Harnwegsinfektionen: Lästig, aber gut behandelbar

Harnwegsinfektion, Blasenentzündung
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Inhaltsverzeichnis

Harnwegsinfektionen gelten als weit verbreitetes Leiden – so weit, dass jeder mindestens 1x im Leben daran erkrankt.

Die Infekte werden durch Bakterien verursacht und betreffen potentiell jeden Abschnitt der Harnwege. Sie sind unangenehm und es kommt häufig zu Rückfällen.

Sobald Sie die Symptome einer Harnwegsinfektion feststellen, sollten Sie Ihren Hausarzt aufsuchen. Denn Harnwegsinfekte breiten sich in den Harnwegen  rasch aus.

Selbsthilfe als Prophylaxe ist gut, doch wenn Sie eine Infektion haben, sollte die medikamentöse Behandlung sofort einsetzen.

Man kann sich eine Harnwegsinfektion übrigens  nicht einfach „holen”. Dies stellt ein weitverbreitetes Missverständnis dar.

Die Harnwege – Ein komplexes System zur Harnbildung und -ausscheidung

Die Harnwege stellen eine Ansammlung von Röhren und Behältern dar. Sie dienen dazu, Urin zu produzieren, zu  sammeln und aus dem Körper abzuleiten.

Die Harnwege teilen sich in einen oberen und einen unteren Abschnitt:

  • oberer Abschnitt – Er umfasst die Nieren und 2 dünne Röhren, den Harnleiter (Ureter).
  • unterer Abschnitt – Die Blase und die Harnröhre (Urethra) sind Teil dieses Trakts der Harnwege.

Der Aufbau der Harnwege

  • Die Nieren liegen am oberen Ende des Systems (oberer Harntrakt). Sie produzieren den Urin, indem sie Abfallstoffe des Körpers und Wasser aus dem Blut filtern.
  • Die Harnleiter (Ureter) verbinden die Nieren mit dem unteren Anteil des Systems (unterer Harntrakt). Durch sie wird der Urin von den Nieren in die Blase geführt.
  • Bei der Blase handelt es sich um einen ballonähnlichen Behälter, der den Urin bis zur Ausscheidung sammelt.
  • Am Ende der Blase befindet sich die schmale Harnröhre (Urethra). Durch sie scheidet der Körper Urin aus.

Darm-Bakterien verursachen Harnwegsinfekte

Der Urin eines gesunden Menschen enthält i. d. R. keine Bakterien.

Geraten Bakterien von außen hinein – dies geschieht oft durch die Harnröhre –, so entwickelt sich unter Umständen ein Harnwegsinfekt.

In den meisten Fällen verursachen das Bakterium Escherichia coli (E. coli) oder andere Darmbakterien die Infektion. E. coli gilt als natürlicher Dickdarm-Bewohner.

Insbesondere bei Frauen wandern Bakterien leicht aus der nahegelegenen After-Region in die Harnröhre. Die Harnröhre fällt bei Frauen mit etwa 2,5 cm kurz aus, sodass die Bakterien auf diese Weise in die Blase gelangen.

Variationen eines Infekts

  • Die häufigste Art eines Harnwegsinfekts stellt die Blasenentzündung (Cystitis) dar.
  • In manchen Fällen ist darüber hinaus die Harnröhre infiziert (Urethritis).
  • Bei Frauen erschwert eventuell ein Blasenvorfall (Cystocele) die vollständige Entleerung der Blase. Dabei senkt sich die Blase ab und verändert ihre normale Lage im Becken.

Diese Infektionen der unteren Harnwege verschwinden i. d. R. durch sofortige Behandlung mit Antibiotika.

Es kommt aber auch vor, dass die Bakterien weiter durch die Harnleiter in die  oberen Harnwege wandern. Dort verursachen sie dann eine schwerwiegende Nieren-Entzündung (Pyelonephritis).

Auch sexuell übertragbare Krankheiten verursachen möglicherweise eine Harnwegsinfektion So dringen beim Geschlechtsverkehr unter Umständen in der Harnröhre befindliche Bakterien in die Blase ein.

Doch eine  Infektion wird i. d. R.  nicht von einer Person auf die andere  übertragen.

