Naturheilkunde: Aktivierung der Selbstheilungskräfte

Die Naturheilkunde besteht aus einer beeindruckenden Vielfalt an effektiven Maßnahmen und Therapien. Zu der alternativen Medizin zugehörig, ist das Ziel immer die körpereigene Selbstheilung zu aktivieren und stärken.
14 min | Veröffentlicht am: 25.08.2022 | Aktualisiert am: 23.11.2022
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Inhaltsverzeichnis

Wissenschaftlich gesicherte Belege dafür, dass Naturheilverfahren (beispielsweise Homöopathie, Phytotherapie, Ernährungstherapie und andere) wirksam sind, häufen sich in jüngster Zeit. Aus diesem Grund haben Naturheilverfahren auch in vielen schulmedizinischen Praxen Einzug gehalten, in denen früher von den alternativen Verfahren nicht viel gehalten wurde. Und so sind Patienten meist nicht erstaunt, wenn ihnen ihr Arzt plötzlich naturheilkundliche statt medizinische Verfahren anbietet, die von den Krankenkassen (noch) nicht akzeptiert und bezahlt werden.

Verschiedene Kräuter können helfen, die Selbstheilung zu aktivieren © photocrew | Adobe Stock

Ideen und Werte der Naturheilkunde

Mit Hilfe von Reizen sollen in der Naturheilkunde die Lebens- und Selbstheilungskräfte des Organismus (wieder) in Gang gebracht werden. Das kann etwa durch Schonung und Entlastung geschehen oder durch aktivierende Reize.

  • Ein akut entzündetes Gelenk wird zum Beispiel erst einmal ruhig gestellt und nur passiv unter Zug vorsichtig bewegt.
  • Ein chronisch entzündetes Gelenk wird hingegen abhängig von der Schädigung angepasst trainiert.

Zudem wird die Reizstärke jeweils individuell an den Patienten und seine Krankheitssituation angepasst. So kann zum Beispiel ein kräftiger und gut durchbluteter Patient stärkeren Kaltreizen (z. B. Wassergüssen) ausgesetzt sein als ein untergewichtiger, eher schwächlicher Patient.

Die Naturheilkunde denkt ganzheitlich

Sie berücksichtigt die Beziehungen zwischen einzelnen Organen, aber auch zwischen der körperlichen Ebene und der psychischen Verfassung des Patienten. Es gilt insbesondere bei chronischen Erkrankungen, den „roten Faden“ der verschiedenen Symptome (und deren Ursachen) zu erkennen und die Behandlung darauf zu gründen.

Der naturheilkundlich arbeitende Therapeut nimmt sich zudem häufig mehr Zeit für den Patienten, als es dem Schulmediziner im Praxisalltag möglich ist. Dadurch erhält er im Gespräch so einige teils wichtige Informationen mehr.

Wer bietet Naturheilverfahren an?

Sie haben in erster Linie die Wahl zwischen einem Arzt oder einem Heilpraktiker. Somit können Sie sich zwischen dem naturheilkundlichen oder medizinischen Weg entscheiden.

  • Der Arzt wird sich naturheilkundlich weitergebildet haben und sollte im besten Fall über eine Zusatzbezeichnung (z. B. als Arzt für Naturheilverfahren, Akupunktur oder Homöopathie) verfügen. Aber auch Aufenthalte in spezialisierten Kliniken sind möglich.
  • Heilpraktiker sind nichtärztliche Therapeuten, die eine zeitlich knappe Ausbildung durchlaufen (meist 20, maximal 30 Monate). Nach einer Prüfung erhalten sie die Erlaubnis, zu praktizieren und Krankheiten (übrigens nicht alle) zu behandeln.
  • Homöopath ist die Bezeichnung für jemanden, der die Homöopathie praktiziert. Das kann ein Arzt oder Heilpraktiker sein, im Rahmen der Geburtshilfe auch eine Hebamme. Umgekehrt gibt es auch Heilpraktiker, die nicht homöopathisch arbeiten.

Was sollten Sie über Heilpraktiker wissen?

