Therapie mit Eigenurin: Anwendung und Wirkung

Therapie mit Eigenurin: Anwendung und Wirkung
New Africa | Adobe Stock
Inhaltsverzeichnis

Eigenurin trinken gegen Krankheiten – das klingt erst einmal seltsam und viele Menschen sind skeptisch. Dabei zeigt die mehr als 2000-jährige Erfahrung der indischen Medizin und anderer Kulturkreise, dass die Eigenurintherapie (auch Urintherapie oder Eigenharntherapie) bei Krankheiten einen wichtigen Platz einnehmen kann.

Bei welchen Krankheiten soll Eigenurin helfen?

Die Behandlung mit Eigenurin ist für eine ganze Bandbreite an Erkrankungen überliefert. Besonders viele Erfahrungsberichte gibt es für Hauterkrankungen, Allergien und entzündliche Prozesse. Bei den folgenden Erkrankungen soll Eigenurin wirksam sein:

  • Hautausschlag und Ekzeme
  • Schuppenflechte, Neurodermitis
  • Autoimmunkrankheiten
  • Asthma, Heuschnupfen und Pollenallergie
  • Wunden und Verbrennungen
  • Warzen und Pickel 
  • Fußpilz und Nagelpilz
  • Entzündungen und rheumatische Beschwerden
  • Halsschmerzen

Der Eigenurin kann dabei äußerlich und innerlich angewendet werden. Äußerlich wird die Urintherapie bei Hautkrankheiten angewendet. Dabei muss man den Urin auf die betroffenen Hautpartien träufeln, einreiben oder mithilfe eines Verbandes auftragen. Innerlich bedeutet, dass der Urin getrunken oder mithilfe einer Spritze injiziert wird.

Wie wende ich Eigenurin richtig an?

Verwenden Sie immer den Mittelstrahlurin. Das ist das zweite Drittel pro Wasserlassen. Dann sind eventuell enthaltene Bakterien schon zum größten Teil abgeflossen. Außerdem sollten Sie den Urin möglichst frisch verwenden, um Bakterienbefall von außen zu vermeiden. Den Rest zerstört bei der innerlichen Anwendung die Magensäure. 

So fangen Sie den Mittelstrahlurin auf:

  • Stellen Sie sich ein kleines Gefäß, zum Beispiel ein Glas, bereit.
  • Lassen Sie zunächst etwas Urin in die Toilette fließen. Damit vermeiden Sie, dass Bakterien, die sich eventuell im Harnleiter befinden, wieder in den Körper gelangen.
  • Unterbrechen Sie dann den Harndrang.
  • Fangen Sie den restlichen Urin in Ihrem Gefäß auf.

Wie kann ich eine äußerliche Urintherapie durchführen?

Äußerlich wird Eigenurin bei Hauterkrankungen und Entzündungen eingesetzt und beispielsweise so verwendet:

1. Eigenurin bei Hauterkrankungen

Betupfen Sie die entsprechenden Hautpartien mit dem Urin und lassen Sie ihn eintrocknen. Weder Sie noch Ihre Umwelt werden ihn dann noch riechen oder überhaupt wahrnehmen. Sie können den Urin aber auch nur eine gewisse Zeit einwirken lassen und ihn dann wieder abwaschen. Sie können den Urin auch auf Kompressen auftragen. Die Kompressen legen Sie dann auf die erkrankten Hautpartien und wickeln einen Verband herum.

2. Urin gegen Halsschmerzen oder Entzündungen

Gurgeln Sie mehrmals täglich mit frischem Eigenurin (Mittelstrahlurin). Träufeln Sie ein bis zwei Tropfen frischen Eigenurin (mit einer Pipette) in Nase, Augen oder Ohren. So können Sie Schnupfen und Entzündungen von Ohren und Augen bekämpfen. Übrigens: Morgenurin eignet sich am besten, weil sich hierin die brauchbarsten Stoffe befinden.

