Ayurveda: Indische Pflanzenheilkunde

Ayurveda: Indische Pflanzenheilkunde
Sonja Birkelbach | Adobe Stock
Inhaltsverzeichnis

Ein ayurvedischer Arzt vertraut ausschließlich auf natürliche Substanzen – vor allem auf pflanzliche Wirkstoffe. Das Ziel seiner Behandlung: Heilen ohne Nebenwirkungen. Dabei erhält jeder Patient individuell auf ihn zugeschnittene Rezepturen.

Wie wirksam die indischen Heilpflanzen sind, zeigen mittlerweile sogar wissenschaftliche Studien: Weihrauch hilft gegen Rheuma und chronische Darmentzündungen und mit „Guggulipid“ können Sie Ihren Cholesterinspiegel deutlich senken.

Eine ayurvedische Behandlung hilft Ihrem Körper, sich selbst zu heilen. Dagegen werden bei schulmedizinischen Therapien lediglich die Symptome gelindert, die Anfälligkeit des Körpers bleibt jedoch erhalten und die Gefahr eines Rückfalls ist dann logischerweise wesentlich höher.

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Die Heilmittel des Ayurveda

Für die Behandlung werden neben ausleitenden Verfahren, die vor allem auf inneren und äußeren Ölanwendungen beruhen, ausschließlich natürliche Arzneimittel eingesetzt:

  • Heilpflanzen
  • tierische Produkte (z. B. Muschelkalk, Honig, Ghee-Butter)
  • mineralische Produkte (z. B. Schieferöl, Eisenoxide)

In der Mehrzahl werden Heilpflanzen verordnet. Diese können Sie in Form von handgedrehten Pillen einnehmen oder sie werden den Ölen beigegeben, mit denen Sie beispielsweise während einer Panchakarma-Kur ausgiebig eingerieben werden.

Auch das Ghee (von Eiweißen und Wasser befreites Butterfett) kann mit Heilkräutern versetzt und zum Trinken verabreicht werden. Insgesamt gibt es im Ayurveda fast 700 verschiedene Pflanzenpräparate, wobei die Palette von Einzelsubstanzen über Dreierkombinationen bis hin zu Mischungen aus über 50 verschiedenen Heilpflanzen (z. B. Chyawanprash) geht.

Welches Heilmittel passt zu Ihnen?

Welche dieser Heilmittel bei Ihnen in Frage kommen, richtet sich ähnlich wie bei der Ernährung nicht nach Ihrer Krankheit, sondern danach, zu welcher Dosha-Konstitution Sie gehören, also ob Sie ein Vata-, Pitta- oder Kapha-Typ sind. Dabei ist das Ziel des Therapeuten, ein Heilmittel für Sie zu finden, das keine Nebenwirkungen hat. Dies ist bei indischen Heilpflanzen durchaus möglich, da sich ihre Wirkungen grundlegend von schulmedizinischen Präparaten, aber auch von vielen bei uns bekannten Heilpflanzen unterscheiden.

Beispielsweise kann durch das pflanzliche Heilmittel „Shankapushpi“ der Blutdruck gesenkt werden. Allerdings wirkt es nur gegen krankhaft erhöhte Werte. Bei gesunden Menschen sinkt der Blutdruck nicht weiter ab. Außerdem gibt es beispielsweise Mittel, die bei Durchfall den Stuhl verfestigen, bei gesunden Menschen jedoch keine Verstopfung auslösen.

Ausschwemmende Mittel wirken gegen Ödeme, haben aber bei gesunden Menschen keine harntreibende Wirkung. Da die Rezepte jeweils individuell erstellt werden, bleibt eine Behandlung mit ayurvedischen Heilpflanzen stets einem erfahrenen Therapeuten vorbehalten.

Ayurvedische Gewürze
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Guggul: Die ayurvedische Wunderpflanze

Eine weitere sehr wirksame Heilpflanze aus dem Ayurveda ist das Guggul (Commiphora mukul), ein naher Verwandter der Myrrhe. Ein Extrakt aus dem Harz der Pflanze mit dem Namen Guggulipid ist ein natürlicher Wirkstoff zur Senkung des Cholesterinspiegels. Seine Inhaltsstoffe aktivieren Rezeptoren in der Leber, die dem Blut vor allem das „schlechte“ LDL-Cholesterin entziehen.

