Rheuma: Ursachen, Symptome, Diagnose & Behandlung

Rheuma
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Inhaltsverzeichnis

Alle Informationen über Rheuma im Überblick

Definition Rheuma: Rheumatoide Arthritis ist die Entzündung von Gelenken

Ursache: Grund ist eine Störung des Auto-Immunsystems

Symptome: Steife, schmerzende und geschwollene Gelenke; Schwierigkeit, Gegenstände zu halten

Gefahr: Arthritis zerstört die Gelenkflächen; es kann zu Fehlstellungen kommen

Behandlung: Medikamentös & durch Lebensumstellung weitere Schübe der Krankheit vorbeugen

Definition Rheuma: Was ist rheumatoide Arthritis?

Menschen mit der Diagnose „rheumatoide Arthritis” haben oft das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. Wer kann schon nachvollziehen, dass Sie die Bluse nicht zuknöpfen können, weil morgens Ihre Fingergelenke steif sind und unerträglich schmerzen? Oder dass der schmerzende Rücken Sie nächtelang nicht schlafen lässt?

Wie bei vielen chronischen Erkrankungen dauert es oft Jahre, bis sich äußere Krankheitszeichen zeigen, bis beispielsweise die Fingergelenke sichtbar anschwellen und sich allmählich unförmig verbiegen.

Die Ursache einer rheumatoiden Arthritis ist wahrscheinlich eine gestörte Immunantwort auf ein nicht bekanntes Antigen (für den Körper „fremder” Stoff). Diese führt zu Entzündungen in den Gelenken und starken Schmerzen.

Die rheumatoide Arthritis führt zunächst zu einer Entkalkung des Gelenkknochens (Osteoporose). Weiterhin kommt es zur Zerstörung der Knochen an den Gelenkkapseln. Der Gelenkknorpel baut sich im weiteren Verlauf ab. Da die Entzündung die Gelenkflächen zerstört, kann es zu einer Fehlstellung der Gelenkknochen kommen.

Die Gelenkfehlstellung zusammen mit den starken Schmerzen schränken den Betroffenen in seiner Beweglichkeit ein. Bei einem weit vorangeschrittenen Rheuma können dann selbst einfache Handgriffe nicht mehr ausgeübt werden.

Welche Arten von Rheuma gibt es?

Was wir „Rheuma” nennen, umfasst über hundert verschiedene Krankheitsformen mit unterschiedlichen Ursachen. Um eine halbwegs überschaubare Ordnung in diese Vielfalt zu bringen und damit schneller die richtige Behandlung zu ermöglichen, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis in vier Hauptgruppen gegliedert:

  1. Entzündlich rheumatische Erkrankungen der Gelenke: Hierzu zählen alle Formen der Arthritis: unter anderen die chronische Polyarthritis (cP), deren neuerer Name rheumatoide Arthritis (RA) ist; Arthritis psoriatica (bei Psoriasis = Schuppenflechte) und Arthritiden nach bestimmten Bakterieninfektionen.
  2. Degenerative Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen: Hierher gehört die Arthrose genannt. Die Ursache ist der Verschleiß eines Gelenkes. Zu den rheumatischen Erkrankungen in der Wirbelsäule gehört die Morbus Bechterew.
  3. Muskel- und Weichteilrheumatismus: Der Begriff umfasst die verschiedenartigen entzündlichen und degenerativen Erkrankungen von Muskeln, Sehnen, Sehnenscheiden, Bändern und Schleimbeutel. Eine Form ist zum Beispiel die Fibromyalgie mit Schmerzen an den Sehnenansatzpunkten und der Muskulatur.
  4. Metabolische Knochenerkrankungen: Dies sind Folgeerscheinungen eines gestörten Stoffwechsels (Metabolismus). Dazu gehören Osteoporose (Knochenbrüchigkeit) oder Osteomalazie (Knochenerweichung).
Stadien der rheumatoiden Arthritis

So unterschiedlich Rheuma-Erkrankungen sind, eines ist ihnen allen gemeinsam: Es handelt sich um Erkrankungen, die Binde- und Stützgewebe des Bewegungsapparates befallen. Oft sind auch innere Organe betroffen, etwa Herz, Lunge oder Leber.