Wie wende ich Eigenurin für innere Krankheiten an?

  • Fangen Sie den Mittelstrahl Ihres Morgenurins in einem Plastikbecher (z. B. sauberer Joghurtbecher) auf.
  • Trinken Sie etwa ein Schnapsglas voll auf nüchternen Magen.
  • Wenn Sie ein Schuss Apfelessig dazugeben, „rutscht“ diese Medizin besser.
  • So verfahren Sie drei bis vier Monate lang.

Harn-Wasser-Fasten zur Darmsanierung

Diese Fastenkur eignet sich für Darmsanierung nach längerer Antibiotika- oder Kortison Einnahme:

  1. Über einen Zeitraum von drei bis vier Wochen trinken Sie nur Eigenurin und Mineralwasser.
  2. Dazu kommen gelegentliche Einläufe mit einer Harn-Wasser-Mischung im Verhältnis 1:1.
  3. Gegessen wird gar nichts.

Wichtig: Wie alle Fastenkuren sollten Sie auch diese nur unter ständiger Kontrolle eines erfahrenen Therapeuten durchführen.

Was kann ich tun, um den Widerwillen gegen den Eigenurin zu überwinden?

Wenn Sie eine Trinkkur mit Ihrem Urin ausprobieren möchten, achten Sie auf Ihre Ernährung und Ihre Lebensgewohnheiten. Folgende Tipps erleichtern Ihnen den Einstieg:

  • Vermeiden Sie Stress.
  • Essen Sie viel Obst und Gemüse.
  • Nehmen Sie wenig Fleisch und Kaffee zu sich.

Dadurch bekommt der Urin einen neutralen Geruch und Geschmack. Urin auf der Haut riecht normalerweise nicht. Er dringt schnell in den Körper ein.

Mit Injektionen von Urin die Selbstheilungskräfte anzuregen

Ein Arzt oder Heilpraktiker spritzt kleinste Mengen sterilisierten Eigenurins meist in den Gesäßmuskel oder unter die Haut. Die Anwendung von Urin-Injektionen soll in folgenden Fällen hilfreich sein:

  • als Reiztherapie zur Anregung der Selbstheilungskräfte
  • Stärkung des Abwehrsystems
  • bei Allergien wie Heuschnupfen, Nesselsucht, Asthma
  • bei Durchblutungsstörungen
  • bei Kopfschmerzen und Migräne
  • bei Wechseljahrsbeschwerden wie Hitzewallungen, depressiven Verstimmungen und Schlafstörungen

Wichtig: Diese Therapie erfordert einen erfahrenen und sehr sorgfältig arbeitenden Therapeuten. Dieser muss die Regeln des sterilen Arbeitens genau einhalten. Nach drei Injektionen sollten sich Ihre Beschwerden deutlich gebessert haben.

Gibt es auch homöopathischen Eigenurin?

Auch in der Homöopathie kommt Eigenurin zum Einsatz. Der Eigenurin wird zunächst mit Ozon sterilisiert. Anschließend werden in einem Labor homöopathische Präparate, Salben und Tinkturen zur innerlichen und äußerlichen Anwendung hergestellt. Die homöopathische Anwendung von Urin soll bei den folgenden Beschwerden helfen:

  • zur Umstimmung des Immunsystems bei Neurodermitis
  • bei Schuppenflechte
  • bei Rheuma
  • bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

Tipp: Diese geruchs- und geschmacksneutrale Lösung ist mit 35 bis 100 € teuer. Manchmal übernehmen private Krankenkassen auf Antrag einen Teil dieser Kosten.

Worauf beruht die Wirkung des Eigenurins?

Die positiven Wirkungen sind auf die über 2.000 verschiedenen Inhaltsstoffe des Urins zurückzuführen. Wenn Sie Ihr „eigenes Wasser“ trinken, erhalten Sie wertvolle Stoffe Ihres Körpers zurück.