Detrusor-Instabilität: Harndrang ohne normalen Harnfluss

Plötzlich können Sie nicht mehr schnell oder oft genug zur Toilette gehen. Das Wasserlassen schmerzt oder brennt und es kommt lediglich eine kleine Menge Urin. Ihr Arzt spricht von einer Detrusor-Instabilität.

Der Detrusor-Muskel bezeichnet einen Teil der Blase. Er presst beim Kontrahieren den Urin heraus. Überaktive Blasen stellen i. d. R. eine Folge der Detrusor-Instabilität dar.

Dabei kontrahiert Ihre Blasen-Muskulatur und der Harndrang steigert sich, bevor Ihre Blase richtig gefüllt ist. Das weitet sich unter Umständen bis zu einer Harn-Inkontinenz aus: ein plötzlicher und unfreiwilliger Verlust der Blasen-Kontrolle.

Auslöser der Detrusor-Instabilität

Zu den möglichen Ursachen der Detrusor-Instabilität gehören:

  • Harnwegsinfektionen,
  • Nebenwirkungen von Medikamenten,
  • Prostata-Probleme
  • sowie Operationen oder Bestrahlungen der Hüftregion.

Darüber hinaus können Schäden des Nerven-Systems die Ursache sein, etwa durch:

  • Schlaganfall,
  • Diabetes,
  • Parkinson
  • oder Alzheimer.

Des Weiteren aktiviert sich die Blasen-Muskulatur im  Alter zunehmend. In vielen Fällen ist die genaue Ursache nicht feststellbar.

Maßnahmen bei Detrusor-Instabilität

Zuerst identifiziert und behandelt man hierbei die zugrunde liegenden  Ursachen.

Daran anschließend erlangen Sie mit folgenden Maßnahmen wieder eine gute Kontrolle über Ihre  Blasen-Funktion:

  • Vermeiden Sie koffein- und alkoholhaltige Getränke, welche die Blase reizen.
  • Trainieren Sie Ihre Blase durch regelmäßige Toilettengänge, wobei Sie die Intervalle langsam verlängern.
  • Bestimmte Medikamente entspannen die Blasenmuskulatur wieder.

Harnwegsinfektionen besonders unter Frauen verbreitet

Obwohl auch Männer mit zunehmendem Alter dafür anfällig sind, treten Harnwegsinfektionen bei Frauen häufiger auf.

Sie sind unter ihnen sogar derart verbreitet, dass viele Frauen sie als vorübergehende Unannehmlichkeit abtun, die eines Tages wieder von selbst verschwindet – das ist ein Fehler!

Harnwegsinfektionen stellen einen der häufigsten Gründe für den Arztbesuch von Frauen dar. Sie spielen nicht nur bei jüngeren Menschen eine Rolle; viele Frauen über 65 Jahren erkranken ebenso daran.

Frauen haben großes Risiko

Frauen weisen also das größte Risiko für einen Harnwegsinfekt auf. Der Grund dafür liegt in ihrer Anatomie:

Die geringe Länge (2,5 cm) und die Lokalisation der Harnröhre sowie die im Vergleich zum Mann weniger geschützten Schleimhäute der Harnwege ermöglichen den Bakterien ein leichtes Eindringen in die Harnwege und die dortige  Ansiedlung.

Das Erkrankungs-Risiko steigt darüber hinaus bei älteren Männern, da Prostata-Probleme die Funktion der Harnwege beeinträchtigen: So hemmt bei ihnen z. B. eine vergrößerte Vorsteherdrüse (Prostata) oder deren  Entzündung (Prostatitis) den Harnfluss.

Durch diese Entleerungs-Störung die Blase kann beim Harnlassen nicht vollständig entleert werden  stellt der in der Blase  zurückgebliebene Urin einen idealen  Nährboden für Bakterien dar.

Die Blase entwickelt sich also zur Brutstätte für Bakterien, denn im Restharn vermehren sich die Bakterien leicht.

Vorsicht vor Harnwegsinfektionen in der Schwangerschaft!

Während der Schwangerschaft bedürfen Harnwegsinfekte besonderer Aufmerksamkeit. Denn man verwechselt die Symptome eines Harnwegsinfektes leicht mit anderen schwangerschaftsbedingten Veränderungen.