Was sind die Ursachen für Rheuma?

Die folgenden Punkte sind mögliche Ursachen für Rheuma:

  • Nährstoffmangel des Knorpels durch falsche Ernährung
  • Fettreiche Ernährung
  • Bewegungsmangel
  • Entzündungen
  • Starke Belastung der Gelenke durch Übergewicht – Arthrose (insbesondere bei Knie- und Hüftgelenken)
  • Erbliche Veranlagung
  • Fehlstellungen der Beine
  • Angeborene Hüftfehler (Dysplasien)
  • Infektionen (Zecken, Streptokokken, Viren, Chlamydien)
  • Kleine Verletzungen (Mikrotraumen)
  • Stoffwechselstörungen (Diabetes, Gicht)
  • Einseitige Belastung (etwa im Beruf)
  • Unfälle mit Gelenkverletzungen und Knorpelschäden

Mindestens jeder dritte Fall dieser Erkrankung wird durch Rauchen ausgelöst. Das haben Forscher des schwedischen Karolinska-Institutes herausgefunden, als sie die Daten von über 1.200 Rheumapatienten, mit denen von über 800 gesunden Menschen verglichen. Es zeigte sich, dass über 60 % der an Rheuma erkrankten Studienteilnehmern an der schwersten Rheumaform litten und einen ACPA-Befund aufwiesen. Hierunter versteht man anticytoplasmatische Antikörper. Diese zeigen, dass der Krankheitsverlauf besonders schwerwiegend ist.

Grund dafür ist, dass Rheuma eine Autoimmunerkrankung ist, bei der das Immunsystem citrullinierte Peptide in den Gelenken angreift. Hierbei handelt es sich um Eiweiße. Bestimmte Stoffe in der Zigarette sorgen dafür, dass diese Eiweiße in größerer Zahl entstehen, was die Reaktion des Immunsystems beschleunigt.

Was sind die Anzeichen und Symptome bei Rheuma?

Die Diagnose Rheuma verändert das Leben radikal. Die Entzündung der empfindlichen Innenhaut der Gelenke ist unglaublich schmerzhaft und führt rasch zur Bewegungseinschränkung. Die meisten rheumatischen Beschwerden gehen mit Entzündungsschüben einher, bei denen die Schmerzen schier unerträglich werden können.

Hauptmerkmal des Rheumas ist die Entzündung in den Gelenken. Typische Anzeichen und Symptome entzündeter Gelenke sind:

  • Gelenkschmerzen, insbesondere in Ruhe
  • Morgensteife der Gelenke, die bis zu 30 Minuten andauern
  • Bewegungseinschränkung
  • Allgemeines Unwohlsein: Erschöpfung, Müdigkeit, Fieber, Gewichtsverlust
  • Schwellungen in den Gelenken
  • Bei schwerem Rheuma: Deformierung der Knochen
  • Gelenkschwellung in Fingern
Gesunde Hand vs rheumatoide Hand

Da es zahlreiche Formen und Arten der rheumatoiden Arthritis gibt, verläuft die Symptomatik sehr unterschiedlich. Ein schleichendes Rheuma kann an den Finger- und Zehengelenken beginnen. Es können abrupt Knie, Schulter oder Ellenbogen befallen werden.

Durch die Entzündung schwillt die Gelenkhaut zunächst an. An den Fingern können sich die Sehnen entzünden. An den Knie- und Schultergelenken kann es zur Entzündung der Schleimbeutel kommen.

Innerhalb von wenigen Wochen und Monaten können dann nach und nach alle Gelenke befallen werden. In anderen Fällen passiert jahrelang nichts, bevor plötzlich ein Schub weiterer Entzündungen von Gelenken auftritt.