Was für Stoffe finden sich im Urin?

Diese Substanzen im Urin nutzt man bei einer Urintherapie:

  • Hormone
  • Vitalstoffe wie Kalzium und Magnesium
  • Eisen und Zink
  • Vitamine
  • Aminosäuren (Eiweißbausteine)
  • Stoffe der Immunabwehr, z. B. Antikörper
  • Enzyme
  • Harnstoff

Wie sollen diese Stoffe wirken?

Genaue wissenschaftliche Beschreibungen wie eine Eigenharntherapie wirkt, gibt es nicht. Es handelt sich dabei um alternative Medizin. In der Vorstellung der anwendenden Heilpraktiker und Naturmediziner soll der Eigenurin die Abwehrkräfte aktivieren und stärken. Urin enthält Abbauprodukte des Körpers. Entsprechend sollen Bestandteile aller Bakterien und Viren im Urin sein, die irgendwo im Körper aktiv sind. Kommt der Körper über die Einnahme des Eigenurins wieder mit diesen Stoffen in Kontakt, wird dadurch das Immunsystem angeregt. Im Grundsatz funktionieren moderne Impfstoffe mit ähnlichen Prinzipien. Dem Körper werden Bestandteile von Krankheitserregern zugeführt. Gegen diese Bildet er dann Abwehrstoffe und kann die Krankheiten bekämpfen.

Welche Rolle spielt Urin in der Schulmedizin?

Urin nimmt in der ärztlichen Diagnostik einen großen Stellenwert ein. Nicht als Heilmittel an sich. Denn dafür fehlen den Medizinern die wissenschaftlichen Belege. Aber dafür spielt er für die Diagnose von Krankheiten eine wichtige Rolle. Aus den Abbaustoffen des Stoffwechsels können wertvolle Hinweise auf Krankheiten gewonnen werden. Und das oft noch bevor sich die ersten Symptome zeigen. In einer normalen Urinprobe befinden sich bis zu 2.000 verschiedene Biomarker, die auf bestimmte Erkrankungen hindeuten können:

  • Nierenerkrankungen
  • Diabetes
  • Dehydrierung
  • Blutung der Harnwege

Die ärztliche Untersuchung des Harns mithilfe von Teststreifen ist einfach, preiswert und unbelastend für den Patienten. Das Ergebnis liegt meist schnell vor und ist aussagekräftig. Mit den Teststreifen lassen sich beispielsweise rote Blutkörperchen nachweisen, wenn es zu einer Blutung der Harnwege gekommen ist. Weiße Blutkörperchen zeigen eine Infektion im Körper an. Besonders in Ihren Harnwegen. Erhöhte Eiweißwerte können ebenfalls mittels Teststreifen nachgewiesen werden. Sie deuten unter anderem auf eine Nierenerkrankung hin.

Wann darf ich Eigenurin nicht anwenden?

Urin ist nahezu keimfrei, wenn Ihre Harnorgane gesund sind. Erst nach dem Ausscheiden aus dem Körper nimmt er Bakterien auf und beginnt sich zu zersetzen. Bei bestimmten Erkrankungen enthält der Urin schädliche Substanzen (z. B. Harnsäure und Zuckerstoffe), die nicht wieder in den Körper zurückgeführt werden dürfen.

Bei diesen Erkrankungen dürfen Sie Ihren Urin nicht verwenden:

Verwenden Sie bei diesen Erkrankungen Ihren Urin weder innerlich noch äußerlich. Vorsicht ist außerdem geboten bei der gleichzeitigen Einnahme von Medikamenten. Sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt oder Heilpraktiker, bevor Sie eine Urintherapie beginnen. Dort können Sie die Beschaffenheit und Zusammensetzung Ihres Urins analysieren und sich beraten lassen.

Seit wann wird Eigenurin medizinisch verwendet?