In einer Studie der Universität Moradabad in Indien aus dem Jahre 1994 wurden 60 Patienten, die an erhöhten Cholesterinwerten litten, ein halbes Jahr lang mit Guggulipid (zweimal täglich 50 mg) behandelt. Dadurch konnte der Wert des schädlichen LDL-Cholesterins um durchschnittlich 12,5 Prozent gesenkt werden. Die Neutralfette nahmen um 12 Prozent ab. Der Wert des „guten“ HDL-Cholesterins blieb dagegen unverändert. In einer Kontrollgruppe, die lediglich ein Scheinmedikament (Placebo) erhalten hatte, ergaben sich keinerlei Veränderungen der Blutfettwerte.

Guggul punktet mit guter Verträglichkeit

Die Verträglichkeit des indischen Harzes ist im Vergleich zu synthetischen Blutfettsenkern (z. B. Statinen) ausgesprochen gut. Ganz selten wurden Hautausschlag, Kopfschmerzen, Durchfall oder Magenverstimmungen beobachtet. Nehmen Sie das Guggulipid dennoch nicht auf eigene Faust ein, sondern besprechen Sie den Einsatz stets mit Ihrem Therapeuten. Im Handel sind neben dem Extrakt Guggulipid (Monatsbedarf etwa 20 €) auch Präparate, die das ursprüngliche (unverarbeitete) Harz enthalten. Diese sollten Sie jedoch nicht anwenden, weil die Nebenwirkungen durch die im Harz noch vorhandenen Zusatzstoffe stärker sein können.

Die Beispiele Weihrauch und Guggulipid zeigen, dass die alte indische Heilkunst sich keinesfalls hinter den Produkten der Pharma-Industrie verstecken muss. Bei vielen Mitteln steckt die Forschung noch in den Kinderschuhen, doch der reichhaltige Heilpflanzenschatz des Ayurveda wird uns sicher noch weitere Überraschungen bescheren.

Ashwagandha: Die Pflanze gegen Stress und Bluthochdruck

Wenn Sie schon bald wieder von der gefürchteten Frühjahrsmüdigkeit heimgesucht werden, ist die Ashwagandha, ein bei uns fast unbekanntes Heilkraut aus Indien, sehr empfehlenswert. Dort schwören sogar überarbeitete Manager auf seine Anti-Stress-Wirkung. Aber die Pflanze kann noch mehr: 

  • Sie senkt den Blutdruck. 
  • Sie baut Ängste ab. 
  • Sie stärkt sogar Ihre Abwehrkräfte. 

Die jahrtausendealte indische Medizin des Ayurveda ist in der westlichen Welt vor allem durch ihre entspannenden Ölmassagen bekannt. Doch die Heilkunst kennt auch sehr wirksame Heilpflanzen – am häufigsten verordnen die traditionell arbeitenden Ärzte in Indien die Ashwagandha. Sie ist in Indien genauso beliebt wie in China der Ginseng und hat auch etwa die gleichen stärkenden und aufbauenden Effekte. 

Da in Europa insbesondere ihre beruhigende Wirkung bekannt ist, wird Ashwagandha auf Deutsch auch als Schlafbeere bezeichnet. Doch ihr Einsatzgebiet ist nicht nur darauf beschränkt. 

Bei diesen Beschwerden kann Ihnen Ashwagandha helfen

Genau wie Ginseng oder die chinesische Heilpflanze Jiaogulan gehört Ashwagandha (lat. Wi thania somnifera) zu den sogenannten Adaptogenen. Solche Heilpflanzen helfen Ihrem Organismus, sich leichter an Stresssituationen anzupassen (zu adaptieren). Sie haben eine aufbauende Wirkung auf viele Körperfunktionen. Beispielsweise hemmen sie die Produktion von Stresshormonen und fördern gleichzeitig deren Abbau. 