Die Rheuma Diagnose beim Rheumatologen

Bei der Diagnose der Rheuma-Erkrankung ist es hilfreich, wenn Sie Ihrem Arzt Ihre konkreten Symptome beschreiben können.

Da es rund 85 weitere Erkrankungen gibt, deren Symptome rheumatischen Erkrankungen ähneln, ist es wichtig, dem Arzt die Diagnose zu erleichtern. Deshalb sollten Sie bei der Erstuntersuchung so präzise wie möglich die vier „Ws” benennen können:

  • Wo tut es weh?
  • Wie schmerzt es?
  • Wann schmerzt es (am meisten)?
  • Wovon hängt der Schmerz ab – vom Wetter, von der Körperhaltung, von bestimmten Arbeiten?

Rheuma gehört zu den Krankheiten, bei denen eine Diagnose schwer zu stellen ist. Als Hilfsmittel galt den Ärzten immer der Rheumafaktor. Dieser Faktor gilt aber inzwischen als sehr unsicher.

Der Rheumafaktor: Ein unsicherer Marker

Bei 70 bis 80 % der an rheumatoider Arthritis erkrankten Menschen findet man den Rheumafaktor im Blut. Bei ihnen spricht man dann von einem seropositiven Rheumafaktor – er ist nachweisbar. Bei den restlichen 20 bis 30 % der Erkrankten aber fehlt dieser MarkerHier spricht man vom seronegativen, also nicht nachweisbaren Rheumafaktor.

Die Schwierigkeit, einer eindeutigen Diagnose ist, dass der Rheumafaktor auch bei 6 bis 8 % aller gesunden Menschen auftaucht. Zudem ist er bei vielen anderen Krankheiten ebenfalls vorhanden, zum Beispiel, wenn Sie an Tuberkulose oder chronischer Hepatitis erkrankt sind. Ihr Blut kann den Rheumafaktor aufweisen, und Sie sind doch nicht an Rheuma erkrankt. Daher wird der Rheumafaktor heute nur noch dazu benutzt, um unklare Beschwerden, im Zusammenhang mit anderen Faktoren einer Rheuma-Erkrankung, zuzuordnen.

Seit 2002 wird bei der Rheumadiagnostik eine neue Laboruntersuchung angewandt. Getestet werden die Antikörper gegen Citrullin, das sogenannte cyclische citrullinierte Peptid (CCP). Diese CCP-Antikörper zeigen eine deutliche Reaktion auf rheumabedingte Entzündungsprozesse.

CCP-Antikörper können, im Gegensatz zu anderen Markern, früh nachgewiesen werden – und sie sind eindeutig. Diese Antikörper sind nur bei Rheuma vorhanden, und zwar schon im Anfangsstadium der Erkrankung. So kann eine Diagnose zeitig gestellt und die Erkrankung nachgewiesen werden.

Aus der Kombination von CCP und Rheumafaktor kann Ihr Arzt eine Prognose über den Krankheitsverlauf aufstellen. Bleibt bei einem positiven CCP-Antikörper-Test der Rheumafaktor unter 50 Einheiten/ml Blut, ist mit einem leichten Verlauf der Krankheit zu rechnen. Liegt er über 50 Einheiten/ml Blut, kann man von einem schwereren Verlauf ausgehen. In dieser Situation müssen Sie dann von Anfang an intensiv therapiert werden.

Medikamentöse Behandlung von Rheuma

Das Ziel der medikamentösen Behandlung von Rheuma ist es, die Symptome zu lindern und das weitere Voranschreiten der Erkrankung zu stoppen. Hierzu werden verschiedene Medikamente eingesetzt, welche die Entzündungen in den Gelenken hemmen.

Man unterscheidet zwischen einer krankheitsmodifizierenden Behandlung und einer symptomatischen Therapie.

Krankheitsmodifizierende Behandlung

Hierzu werden Medikamente dauerhaft und regelmäßig angewendet. Da die Medikation unabhängig von akuten Schüben erfolgt, spricht man von „Basistherapie” (Englisch: „Disease-Modifying-Anti-Rheumatic-Drugs” – DMARDs). Die Basistherapie soll die entzündlichen Prozesse in den Gelenken hemmen und das Fortschreiten der Krankheit aufhalten oder verzögern.

