Blasenentzündung: Notfall und Notaufnahme oder nicht?

Nieren, Blase, Harnleiter
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Blasenentzündungen, im Fachjargon Zystitis, betreffen hauptsächlich Frauen und können sehr schmerzhaft sein. Die Entwicklung der Symptome kann schnell gehen – bei manchen Frauen sind die Beschwerden so schnell so heftig, dass sie verzweifeln. Insbesondere nachts oder am Wochenende steht dann die Frage im Raum: Ist die Blasenentzündung ein Notfall und ein Fall für die Notaufnahme oder ist das übertrieben?

Welche Symptome hat eine Blasenentzündung und was löst sie aus?

Wenn sich Bakterien in der Harnblase vermehren, führt das zu Schmerzen beim Wasserlassen, zu Schmerzen im Unterbauch und zu einem häufigen Harndrang mit geringen Harnmengen. Harnwegsinfekte entstehen dadurch, dass Bakterien aus der Harnröhre in die Blase hinaufsteigen und dort die Entzündung auslösen. Die Auslöser für eine Zystitis können verschiedene sein:

  • Sitzen auf kaltem Untergrund, was es den Bakterien leichter macht, aufzusteigen.
  • Kalte Füße – dadurch wird die Durchblutung im Beckenbereich reduziert, die Gefäße in den Schleimhäuten ziehen sich zusammen, wodurch eine lokale Abwehrschwäche entsteht.
  • Geschlechtsverkehr – durch die Reibung werden Bakterien, die sich am Übergang zur Scheide am Darmausgang befinden, in die Scheide befördert und können dann über die Harnröhre in die Blase aufsteigen.
  • Flüssigkeitsmangel, der die Schleimhäute austrocknet, wodurch sich Erreger schneller festsetzen und vermehren können.
  • Mangelnde Hygiene – wer auf der Toilette nicht von vorne nach hinten, sondern von hinten nach vorne wischt, verteilt Darmbakterien. 
  • Blasenkatheter – sie stellen ein Einfallstor für Bakterien dar, die sich auf dem Katheter vermehren können.
  • Diabetes mellitus – bei zu viel Zucker im Blut versucht der Körper diesen über den Urin auszuscheiden. Außerdem ist der Körper anfälliger für Infekte.
  • Immunerkrankungen – eine mangelnde Immunabwehr erhöht das Risiko für Harnwegsinfektionen
  • Anatomische Faktoren, die eine vollständige Entleerung der Harnblase verhindern, wodurch sich Bakterien leichter vermehren können.

Meist handelt es sich um Coli-Bakterien, die natürlicherweise in der Darmflora vorkommen, die dann in die Harnröhre gelangen und die Entzündung auslösen. Da die Harnröhre bei Frauen kürzer ist als bei Männern, haben sie häufiger mit Blasenentzündungen zu kämpfen. Doch auch Männer können an Blasenentzündungen erkranken.

Wenn das Wasserlassen und der Unterbauch Schmerzen bereitet, kann eine Blasenentzündung die Ursache sein220 Selfmade studio | Adobe Stock

Wann ist eine Blasenentzündung ein Notfall?

Auch wenn eine Blasenentzündung als sehr schmerzhaft und unangenehm empfunden wird, ist sie in der Regel kein Notfall. Schließlich ist sie nicht lebensbedrohlich, wie ein Herzinfarkt, Schlaganfall oder schwere Verletzungen. Sie kann jedoch so unangenehm sein, dass die Betroffenen sich nach sofortiger Linderung sehnen. 

Tipp

Wer die Schmerzen und Symptome nicht aushält, kann nachts oder am Wochenende die Anlaufpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung aufsuchen. Wo sich diese in der eigenen Stadt befindet, lässt sich über das Internet herausfinden. Diese Praxen sind dafür zuständig, akute Krankheitsfälle, die keine Notfälle sind, außerhalb der Öffnungszeiten von regulären Arztpraxen zu behandeln.

Kann man mit einer Blasenentzündung in die Notaufnahme? 

Es gibt Fälle von Blasenentzündungen, bei denen ein sofortiger Gang die Notaufnahme, falls es Nacht oder Wochenende ist, gerechtfertigt ist:

  • Größere Mengen Blut im Urin
  • Fieber
  • Schüttelfrost
  • Schmerzen im unteren Rücken und unterhalb der Rippen

Bei diesen Symptomen kann es sich um eine Nierenbeckenentzündung handeln, die entsteht, wenn die Bakterien aus der Harnblase in die Niere aufsteigen. Auch für eine Nierenkolik sind diese Symptome mögliche Anzeichen. Sowohl eine Nierenkolik als auch eine Nierenbeckenentzündung gelten als ein Blasenentzündung Notfall und müssen schnellstmöglich behandelt werden, da sonst langfristige Nierenschäden drohen.

Warum sind die Schmerzen nachts schlimmer?

Insbesondere nachts werden die Symptome einer Blasenentzündung als besonders unangenehm wahrgenommen. Nächtlicher Harndrang, im Fachjargon auch als Nykturie bezeichnet, sorgt für Schlafmangel. Das wirkt sich – insbesondere bei immer wiederkehrenden Harnwegsinfektionen – massiv auf die Lebensqualität aus. Ausreichend Schlaf ist nicht nur wichtig für das Wohlbefinden, sondern auch für ein starkes Immunsystem.

Bei Harnwegsinfektionen ist es wichtig, viel zu trinken, die Harnwege durchzuspülen und die Blase regelmäßig zu entleeren. Wer schläft, trinkt weniger, wodurch die Beschwerden sich beim nächsten Wasserlassen intensiver anfühlen können.

Mit welchen Mitteln können Blasenentzündungen selbst behandelt werden?

