Herzrhythmusstörungen: Diagnose, Behandlung und Vorbeugung

Herzmuskel und Herzrhythmus - Grafik
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Inhaltsverzeichnis

Bis zu 100.000 Mal schlägt Ihr Herz jeden Tag, wenn es gesund ist. Manchmal aber gerät es aus dem Takt. Die Mediziner sprechen dann von Herzrhythmusstörungen. Aber nicht immer sind diese auffälligen Herzschläge gefährlich.

Herzrhythmusstörungen können in jedem Alter vorkommen – ganz gleich ob Sie über 70 sind oder gerade erst in der Pubertät. Der Gesundheitszustand spielt für das Auftreten keine Rolle. Auch bei gesunden Menschen gerät der Motor des Körpers ab und zu einmal aus dem Takt.

Die Störungen sind dann meist harmlos, dennoch sollten Sie sie von einem Arzt untersuchen lassen, um sicher zu gehen, dass keine schwerwiegende Rhythmusstörung dahinter steckt.

Am gefährlichsten (aber glücklicherweise selten) ist das Kammerflimmern, das zu einem plötzlichen Herztod führen kann. Viel weiter verbreitet ist dagegen das Vorhofflimmern. In Deutschland leiden rund 2 Millionen Menschen daran. Betroffen sind etwa 2 Prozent der 60-Jährigen, aber schon 10 Prozent der 80-Jährigen.

Ein Herz neben einem Stethoskop

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Wie entstehen die Stolperer im Herzschlag?

Dazu müssen Sie erst einmal wissen, wie ein normaler Herzschlag entsteht. Er wird durch elektrische Impulse erzeugt, die der Körper selbst verursacht. Sie werden vom Sinusknoten, der im Vorhof des Herzens liegt, an den Atrioventrikularknoten weitergeleitet. Dieser ist im Übergang zwischen Vorhof und Herzkammer gelegen.

Dann läuft der Impuls über Reizbahnen in die Herzkammer und verursacht hier das Zusammenziehen Ihres Herzens. Aufgrund dieser Bewegung wird dann Ihr Blut durch den Körper gepumpt.

Im Laufe Ihres Lebens kann der Sinusknoten gestört sein, aber auch die Reizleiter selbst können Defekte aufweisen. Dann werden die Impulse nicht mehr richtig weitergeleitet. Sie können Ihren Herzschlag nicht willentlich steuern, das geschieht vielmehr über das vegetative Nervensystem.

Normalerweise sorgt dies für einen Herzschlag, der 60 bis 100 Schläge pro Minute beträgt. Wird das vegetative Nervensystem zum Beispiel durch Anstrengung, Krankheit oder Medikamente beeinflusst, kann auch hier eine Störung auftreten, die zur Veränderung des Herzschlags und damit zu Störungen im Herzrhythmus führt.

Nicht jeder falsche Schlag ist gefährlich

Ein gesundes menschliches Herz schlägt etwa 70-mal pro Minute. Doch dieser gleichmäßige Rhythmus kann durch sehr unterschiedliche Ursachen aus dem Tritt geraten. Insgesamt gibt es etwa 30 verschiedene Formen von Herzrhythmusstörungen.

Das Behandlungsspektrum reicht von Vitalstoffen und Medikamenten, die den Rhythmus wieder in Takt bringen, bis hin zum Einsatz eines Herzschrittmachers. Herzrhythmusstörungen können in verschiedener Ausprägung vorliegen. Die folgenden zwei sind nicht weiter beunruhigend:

Extrasystolen

Es handelt sich dabei um zusätzliche Herzschläge, die außerhalb des normalen Rhythmus liegen. Entweder sind es einzelne Schläge oder mehrere, die gehäuft auftreten. Sie empfinden diese Störung als „Stolpern“ des Herzens. Allerdings sind sie meist nicht beunruhigend und treten auch beim gesunden Menschen zwischendurch einmal auf.