In Deutschland werden überwiegend folgende DMARDs eingesetzt:

  • Azathioprin
  • Ciclosporin A
  • Goldsalze
  • (Hydroxy)Chloroquin
  • Leflunomid
  • Methotrexat (MTX)
  • Sulfasalazin

Eine Studie zu Methotrexat über einen Zeitraum von einem Jahr ergab, dass bei 23 von 100 Personen, die Methotrexat einnahmen, die Beschwerden um die Hälfte zurückgingen.

Je nach Medikament kann es bei der krankheitsmodifizierenden Therapie zu Nebenwirkungen kommen. Zu diesen gehören Magenverstimmungen, Übelkeit, Entzündung der Mundschleimhaut, Lichtempfindlichkeit, Hautausschlag und Kopfschmerzen.

Methotrexat beispielsweise verursacht die genannten Nebenwirkungen, da es die Wirkung von Folsäure im Körper hemmt. Daher kann man die Nebenwirkungen senken, indem man zusätzlich niedrig dosierte Folsäure (5 bis 10 mg pro Woche) einnimmt.

In sehr seltenen Fällen werden durch Medikamente ernsthafte Nebenwirkungen wie Entzündungen, Veränderung des Blutbildes oder Leberschäden ausgelöst. Um diese Nebenwirkungen früh genug erkennen zu können, werden die Blut- und Urinwerte des Patienten regelmäßig kontrolliert.

Es werden weiterhin noch Biologika zur krankheitsmodifizierenden Behandlung eingesetzt. Das sind die biologischen DMARDs, die aus lebenden Zellkulturen gewonnen werden. Sie beeinflussen die rheumatischen Entzündungssprosse im Körper, indem die bestimmte Signalstoffe aussenden. Folgende Biologika sind in Deutschland zugelassen:

  • Abatacept
  • Adalimumab
  • Anakinra
  • Certolizumab pegol
  • Etanercept
  • Golimumab
  • Infliximab
  • Rituximab
  • Tocilizumab

Sie werden eingesetzt, wenn die klassische krankheitsmodifizierende Behandlung nicht ausreicht oder Medikamente daraus nicht vertragen werden.

Symptomatische Therapie

Bei der symptomatischen Therapie werden nicht steroidale Antirheumatika (NSAR), Paracetamol und Kortison (Glukokortikoide) bei akuten Schmerzen eingesetzt.

Die NSAR sind entzündungshemmend und schmerzlindernd. Hierzu gehören: Diclofenac, Ibuprofen und Naproxen. Die häufigste Nebenwirkung von NSAR sind, dass sie bei längerer Einnahme Magengeschwüre verursachen können. Daher werden NSAR oft zusammen mit Medikamenten eingenommen, welche die Magenschleimhaut schützen (Omeprazol, Pantoprazol).

Unter den NSAR wird das Naproxen am meisten empfohlen, da im Gegensatz zu anderen NSAR das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei diesem Medikament am niedrigsten ist.

Paracetamol hat eine schwache entzündungshemmende Wirkung, ist aber besser verträglich. Es kommt für Patienten in Frage, die NSAR nicht vertragen. Bei zu hoher Dosierung kann Paracetamol zu Leber- und Nierenschäden führen.

Auch Kortison (Glukokortikoide) wirken entzündungshemmend. Die Wirkung ist stärker als bei NSAR und die Wirkung setzt schneller ein. Allerdings können hier bei längerfristiger Einnahme ernsthaftere Nebenwirkungen wie Knochenbrüche und Infektionen ausgelöst werden.

Einsatz der Medikamente

Die medikamentöse Behandlung sieht je nach Krankheitsverlauf des Patienten unterschiedlich aus. Meist beginnt sie mit der Basistherapie. Beispielsweise wird dann Methotrexat einmal wöchentlich mit einer Dosierung von 15 Milligramm eingenommen. Nach einigen Wochen kann die Dosierung angepasst werden.