Bis zum Jahr 1939 durfte in Deutschland jeder, der Menschen heilen wollte, dies auch tun. Eine Ausbildung musste er dazu nicht nachweisen. Um diesen damals sehr beliebten mit der Erfahrungsmedizin der Volkheilkunde arbeitenden Heilern das Handwerk zu legen, wurde am 17. Februar 1939 das Heilpraktikergesetz erlassen, dass auch heute noch in Kraft ist. Hier wurde festgelegt, dass jeder, der den Heilberuf ausüben möchte, überprüft werden muss und eine Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde benötigt. Die Zulassungsbedingungen zu dieser Prüfung verlangen keinerlei medizinische Vorbildung. Zwar gibt es zahlreiche private Heilpraktikerschulen, der Besuch ist jedoch freiwillig.

Das Ziel der Prüfung vor dem Gesundheitsamt ist immer noch dasselbe wie im Jahr 1939: Es soll sichergestellt werden, dass der Prüfling „keine Gefahr für die Volksgesundheit“ darstellt. Hier liegt natürlich der größte Kritikpunkt der Heilpraktikergegner – und das nicht ganz zu Unrecht. Denn bei der Überprüfung vor dem Amtsarzt wird nicht nach Kenntnissen in naturheilkundlichen Behandlungsmethoden gefragt. Geprüft wird vor allem, ob der zukünftige Heilpraktiker weiß, was er nicht behandeln darf und wie er sich in Notfällen verhalten muss. Allerdings gelten die Prüfungen als sehr streng und die Durchfallquote liegt bei etwa 80 Prozent.

Heilpraktiker im Beratungsgespräch
Heilpraktiker im Beratungsgespräch mit einer Kundin © wildworx | Adobe Stock© wildworx | Adobe Stock

Die Pluspunkte: viel Zeit und ganzheitliche Behandlungen

Die Kenntnisse und Fertigkeiten seiner Therapieverfahren muss sich jeder Heilpraktiker eigeninitiativ in speziellen Kursen aneignen. Genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen: Einige absolvieren beispielsweise im Bereich der Homöopathie, Akupunktur oder Osteopathie bis zu fünfjährige Ausbildungen, andere besuchen lediglich einen Wochenendkursus. Es ist also durchaus legitim, wenn Sie einen Heilpraktiker nach seiner Qualifikation fragen, ehe Sie eine Behandlung bei ihm beginnen. Grundsätzlich dürfen Heilpraktiker jedes medizinische Verfahren anwenden, nur rezeptpflichtige Medikamente dürfen sie nicht verordnen.

In einem Punkt sind die Heilpraktiker den Ärzten überlegen: Sie nehmen sich viel Zeit für das Untersuchungsgespräch (Anamnese) und die Behandlung. So kann ein Erstgespräch für eine homöopathische Behandlung durchaus zwei Stunden dauern; ein Zeitaufwand, der in einer normalen Arztpraxis kaum möglich ist. Ein weiterer Vorteil ist der ganzheitliche Behandlungsansatz. Gute Heilpraktiker sehen den Zusammenhang von Körper und Seele und versuchen, die Selbstheilungskräfte zu aktivieren, statt einzelne Organe zu behandeln.

Daran erkennen Sie einen seriösen Heilpraktiker

  • Er ist Mitglied eines Berufsverbands.
  • Er hat qualifizierte Ausbildungen in den von ihm angewendeten Verfahren erfolgreich absolviert.
  • Er bietet nicht eine Vielzahl von Behandlungsmethoden an, sondern hat sich auf einige wenige Verfahren spezialisiert.
  • Er setzt Medikamente, die Ihnen ein Arzt verordnet hat, nicht eigenmächtig ab.
  • Er kennt seine Grenzen und verweist Sie an einen Arzt, wenn Ihre Erkrankung mit seinen Methoden nicht erfolgreich behandelbar ist.
  • Er gibt Ihnen keine Heilversprechen.
  • Er wirbt nicht mit spektakulären Heilerfolgen.
  • Er bildet sich regelmäßig weiter.
  • Er lehnt die Schulmedizin nicht kategorisch ab, und ist auch bereit, in Absprache mit Ihrem Arzt zu arbeiten.
  • Er stellt Ihnen eine spezifizierte Rechnung nach der Gebührenordnung für Heilpraktiker (GeBüH) aus.