Herzblock

Hierbei ist die Weitergabe des Impulses von der Vor- zur Herzkammer gestört. Mediziner unterscheiden zwischen einem Sinus- und einem Atrioventrikulärblock. Bei Ersterem findet die Weitergabe zwischen Sinusknoten und Vorhof nicht statt, beim zweiten Block zwischen Vorhof und Herzkammer.

Gerade der Atrioventrikulärblock tritt auch bei Jugendlichen in der Pubertät und bei Sportlern auf. Die Störung äußert sich aber nicht in gravierenden Symptomen.

Diese Arten sollten Sie ernst nehmen

  • Kammerflimmern: Das Herz schlägt in diesem Fall über 300 Mal pro Minute, wobei der Herzschlag eher einem unkontrollierten Zucken gleicht. Dabei kann das Blut nicht mehr weitergepumpt werden – ein Grund, warum dieser Zustand auch funktioneller Herzstillstand genannt wird.
  • Sinusknoten-Dysfunktion: Hier ist die Funktion des Sinusknotens, den Takt des Herzschlages vorzugeben, gestört. Der Herzschlag fällt auf 40 bis 50 Schläge pro Minute ab. Diese Fehlfunktion tritt häufig bei älteren Menschen auf.
  • Trachykardie: Sie hat ihre Ursache entweder im Vorhof oder in der Herzkammer selbst. Der Herzschlag erhöht sich auf rund 200 Schläge pro Minute. Auch bei dieser Störung pumpt Ihr Herz nicht mehr ordnungsgemäß und verbraucht zu viel Sauerstoff.
  • Vorhofflimmern: Der Vorhof sendet in diesem Fall unregelmäßige Signale an die Herzkammer. Sowohl Vorhof als auch Herzkammer schlagen unabhängig und unrhythmisch, die Geschwindigkeit beider Schläge ist unterschiedlich. Dadurch kann sich der Herzmuskel nicht mehr ausreichend zusammenziehen und so den nächsten Pumpvorgang nicht mehr in Ruhe einleiten. Diese Herzrhythmusstörungen treten vor allem bei älteren Menschen auf oder dann, wenn Sie unter einer Herzklappenerkrankung leiden.

Typische Symptome

Ganz gleich, welche Ursache die Störungen haben, sie machen sich immer durch dieselben Symptome bemerkbar.

Das sind:

  • Schwindel
  • Angst
  • innere Unruhe
  • Herzrasen
  • Leistungsschwäche
  • Schmerzen am Brustbein
  • Luftnot
  • Schweißausbrüche
  • spürbar unregelmäßiger Herzschlag

Allerdings bleibt das Vorhofflimmern oft unbemerkt. Deshalb ist es wichtig, dass Sie regelmäßig Ihren Puls selbst kontrollieren. Vorhofflimmern ist nicht unmittelbar lebensbedrohlich, weil die Hauptkammern den Körper immer noch mit Blut versorgen, aber Ihre Leistungsfähigkeit kann deutlich eingeschränkt sein.

Zunächst sind es nur einzelne Episoden, doch meist schreitet die Krankheit weiter voran, sodass das Vorhofflimmern irgendwann dauerhaft wird.

Schlaganfälle vorprogrammiert

Langfristig weisen Patienten mit Vorhofflimmern ein extrem hohes Risiko für Schlaganfälle auf. Es beträgt bis zu 8 Prozent pro Jahr, innerhalb von zehn Jahren erleiden also 80 Prozent der Patienten einen Schlaganfall. Der Grund: In den flimmernden Vorhöfen steht das Blut stellenweise still. Hier bilden sich deshalb sehr leicht Blutgerinnsel, die mit dem Blutstrom ins Gehirn eingeschwemmt werden und dort wichtige Gefäße verstopfen.

Vielfach gelingt es den Kardiologen, den Rhythmus durch Infusion von Medikamenten (Antiarrhythmika) wieder zu normalisieren. Seit einiger Zeit steht dazu mit Vernakalant (Brinavess®) ein neuer Wirkstoff zur Verfügung.