Untersuchungen des Blutbildes und Röntgenbilder zeigen anschließend, ob die Entzündungen in den Gelenken zurückgehen oder ob die weitere Medikation angepasst werden muss. Dann können verschiedene Medikamente der krankheitsmodifzierenden Behandlung miteinander kombiniert eingenommen werden. Falls das nicht wirken sollte, geht man über zu den Biologika.

Die genannten Medikamente können auch örtlich direkt unter die Haut gespritzt werden.

Nicht-medikamentöse Behandlung von Rheuma: Vorbeugung und Schmerzlinderung

Rund 800.000 Menschen in Deutschland leiden unter Rheuma. Natürlich wird die Erkrankung in den meisten Fällen medikamentös behandelt. Zusätzlich sollten Sie als Betroffener immer auch auf Physiotherapie bestehen. Bei der Behandlung, zu der Krankengymnastik, Thermotherapie oder Bewegungstherapie gehören können, wird die Beweglichkeit Ihrer Gelenke deutlich verbessert. Muskeln werden stärker, Schmerzen verringern sich. Zudem benötigen viele Menschen, die Physiotherapie bekommen, deutlich weniger Medikamente.

Daneben gibt es viele Maßnahmen, die Betroffene als Vorbeugung und zur Schmerzlinderung tun können. Diese wollen wir im Folgenden auszeigen.

Tipps zur Vorbeugung gegen Rheuma

Als Rheumakranker sollten Sie Sport treiben

Viele Menschen mit rheumatischen Erkrankungen meiden körperliche Aktivitäten. Dabei kann Sport nach heutigem Kenntnisstand der Medizin die Behandlung sinnvoll unterstützen, auch nach einem operativen Gelenkersatz. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) hin. Denn ohne Bewegung kommt es auf Dauer zu einem Verlust an Muskelkraft und Koordination.

Klinische Studien belegen, dass Sport nicht nur die körperliche Fitness verbessert und damit Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugt. Auch auf den Verlauf der rheumatischen Erkrankung selbst hat regelmäßige Aktivität einen positiven Einfluss.

Kladny verweist auf eine Studie, nach der Anzahl und Dauer der Klinikaufenthalte von Rheumapatienten zurückgehen, wenn sie regelmäßig Sport treiben. Es gibt aber Grenzen: Unkontrollierte Drehbewegungen und Stoßbelastungen können die Gelenke schädigen und führen zur Arthrose.

Rheumapatienten sollten Ballspiele und Springsportarten sowie Wettkampfsport und Sportarten mit hohem Verletzungsrisiko vermeiden. Gut geeignet sind Radfahren, Schwimmen, Wandern und Tanzen oder Nordic Walking. Wichtig ist es auch für Rheumatiker, den Sport regelmäßig zu betreiben. Optimal sind zweieinhalb Stunden Bewegung und Ausdauertraining pro Woche.

Radonbäder: Die Kraft aus den Tiefen der Natur

Von jeher haben Rheumapatienten von Bädern und der Behandlung mit heilenden Erden, beispielsweise Fango, Moor oder Lehm, profitiert. Im 19. Jahrhundert kamen noch Bäder mit radonhaltigem Wasser hinzu, die aber bald wieder in Vergessenheit gerieten.

Erst seit einigen Jahren wird der gesundheitliche Nutzen von natürlicher Radioaktivität wiederentdeckt. Radon ist ein geruch- und farbloses natürliches Edelgas, das überall in der Erdrinde und in der Luft vorkommt. In therapeutisch wirksamen Konzentrationen existiert es im Südwesten und Südosten Deutschlands.

Die biologische Halbwertzeit von Radon beträgt 20 bis 30 Minuten; es wird schnell aus dem Körper ausgeschieden. Therapeutisch dient Radon als Bad, als Trinkkur oder zur Inhalationsbehandlung, etwa im Bad Gasteiner Heilstollen in Österreich.

