Lymphknotenentfernung: Verhalten nach der OP

Lymphknotenentfernung: Verhalten nach der OP
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Inhaltsverzeichnis

Sind Lymphknoten krankhaft vergrößert, kann eine Entfernung nötig sein. Auch im Zuge von Krebsoperationen kommt es häufig zu einer Lymphknotenentfernung (auch Lymphadenektomie genannt), um die Ausbreitung von Tumorzellen über die Lymphe in andere Teile des Körpers zu verhindern. 

Nach einer Lymphknotenentfernung müssen Sie Ihr Verhalten an die neue Situation anpassen, denn die fehlenden Lymphknoten bringen das lymphatische System durcheinander. Schließlich fehlen jetzt wichtige Schaltstellen im Körper, sodass es an anderen Stellen zu Problemen kommen kann.

Welches Risiko birgt die Lymphknotenentfernung?

Die Entfernung von Lymphknoten wird besonders häufig bei Brust- und Prostatakrebs durchgeführt. Die Lymphknotenentfernung erfolgt entweder vorsorglich oder weil schon Tumorzellen die Lymphknoten befallen haben. Die Gefahr ist, dass diese dann über die Lymphbahnen streuen. 

Bei Prostatakrebs werden die Lymphknoten in der Leiste entfernt, bei Brustkrebs die Knoten in der Achselhöhle. Das ist mit Risiken verbunden: Jede Brustkrebs-Patientin, der mehr als 10 – 12 Lymphknoten entfernt wurden, trägt ein erhöhtes Risiko, dass sich – auch noch nach Jahren – ein Lymphödem entwickelt. Das Verhalten nach der Lymphknotenentfernung muss daher an die neue Situation angepasst werden.

Das Lymphsystem im Körper transportiert Stoffe wie Eiweiße, Fette, Zellreste und überschüssiges Wasser aus dem Gewebe. Über die Lymphbahnen werden diese „Abfallprodukte“ in den Venenkreislauf eingespeist. Ist das Lymphsystem nun aufgrund einer Lymphknotenentfernung unterbrochen, kommt es zu einem Lymphstau. Lymphflüssigkeit und Zellen treten in das umliegende Gewebe aus, das mit der Zeit verhärtet und zu Schwellungen und Schmerzen führt. Damit es nicht so weit kommt, ist es wichtig, dass Sie Ihr Verhalten nach einer Lymphknotenentfernung an die neue Situation anpassen.

Worauf müssen Sie nach einer Lymphknotenentfernung achten?

Nach einer Lymphknotenentfernung in der Achselhöhle müssen Sie Ihr Verhalten ändern und mit dem betroffenen Arm einen neuen Umgang erlernen. So können nicht nur Schmerzen die Folge sein, sondern ein Lymphödem droht. Schwellungen, verdicktes Gewebe, eine bräunliche Verfärbung sowie eine Verfestigung der Haut kennzeichnen das Lymphödem. 

Indem Sie regelmäßig zur Lymphdrainage gehen und dabei die gestaute Flüssigkeit „rausmassieren“ lassen, ist ein wichtiger Schritt getan. Doch auch Ihr Verhalten im Alltag sollte nach einer Lymphknotenentfernung angepasst werden:

  • Schonen Sie den geschwollenen Arm und tragen Sie nicht schwer.
  • Schlafen Sie nicht auf dem geschwollenen Arm und lassen Sie diesen nicht aus dem Bett hängen.
  • Lagern Sie den Arm regelmäßig hoch, damit die Lymphflüssigkeit zurückfließen kann.
  • Führen Sie Hausarbeit oder Computerarbeit in Etappen durch, um Überanstrengung zu vermeiden. 
  • Verzichten Sie auf Saunabesuche.
  • Achten Sie darauf, am betroffenen Arm keinen Sonnenbrand zu bekommen.
  • Spül- oder Badewasser sollte nicht wärmer als 32 Grad sein. 
  • Verzichten Sie auf kosmetische heiße Packungen oder Trockenhauben. 
  • Verzichten Sie auf Sportarten, die ruckartige Bewegungen mit dem Arm erfordern, wie Tennis, Golf, Kegeln, Handball, Badminton oder Skifahren.
  • Achten Sie darauf, dass jede Blutdruckmessung, Blutabnahme oder Infusionsgabe am anderen Arm durchgeführt wird.

Wie vermeidet man Lymphödeme nach einer Lymphknotenentfernung?