Wann lohnt sich ein Besuch beim Heilpraktiker?

Wenn Sie…

  • sich homöopathisch behandeln lassen möchte
  • unter seelisch bedingten (psychosomatischen) Beschwerden leiden
  • gezielt mit einem speziellen naturheilkundlichen Verfahren (z. B. Osteopathie, Akupunktur) behandelt werden wollen
  • unter Beschwerden des Bewegungsapparats wie Wirbelsäulen- oder Gelenkproblemen leiden
  • Hautprobleme wie Neurodermitis oder Schuppenflechte haben und eine Alternative zu Kortison & Co. suchen
  • Allergien ganzheitlich in den Griff bekommen möchten

Missbrauch des Vertrauens als Einnahmequelle

Die gestiegene Akzeptanz der Naturheilverfahren wird leider auch von cleveren Geschäftemachern ausgenutzt. „Management Selbstzahler“ heißt die neue Zauberformel, die in Zeiten allgemeiner Sparzwänge Ärzten ein besseres Einkommen sichern soll, heißt es in einem Bericht der Ärzte Zeitung. Unter diesem Stichwort werden in Hessen regelmäßig Seminare durchgeführt, in denen niedergelassene Ärzte lernen sollen, den neuen Trend gezielt für die Steigerung des Umsatzes der eigenen Praxis zu nutzen. Gerade Naturheilverfahren eigneten sich besonders gut für den Verkauf von Leistungen, da die Kosten für diese Anwendungen von den Krankenkassen oft nicht übernommen werden. Der Patient sei deshalb nicht verwundert, wenn er selbst zur Kasse gebeten wird.

Ein Rechtsanwalt aus Wiesbaden sowie Ärzte, die den neuen Trend bereits mit Erfolg geschäftlich nutzen, verraten den Seminarteilnehmern Tipps und Tricks, wie möglichst viele Patienten dazu bewegt werden können, Behandlungen zu akzeptieren, die der Arzt sofort bar abrechnen kann. Patienten seien im Allgemeinen argwöhnisch, wenn es darum ginge, sich für unbekannte medizinische Anwendungen zu entscheiden. Deshalb, so rät der in Sachen Werbepsychologie erfahrene Rechtsanwalt, sollten sie innerhalb weniger Wochen mindestens fünfmal von dem Verfahren hören, das zum Angebot des Praxisinhabers zählt. Dann fassten sie Vertrauen und wären bereit, Geld auch aus eigener Tasche dafür zu zahlen. Bei jedem Praxisbesuch, bei jeder Infusion, bei jeder noch so kleinen Wartezeit im Praxisbereich solle der Patient deshalb mit fachlichen Informationen über jenes Behandlungsverfahren „berieselt“ werden.

Wichtige Fragen, die Sie Ihrem Arzt stellen sollten

  • Warum ist gerade dieses Therapieverfahren für Sie richtig?
  • Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es bei Ihren Beschwerden wirksam ist? (Für jedes bewährte Verfahren liegen entsprechende Statistiken vor.)
  • Bei welchen Krankheiten oder Beschwerden wird das angebotene Verfahren sonst und mit welchem Erfolg angewendet?
  • Welche Nebenwirkungen sind zu erwarten? (Es stimmt nicht, dass Naturheilverfahren grundsätzlich keine unerwünschten Nebenwirkungen haben.)
  • Wo hat Ihr Arzt dieses Verfahren erlernt? Handelte es sich dabei um eine solide Ausbildung (über mehrere Wochen oder Monate) oder um einen Wochenend-Schnellkurs?