Im Gegensatz zu hoch dosierter Strahlung, hat der kurzzeitige Einsatz von niedrig dosierter radioaktiver Strahlung ausgesprochen positive Effekte.

Selbst durch eine wiederholte kurmäßige Anwendung der Radontherapie werden insgesamt nur geringe Strahlenmengen aufgenommen, die gesundheitlich unbedenklich sind. Eine dreiwöchige Kur im Heilstollen entspricht von der Strahlenbelastung her einer einzigen Röntgenuntersuchung des Magens.

Eiseskälte kann Ihre Schmerzen wirksam lindern

Entzündete Gelenke profitieren von Kälte. Diese hat schmerzstillende, entzündungshemmende und abschwellende Wirkung. Diese Kältebehandlungen haben sich bewährt:

Die ersten vier Anwendungen von Kälte gehören zum Standardangebot bei Rheumakuren. Die schmerzlindernde Wirkung hält mehrere Wochen an. Bislang gibt es nicht viele Kliniken, die diese Behandlungsform anbieten. Sie wird in der Regel auf Antrag von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.

Lindern Sie Ihre rheumatischen Beschwerden mit Schwefelbädern

Schwefel genießt in der Medizin ein hohes Ansehen. Schon im Altertum galten Schwefelbäder als vorzügliches Heilmittel gegen Hautkrankheiten und Alterszipperlein. Heute ist das Baden in schwefelhaltigen Quellen fester Bestandteil der Therapie bei Rheumaerkrankungen.

Schwefel wirkt bei lokaler Behandlung mild gegen Bakterien, Pilze und Parasiten. Bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises lindert er Schmerzen, baut Entzündungen ab und den Gelenkknorpel wieder auf. Der wohltuende Effekt tritt schon während des Badens ein. Die Wirksamkeit von Schwefel als Badezusatzes ist klinisch belegt. Kurorte mit Schwefelquellen haben seit jeher einen großen Zulauf.

Schwefelbäder für zu Hause erhalten Sie von unterschiedlichen Herstellern in der Apotheke. Die Wärme des Badewassers verbessert die Durchblutung der Haut und damit die Aufnahme des Schwefels über die Haut. Bei einer Wassertemperatur von 37 bis 39 °C werden die Schwefelpartikelchen am besten an die schmerzenden Gelenke „weitergereicht”.

Richtige Zahnpflege kann vor Rheuma schützen

Noch ein Grund für die richtige Zahnpflege: Was Forscher lange vermutet haben, konnte jetzt bestätigt werden. Es gibt Parodontose-Bakterien, die das Risiko für rheumatoide Arthritis um das Achtfache erhöhen. Grund ist vor allem ein bestimmtes Bakterium.

Es handelt sich um Porphyromonas gingivalis. Es ist in der Lage, das Zahnfleisch, Wurzelhaut und Kieferknochen zu schädigen. Wenn es sich vermehrt, schüttet es das Enzym Peptidylarginin-Deiminase aus. Dieses ist seinerseits verantwortlich für die Bildung von Antikörpern in Ihrem Körper. Sie führen zu der vom Rheuma bekannten Zerstörung von Gelenken.

Im Tierversuch hat sich gezeigt, dass eine Infektion mit diesem Bakterium zu schneller und deutlich verfrühter Gelenkentzündung bzw. Zerstörung von Gelenken führt.

Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass die richtige Mundhygiene diese Gefahr deutlich verringern kann. Entscheidend ist, dass der Zahnarzt eine Parodontose so früh wie möglich erkennt und behandelt. Vorhandene Bakterien müssen eventuell mit Antibiotika behandelt werden.

Wie sollten Sie sich bei Rheuma ernähren?

Rheuma-Ernährungspläne gibt es mittlerweile wie Sand am Meer, und ständig verspricht eine neue Ernährungsform, die Gelenkschmerzen zu lindern. Entweder handelt es sich um eine Ernährungsumstellung, bei der Sie dann auf Süßigkeiten, auf Fleisch oder Obst verzichten.