Vernakalant wirkt schneller als bisherige Mittel

In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, dass Vernakalant bei vielen Patienten besser wirkt als die bisher verfügbaren Antiarrhythmika. So wurden beispielsweise im Jahr 2011 an der Universität London 232 Patienten mit Vorhofflimmern behandelt.

Eine Hälfte erhielt eine Vernakant-Infusion, die andere den bisherigen Standardwirkstoff Amiodaron. Nach 90 Minuten waren 53 Prozent der Vernakalant-Patienten symptomfrei, aber nur 33 Prozent aus der Vergleichsgruppe.

Weitere Vorteile von Vernakalant: Es wirkt schneller als die herkömmlichen Substanzen (oft schon innerhalb von zehn Minuten) und Ihr Körper baut es rascher wieder ab.

Allerdings zeigt der neue Wirkstoff nur dann bessere Ergebnisse als die althergebrachten Medikamente, wenn das Vorhofflimmern nicht länger als sieben Tage angedauert hat. Wenn Ihr Vorhofflimmern bereits länger Bestand hatte, ist der neue Wirkstoff Vernakalant also keine sinnvolle Alternative für Sie.

So takten Sie Ihr Herz wieder natürlich

Schnell wird bei Herzrhythmusstörungen eine medikamentöse Therapie begonnen. Eine solche empfiehlt sich jedoch nur, wenn Ihr Herz so aus dem Takt geraten ist, dass die Störung gefährlich ist oder wenn Sie selbst stark darunter leiden.

Denn die Medikamente können die Herzrhythmusstörungen zwar beseitigen. Gleichzeitig können sie aber auch selbst zur Ursache der Stolperer werden. Stattdessen gibt es Alternativen:

  • Generell empfiehlt sich eine Blutanalyse. Legen Sie dabei besonderen Wert auf den Magnesium– und den Kaliumspiegel. Oft werden die Rhythmusstörungen durch einen zu niedrigen Blutwert dieser beiden Stoffe verursacht. Meist ist ein zu geringer Magnesiumwert die Ursache.
  • Sie können auf jeden Fall (auch ohne Blutanalyse) Magnesium zu sich nehmen. Viele Menschen haben einen zu geringen Magnesiumspiegel. Sie können auf keinen Fall etwas falsch machen. Achten Sie aber darauf, dass Sie genügend Magnesium zu sich nehmen: Empfehlenswert sind rund 300 mg reines Magnesium täglich.
  • Omega-3-Fettsäuren kennen Sie im Zusammenhang mit der Vorbeugung von Herzinfarkten. Aber auch bei Herzrhythmusstörungen haben sie sich als hilfreich erwiesen. Verzichten Sie auf künstliche Präparate. Omega-3-Fettsäuren wirken am besten, wenn Sie sie auf natürlichem Weg über Ihre Nahrung aufnehmen. Essen Sie dreimal pro Woche Makrele, Hering oder Lachs und ersetzen Sie Ihr gewohntes Öl durch Oliven- oder Rapsöl.
  • Lassen Sie Ihre Schilddrüse untersuchen. Auch eine Überfunktion der Schilddrüse kann die Rhythmusstörungen auslösen.
  • Achten Sie auf einen natürlichen Lebensrhythmus. Wussten Sie, dass ein unregelmäßiges Leben mit verschiedenen Schlafenszeiten Herzrhythmusstörungen begünstigen kann? Schon gleich bleibende Gewohnheiten können helfen. Auch Ereignisse, die Sie seelisch aus der Bahn geworfen haben (z. B. eine Trennung oder ein Trauerfall), können Ihren Herzschlag aus dem Rhythmus bringen.
  • Vermeiden Sie zu viel Kaffee oder Alkohol. Beide Genussmittel fördern die Magnesiumausscheidung und führen so zu Herzrhythmusstörungen. Alkohol kann zudem Ihr Herz direkt aus dem Takt bringen. Wenn Sie unter Störungen leiden, verzichten Sie auf beides für einige Wochen. Schlägt Ihr Herz dann ruhig und gleichmäßig, sollten Sie dauerhaft konsequent auf Kaffee und Alkohol verzichten.