Da Mediziner davon ausgehen, dass Verletzungen und Infektionen die Entstehung von Lymphödemen beschleunigen können, sollten Sie diese so gut es geht vermeiden. Konkrete Tipps dazu:

  • Führen Sie Gartenarbeit nur mit Handschuhen durch.
  • Spülen Sie nur mit Handschuhen.
  • Passen Sie vor heißen Herdplatten und dem Backofen auf.
  • Beim Rasieren in der Achselhöhle müssen Sie vorsichtig sein und sollten Schnittverletzungen vermeiden.
  • Insektenstiche können ein Lymphödem auslösen oder verstärken, weshalb Sie diese vermeiden sollten.
  • Schneiden Sie Ihre Nägel vorsichtig und entfernen Sie Nagelhaut nicht mit der Schere, da die Gefahr dabei groß ist, sich zu stechen oder zu schneiden.
  • BHs dürfen nicht einschneiden und auch eine eventuelle Brustprothese sollte leicht sein, um Abschnürungen zu vermeiden.
  • Die Ärmel Ihrer Oberteile sollten locker sitzen, ebenso Armbänder, Ringe oder Armbanduhren.
  • Verzichten Sie auf Wellness-Massagen nach einer Lymphknotenentfernung, das Kneten im Arm- und Schulterbereich kann kontraproduktiv sein.
  • Meiden Sie Tiere, die kratzen und beißen können.
  • Reduzieren Sie Übergewicht, da Fettgewebe auf die Lymphgefäße drückt.
  • Führen Sie Entstauungsübungen durch, die Ihnen in der Regel im Anschluss an die Lymphknotenentfernung gezeigt werden.

Ratschläge zur Ernährung können Sie in diesem Fall ignorieren, es gibt keine Lebensmittel, die die Entstehung eines Lymphödems verhindern. Achten Sie jedoch darauf, genug Wasser zu trinken. 

Wichtig

Benutzen Sie bitte dennoch weiter Ihren Arm. Ihn komplett ruhig zu stellen, ist mindestens genauso schädlich wie ihn zu stark zu belasten.

Durch eine regelmäßige Lymphdrainage kann sich die gestaute Flüssigkeit “rausmassieren” lassen. Dennoch sollten Sie auch Ihren Alltag an die neuen Umstände anpassen © yavdat | Adobe Stock

Was tun, wenn es nach einer Lymphknotenentfernung zu Verletzungen des Arms kommt?

Falls Sie sich Wunden oder Kratzer zugefügt haben, sollten Sie diese großflächig desinfizieren. Tragen Sie für kleinere Verletzungen daher immer ein Desinfektionsspray und eine antibakterielle Salbe bei sich. Cremen Sie Ihre Haut außerdem regelmäßig ein. Sobald Ihr Arm anschwillt, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um mit einer Lymphdrainage und Gegenmaßnahmen zu beginnen.

Lymphödeme nach der Entfernung von Lymphknoten sind seltener geworden als früher. Das liegt an verbesserten, schonenden Operationsmethoden sowie an mehr Wissen über das optimale Verhalten nach einer Entfernung. Dennoch kommen Lymphödeme immer noch regelmäßig vor – können aber in der Regel gut behandelt werden, sowohl über Lymphdrainage und Kompressionsverbände als auch mittels neuer Methoden. Zwar befindet sich die Medizin dabei noch am Anfang, aber es gibt einige Kliniken, die Lymphgefäß -bzw. Lymphknotentransplantationen durchführen oder neue Verbindungen zwischen Lymphbahnen und Venen herstellen, sodass ein Abfluss der Gewebeflüssigkeit ermöglicht wird.

Wie verhalten Sie sich bei einer Lymphknotenentfernung nach einer Prostata-OP richtig?

Bei einer Prostatakrebs-Operation werden ebenfalls häufig Lymphknoten entfernt, was zu Problemen in den Beinen führen kann. Auch nach der Lymphknotenentfernung aus anderen Gründen im Leisten-, Bauch- und Beckenbereich besteht das Risiko, dass Ödeme entstehen können. 

Mit entsprechenden Verhaltensregeln nach einer Lymphknotenentfernung lässt sich vorbeugen:

  • Manuelle Lymphdrainage
  • Kompressionsbehandlung – so empfiehlt sich das dauerhafte Tragen von Kompressionsstrümpfen oder -bandagen
  • Bewegung, wie zum Beispiel gezielte Entstauungsübungen 

Auch im Alltag muss einiges beachtet werden. So sollten Sie Ihre Beine regelmäßig hochlagern, damit die Lymphflüssigkeit zurückfließen kann. Auch Verletzungen der Beine und Füße zu vermeiden, ist essenziell, da diese das Risiko für die Entstehung eines Ödems vergrößern:

  • Gehen Sie nie barfuß, um das Risiko von Verletzungen durch Steine oder Scherben zu verringern.
  • Zu enge oder unbequeme Schuhe können zu Druckstellen und Blasen führen.
  • Hosen sollten nicht einschneiden. 
  • Tragen Sie immer Badeschuhe im Meer, um sich nicht an Steinen, Korallen oder Muscheln zu schneiden. 
  • Tragen Sie lange Hosen bei der Gartenarbeit, um Verletzungen durch Sträucher oder Dornen zu verhindern. 
  • Vorsicht beim Umgang mit Tieren, die beißen oder kratzen können. 
  • Schneiden Sie Ihre Fußnägel vorsichtig und schieben Sie die Nagelhaut nur zurück, anstatt sie zu schneiden. 
  • Injektionen sollten nie in das betroffene Bein gegeben werden. Auch auf Akupunktur sollten Sie verzichten.
  • Operationen am betroffenen Bein sollten nur nach sorgfältigem Abwägen durchgeführt werden, da sie weiteres Lymphgewebe beschädigen. 
  • Nach Blutergüssen oder Knochenbrüchen sollten Sie vermehrt auf die manuelle Lymphdrainage setzen, um Komplikationen zu vermeiden.
  • Auf Sportarten, die gefährlich für die Beine sind, sollten Sie verzichten, darunter Hockey, Fußball oder Skifahren. Auch ruckartige, reißende Bewegung gilt es zu vermeiden. 