Bei den Schwangerschafts-Vorsorgeuntersuchungen wird der Urin von Gynäkologen in Deutschland routinemäßig auf Infektionen hin untersucht. Wenn Sie schwanger und besorgt über einen Harnwegsinfekt sind, konsultieren Sie Ihren Arzt.

Die Wechseljahre machen Sie anfälliger

Eines der Hauptrisiken für eine Infektion der unteren Harnwege bei älteren Frauen ist die Abnahme der Östrogen-Produktion, die die Wechseljahre begleitet.

Gemeinsam mit dieser Abnahme kommt es zu einer Veränderung der örtlichen Abwehr gegen bakterielle Infektionen in den unteren Harnwegen. Wenn diese Abwehr-Mechanismen geschwächt sind, können sich Bakterien dort besser ansiedeln und vermehren.

Bei älteren Menschen stellt die Unfähigkeit der vollständigen Blasen-Entleerung einen weiteren Risikofaktor dar (Normale Entleerungs-Mechanismen gelten nämlich als wichtige Abwehrfunktion gegen Bakterien: Vorhandene Bakterien spült der Körper mit dem Harn aus der Blase, bevor sie sich ansiedeln.):

  • Bei Frauen erschwert eventuell ein Blasenvorfall (Cystocele) die vollständige Entleerung der Blase. Dabei senkt sich die Blase ab und verändert ihre normale Lage im Becken.
  • Bei Männern hemmt eine vergrößerte oder  entzündete Vorsteherdrüse (Prostata) den Harnfluss.
  • Nerven-Schäden führen sowohl bei Männern als auch bei Frauen dazu, dass die Fähigkeit zur Blasen-Entleerung eingeschränkt ist.

Zu möglichen Reizungen der Blase bei Frauen, die wiederum zu einer eingeschränkten Blasen-Entleerung führen, zählen zudem Verletzungen:

  • infolge einer Geburt,
  • infolge einer Operation,
  • nach dem Setzen eines Katheters,
  • infolge einer plötzlich gesteigerten sexuellen Aktivität („Flitterwochen-Zystitis”),
  • durch den mehrstündigen Einsatz eines Diaphragmas
  • oder aufgrund von Seifen-Überempfindlichkeit.

Ärztliche Maßnahmen zur Vorbeugung speziell für Frauen

Manche Frauen leiden wiederholt an  Harnwegsinfektionen. Wenn Sie mehr als 6x pro Jahr daran erkranken, empfiehlt Ihr Arzt Ihnen eine vorbeugende Antibiotika-Behandlung.

In Einzelfällen mindern manche Frauen ihre Infektionsrate, indem sie 1 Dosis  Antibiotika nach dem Geschlechtsverkehr einnehmen.

Für Frauen nach den Wechseljahren mit wiederkehrenden Infektionen halbiert eine Hormon-Therapie mit Östrogenen die Zahl der Harnwegsinfekte.

Harnwegsinfektionen: Typische Symptome

Es kommt wie der sprichwörtliche Blitz aus heiterem Himmel:

  • Brennende Schmerzen beim Harnlassen,
  • anhaltender Harndrang, der auch nach dem Besuch der Toilette nicht nachlässt,
  • krampfartige Schmerzen im Unterbauch
  • und in manchen Fällen unwillkürlich abgehender Harn (Zunahme der Harninkontinenz).
  • Nicht selten stellt sich Fieber mit Schüttelfrost ein.

Die klassischen Symptome eines Harnwegsinfektes der unteren Harnwege (Harnröhre, Blase) sind u. a.:

  • Schmerzen oder Missempfindungen (Brenngefühl) beim Wasserlassen
  • ein ständiger Harndrang, obwohl nur geringe Mengen an Urin abgegeben werden können
  • Druckgefühl im Unterbauch
  • Blut im Urin
  • faulig riechender Urin

Die Anzeichen sind so charakteristisch, dass selbst dem Patienten, der diese Beschwerden zum 1. Mal im Leben erlebt, klar ist: Eine heftige Harnwegsentzündung hat sich eingestellt.

Allerdings kommt es auch vor, dass manche Menschen Bakterien im Harn aufweisen  (Bakteriurie), ohne dass dadurch  Symptome verursacht werden.