Arterielle Bypässe bleiben länger offen als venöse

Bypässe zur Überbrückung von Engpässen in den Herzkranzgefäßen können sowohl mit Arterien- als auch mit Venentransplantaten durchgeführt werden. Für die Arterientransplantate werden die Brustwandarterien oder die Arteria radialis des Unterarms, für die Venentransplantate die lange Beinvene (Vena saphena) verwendet.

Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die arteriellen Bypässe länger offen bleiben als die venösen. Insbesondere Transplantate aus den Brustwandarterien bleiben über einen langen Zeitraum offen und funktionstüchtig. Nach Angaben der Deutschen Herzstiftung auch noch im zweiten Jahrzehnt nach der Bypass-Operation.

Aus diesem Grund sind arterielle Bypässe insbesondere bei der Überbrückung von Engpässen bei jüngeren Menschen bedeutend. Mediziner haben in Studien herausgefunden, dass wenn sie arterielle Bypässe verwenden, an der gleichen Stelle weniger häufig Nachbesserungen nötig sind.

Zurzeit untersuchen die Wissenschaftler, ob auch andere Arterien, beispielsweise die Speichenarterie (Arteria radialis) des Handgelenks, in puncto Offenheit so gute Prognosen über einen langen Zeitraum erzielen können wie die Brustwandarterien.

Wie eine kleine Operation hilft

In den letzten Jahren haben Herzspezialisten eine Methode stetig verfeinert, die jetzt bei immer mehr Formen der Herzrhythmusstörungen angewandt werden kann: die so genannte Katheterablation. Dabei wird überaktives Herzgewebe mit einer Elektrode abgetragen. Wie hoch sind hierbei die Erfolgsaussichten und mit welchen Risiken müssen Sie rechnen?

Manchmal reicht schon die Gabe von Magnesium und Kalium, um die „Elektrik“ des Herzens wieder auf Vordermann zu bringen. Schwerwiegende Fälle können dagegen dauerhaft durch eine Katheterablation geheilt werden. Sie kommt vor allem bei Störungen, die mit einem zu schnellen Herzschlag einhergehen (Tachykardien), in Betracht.

Fragen Sie am besten auch Ihren Arzt, ob das Verfahren für Sie in Frage kommt. Die Operation erfolgt ambulant und unter örtlicher Betäubung, vor dem Eingriff wird Ihr Arzt Sie genau nach Ihrer Krankengeschichte und der Art Ihrer Beschwerden fragen.

Diese Voruntersuchungen sind notwendig

  • Ruhe-EKG
  • Belastungs-EKG
  • Langzeit-EKG
  • Röntgenaufnahme von Herz und Lunge
  • Bestimmung der Blutwerte, Nieren-, Leber- und Schilddrüsenwerte

So läuft der Eingriff ab

Nach einer örtlichen Betäubung schiebt der Arzt unter Röntgenkontrolle von der Leiste aus den Katheter mit der Elektrode über das Venensystem zum Herzen vor. Vorbeugend wird ein Medikament gegeben, das Thrombosen und Embolien verhindert.

Dann stimuliert Ihr Arzt mit der Elektrode ganz gezielt die Region des Herzens, in der er den Ursprung der Störung vermutet. Wird dadurch eine Herzrhythmusstörung ausgelöst, ist die richtige Stelle gefunden. Hier wird jetzt mit höheren Stromstärken das überaktive Gewebe verödet.

Danach wird der Arzt nochmals versuchen, die Herzrhythmusstörung durch elektrische Impulse auszulösen. Gelingt das nicht mehr, war die Katheterablation erfolgreich. Nach dem Eingriff, der in der Regel ambulant vorgenommen wird, müssen Sie noch einige Stunden Bettruhe einhalten, bevor Sie nach Hause können.