Normalerweise empfiehlt Ihr Arzt Ihnen als Rheumatiker, bei Ihrer Ernährung pflanzlichen Ölen mit viel Linolsäure den Vorzug zu geben. Das ist für Menschen ohne Rheuma gut, bei rheumatoider Arthritis kann dieser Rat jedoch Schübe auslösen. Denn der Körper wandelt die pflanzliche Linolsäure in Arachidonsäure um und produziert daraus entzündungsfördernde Leukotriene und Prostaglandine.

Pflanzliche Öle, Nüsse und manche Vollkornprodukte sollten von Rheumatikern in eingeschränkten Mengen genossen werden. Pflanzliche Fette sind unterschiedlich linolsäurereich. Distelöl besteht beispielsweise zu 74 % aus Linolsäure, Olivenöl zu 8 %. Olivenöl ist für Rheumatiker wesentlich günstiger als Distel-, Sonnenblumen- oder Maiskeimöl. Zugleich enthält es einen hohen Anteil an Vitamin E.

4 einfache Ernährungsregeln bei Rheuma

  1. Vermeiden Sie eine Mangelernährung. Rheuma ist eine Krankheit, die durch die entzündlichen Prozesse Ihren Körper stark schwächt. Umso wichtiger ist es, dass Sie Ihrem Körper durch eine ausgewogene Ernährung alle Vitamine und Mineralstoffe geben.
  2. Vermeiden Sie Übergewicht. Ihre Gelenke sind durch Rheuma schon beansprucht. Durch Übergewicht steigern sich Belastung und Beanspruchung stark. Hinzu kommt, dass mit steigender Gelenkbelastung durch Übergewicht die Schmerzen bei Bewegung zunehmen.
  3. Lassen Sie nicht zu, dass die Ernährung Ihr Leben beherrscht. Sie müssen zum Beispiel nicht auf Ihren Kaffee am Morgen oder auf ein Schnitzel am Sonntag verzichten. Wichtig ist, dass die Ernährung ausgewogen ist.
  4. Bewegen Sie sich ausreichend. Gerade beim Rheuma sind die Folgen mangelnder Bewegung eklatant. Die Muskeln verkümmern, Sehnen verkürzen sich, die Gelenke werden steifer. Es kommt zu sich ständig steigernden Schmerzen. Daher sollten Sie in Bewegung bleiben. Wichtig ist, dass die Sportart gelenkschonend ist und Ihre Schmerzen nicht noch mehr steigert.

Fazit

Rheuma begleitet die Betroffenen ein Leben lang. Mit Rheuma zu leben, ist nicht einfach. Die Symptome können unberechenbar sein. Dies kann die Patienten sehr belasten. Sie wissen nicht, wann der nächste Schub kommt und wie stark die Bewegungseinschränkung oder die Schmerzen ausfallen. Nicht selten führt die Krankheit zu sozialer Isolation. Sorgen bezüglich der Zukunft führen zu weiteren seelischen Belastungen.

Doch mit entsprechender medikamentöser Behandlung, der richtigen Ernährung, mit regelmäßigem Sport und entsprechenden Rheuma-Kuren, kann man das weitere Voranschreiten der Entzündungen hemmen oder zumindest verlangsamen.

Viele Patienten fürchten sich vor der Medikation und den Nebenwirkungen. Sie sorgen sich davor, dass die Medikamente sich im Körper ansammeln oder abhängig machen können. Diese Befürchtungen sind aus medizinischer Sicht nicht begründet, denn der Körper hat Mechanismen, die Medikamente abbauen. Außerdem machen Rheuma-Medikamente nicht abhängig.

Ernsthafte Nebenwirkungen sind bei einigen Medikamenten möglich. Doch die Betroffenen nehmen dieses Risiko in Kauf, weil sie dann im Alltag mit der Krankheit besser zurechtkommen. Studien haben ergeben, dass medikamentös behandelte Rheuma-Patienten ihre Behandlungen in den meisten Fällen fortsetzen.

Hinweis

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.