Man spricht hier von  asymptomatischer Bakteriurie. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um einen harmlosen Zustand, der nicht behandelt werden muss.

Von der Harnwegs- zur Nieren-Infektion

Unter bestimmten Umständen wandern Bakterien, die die Blase besiedelt haben, durch die Harnleiter zu den  Nieren und verursachen dort eine ernstere Infektion.

Zu den entsprechenden Symptomen gehören z. B:

  • Schmerzen in der Flanke, dem Rücken und dem Unterleib,
  • hohes Fieber,
  • Schüttelfrost,
  • Übelkeit
  • und Erbrechen.

Diese Anzeichen können auch zusammen mit den o. g. Symptomen einer Infektion der unteren Harnwege auftreten.

Eine Nieren-Infektion stellt eine wesentlich schwerere Erkrankung dar, die sofortiger medizinischer Behandlung bedarf. Sollten Sie Symptome verspüren, die darauf hinweisen, suchen Sie also unbedingt einen  Arzt auf!

Die Farbe des Urins gibt Hinweise auf Ursache von Harnleiden

Wer Blut im Urin bei sich feststellt, ist garantiert hochalarmiert. Denn Blut deutet schließlich meist auf eine ernsthafte Erkrankung hin.

Hinter dem Symptom „Blut im Urin” können sich verschiedene Leiden und Ursachen verbergen; nicht alle sind besorgniserregend. So können beispielsweise folgende Probleme dahinter stecken:

  • akute Infektionen,
  • chronische Erkrankungen der Nieren
  • oder Stein-Leiden.

Nicht selten lässt sich aber auch gar kein handfester  medizinischer Befund erheben. In diesen Fällen kommen dann z. B. folgende Ursachen infrage:

  • eine erhöhte Durchlässigkeit der Nieren-Filter als Folge einer früheren Infektion,
  • die Einnahme von Gerinnungs-Hemmern,
  • gerade überstandenes, hohes Fieber
  • oder zu intensives körperliches Training (etwa bei einem Marathonlauf oder einem anderen Wettkampf).

An der  Farbe der Blut-Beimengung und dem Zeitpunkt des Auftretens lassen sich bereits erste Schlüsse auf die  Ursache ziehen:

  • Normaler Morgen-Urin ist zitronen- bis bernsteingelb; im Laufe des Tages wird die Farbe durch das Trinken blasser. Trinken Sie zu wenig oder schwitzen Sie stark, konzentriert sich der Harn und bekommt eine dunkelgelbe Farbe.
  • Ist der Harn „echt” rot, haben Sie womöglich am Tag zuvor ziemlich viel Rote Bete gegessen.
  • Nach dem Genuss von  Rhabarber kann sich der Urin orangerot färben.
  • Auch nach dem Gebrauch von Abführ-Mitteln, die Senna enthalten, kann sich der Harn orange zeigen.
  • Erscheint der Urin eher bräunlich, weist dies auf den Gallen-Farbstoff Bilirubin hin. Dann liegt womöglich eine Leber-Gallen-Erkrankung vor.
  • Zeigt sich das Blut v. a. am Anfang des Harnflusses, stammt es wahrscheinlich aus der Harnröhre und ist auf eine Entzündung – eine Urethritis – zurückzuführen.
  • Befindet sich das Blut im gesamten Urin, weist dies auf eine Erkrankung der Nieren hin.
  • Zeigt sich das Blut erst am Ende des Wasserlassens, liegt der Verdacht auf ein Blasen-Leiden nahe.
  • Ist die Blut-Beimengung mit Harndrang, dumpfen Schmerzen und Brennen verbunden, handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine akute Blasen-Entzündung.
  • Fehlen Schmerzen oder weitere Symptome, hat sich möglicherweise ein Tumor entwickelt, der operativ entfernt werden muss.

Alle  Unregelmäßigkeiten sollten Sie grundsätzlich  ärztlich abklären lassen!