Wie können Sie im Alltag das Entstehen von Lymphödemen verhindern?

Im Alltag können Sie mit diesem Verhalten die Entstehung von Lymphödemen verhindern:

  • Stellen Sie das Fußende Ihres Bettes so ein, dass Ihre Beine nachts zehn Zentimeter höher liegen. 
  • Verrichten Sie keine monotonen Arbeiten, bei denen Sie sehr lange am Stück stehen. Ein Wechsel zwischen sitzen und gehen ist besser.
  • Tragen Sie orthopädische Einlagen, falls Sie eine Fehlstellung der Füße haben.
  • Überlasten Sie Ihre Beine nicht und machen Sie Sport in Maßen, indem Sie zum Beispiel Pausen einlegen, wenn Sie eine Ermüdung spüren. Gymnastik, Radfahren, Schwimmen oder Nordic Walking sind gut geeignet.
  • Tragen Sie auch beim Sport (bis auf Schwimmen) Kompressionsstrümpfe, da der Lymphabfluss so gefördert wird und sich weniger Ödemflüssigkeit einlagern kann.
  • Verzichten Sie auf Wellness-Massagen, auch am Rücken. Das Kneten kann die Lymphgefäße zu sehr belasten. 
  • Vermeiden Sie Überwärmung, indem Sie Bade- und Spülwasser auf maximal 32 Grad temperieren und auf Wärmebehandlungen wie Fangopackungen verzichten. 
  • Auch intensive Sonnenbestrahlung sowie Sonnenbrand sind problematisch. 
  • Sauna können Sie ausprobieren, allerdings nur in Maßen und mit kaltem Abduschen danach.
  • Zu intensive Kälte ist ebenfalls problematisch, weshalb Sie im Winter warme Socken und warme Schuhe tragen sollten. 
  • Auf Fußbodenheizungen sollten Sie Schuhe tragen.
  • Ihr Gürtel sollte locker sitzen – alternativ können Sie Hosenträger tragen.
  • Reduzieren Sie Übergewicht. 
  • Trinken Sie ausreichend Wasser, mindestens zwei Liter am Tag. 
  • Alkohol hat eine gefäßerweiternde Wirkung, was nicht nur die inneren Organe, sondern auch die Lymphe zusätzlich belastet. Trinken Sie ihn daher nur in Maßen oder am besten gar nicht. 

Cremen Sie Ihre Beine außerdem regelmäßig gut ein, reagieren Sie bei Fußpilz zügig und behandeln Sie kleine Wunden oder Kratzer direkt mit Desinfektionsmittel. So reduzieren Sie Gesundheitsprobleme so gut es geht.

Müssen Sie sich nach einer Lymphknotenentfernung für immer vorsichtig verhalten?

Sich nach einer Lymphknotenentfernung dieses Verhalten „antrainieren“ zu müssen, klingt nach vielen Entbehrungen. Sie werden aber mit der Zeit merken, was Ihrem Körper guttut und was nicht und wie er auf verschiedene Situationen reagiert. 

Verläuft die Heilung nach einer Lymphknotenentfernung gut und auch nach mehreren Wochen und Monaten haben Sie keine Beschwerden, können Sie nach Rücksprache mit einem Arzt auch wieder mehr machen bzw. müssen auf weniger Dinge achten. Schließlich sind viele Operationsverfahren heutzutage schonender und Lymphödeme treten deutlich seltener auf.  Im Falle einer Infektion am betroffenen Arm sollte diese vom Arzt versorgt werden. Ansonsten tut es Ihnen gut, wenn Sie sich möglichst unbeschwert bewegen.

Fazit: Das richtige Verhalten nach einer Lymphknotenentfernung

Nach einer Lymphknotenentfernung müssen Sie Ihr Verhalten an die neue Situation anpassen, schließlich droht ein Lymphödem, da die Lymphflüssigkeit nicht mehr wie gewohnt abfließen kann. Achten Sie darauf, die betroffenen Gliedmaßen nicht zu überanstrengen, keiner großen Hitze oder Kälte auszusetzen und sich vor Verletzungen zu schützen. Schonen Sie den Arm oder das Bein so gut es geht, aber machen Sie sich nicht verrückt. Sobald Ihr Arm oder Bein anschwillt oder dick wird, sollten Sie zum Arzt gehen und auch kleine Verletzungen sollten Sie direkt sorgsam versorgen. Mit Lymphdrainage oder Kompressionsstrümpfen lassen sich Lymphödeme in der Regel gut behandeln.