Das Verfahren ist absolut schmerzfrei, aber es besteht wie bei jedem operativen Eingriff das Risiko von Komplikationen. In schweren Fällen kann die Erregungsleitung ganz zum Erliegen kommen und es muss ein Herzschrittmacher eingesetzt werden.

Auch Einrisse des Herzmuskels oder Embolien sind möglich. Das Risiko für solche schwerwiegenden Komplikationen liegt bei etwa 2 Prozent. Daher sollten Sie sich mit Ihrem Arzt ausgiebig beraten, ob der Eingriff für Sie sinnvoll ist. Holen Sie auf jeden Fall eine zweite Expertenmeinung ein. Fragen Sie Ihren Arzt auch, welche Klinik in Ihrer Umgebung die meisten dieser Eingriffe durchführt. Denn die Qualität einer Operation hängt erheblich von der Erfahrung des Chirurgen ab.

Schlägt Ihr Herz im richtigen Takt?

Gefährliche Herzrhythmusstörungen wie das Vorhofflimmern verursachen nicht immer direkte Beschwerden. Deshalb sollten Sie regelmäßig Ihren Puls kontrollieren, auch wenn Sie sich vollkommen gesund fühlen.

  • Ihren normalen Ruhepuls ermitteln Sie am besten direkt morgens nach dem Aufstehen oder abends vor dem Zubettgehen.
  • Koffein oder Nikotin sollten Sie in den zwei Stunden vorher nicht konsumiert haben.
  • Setzen Sie sich vor der Messung fünf Minuten ruhig hin.
  • Legen Sie Armbänder, Uhren und Ähnliches ab.
  • Halten Sie eine Handfläche nach oben, den Ellenbogen leicht abgewinkelt. Spüren Sie mit Mittel- und Zeigefinger der anderen Hand den Puls am Handgelenk auf (zwischen dem äußeren Knochen und der Sehne des Daumens).
  • Drücken Sie mit den Fingern fest auf das Handgelenk, um den Puls richtig spüren zu können.
  • Beginnen Sie beim ersten Pulsschlag zu zählen (allerdings starten Sie mit null: 0 – 1 – 2 etc). Zählen Sie möglichst eine ganze Minute lang (alternativ: 30 Sekunden zählen und den erhaltenen Wert verdoppeln).

Wann sollten Sie zum Arzt gehen?

  • wenn Ihr Ruhepuls langsamer als 60 und schneller als 100 pro Minute ist
  • wenn sich der Puls stolpernd anfühlt (in Ruhe, aber auch nach einer Belastung)
  • wenn Ihr Ruhepuls stark schwankt

Neuer Test soll vor Folgeerkrankungen schützen

Wenn man eine Herzschwäche früh genug erkennt, kann dies die Betroffenen vor lebensgefährlichen Folgeerkrankungen schützen. Anders herum kommt es aber auch immer wieder vor, dass eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) mit einem Kardioverter-Defibrillator behandelt wird, ohne dass die Patienten ihn brauchen. Doch wie sollen Ärzte herausfinden, für welche Patienten diese Behandlung dringend nötig ist und bei welchen es keinen Sinn macht?

In Zukunft kann hierbei ein Bluttest helfen. Entwickelt wurde er von Wissenschaftlern der Universität Illinois in den USA. Sie hatten 180 Menschen untersucht, von diesen wiesen 135 eine Herzschwäche auf.

Die Forscher untersuchten, ob bestimmte Eiweiße (SCN5A-Eiweiße) im Blut vorhanden sind und stellten einen Zusammenhang fest. Bei denjenigen, bei denen sie viele veränderte SCN5A-Eiweiße nachweisen konnten, war auch das Risiko sehr hoch, innerhalb eines Jahres einen Herzstillstand zu erleiden. Der Grund dafür: Die Eiweiße sind normalerweise dafür verantwortlich, die Erregungsweiterleitung im Herzmuskel zu regeln.