Diagnose von Harnwegsinfektionen

Diese Diagnose-Verfahren stehen dem behandelnden Arzt grundsätzlich zur Verfügung:

  • Anhand von einfach zu handhabenden Teststreifen kann der Arzt sowohl unsichtbares Blut als auch Eiweiß im Urin in wenigen Minuten sicher festgestellen. Mit Hilfe derer lässt sich auch ein erhöhter Bakterien-Befall, eine Mitbeteiligung der Leber sowie eine bakterielle Infektion oder eine Reizblase erkennen.
  • Eine mikroskopische Untersuchung des Harns gibt weitere Sicherheit.
  • Dann kann sich noch eine Blut-Untersuchung als sinnvoll erweisen. Daraus lassen sich der Verdacht auf eine Infektion oder ein Nieren-Leiden erhärten.
  • Eine  Ultraschall-Untersuchung gibt Aufschluss über die Nieren und die Blase – etwa ob es in diesem Bereich zu Stauungen oder zur Restharn-Bildung  kommt.

Die Diagnose basiert dabei insbesondere auf den Symptomen und Harntests einschließlich einer Analyse des Urins, den man auf Eiter-Zellen (weiße Blutkörperchen) und Erreger untersucht.

Eine bakterielle Urin-Untersuchung ist in der Praxis ebenfalls Standard. Bei diesem Test stellt der Arzt die Bakterien fest, die die Infektion verursachen. Dieses Wissen erleichtert es dem behandelnden Arzt, die wirksamste Behandlungs-Methode zu wählen.

Beide Urintests sind relativ einfach durchzuführen; der Arzt benötigt lediglich ein paar ml Urin und 5 Min. Zeit zur Bestätigung der Diagnose:

Im Urin sind dann zahlreiche weiße Blutkörperchen nachweisbar, die von einem akuten Entzündungs-Prozess zeugen. Oft findet sich darüber hinaus Blut darin – beides hat im Urin eines gesunden Menschen nichts zu suchen.

Die Aufnahme von größeren Mengen an Flüssigkeit kann eine Infektion zwar übrigens verhindern bzw. behandeln, die Flüssigkeit verdünnt jedoch die Harnprobe und vermindert die Verlässlichkeit des Harntests.

Nehmen Sie es nicht auf die leichte Schulter!

Für grundsätzlich gesunde ältere Erwachsene gelten Harnwegsinfektionen als gut behandelbar; behandelt man sie  sofort richtig, sind sie im Allgemeinen heilbar und stellen nur äußerst selten eine ernste gesundheitliche Bedrohung dar.

Bleibt ein solcher Infekt jedoch unerkannt oder  unbehandelt, so treten gelegentlich – insbesondere bei Kindern und älteren Menschen – doch gravierende Probleme auf.

Aus nicht vollständig bekannten Gründen wandern manche Bakterien nämlich aus den unteren Harnwegen in die  Nieren. Dort verursachen sie unter Umständen lebensbedrohliche Komplikationen.

Klassische und alternative Behandlungs-Möglichkeiten

Wenn Sie Symptome verspüren, zögern Sie also nicht, zum  Arzt zu gehen! Er untersucht, ob Ihr Urin Bakterien, Blut oder Eiter enthält.

Antibiotika-Behandlung sorgt rasch für Besserung

Die  Schulmedizin gibt auf akut auftretende, unkomplizierte Harnwegsinfektionen eine rasche Antwort: Antibiotika.

Wer sich keine Zeit nimmt, die Entzündung auf sanfte Weise auszukurieren (was bei den peinigenden Beschwerden nachvollziehbar erscheint), greift nach dem „synthetischen Hammer” – Hauptsache, die Qualen hören bald auf!

Sulfonamide gelten meist als Mittel der 1. Wahl, jedoch setzen einige Ärzte auch andere Antibiotika ein.

Um Missempfindungen zu dämpfen, erhalten Sie zusätzlich ein Phenazopyridinhaltiges Medikament, z. B. Urospasmon®. Dieser Wirkstoff wirkt betäubend auf die Blase und mindert das Brennen beim Wasserlassen.

Behandlungsdauer an Geschlecht und Schweregrad der Infektion angepasst

Bei Frauen mit den Anzeichen einer  einfachen Infektion der unteren Harnwege reicht normalerweise eine 3-tägige Behandlung mit Antibiotika aus.

Allerdings kann es vorkommen, dass die Behandlung verlängert werden muss, wenn die Symptome weiterhin bestehen oder wenn sie nach Beendigung der Behandlung wieder auftreten.