Fragwürdige Argumentationsweisen

Günstig sei es, wenn die angebotene Leistung bereits einen allgemein bekannten Namen habe. „Von Eigenblutbehandlung hat jeder schon gehört“, zitiert die Ärzte Zeitung eine Ärztin aus Mandelbachtal bei Saarbrücken, die beim jüngsten Seminar ihren Kollegen ihr persönliches Erfolgsrezept vorstellte. Diese Leistung ließe sich deshalb besonders gut verkaufen. Natürlich nehme sie sich viel Zeit für ihre Patienten, da seien 45 Minuten dauernde Gespräche durchaus üblich. Der Patient solle den Eindruck bekommen, „die meint es gut mit mir“, zitiert die Ärzte Zeitung weiter.

Eine Allgemeinärztin aus Mainz kommt eigenen Angaben zufolge mit nur einem Therapieangebot aus der Naturheilkunde (Thymustherapie) finanziell sehr gut aus. Damit der Patient die Therapie akzeptiere, sei es günstiger, von einer Kur und nicht von Spritzen zu sprechen. Die Patienten werden darauf aufmerksam gemacht, dass die Krankenkasse diese Leistung nicht übernimmt. Das Argument „Die Gesundheit wird Ihnen wohl 100 € wert sein“ käme meist gut an. Die Kur aus zehn Spritzen müsse immer im Voraus bezahlt werden. „Ich kann nicht so lange warten, ich musste mit 5.000 € in Vorleistung treten, weil ich so viele Patienten habe“, sei ihre Antwort auf die Bitte, die Kur erst im Nachhinein bezahlen zu dürfen. Bei diesem Argument würden dann auch Rentner einige hundert Mark bar auf den Tisch legen, verrät die tüchtige Ärztin den Seminarteilnehmern.

So erkennen Sie einen guten Arzt für Naturheilverfahren

Bei solchem Vorgehen werden der gute Ruf der Naturheilkunde sowie die Vertrauenswürdigkeit seriöser Ärzte für Naturheilkunde aufs Spiel gesetzt. Sich von den bewährten, gut verträglichen Naturheilverfahren abzuwenden, wäre der falsche Weg. Doch wie können Sie entscheiden, ob Sie wirklich seriös behandelt werden, insbesondere wenn Sie bei einem Ihnen noch unbekannten Arzt in Behandlung sind?

Wenn Ihr Arzt Ihnen ein bestimmtes Naturheilverfahren vorschlägt, bitten Sie ihn darum, dass er Ihnen ausführlich erläutert, was dieses Verfahren in Ihrem Organismus bewirkt und warum es für Sie persönlich wichtig ist. Schließlich müssen Sie die Behandlung aus eigener Tasche bezahlen und haben, wie bei jeder anderen „gekauften“ Leistung, ein Recht darauf, zu erfahren, was Sie für Ihr Geld erhalten. Ärzte, die ein Verfahren nur zur Steigerung ihres Einkommens anbieten, haben oft Probleme, dessen Wirkungsweise zu begründen. Ärzte, die in einem bestimmten Heilverfahren eine umfassende Ausbildung absolviert haben, sind in der Regel in der entsprechenden Gesellschaft organisiert. Sie können sich bei diesen Gesellschaften informieren, ob Ihr behandelnder Arzt dort Mitglied ist. Auch die zuständige Kassenärztliche Vereinigung kann meistens entsprechende Auskunft erteilen.

Wichtige Gesellschaften für Naturheilverfahren

  • Deutsche Ärtzegesellschaft für Akupunktur e. V. (DÄGfA), München
  • Internationale Gesellschaft für chinesische Medizin, München
  • Gesellschaft für Frischzellentherapie, München
  • Internationale Gesellschaft für Biologische Medizin e. V., BadenBaden
  • Internationale Gesellschaft für Thymologie und Immuntherapie e. V., Bad Harzburg
  • Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren, Freudenstadt

Die Wahl des Präparates

Hochwertige pflanzliche Heilmittel sind keine „Zuckerpillen“, die keine unerwünschten Nebenwirkungen haben können, weil sie aus der Natur kommen. Wie alle Arzneimittel können Phytopharmaka überdosiert werden. Sie können die Wirkung anderer Medikamente verstärken oder schwächen. Unerwünschte Wirkungen treten bei korrekter Anwendung selten auf. Eine wichtige Aufgabe stellt vor allem die Wahl des Präparates dar. Ginkgo ist nicht gleich Ginkgo und Johanniskraut nicht gleich Johanniskraut. Das Spektrum der modernen pflanzlichen Heilmittel ist groß.