Adaptogene sorgen außerdem dafür, dass Blutzucker schneller in die Körperzellen aufgenommen wird, wodurch die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit steigt. Gleichzeitig erhöht sie den Serotoninspiegel. 

Da dieser Nervenbotenstoff auch zur Entspannung der Blutgefäße führt, sinkt der Blutdruck. Kein Wunder, dass gestresste Manager in Indien eher auf Ashwagandha-Wurzeln schwören und weniger auf aufputschende oder beruhigende Pillen. 

Die Schlafbeere gegen Ängste

Verantwortlich für die zahlreichen Wirkungen sind die in der Pflanze enthaltenen Withanoside. Sie bestehen aus langkettigen Zuckermolekülen (Glykosiden). Dass ihre beruhigende Wirkung zudem gegen Angststörungen genutzt werden kann, zeigte 2009 eine Studie der kanadischen Hochschule für Naturheilkunde in Toronto. 

Insgesamt 41 Angstpatienten nahmen 12 Wochen lang täglich 300 mg Ashwagandha-Extrakt ein. In einer Kontrollgruppe erhielten 40 weitere Angstpatienten lediglich eine herkömmliche Psychotherapie. 

Das Ergebnis: In der naturheilkundlich behandelten Patientengruppe gingen die Angststörungen um durchschnittlich 57 % zurück (in der Psychotherapiegruppe lediglich um 30%). 

Immunsteigernder Effekt von Ashwagandha

Ein immunsteigender Effekt wurde im Jahr 2009 am National College of Natural Medicine in Portland/USA nachgewiesen. 

Die tägliche Einnahme von 450 mg Ashwagandha-Extrakt hatte dort bei 25 Versuchspersonen die Bildung der Lymphozyten und der natürliche Killerzellen angeregt. Beide Zelltypen des Immunsystems sind für die Abwehr von Krankheitserregern entscheidend. 

FazitAshwagandha ist ein echtes „Allround-Talent“ der Naturmedizin, das zu Recht auch außerhalb des Ayurveda immer beliebter wird. 

Und so einfach wenden Sie Ashwagandha an

Präparate: Ashwagandha-Extrakte erhalten Sie als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Kapseln oder Tabletten in Drogerien und Apotheken. 

Hinweise zu Einnahme von Ashwagandha 

  • Nehmen Sie einmal täglich 450 mg Ashwagandha-Extrakt ein. 
  • Spüren Sie nach 4 bis 6 Wochen keine Besserung Ihrer Beschwerden, erhöhen Sie die Dosis schrittweise auf maximal 900 mg täglich. 
  • Neben- oder Wechselwirkungen mit anderen Präparaten sind nicht bekannt. 

Rezept für Ashwaganda-Tee

Anwendungsgebiete: hoher Blutdruck, Stress, sexuelle Unlust und Frühjahrsmüdigkeit 

Getrocknete Wurzeln der Pflanze oder das zermahlene Pulver daraus sind vor allem in Tee-Fachgeschäften erhältlich. 

  1. Kochen Sie 1 Liter Wasser auf. 
  2. Lassen Sie das Wasser mindestens 1 Minute abkühlen, um die wertvollen Inhaltsstoffe von Ashwagandha nicht zu zerstören. 
  3. Gießen Sie 2 bis 3 TL zermahlene Ashwagandha-Wurzel mit dem warmen (nicht kochendem!) Wasser auf. 
  4. Lassen Sie den Tee 5 bis 10 Minuten ziehen. 
  5. Seihen Sie ihn dann ab. 

Trinken Sie davon 2 bis 3 Tassen über den Tag verteilt. 

Ashwagandha-Schlafmilch für einen guten Schlaf

Anwendungsgebiete: Schlafstörungen, innere Unruhe und Angststörungen. 

  1. Geben Sie 1 TL Ashwagandhawurzeln in 0,25 Liter Vollmilch. 
  2. Lassen Sie den Ansatz langsam aufkochen. 
  3. Seihen Sie die Milch durch ein Sieb ab. 
  4. Geben ½ TL Honig dazu.

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