Treten bei Frauen  wiederholt Harnwegsinfektionen auf, sollten weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um abzuklären, wo die Ursachen liegen.

Männer nehmen bei einer Infektion der unteren Harnwege i. d. R. für 10 – 14 Tage Antibiotika ein.

Bei ihnen führt die 1. Infektiondarüber hinaus normalerweise zu Untersuchungen möglicher Prostata-Probleme.

Bei dem Verdacht auf eine Nieren-Infektion sind eventuell längere Antibiotika-Behandlungen oder ein Krankenhaus-Aufenthalt notwendig:

So wird eine Nieren-Infektion üblicherweise mit einer 2-wöchigen Gabe von oralen  Antibiotika behandelt.

Es ist jedoch nicht ungewöhnlich, dass Menschen mit  schweren Nieren-Infektionen zuerst im  Krankenhaus mit intravenös verabreichten Antibiotika behandelt werden, bevor die Therapie zu Hause mit oralen Antibiotika weitergeführt wird.

Tatsächlich wirken die Beschwerden nach Beginn der Antibiotika-Therapie aber i. d. R. innerhalb von 24 Std. wie „weggeblasen” – jedoch nicht immer…

Zunehmende Unempfindlichkeit gegenüber Antibiotika

In den letzten Jahren stellten Ärzte fest, dass die Erreger von Harnwegsinfektionen immer häufiger gegen die gängigen Antibiotika resistent sind:

  • Dies trifft v. a. auf viele E. coli-Stämme zu, die für die meisten unkomplizierten Harnwegs- und Blasen-Infekte verantwortlich sind.
  • Darüber hinaus hört man bei Pseudomonas aeruginosa in jüngster Zeit von vermehrter Unempfindlichkeit gegenüber Antibiotika und anderen synthetischen Medikamenten (z.B. Fluorchinolone). Dies ist ein Bakterium, das überwiegend komplizierte Harnwegsinfektionen hervorruft.

Das Problem dieser Resistenzen ist mittlerweile weit verbreitet.

Suche nach wirksameren Behandlungs-Formen

Aus diesem Grund befassen sich Wissenschaftler weltweit intensiv mit der Erforschung besser wirksamer Therapie-Verfahren bei Harnwegsinfekten.

Wie Professor Anthony Joseph Schaeffer aus Chicago/Illinois (USA) bei einer Urologen-Veranstaltung in Kronberg/Taunus 1999 erklärte, versuche sein Team, neue Ansätze zur Aktivierung der körpereigenen Abwehr zu finden:

Eine Art Impfung gegen Coli-Stämme soll insbesondere bei häufig  wiederkehrenden (chronisch-rezidivierenden)  Harnwegsinfekten helfen. (Ärzte sprechen von solchen, wenn ein Patient innerhalb eines Jahres mindestens 3x an einem solchen Infekt leidet.)

Insbesondere Frauen leiden häufig an chronisch-rezidivierenden Harnwegsinfekten. Als Ursache gelten die anatomischen Gegebenheiten der Frau (s. o.).

Alternativen, wenn Antibiotika versagen – Naturheilverfahren haben längst „die Nase vorn”

Für Anhänger von Naturheilverfahren stellt dies keinen neuen Gedanken dar:

Im Rahmen der mikrobiologischen Therapie verwendet man Bestandteile von E.coli-Stämmen sowie von anderen Erregern von Harnwegs-Entzündungen seit -Langem zur Herstellung von Autovaccinen.

Das bezeichnet Impfstoffe, die man individuell für jeden Patienten aus seinen  eigenen inaktivierten Krankheits-Keimen herstellt. Die Keime gewinnt man aus dem Stuhl, Urin oder Schleimhaut-Abstrichen des Patienten.

Der Erfolg der Behandlung mit Autovaccinen ist sowohl bei chronisch wiederkehrenden Harnwegsinfekten als auch bei anderen chronischen Krankheiten gut  belegt.

Darüber hinaus wies die orthomolekulare Medizin auffallend gute Erfolge bei chronisch wiederkehrenden Harnwegsinfekten nach:

Eine vorbeugende Behandlung mit der Aminosäure L-Methionin bewirkt ein physiologisches Absinken des pH-Wertes des Harns. Die Harnsäuerung hindert die Krankheits-Erreger daran, sich in der Schleimhaut der Harnwege anzusiedeln.