Schalen mit getrockneter Baldrianwurzel
Baldrian ist ein beliebtes natürliches Heilmittel © HandmadePictures | Adobe Stock

Baldrian als mögliche Alternative

Ein Beispiel für ein pflanzliches Heilmittel ist Baldrian für Menschen mit Schlafstörungen. Etwa 5 Prozent der Bevölkerung leiden unter Schlafstörungen, hat die Techniker Krankenkasse (TK) 2010 errechnet. Dementsprechend hoch fällt der Verbrauch von Schlafmitteln aus. Besonderes oft greifen ältere Menschen zu Schlaftabletten. Gerade für sie haben die typischen Nebenwirkungen chemischer Schlafmittel (Schwindel und Sturzgefahr) gefährliche Folgen.

Laut Prof. Dr. Dr. Martin E. Keck vom Züricher Zentrum für Naturwissenschaften in München gibt es verträglichere Alternativen. Schlafhilfen aus Baldrianextrakten oder in Kombination mit Hopfen, Melisse und Passionsblume eignen sich seiner Meinung nach besser. Sie hätten sich in einer großen Zahl von klinischen Studien als Alternative zu den synthetischen Hypnotika und Sedativa erwiesen. Dies erklärte Keck laut einer Mitteilung des KFN.

Weißdorn für ein starkes Herz

Ein zweites Beispiel heißt Weißdorn für Patienten mit altersbedingter Herzschwäche. Für ein gesundes Herzaltern stellt eine gesunde Lebensweise die wichtigste Voraussetzung dar. Als weitere Schutzmaßnahmen, um den Prozess des Alterns zu bremsen und das Herz zu schützen, gelten Impfungen gegen Grippe-Viren und Pneumokokken. Des Weiteren empfehlen sich eine regelmäßige Zahnhygiene und die medikamentöse Therapie bei Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen.

Ein pflanzliches Arzneimittel kann gerade bei nachlassender Herzleistung ein weiterer Mosaikstein einer herzschützenden Gesamtstrategie sein. Wissenschaftler der „Cochrane Collaboration Group“ (internationales unabhängiges Netzwerk von Wissenschaftlern und Ärzten) analysierten kontrollierte Studien. Dabei kam heraus, dass ein Weißdorn-Spezialextrakt bei leichteren Formen der Herzschwäche die typischen Symptome lindern und die Herzfunktion bessern kann.

Lavendelöl gegen Angst

Das dritte Beispiel ist ein spezielles Lavendelöl (Silexan). Es soll bei ängstlicher Unruhe nicht nur die Angstsymptome mindern, sondern die Schlafqualität zudem verbessern. Eine kontrollierte Studie mit 221 Patienten aus Praxen von Allgemeinärzten oder Psychiatern zeigte die Wirksamkeit.

Belege für ein hohes Abhängigkeitsrisiko, so wie bei manchen chemisch-synthetischen Präparaten, gibt es nicht. Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen gehören in die Hand spezialisierter Ärzte. Man sollte sie nicht in der Selbstmedikation mit dem pflanzlichen Heilmittel behandeln.

Ginkgo für Ruhe im Ohr

Ein viertes Beispiel lautet Ginkgo biloba für Menschen mit Tinnitus. Bei diesem häufigen Leiden gibt es bislang keine Heilung. Eine Linderung bietet nach wissenschaftlichen Erkenntnissen vor allem eine multidisziplinäre Betreuung mit einer Kombination von kognitiver Verhaltenstherapie und Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT).

Diese Spezialtherapie mit einem pflanzlichem Heilmittel erwies sich gegenüber einer herkömmlichen Behandlung (Beratung, evtl. Hörgerät und Rauschgenerator) als überlegen. Dies berichteten niederländische Wissenschaftler im Mai 2010 online im Ärztefachblatt „Lancet“ berichten.