Die Therapie von Krankheiten hat bereits eine sehr lange Tradition. Die Urintherapie wird in vielen Kulturkreisen auf der ganzen Welt als Behandlungsmethode angewendet.

Bereits die alten Ägypter schworen auf Eigenurin

Dass Urin zur Diagnose und als Heilmittel dient, ist lange bekannt. So waren einst die Ägypter Meister der Harnschau. In ihren Papyri beschrieben sie, wie man Krankheiten anhand der Beschaffenheit, Farbe, Geruch und Trübung des Harns erkennt oder sie mit Urin heilt. Genauso nutzen die Ärzte der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) Eigenurin zur Behandlung. Darüber hinaus empfahl Hippokrates (460 bis 375 v. Chr.), der Vater der abendländischen Medizin, Urin als Heilmittel.

Eigenurin wird vor allem in Indien schon lange angewendet

Eine besonders lange Tradition hat die Eigenharntherapie in Indien. Bereits die ayurvedische Heilweise nutze vor 3.000 Jahren den gelben Saft als Behandlungsmethode. Bis heute werden dort Krankheiten mit Eigenharn therapiert. Es gibt eigene Urin-Kliniken die für ärmere Bevölkerungsschichten eine kostengünstige alternative Medizin zur teuren Schulmedizin sind.

Gibt es Kritik an der Eigenurin Therapie?

Trotz der langen Geschichte und weltweit verbreiteten Anwendung der Eigenurin-Therapie gibt es auch starke Kritik an der Anwendung des Eigenharns.

Aussagekräftige moderne Studien fehlen vollständig

Viele Heilpraktiker und Ärzte für Naturheilkunde schwören auf die Urintherapie mit Eigenurin und stützen sich dabei auf uraltes Erfahrungswissen. Zumeist handelt es sich dabei aber nur um Fallbeispiele. Moderne wissenschaftliche Studien über die Wirksamkeit fehlen jedoch bisher oder diese kommen zu dem Ergebnis, dass die Eigenurintherapie wirkungslos ist. Vonseiten der Pharma-Industrie ist wohl kaum mit eigenen Studien zu rechnen: Eigenurin lässt sich nicht patentieren und ist somit wirtschaftlich unattraktiv. Allerdings konnten auch öffentliche Forschungseinrichtungen bisher keinen wissenschaftlichen Nachweis liefern.

Allerdings verwendet die Pharma-Industrie Harnstoff als Entzündungshemmer in Cremes und Salben gegen Hautreizungen, -entzündungen und trockene Haut. Und diese Wirkung ist zweifelsfrei durch klinische Zulassungsstudien belegt. Da der Harnstoff-Gehalt im Urin im Tagesverlauf schwankt, verwenden Sie möglichst Ihren Morgenurin für Hautanwendungen. Er weist die höchste Konzentration auf. Ob der Harnstoff im Urin allerdings die gleiche Wirkung erzielt wie solcher in Cremes und Salben konnte allerdings bisher ebenfalls nicht wissenschaftlich belegt werden.

Dem Körper werden schädliche Abbauprodukte wieder zugeführt

Ein weiteres Argument der Naturheilmediziner gegen die Eigenurin-Therapie ist ebenfalls mehr als einleuchtend: Urin ist steril, solange er sich in der Blase befindet. Auf seinem Weg nach draußen reichert er sich in der Harnröhre mit Bakterien an. Wird der Urin nun abgefangen und aufbewahrt, vermehren sich die Bakterien schnell. Diese werden dann mit der Trinkkur wieder in den Körper befördert. Nimmt man zu große Mengen verunreinigten Urin zu sich, kann es zu Infektionen kommen.

Außerdem ist Urin ein Abfallprodukt des menschlichen Körpers. Über den Urin werden beispielsweise Harnstoff und Harnsäure ausgeschieden. Der Körper scheidet diese Stoffe aus gutem Grund aus. Sammelt sich zu viel davon im Körper an, so kann das zu Krankheiten führen.