Die Erfolge dieser Therapie sind so überzeugend, dass Schulmediziner diese in jüngster Zeit aufgriffen: So berichtete Professor Fünfstück aus Jena in der Ärzte-Zeitung, seine mit L-Methionin behandelten Patientinnen hätten seit über 2 Jahren keinen Rückfall erlitten.

Naturheilverfahren bei akuten und chronischen Infekten

Hier ein kurzer Überblick über die verschiedenen zur Verfügung stehenden Naturheilmethoden:

  1. mikrobiologische Therapie
  2. orthomolekulare Medizin
  3. Akupunktur
  4. Eigenbluttherapie
  5. Homöopathie
  6. Kneippsche Hydrotherapie
  7. Elektrotherapie
  8. Phytotherapie und andere

So können Sie sich bei Harnwegsinfekten selbst helfen

Diese verschiedenen Möglichkeiten stehen Ihnen außerdem zur Eigenbehandlung von Harnwegsinfekten zur Verfügung:

Tee aus Bärentraube

Die Bärentraube hilft bei Harnweginfektionen vor allem wegen ihrer antibakteriellen und desinfizierenden Wirkung.

Zubereitung des Tees: Setzen Sie 4 TL getrocknete Bärentraubenblätter (3 g) in 600 ml kaltem Wasser 4 bis 5 Stunden an und erhitzen Sie sie dann unter Rühren in einem Emaille- oder Stahlkochtopf. Seihen Sie den Auszug ab und halten Sie ihn in einer Thermoskanne warm. Trinken Sie 3- bis 4-mal täglich 1 Tasse ungesüßten Tee.

Durchspülungs-Therapie vertreibt Schmerzen

Besonders bewährt hat sich eine gründliche Durchspülung der Harnwege:

Trinken Sie jede Std. 1 Tasse Tee, Saft oder Mineralwasser – Hauptsache, Sie nehmen viel Flüssigkeit zu sich. Starker schwarzer Tee, Bohnen-Kaffee und alkoholhaltige Getränke sind damit natürlich nicht gemeint!

Nehmen Sie in Kauf, dass Sie die Toilette durch die Trinkkur zunächst noch häufiger aufsuchen müssen, denn Sie werden schon nach den ersten paar Tassen feststellen, dass die Schmerzen beim Wasserlassen erträglicher werden.

Für die Durchspülungs-Therapie sind spezielle Blasen- und Nieren-Tees besonders gut geeignet. In der Apotheke erhalten Sie die fertigen Tee-Mischungen.

Allerdings können Sie einen hochwirksamen Heiltee aus Goldrute, Birkenblättern, Petersilie und Johanniskraut auch selbst herstellen.

Wärme kann “Wunder wirken”

Neben der Durchspülung der Harnwege ist das Warmhalten des Unterbauchs und der Füße wichtig.

  • Begeben Sie sich am besten ins Bett und nehmen Sie eine Wärmflasche mit (Vorsicht: Nicht zu prall und nicht mit kochendem Wasser füllen!).
  • Sie können auch einen feuchten, heißen  Wickel auf den Unterbauch legen. Die schmerzlindernde Wirkung werden Sie sofort wahrnehmen.
  • Ein warmes  Sitzbad ist ebenfalls eine rasch wirksame Hilfe.
  • Auch ein ansteigendes  Fußbad lindert die Beschwerden: Stellen Sie die Füße in eine geeignete Schüssel mit warmem Wasser und gießen Sie langsam heißes Wasser hinzu, solange Sie die Temperatur-Steigerung als erträglich empfinden. Danach trocknen Sie die Füße ab und ziehen warme Strümpfe an.

Greifen Sie auf Hilfsmittel aus der Natur zurück

Hilfreich können ebenfalls verschiedene homöopathische Zubereitungen sein. Beraten Sie sich mit Ihrem Arzt oder Heilpraktiker, welches Mittel für Sie am besten geeignet ist.

Wenn Sie wiederholt an Harnwegsinfekten leiden, sollten Sie „Ihr” homöopathisches Mittel in der  Hausapotheke vorrätig haben.