Naturheilmittel, die Sie immer im Haus haben sollten

  • Aloe vera: Der Wüstenlilie werden vielfältige Wirkungen zugeschrieben. Sie soll beispielsweise gegen Durchfälle helfen, aber auch bei Verbrennungen lindernd wirken. Wissenschaftlich nachgewiesen ist bisher Letzteres. Gerade Sonnenbrandfolgen lassen sich mit Aloe-vera-Gel mildern. Außerdem wirkt das Gel bzw. der Saft der Pflanze keimhemmend. Die anderen Wirkungen, die der Aloe nachgesagt werden, konnten bisher nicht durch wissenschaftliche Untersuchungen bestätigt werden. Den Saft der Pflanze können Sie direkt auf die betroffenen Stellen träufeln. Besitzen Sie eine Aloe-vera-Pflanze, nehmen Sie ein Blatt von ihr, schneiden es auf und tropfen seinen Saft auf die entsprechende Wunde. Alternativ können Sie den Saft auch im Reformhaus oder Bioladen kaufen.
  • Baldrian: Schon seit Jahrhunderten wird er als effektives Mittel gegen Schlafstörungen eingesetzt.Baldrian enthält Lignane. Diese können an bestimmte Rezeptoren im menschlichen Körper andocken und hier ähnlich wirken wie das körpereigene Adenosin, ein Molekül, das müde macht. Die Lignane beeinflussen so die Erregungsleitung im Gehirn und sorgen für die erwünschte Müdigkeit ab drei Wochen Einnahmezeit. Sie können einfach Baldriantee trinken, den Sie zum Beispiel im Reformhaus erhalten. Allerdings hat er einen sehr eigenen Geruch, den nicht alle Menschen mögen. Daher empfiehlt es sich, alternativ zu Baldrian­extrakt zu greifen. Geben Sie hiervon eine Stunde vor dem Zubettgehen einen halben Teelöffel in ein Glas Wasser und die gleiche Dosis noch einmal direkt vor dem Schlafengehen. 100 ml des Baldrianextrakts kosten rund 5 Euro; Sie erhalten ihn in Reformhäusern und Drogeriemärkten.
  • Echinacea: Immer wieder wird Echinacea (Sonnenhut) zur Vorbeugung, aber auch zur Linderung von Erkältungskrankheiten empfohlen. Es gibt widersprüchliche Studien zur Wirksamkeit von Echinacea. Neueste Untersuchungen der Universität von Connecticut zeigen aber, dass der Sonnenhut sowohl bei der Vorbeugung als auch bei der Heilung von Erkältungen durchaus hilfreich ist. Die Forscher fanden heraus, dass die regelmäßige Einnahme von Echinacea-Extrakt eine Infektionsgefahr mit Erkältungserregern um 60 Prozent verringern kann. Zudem kann sie bei einer bereits bestehenden Erkältung die Heilung um 1,5 Tage beschleunigen. Grund dafür ist, das Echinacea weiße Blutkörperchen und Killerzellen stimuliert, die wichtige Bestandteile des Immunsystems sind. Geben Sie schon bei den ersten Erkältungsanzeichen einen Teelöffel Echinacea-Tinktur in ein halbes Glas Wasser. Dieses trinken Sie stündlich, bis die Erkältungsbeschwerden verschwinden. Sie können das Tinktur-Wasser-Gemisch auch zweimal täglich (morgens und abends) zur Vorbeugung einnehmen.
  • Eukalyptus: Er ist ein wirksamer Helfer bei Erkältungen und Nasennebenhöhlenentzündungen. Bekannt ist Eukalyptus durch seine abschwellende Wirkung. Das Eukalyptusöl ist in der Lage, in die Schleimhäute einzudringen. Hier bewirkt es, dass diese abschwellen und Sie wieder besser atmen können. Darüber hinaus kann es Bakterien und Viren abwehren, da es Keime hemmt. Auf keinen Fall sollten Sie das Öl pur nutzen. Geben Sie sofort zu Beginn einer Erkältung fünf bis zehn Tropfen Eukalyptusöl in eine mittelgroße Schüssel und übergießen Sie die Tropfen mit zwei Tassen heißem Wasser. Das Wasser muss auf jeden Fall dampfen. Beugen Sie sich über die Schüssel, legen Sie sich ein Handtuch über den Kopf und atmen Sie den Eukalyptus-Wasserdampf zehn Minuten lang ein. Täglich mindestens einmal durchführen. Eukalyptusöl bekommen Sie in der Apotheke, im Reformhaus oder im Naturladen.  Aber Vorsicht: Eukalyptus hat eine stark allergene Komponente.