Wenn sie defekt bzw. verändert sind, funktioniert auch diese elektrische Erregungsweiterleitung im Herzen nicht mehr richtig. Aus diesen Erkenntnissen entwickelten die Wissenschaftler den Test mit Namen „PulsePredic”.

Er zeigt an, ob das Gen SCN5A veränderte Tätigkeiten aufweist. Bei Erkrankten, bei denen dies nicht der Fall ist, ist auch ein zu implantierender Defibrillator nicht nötig. Die Wissenschaftler wollen ihren Test nun in größeren Studien weiter testen, um dann die Zulassung für Kliniken bzw. ärztliche Praxen zu erhalten.

Gehäuft zu bestimmten Tages- und Jahreszeiten

Wissenschaftler der Universität München haben herausgefunden, dass Herzrhythmusstörungen gehäuft zu bestimmten Tageszeiten und in bestimmten Jahreszeiten auftreten. Sie entdeckten dies, als sie die Daten von Patienten mit implantiertem Defibrillator trugen.

15 Jahre lang lief die Studie und es zeigte sich, dass Kammerflimmern häufig Abends auftritt. Gegen 20 Uhr ereigneten sich in dieser Zeit 90 Fälle, zu den restlichen Tageszeiten waren es zwischen 11 und 50 Fällen.

Zudem ergab sich, dass es im Verlauf eines Jahres Unterschiede zwischen dem Auftreten der gefährlichen Herzrhythmusstörungen gab. Die meisten Fälle ereigneten sich im April (165) und im September (124). In den anderen Monaten kam es zu 30 bis 85 Fällen. Eine genaue Begründung hierfür gibt es noch nicht. Die Forscher wollen nun Folgeuntersuchungen durchführen.

Ihre Vermutung ist, dass bestimmte Hormonveränderungen eine Rolle spielen können. Genauso kann die Infekthäufigkeit eine Ursache sein: Im Frühling und im Herbst ist diese deutlich höher und belastet das Herz so zusätzlich.

Frauen ignorieren Herzbeschwerden zu lange

Frauen wird nachgesagt, eher und häufiger zum Arzt zu gehen als Männer. Doch es gibt eine Ausnahme: Wenn Frau unter Herzbeschwerden leidet. Und das, obwohl diese Schmerzen Vorboten von einem Herzinfarkt sein können. Denn Grund für die Beschwerden ist häufig eine Angina pectoris, eine verringerte Blutung des Herzens.

Diese führt dann zu Schmerzanfällen, die in der Regel mehrere Minuten lang andauern. Eine schnelle Behandlung wäre angezeigt, denn je länger Sie in so einem Fall warten, desto schwieriger wird diese.

Doch Forscher der Harvard School of Public Health haben herausgefunden, dass Frauen sehr lange zögern. Bei ihnen kommt es genau wie bei Männern zu verschiedenen Phasen, die sie durchmachen, bevor sie zum Arzt gehen.

  • Zunächst ordnen sie in einer Phase der Verunsicherung die Schmerzen anderen Problemen zu, tippen zum Beispiel auf Sodbrennen.
  • In Phase zwei versuchen sie die Schmerzen zu verdrängen oder zu ignorieren.
  • In der dritten Phase reden sie zum ersten Mal mit Angehörigen über ihre Schmerzen.
  • Es kommt die vierte Phase, in der ihnen die Situation gewahr wird und es zur Angst kommt.
  • In Phase fünf schließlich gehen sie zum Arzt.

Bei Frauen gibt es allerdings einen Unterschied zu Männern: Sie behalten Phase zwei deutlich länger bei und warten auf das alleinige Verschwinden der Symptome. Sie zögern den Arztbesuch 1,5-mal so lange heraus wie Männer, bis die Symptome schwerer werden und nicht mehr zu leugnen sind.