wirkung umstritten. Im Umgang mit Selen als Nahrungsergänzungsmittel ist Vorsicht geboten. Der Selengehalt im Blut gilt als entscheidender Faktor. Überdosierungen sind zu vermeiden, da eine zu hohe Selenkonzentration im Blut schädlich ist. Übliche Vergiftungssymptome sind unter anderem Übelkeit und Haarausfall.

Allerdings birgt auch Selenmangel eine Gefahr. Akute Erkrankungen im Zusammenhang mit Selenmangel treten in Deutschland jedoch selten auf. Diese kommen in der Regel nur in Regionen vor, die stark mit Selen unterversort sind, wie beispielsweise Nordkorea. In den westlichen Industrieländern kommt Selenmangel häufig nur bei frühgeborenen Kindern und Alkoholikern vor.