  • Johanniskraut: Es ist bekannt als Stimmungsaufheller und wirkt sowohl bei Depressionen als auch bei der saisonal-affektiven Störung (SAD), die auch als Winterdepression bezeichnet wird. Die Wirkung von Johanniskraut ist bis heute noch nicht ganz geklärt. Forscher gehen davon aus, dass sie darauf beruht, dass der Inhaltsstoff Hypericin den Serotoninabbau im Gehirn verhindert. Serotonin ist das Chefhormon, das uns kreativ und glücklich macht. Studien haben ergeben, wie heilsam Johanniskraut ist: Es wirkt bei leichten bis mittleren Depressionen genauso gut wie Antidepressiva. Aber Vorsicht: Johanniskraut kann die Wirkung der Anti-Baby-Pille aufheben und macht Sie zudem sehr sonnenempfindlich. Standardmäßig wird empfohlen, dreimal täglich 300 mg Johanniskrautextrakt einzunehmen. Dennoch sollten Sie Ihren Arzt fragen, welche Dosierung bei Ihnen angebracht ist und wie lange Sie den Extrakt einnehmen sollten. Johanniskrautextrakt erhalten Sie als Kapseln.
  • Kurkuma: Die Heilpflanze, die Sie wahrscheinlich eher als Currybestandteil kennen, hat sich als stark entzündungshemmend erwiesen. Kurkuma ist in der Lage, bei Schmerzen genauso gut zu wirken wie ASS oder Ibuprofen. Allerdings bringt es längst nicht solche Nebenwirkungen mit sich wie seine chemischen Verwandten. Neueste Erkenntnisse weisen aber darauf hin, dass Kurkumin noch mehr kann. Denn in Laborversuchen hat sich gezeigt, dass der Stoff sogar in der Lage ist, Krebszellen zu vernichten. Hierzu werden im Moment klinische Studien durchgeführt. In ihnen wird untersucht, wie Kurkumin bei Bauchspeicheldrüsen- und Knochenmarkkrebs helfen kann. Zudem forschen Wissenschaftler daran, wie der Stoff bei Alzheimer wirkt und ob er hier ebenfalls zum Einsatz kommen kann. Sie können zur allgemeinen Stärkung Ihrer Gesundheit Ihre Speisen mit Kurkuma oder Curry würzen. Die Wirkung von Kurkuma können Sie zudem verstärken, wenn Sie gleichzeitig schwarzen Pfeffer verwenden. Bei akuten Schmerzen sollten Sie zu Kurkumin-Kapseln greifen, die Sie unter diesem Namen in der Apotheke oder im Reformhaus bekommen.
  • Weidenrindenextrakt: Er hat sich als hilfreich erwiesen, wenn Sie unter Kopfschmerzen leiden, unter Beschwerden, die durch Arthritis hervorgerufen werden, sowie unter Rückenbeschwerden. Weidenrinde enthält einen Wirkstoff, den man mit Fug und Recht als natürliche Acetylsalicylsäure bezeichnen kann. Er entspricht damit dem chemisch hergestellten Aspirin. Sein Vorteil: Er hat längst nicht die gravierenden Nebenwirkungen wie sein chemisches Pendant. Aber ­Achtung: Auch Weidenrindenextrakt wirkt blutverdünnend. Leiden Sie unter Kopf- oder Rückenschmerzen bzw. unter Beschwerden, die durch Arthritis hervorgerufen werden? Dann nehmen Sie zweimal täglich zu den Mahlzeiten 200 mg Weidenrindenextrakt ein. Sie erhalten ihn in der Apotheke.