Diese homöopathischen Mittel sind bei akuten Beschwerden geeignet:

  • Cantharis,
  • Capsicum,
  • Dulcamara,
  • Equisetum,
  • Lycopodium,
  • Preira brava,
  • Sarsaparilla,
  • Thuja occidentalis
  • und andere.

Wenn Sie an chronisch-rezidivierenden Harnwegsinfekten leiden, sollten Sie in den beschwerdefreien Intervallen zudem etwas zur Stärkung Ihrer  körpereigenen Abwehr tun; dann haben die Krankheits-Erreger künftig kein so leichtes Spiel.

Sollten Ihre Beschwerden nicht innerhalb von  3 Tagen nachlassen, suchen Sie Ihren Arzt auf! Bei hinzukommendem  Fieber oder Schüttelfrost rufen Sie gleich den  Arzt – es gilt, eine Ausweitung der Entzündung in das Nierenbecken oder eine Chronifizierung zu verhindern.

Minimieren Sie Ihr Risiko – Vorsorge lohnt sich!

Es gibt keinen sicheren Weg, Harnwegsinfektionen zu verhindern. Die beste Strategie ist, die Risikofaktoren zu beachten, die Sie beeinflussen können.

Im Folgenden sind daher einige Maßnahmen aufgeführt, mit deren Hilfe Sie Beschwerden und Unannehmlichkeiten von Harnwegsinfektionen vermeiden:

  • Wischen Sie sich von vorne nach hinten ab – Strenge Hygiene bei der Benutzung der Toilette verhindert, dass infektiöse Bakterien mit der Harnröhre in Berührung kommen.
  • Entleeren Sie häufig die  Blase – Tun Sie dies, sobald Sie Harndrang verspüren. Frauen, die vermehrt zu wiederkehrenden Infektionen neigen, gehören i. d. R. eher zu denjenigen, die den Urin zurückhalten, als öfter auf die Toilette zu gehen.
  • Entleeren Sie die Blase  vollständig – Gehen Sie nach dem Geschlechtsverkehr baldmöglichst Harn lassen, um Ihre Harnröhre von Bakterien zu reinigen.
  • Trinken Sie  viel – Flüssigkeit (2  – 3 l pro Tag) wirkt urinverdünnend und vermeidet Harnstau.
  • Sie sollten Ihren Körper stets warm halten
  • Diaphragmen entfernen – Ein Diaphragma kann gegen die Harnröhre drücken und verhindern, dass sich die Blase vollständig entleert. Entfernen Sie es baldmöglichst nach dem Geschlechtsverkehr.

Weitere Vorbeugungs-Optionen

Pflanzliche Produkte, die z. B. Bestandteile der Preiselbeere beinhalten, können Harnwegsinfektionen  vorbeugen.

Möglicherweise zieht Ihr Arzt eine präventive Therapie mit  Antibiotika oder eine Verabreichung von  vaginalem Östrogen in Erwägung.

Auf lange Sicht hoffen Forscher, einen Impfstoff zur Vorbeugung von Harnwegsinfekten zu entwickeln. Klinische Versuche am Menschen mit dem ersten dieser Impfstoffe erwartet man in naher Zukunft.

Trotzdem kann es noch einige Zeit dauern, bis die Zulassungsbehörde in den USA (Food and Drug Administration) einen Impfstoff gegen Harnwegsinfekte zulässt. In Deutschland arbeitet man derzeit nicht an der Entwicklung eines Impfstoffs.

Preiselbeersaft gegen wiederholte Infekte?

Was ist eigentlich mit dem populären Mittel Preiselbeersaft, das wiederholte Harnwegsinfekte verhüten soll? Darauf existiert keine klare Antwort.

Eine Theorie besagt, dass Substanzen in Preiselbeeren das „Anheften” von Bakterien in der Blasenwand  hemmen, wo diese sich vermehren und eine Infektion hervorrufen.

Eine  andere Theorie merkt an, dass Preiselbeersaft den Urin ansäuert und dadurch das Bakterien-Wachstum erschwert.

Fazit: Im Allgemeinen schadet es nicht, Preiselbeersaft zu trinken in der Hoffnung, eine Blasen-Entzündung zu verhüten. Wenn Sie jedoch einen Harnwegsinfekt vermuten, begeben Sie sich in medizinische Behandlung.