Wer merkt, dass sich eine Blasenentzündung anbahnt, sollte so schnell wie möglich tätig werden. Beim ersten Zwicken oder Brennen empfiehlt es sich, gegenzusteuern – häufig kann so Schlimmeres verhindert werden.

Zu den Gegenmaßnahmen bei einem akuten Harnwegsinfekt zählt:

  • Sofort viel trinken. Stilles Wasser, Nieren- und Blasentee oder Bärentraubenblättertee sind die erste Wahl. Wer spürt, dass sich eine Blasenentzündung anbahnt, sollte direkt zum Glas oder zur Tasse greifen – insgesamt drei Liter Flüssigkeit pro Tag sollten es sein.
  • Direkt nach der Entleerung der Blase sollte wieder ein Glas Wasser getrunken werden, sodass die Harnwege dauerhaft durchgespült werden.
  • 250 ml Cranberrysaft morgens und abends enthalten viel Vitamin C sowie Gerbstoffe, die verhindern können, dass sich die Bakterien an der Blasenwand anheften und vermehren.
  • Warme Sitzbäder zwei Mal pro Tag, denen Kamille zugesetzt ist. Kamille wirkt entzündungshemmend und die Wärme wirkt schmerz- und krampflösend.
  • Warme Füße kurbeln die Durchblutung an, auch im Beckenbereich. Dadurch wird die Abwehr erhöht.
  • Eine Wärmflasche lindert die Schmerzen und Krämpfe.
  • Ibuprofen und Paracetamol dämpfen nicht nur den Schmerz, sondern wirken auch entzündungshemmend. Ärzte empfehlen dreimal 400 mg Ibuprofen für drei Tage. Doch Achtung: Bevor Sie jetzt zu Ibuprofen greifen – lassen Sie Ihre individuelle Blasenentzündung beim Arzt abklären und fragen Sie ihn nach der Ibuprofen-Therapie. Nicht in jedem Fall ist sie sinnvoll und auch nicht jeder verträgt Ibuprofen.
  • D-Mannose ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich und sorgt dafür, dass Erreger in der Blase nicht „andocken“ können. Mit diesem Mittel, bei dem es sich um einen Einfachzucker handelt, der aus Glucose hergestellt wird, können Blasenentzündungen schonend bekämpft werden. Auch zur Vorbeugung bei wiederkehrenden Harnwegsinfekten kann D-Mannose eingenommen werden. 
  • Pflanzliche Arzneimittel mit Heilpflanzen wie Goldrutenkraut, Rosmarin, Tausendgüldenkraut und Liebstöckelwurzel unterstützen die Heilung zusätzlich. 
  • Wärme, Entspannung und viel Schlaf wirken ebenfalls heilungsfördernd.

Falls die Blasenentzündung nachts beginnt, können diese Hausmittel helfen, die Nacht zu überstehen und die Symptome zu lindern.

Was ist, wenn keines der Hausmittel die Symptome der Blasenentzündung lindert?

Werden die Beschwerden nach zwei bis drei Tagen nicht besser oder kommen Fieber, Nierenschmerzen oder Blut im Urin hinzu, müssen Sie zum Arzt gehen. Auch wenn die Symptome so stark sind, dass Sie es nicht aushalten, können Sie zum Arzt gehen. 

Er untersucht den Urin und kann mit einem Teststäbchen schnell feststellen, ob weiße Blutkörperchen vorhanden sind, die auf eine Entzündung hinweisen. Doch nicht immer reicht dieser Teststreifen aus, sondern üblicherweise wird Urin zentrifugiert und anschließend unter dem Mikroskop auf Ablagerungen überprüft. Diese Methode ist die zuverlässigste, um eine Blasenentzündung zu diagnostizieren.

Es gibt Frauen, bei denen sich die Bakterien so schnell und rasant vermehren, dass jegliches Hausmittel zu spät kommt und nur noch ein Antibiotikum hilft. Auch bei anhaltenden leichten Beschwerden, Blut im Urin oder Nierenschmerzen kommt in der Regel ein Antibiotikum zum Einsatz, das die Erreger bekämpft. Damit bessern sich die Beschwerden in der Regel schnell. Wichtig ist, dass Sie das Antibiotikum so lange nehmen, wie es der Arzt angeordnet hat. Wird es zu früh abgesetzt, kann es zu einer Re-Infektion kommen. Außerdem sollten Sie sich bei einer Blasenentzündung körperlich schonen, Stress vermeiden und dem Körper Ruhe gönnen.

Wichtig

Dieser Artikel ersetzt nicht den Gang zum Arzt und ist kein verbindlicher, medizinischer Ratschlag.

Fazit: Eine Blasenentzündung ist normalerweise kein Notfall, aber dennoch extrem unangenehm

Wer spürt, dass eine Blasenentzündung im Anmarsch ist, sollte damit nicht in die Notaufnahme gehen. Schließlich handelt es sich nicht um einen lebensbedrohlichen Notfall. Häufig lassen sich die Beschwerden mit verschiedenen Hausmitteln bekämpfen. 

Wer die Beschwerden jedoch nicht aushält oder unsicher ist, wie schlimm der Harnwegsinfekt ist, sollte zum Arzt gehen. Nachts und am Wochenende empfiehlt es sich, die Anlaufpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung aufzusuchen. Auch wenn nach zwei bis drei Tagen keine Besserung eingetreten ist, sollten Sie zum Arzt gehen. 

Der Gang in die Notaufnahme ist dann angesagt, wenn Fieber oder Schüttelfrost hinzukommen, sich größere Blutmengen im Urin befinden oder Rückenschmerzen auftreten. Dabei kann es sich um eine Nierenbeckenentzündung oder eine Nierenkolik handeln, was Notfälle sind, die schnellstmöglich behandelt werden sollten.